Kompendien Psychologische Diagnostik Band 5 Motivationsdiagnostik von Prof. Dr. Falko Rheinberg. Prof. Dr. Franz Petermann und Prof. Dr.
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- Dominik Jacob Bieber
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2 Kompendien Psychologische Diagnostik Band 5 Motivationsdiagnostik von Prof. Dr. Falko Rheinberg Herausgeber der Reihe: Prof. Dr. Franz Petermann und Prof. Dr. Heinz Holling
3 Motivationsdiagnostik von Falko Rheinberg Hogrefe Göttingen Bern Toronto Seattle Oxford Prag
4 Prof. Dr. Falko Rheinberg, geb Studium der Psychologie in Innsbruck und Bochum Promotion Habilitation Professor für Pädagogische Psychologie und Psychologische Interventionsmethoden am Psychologischen Institut der Universität Heidelberg. Seit 1995 Professor für Allgemeine Psychologie II am Institut für Psychologie an der Universität Potsdam. Forschungsschwerpunkt: Motivationspsychologie und ihre Anwendung. Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG Göttingen Bern Toronto Seattle Oxford Prag Rohnsweg 25, Göttingen Aktuelle Informationen Weitere Titel zum Thema Ergänzende Materialien Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Satz: Grafik-Design Fischer, Weimar Gesamtherstellung: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten Printed in Germany Auf säurefreiem Papier gedruckt ISBN
5 Für Antje
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7 Vorwort der Herausgeber Die Methoden der Psychologischen Diagnostik dienen der Erhebung und Aufbereitung von Informationen, um begründete Entscheidungen zu treffen. Heute bietet die Psychologische Diagnostik ein großes Spektrum an Erhebungsverfahren, das von systematischen Ansätzen zur Befragung und Beobachtung bis zum Einsatz psychometrischer Tests und physiologischer Methoden reicht. Immer schwieriger wird die gezielte Auswahl geeigneter Verfahren und die Kombination verschiedener Ansätze im Rahmen einer ökonomischen Diagnosestrategie. Unsere neue Buchreihe möchte aktuelles Wissen über diagnostische Verfahren und Prozeduren zur Weiterentwicklung der Psychologischen Diagnostik zusammenstellen. Wir als Herausgeber der neuen Buchreihe erwarten, dass zukünftig die Kompetenzen der Psychologischen Diagnostik verstärkt nachgefragt werden. Es handelt sich hierbei um Basiskompetenzen psychologischen Handelns, denen in den letzten beiden Jahrzehnten im deutschen Sprachraum relativ wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Zukünftig sollten Problemanalysen und Problemlösungen vermehrt auf dieses gut fundierte Fachwissen der Psychologie zurückgreifen. Die einzelnen Bände dieser Reihe konzentrieren sich jeweils auf spezifische psychologische Themengebiete wie zum Beispiel Depression oder Aufmerksamkeit. Durch diese Spezifikation können diagnostische Fragen im Rahmen der einzelnen Themen intensiver als in der Standardliteratur abgehandelt werden. Zudem kann eine engere Verbindung zwischen theoretischen Grundlagen und den diagnostischen Fragestellungen erfolgen. Diese Reihe möchte dem Praktiker eine Orientierung und Vorgehensweisen vermitteln, um in der Praxis eine optimale Diagnosestrategie zu entwickeln. Kurzgefasste Übersichten über die aktuellen Trends, praxisnahe Verfahrensbeschreibungen und Fallbeispiele erleichtern auf verschiedenen Ebenen den Zugang zum Thema. Ziel der Reihe ist es somit, die diagnostische Kompetenz im Alltag zu erhöhen. Dies bedeutet vor allem diagnostische Entscheidungen zu verbessern, Interventionsplanungen besser zu begründen und in allen Phasen der Informationsgewinnung die Praxiskontrolle zu optimieren. 7
8 Unser Anspruch besteht darin, bestehende Routinen der Psychologischen Diagnostik kritisch zu durchleuchten, Bewährtes zu festigen und neue Wege der Diagnostik, zum Beispiel im Rahmen computerunterstützter Vorgehensweisen und neuerer testtheoretischer Ansätze, zu etablieren. Mit unserer Buchreihe möchten wir in den nächsten Jahren schrittweise und systematisch verschiedene Anwendungsbereiche der Psychologischen Diagnostik bearbeiten. Pro Jahr sollen zwei bis drei Bände publiziert werden, wobei jeder Band zirka 120 Druckseiten haben soll. Folgende Bände sind in Vorbereitung: Forensisch-psychologische Diagnostik Intelligenzdiagnostik Angstdiagnostik Die Reihe startete mit Fragestellungen der Klinischen Diagnostik und wird sich schrittweise auf andere Gebiete erweitern. Wir wünschen hierzu einen intensiven Austausch mit unseren Lesern. Bremen und Münster, im Januar 2004 Franz Petermann und Heinz Holling 8
9 Inhaltsverzeichnis Vorwort Einführung Anlässe zur Motivationsdiagnostik im Alltag Professionelle Motivationsdiagnostik Gegenstand dieses Buches Ziele des Buches Ein Analyseschema zur Motivationsdiagnostik Das Grundmodell Das leitende Diagnoseschema Die Erfassung motivationsrelevanter Tätigkeitsqualitäten Theoretische Annahmen Bestimmung der Attraktivität einer Tätigkeit Die Persönliche Hitliste (PH) Fachspezifische Tätigkeitsanreize (PMI-GT) Befindlichkeit im Tätigkeitsvollzug Die Erlebens-Stichproben-Methode (ESM) Die Erfassung des motivationsrelevanten Befindens mit PANAVA Flow-Erleben: Die Erfassung eines besonderen Zustandes (FKS) Motivation über den Zweck oder die Tätigkeit: Die AF-Skala Interviewleitfaden zur qualitativen Analyse Interesse als besondere Determinante des Tätigkeitserlebens
10 3.6.1 Positives Erleben als Merkmal der Interessenhandlung Klassische Interessentests Der Fragebogen zum Studieninteresse (FSI) Bewertung und Ausblick Motivation über fremdkontrollierte Anreize Eingrenzung des Diagnosegegenstandes Konzeptionelle Verankerung Academic Motivation Scale Fremdbewertungsanreize im PMI Fremdbewertungsanreize im Einzelinterview Bewertung und Ausblick Diagnose von Handlungsergebnissen Führt die Aktivität zu einem Ziel? Subjektive Zielstruktur Bewertung und Ausblick Die Attraktivität von Handlungsergebnissen ihre direkte und indirekte Erfassung Theoretische Annahmen Kontext- und episodenspezifische Anreizexplorationen: Beispiele für Interviews und adaptierte Fragebögen Modellgeleitete Anreizinterviews: Verübte Straftat als Beispiel Episodenspezifische Fragebögen: Vorbereitung auf eine Klassenarbeit als Beispiel Zielorientierung: Die Bevorzugung ausgewählter Ergebnisfolgen beim Lernen Das theoretische Konstrukt SELLMO: Ein standardisiertes Verfahren zur Erfassung der Zielorientierung Fragebögen zur Erfassung motivationaler Selbstbilder Leistungsmotivationsfragebögen Kombinierte Fragebogenverfahren
11 6.5 TAT zur Erfassung basaler (impliziter) Motive Theoretische Grundlagen Die Technik des TAT-Verfahrens TAT zur Leistungsmotivation Multi-Motiv-TAT von Winter (1991) Bewertung des TATs Die GITTER-Technik zur Motivmessung Die Charakteristik des semiprojektiven Verfahrens Das LM-Gitter Das Multi-Motiv-Gitter MMG Ein Fragebogen zur aktuellen Motivation (FAM) Bewertung und Ausblick Erreichbarkeit von Handlungsergebnissen: Wirksamkeitserwartungen und Fähigkeitseinschätzungen Theoretische Annahmen Erfassung aktueller Erfolgserwartung (AE) Erfassung bevorzugter Erfolgswahrscheinlichkeiten (Zielsetzung im Labyrinthspiel, ZS-L) Die Erfassung von Selbstwirksamkeitserwartungen Allgemeine Selbstwirksamkeitserwartung Fragebogen zur Kompetenz- und Kontrollüberzeugung (FKK) Selbstkonzept der intellektuellen Fähigkeiten Das theoretische Konzept Das Selbstkonzept der Begabung (SKB-Fragebogen) Die Erfassung des schulischen Selbstkonzeptes (SESSKO) Bewertung und Ausblick Willensdefizite und selbstbeherrschte Zielaktivität Theoretische Grundlagen: Motivation und Wille Beispiel: Selbstregulationsprobleme im Fach Mathematik Handlungs- vs. Lageorientierung (HAKEMP) Verhaltensnahe Diagnostik einzelner Selbstregulationskomponenten: Der SRKT-K
12 8.5 Habituelles Vermeiden von Anstrengung als Selbstregulationsproblem Das theoretische Konzept Der Anstrengungsvermeidungstest (AVT) Bewertung und Ausblick Anwendungsaspekte der Motivationsdiagnostik Das Diagnoseschema und die Verfahrensauswahl in diesem Band Zur Funktion des Diagnoseschemas Zur Verfahrensauswahl Motivationsdiagnostik im Einzelfall Abklären von Problemfällen Prognosen Motivationsdiagnostik auf der Gruppenebene Praktischer Einsatz des Diagnoseschemas Ein Beispiel Das diagnostische Vorgehen Das Diagnoseschema im Explorationsgespräch Die Testsitzung Bewertung und Ausblick Literatur Anhang: Vergleichskennwerte Testverzeichnis
13 Vorwort Motivation ist eín Erklärungskonzept, das sowohl in der professionellen als auch in der alltäglichen Psychologie häufig herangezogen wird. Dies gilt insbesondere dann, wenn etwas vom Erwarteten oder Üblichen abweicht: Der Schüler schreibt schlechte Klassenarbeiten, obwohl er in dem Fach als begabt gilt; die Sportlerin geht im heutigen Wettkampf über ihre Grenzen hinaus. Wenn man solche Sachverhalte nicht immer nur wortreich bereden und mit anspruchsvollen Begriffen versehen will, stellt sich die Aufgabe, Motivation genauer zu erfassen und verfahrensgestützt zu bestimmen. Dazu gibt es eine große Zahl unterschiedlichster Einzelverfahren. Es fehlt aber ein Werk, das die Motivationsdiagnostik zum eigenen Thema macht und damit eine Orientierung und systematische Anwendung ermöglicht. erstellt von ciando Das überrascht, weil wir in der psychologischen Beratung, in der Interventions- und Therapieplanung, aber auch in der Evaluation und Prognose, ja sogar in der experimentellen Forschung zu Recht immer wieder auf motivationspsychologische Konzepte zurückgreifen. Statt dann den einen oder anderen Fragebogen, den man kennt oder der gerade in Publikationsmode ist, schnell einmal einzusetzen, wäre es viel professioneller, das interessierende Motivationsproblem zunächst systematisch zu spezifizieren, um dann von einer höheren Plattform aus gezielt ausgewählte Verfahren bzw. Verfahrenskombinationen anzuwenden. Da dazu ein eigenes Werk bislang fehlte, erschien mir dieses Buch zur Motivationsdiagnostik als eine lohnende und in sich reizvolle Aufgabe. Die Aufgabe erwies sich allerdings als etwas schwierig. Es stellte sich nämlich schnell heraus, dass es unbefriedigend bliebe, häufige Motivationsprobleme zu benennen, um dann die Verfahren zu beschreiben, die man jeweils zur Problemindizierung einsetzen könnte. Solche einfachen und schnell formulierbaren Zuordnungen von Problem und Messinstrument scheiden in der Motivationsdiagnostik deshalb aus, weil dasselbe Motivationsproblem (z. B. Frank macht keine Hausaufgaben, obwohl er könnte und müsste. ) auf ganz unterschiedliche Motivationsbedingungen zurückgehen kann. Von daher musste erst ein übergeordnetes Diagnoseschema zum Motivationsprozess geschaffen werden, das die Spezifizierung des jeweiligen 13
14 Einzelfalls erlaubt und dann den Einsatz der einzelnen Verfahren steuert. Ich habe versucht, ein solches Schema mit einer Frage-Antwort-Sequenz zu schaffen. Diesem Diagnoseschema sind dann jeweils Verfahren zugeordnet, die die Leser in deutschsprachigen und leicht zugänglichen Versionen einsetzen können. Damit ich zu den einzelnen Verfahren den aktuellen Stand sowie Vergleichswerte mitteilen konnte, musste ich viele Kollegen um Unterstützung bitten, denen ich an dieser Stelle für ihre Zuarbeit und Beratung herzlich danke: PD DR. J. Abel, Dr. S. Aellig, Prof. Dr. J. Brunstein, Dr. K. Pöhlmann, Dr. R. Puca, Prof. Dr. U. Kleinbeck, Prof. Dr. G. Krampen, Prof. Dr. A. Krapp, Prof. Dr. J. Kuhl, Dr. T. Langens, Prof. Dr. W.-U. Meyer, W. Rollett, Prof. Dr. D. H. Rost, Prof. Dr. U. Schallberger, Prof. Dr. U. Schiefele, Prof. Dr. H.-D. Schmalt, Prof. Dr. K. Sokolowski, Prof. Dr. K. P. Wild. Danken möchte ich auch meinen Potsdamer Mitarbeitern, die an dem Manuskript konstruktiv und kritisch beteiligt waren: S. Engeser, B. Frenz, Dr. B. Lund, PD Dr. R. Vollmeyer und M. Wendland. Potsdam, im September 2003 Falko Rheinberg 14
15 1 Einführung 1.1 Anlässe zur Motivationsdiagnostik im Alltag Werden Probanden über längere Zeit dazu aufgefordert, auf ein Signal hin das aufzuschreiben, womit sie gerade beschäftigt sind (Erlebens-Stichproben-Methode), so trifft man sie bei den unterschiedlichsten Aktivitäten an (Pfister, 2002; Schallberger, 2000). Ganz selten findet man sie aber in Phasen, in denen sie gründlich darüber nachdenken, warum oder wozu jemand gerade etwas tut. Das ist nicht weiter verwunderlich. In der Regel liefern uns ja schon der Kontext und Besonderheiten der Handlungsausführung die Art von Informationen zum Handeln unserer Mitmenschen, die uns genügen. Sie sagen uns, was jemand wohl gerade erreichen will und was evtl. seine Handlung in Gang gesetzt haben mag. Jemand, der schnell durch einen Bahnhof läuft, will wohl noch einen knappen Anschlusszug erreichen. Jemand, der nach dem Ober ruft, will wahrscheinlich etwas bestellen, zahlen oder eine Beschwerde vorbringen. Welche der drei Möglichkeiten im letzteren Fall zutrifft, ließe sich umgehend feststellen, sobald man wenige Worte des sich anschließenden Gespräches registrieren würde. Sofern wir so etwas im Alltag überhaupt beachten, reichen uns solche Schnelldiagnosen zu den Handlungszielen unserer Mitmenschen gewöhnlich aus, um das soziale Geschehen um uns herum hinreichend verständlich und vorhersehbar zu machen. Warum oder wozu jemand sein offenkundiges Ziel verfolgt, wie schlimm es für ihn wäre, wenn er sein Ziel verfehlte, wie sicher er sich ist, dieses Ziel noch erreichen zu können, ob er sich zur Aktivität überwinden muss oder im Gegenteil mit viel Freude bei der Sache ist all das interessiert uns nicht, wenn wir im Beispiel von eben jemanden schnell durch einen Bahnhof laufen sehen. Die Sache ist uns nicht wichtig genug und da reicht uns die Unterstellung eines plausiblen Handlungsziels meist völlig aus. Schnelldiagnosen im Alltag Diese Strategie der oberflächlichen Schnelldiagnose gilt übrigens nicht nur für das Verhalten anderer, sondern auch für das eigene. Wer denkt schon ständig darüber nach, wozu man das momentane Handlungsziel verfolgt und was man sich von seiner Erreichung letztendlich verspricht? Das scheint im geordneten Alltag meist hinreichend klar und man ist mit der Regulation oder Planung seiner Aktivität viel zu sehr beschäftigt, als dass man sich mit 15
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