3 2011 Zeitschrift der Sächsischen Israelfreunde e. V. www.zum-leben.de



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Markus 13, Wie ist es, wenn die Welt aufhört? Und wenn die neue Welt von Gott anfängt.

Transkript:

le-châjim 3 2011 Zeitschrift der Sächsischen Israelfreunde e. V. www.zum-leben.de Grab Samuels

Editorial Inhalt 2/2011 5 Andrea Messig-Wetzel Das neue Lied der Hoffnung 6 Lothar Klein Biblisches Wort 8 Lothar Klein/Wilfried Gotter Mit den Feinden Israels ist bei Gott kein Staat zu machen! 12 Ulrich W. Sahm Was wollen eigentlich die Palästinenser? 13 Ulrich W. Sahm Türkei reduziert diplomatische Beziehungen mit Israel 14 Johannes Gerloff Friedensinitiative als Beruhigungsmittel 15 Carmen Matussek Nahostkonflikt bei Wikipedia 16 Johannes Gerloff Ein Zwischenruf zu Jochen Vollmers Nationalgott 17 Johannes Gerloff Unheilige Allianz gegen Israel 18 Johannes Gerloff Internationale Konflikte im Wandel 20 Benjamin Weinthal Durban III 22 Dr. Arnold Fruchtenbaum Die arabischen Staaten in der Prophetie 26 Christa Behr Begegnungen mit Holocaustüberlebenden in ehemaligen Vernichtungslagern 28 Ulrich W. Sahm Die finsterste Figur der deutsch-jüdischisraelisch-palästinensischen Geschichte 30 Heinz Reusch Interview mit Yehuda Lavie 32 M. Breckner»Christen gemeinsam für Israel«33 Ulrich W. Sahm Gilad Schalit 34 Lothar Klein Junge Welt und alter Geist oder wie antifaschistisch ist Die Linke?! 37 Johannes Gerloff Jerusalems neue Straßenbahn 38 Johannes Gerloff Lösung für die Wassernot in Nahost 40 Altbischof Prof. Ulrich Wilckens Irrlehren in der Volkskirche 44 Werner Hartstock Israelreisen Im Schatten deiner Flügel finde ich zuflucht, bis das Unheil vorübergeht. (Psalm 57,2) Liebe Israelfreunde, Der österreichische Schriftsteller Peter Rosegger schrieb vor über 130 Jahren folgendes kleines Gedicht: Ein bisschen mehr Friede und weniger Streit, ein bisschen mehr Güte und weniger Neid, ein bis ein bisschen mehr Liebe und weniger Hass, ein bisschen mehr Wahrheit das wäre doch was. Hier wird mit einfachen Worten eine Sehnsucht zum Ausdruck Gebracht, die viele normale einfache Menschen in ihrem Herzen haben. Damals wie heute, ob im Nahen Osten oder anderswo. Etwa 1860 war noch nichts von einem Staat Israel und einem Nahostkonflikt zu sehen. Die ersten Juden machten sich wegen der Pogrome aus dem zaristischen Russland auf, um teilweise zu Fuß in das Land ihrer Väter zu gelangen. Auch der Zionismus als Bewegung war noch nicht geboren. 1948 entstand Israel wieder innerhalb eines Tages. Beim Propheten Jesaja lesen wir hierzu: Wer hat so etwas je gehört, wer hat dergleichen je gesehen? Wird ein Land an einem einzigen Tag zur Welt gebracht? (Jesaja 66,8) Inzwischen existiert Israel seit 63 Jahren wieder und kämpft oftmals einen einsamen Kampf inmitten einer feindlichen Umgebung. Trotzdem bleibt das neue Israel das größte Wunder des vergangenen Jahrhunderts. Die Hoffnung auf Frieden unter den Menschen ist groß, und man würde für Frieden viele Kröten schlucken. Doch alles was bisher versucht wurde, hat nicht funktioniert. Die Parole Land für Frieden ist durch die Abgabe des Gazastreifens endgültig ad absurdum geführt. Seither haben tausende Raketen die angrenzenden Orte Israels getroffen. Das Attentat vom 18. August nahe Eilat macht erschreckend deutlich, dass der Böse mit allen möglichen Mitteln versucht, Israel zu schädigen. Die sinnlosen Anschläge zeigen uns, dass wir es hier mit bösen und dämonischen Mächten zu tun haben, die genau wissen, dass mit der Rückholung der Juden nach Israel die letzte Phase der Zeit vor dem Kommen des Messias eingeleitet ist und damit auch ihre Stunde bald geschlagen hat. Wenn Sie also verstehen wollen was in Israel und im Nahen Osten geschieht, gibt es nur eine zuverlässige Informationsquelle: Nicht die Medien, da diese von Menschen gemacht werden und oftmals sehr, sehr unzuverlässig sind, sondern vielmehr die Bibel, das Wort Gottes. Die Bibel ist viel aktueller als die Zeitungen und anderen Medien, denn all diese sagen nur, was gestern geschah. Die Bibel hingegen sagt uns, was in der kommenden Zeit geschehen wird. Anders gesagt, wenn man in dieser Zeit nach vorne schaut, dann ist es düster. Ich denke hier nur an all die Zukunftsprognosen der Wirtschaftinstitute, die Schuldenberge der Nationen, den Terror in der Welt. Die Liste könnte noch lange fortgesetzt werden. Doch wenn man nach oben schaut, dann ist es hell! Gerade, als ich diese Zeilen geschrieben habe, kam eine E-Mail von Elishewa Damkani aus Israel, mit einem Bild, das ich sehr ermutigend finde. Das Bild bringt sehr deutlich zum Ausdruck, dass wir dem Wort Gottes total vertrauen können: Eine Taube bedeckt mit ihren Flügeln schützend ihr Junges Geborgenheit! In Psalm 57,2 steht: Im Schatten deiner Flügel finde ich Zuflucht, bis das Unheil vorübergeht. Oder hören wir Psalm 91,1+2: Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht, mein Gott auf den ich hoffe. Diese Hoffnung drückt der Prophet Sacharja so aus: Der Herr wird König sein über alle Lande. Zu der Zeit wird der Herr der einzige sein und sein Name der einzige. (Sacharja 14,9) Ich hoffe, wir werden in diesem Sinne zu einer GmbH einer Gesellschaft mit begründeter Hoffnung! Mit einem herzlichem Schalom aus der Geschäftsstelle grüßt Sie/Euch Wilfried Gotter P.S.: Es wird keinen funktionstüchtigen Palästinenserstaat geben, warum wohl? 2 ZUM LEBEN

In eigener Sache In eigener Sache! Ein herzliches Dankeschön für alles Beten und Spenden in der Sommerzeit! Wir befinden uns in den Vorbereitungen für mehrere Projekte, die in naher Zukunft auf uns zukommen, so Gott will und wir leben. 1. Da ist unser Zentrum in Reichenbach! Ab September 2011 wird es immer am 3. Freitag des Monats dort einen Gebets- und Bibelabend geben. Wir beginnen jeweils um 19.30 Uhr, und alle Israelfreunde, die in der Nähe von Reichenbach wohnen, sind herzlich eingeladen, daran teilzunehmen. Für 2011 sind dies der 16.9., 21.10., 18.11. und der 16.12.2011. Gäste von weiter her sind natürlich auch herzlich willkommen. Damit wir im kommenden Jahr das Zentrum eröffnen können, sind noch einige Umbauarbeiten nötig. Auch die Modelle sind noch nicht fertig und Matthias Hampel als der, der diese große Arbeit übernommen hat, braucht unsere Gebetsunterstützung. Auch Werner Hartstock, unser 2. Vorsitzender aus Reichenbach, braucht noch so manche Unterstützung vor Ort von Geschwistern in der Nähe. Setzen Sie sich ganz einfach mit ihm in Verbindung. Telefon: 03765-71 98 51 2. Unsere Handwerkereinsätze in Israel haben wir neu geordnet. In der Zeit von November 2011 bis März 2012 wird es Einsätze am laufenden Band geben. Die Teams in Israel werden nicht mehr so groß sein, maximal acht Leute. Aber die Kontinuität und die Pflege von Beziehungen vor Ort und auch untereinander wird dadurch hoffentlich noch besser werden. Michael Sawitzki mit seinem Team ist für die Einsätze der Ansprechpartner. Telefon: 037202-25 49 3. Die Vorbereitungen für unsere 16. Sächsische Israelkonferenz in Reichenbach vom 17.-20.Mai 2012 laufen auf Hochtouren. Wir brauche vor Ort noch eine ganze Menge Mitarbeiter. Ein paar Höhepunkte verrate ich schon mal. Es wird nicht nur die Einweihung des Kerns unseres Zentrums geben. Wir werden auch eine zusätzliche Ausstellung in einem anderen Gebäude in Reichenbach mit Sahra Atzmon sowie eine Ausstellung von Hartmut Petersohn im Rathaus haben. Außerdem gibt es ein Konzert auf der Freilichtbühne und viele hochkarätige Referenten werden zu hören sein, wie: Johannes Gerloff, Rabbi David Nekrutmann aus Efrat, Tass Saada, die Gruppe Son, Wind and Reign u.v.a.m. 4. Am 23. Oktober 2011 fi ndet der 2. Gesamtdeutsche Israelkongress in Frankfurt/ Main statt. Lesen sie die Einladung hierfür. Jeder, der teilnehmen will, muss sich aus Sicherheitsgründen persönlich unter www.israelkongress.de anmelden. 5. Um unsere gewachsene und vielfältiger gewordene Arbeit fi nanzieren zu können, müssen wir stiften gehen! Wir haben über die Gestaltung der Finanzierung gebetet und beraten und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die Gründung einer Stiftung die solideste Grundlage bietet die Stiftung Zum Leben der Sächsischen Israelfreunde. Näheres gibt es dazu im nächsten LeChaim. Auf alle Fälle wird dabei auch die Zusammenarbeit mit unseren jüdischen Freunden vom Shalom e.v. eine Rolle spielen. Lesen sie dazu die folgenden Zeilen von Uwe Dziuballa: Bewahren und erneuern Uwe Dziuballa, Chemnitz Seit dem 15.03.2000 begrüßt das SCHA- LOM-Restaurant seine Gäste in Chemnitz. Nachdem am Eröffnungsabend einige Leute der Meinung waren, dass es uns keine zwei Monate geben wird, haben wir doch einiges mehr an Zeit in der Chemnitzer Restaurant- Geschichte geschrieben. Das SCHALOM hat bis September 2011 ca. 85.700 Gäste bewirtet und dabei vielen Fragen beantworten können. So unterschiedlich die jeweiligen Themen auch waren, es begann fast immer mit: Also was ich schon immer wissen wollte...? Nach dem Auf und Ab der ersten Jahre stabilisierte sich die Entwicklung des Chemnitzer SCHALOM-Restaurants, so dass wir von Mai bis Oktober durchschnittlich ca. 22 und von November bis April ca. 34 Gäste täglich bewirten dürfen. Unsere jetzige Einrichtung mit 98 Sitzplätzen ist dafür allerdings mehr als überdimensioniert. In den letzten Jahren suchten vor allem sehr viele Nicht-Chemnitzer das Restaurant gezielt auf. Nach dem Essen bedauerten sie stets sehr, dass es so eine Einrichtung in ihrer Stadt nicht gibt. Deshalb reifte bei uns der Gedanke, mit unserem Konzept in verschiedenen Städten präsent zu sein. Nun stehen wir vor einer ersten, sehr großen Herausforderung. Wenn wir unser Konzept in anderen Städten umsetzten wollen, dann müssen wir in Chemnitz präsent bleiben, um als Vorbild zu wirken. Deshalb haben sich mein Bruder und ich vor vier Monaten entschlossen, an einem anderen, nahen Standort ein SCHALOM Restaurant mit neuem räumlichen Konzept, maximal 40 Sitzplätzen, und unseren bewährten Inhalten zu führen. Bisher erhielten wir Unterstützung von: Michael Kühn BS-Massivhaus, Kerstin Skrypalle-Bergner und Detlef Graupner Planungsbüro Graupner GmbH, Prof. Dipl. Clauss Dietel Farb- & Formgestaltung, Erhard Fröhlich Ingenieur- & Sachverständigenbüro, Jürgen Hahn Brandschutzbüro, Sebastian Wolf Hase Leipzig GmbH & Co. KG Küchenplanung, Stephan Gansl M&S Schankanlagen, Christine und Uwe Hartlich Elektrotechnik Oelsnitz/E. und Tobias Kimmer Raum & Klang. E X K L U S I V E S G E S C H E N K Text der Mesusa handgeschrieben mit einem Federkiel ohne Bilderrahmen (ca. 20x30 cm) 245, EUR mit Bilderrahmen (ca. 37,50x52,50 cm) 310, EUR Bestellung: Mobil: 0172 91 50 345 E-Mail: UweDziuballa@aol.com Web: www.schalom-chemnitz.de ZUM LEBEN 3

In eigener Sache Jetzt, da das virtuelle Gebilde immer mehr Gestalt annimmt, wird uns stärker bewusst, dass wir noch sehr viel mehr Hilfe und Unterstützung benötigen. Bis zum heutigen Tag haben das SCHALOM als Restaurant und auch der Verein gemeinsam mit den Sächsischen Israelfreunden so manche Herausforderung gemeistert. So wurde zum Beispiel das SIMCHA-Pils kreirt und der SCHALOM- Tag durchgeführt. Restaurant und Vereinsarbeit sind eng miteinander verflochten. Nur mit dem neuen Restaurant kann auch die Vereinsarbeit erfolgreich fortgeführt werden, welche mittlerweile in Chemnitz und darüber hinaus einen festen gesellschaftlichen Stellenwert hat. Bisher kann der Verein auf vieles verweisen, z.b. wurden in Schulen und im SCHALOM 423 Vorträge vor 9.475 Personen gehalten, 146 Konzerte/Liederabende für 22.616 Personen organisiert, 22 Ausstellungen und 15 Lesungen gestaltet. Außerdem gab es Deutschinformationskurse für 847 Personen und 1.762 Stunden für soziale Betreuung von Hilfebedürftigen, Bildungsfahrten, Stadtführungen, Mitgliederstammtische, Theateraufführungen, Sportveranstaltungen u.a.m. Wer gern beim Entstehen des neuen Restaurants helfen möchte, und damit auch beim Erhalt der Vereinsarbeit, melde sich bitte. Wir brauchen Unterstützung auf vielerlei Weise. Dies wird auch ein Anliegen unserer gemeinsamen neuen Stiftung sein! Weine aus Israel Weitere Termine: Vorträge in Sachsen mit Moshe Gabay und Wilfried Gotter: 14.11. St. Egidien LKG 19.00 Uhr 15.11. Plauen 16.11. 14.30 Uhr Stadtkirche Oederean 16.11. 19.30 Uhr Lutherkirche Wilkau Hasslau 17.11. 19.30 Ev. Freikirche Mittweida mit Christa Behr Doron Schneider wird folgende Dienste in Sachsen durchführen: Fr, 23.09. in 04103 LEIPZIG, 19.00 Uhr Evang. ELIM-Gemeinde, Hans-Poeche-Str. 11 Kontakt: Pastor Marc Schröder, Tel.: 0341-212 55 22 Sa, 24.09. in 01099 DRESDEN, 15.30 Uhr Emmauskirche Dresden, Ev.-methodistische Kirche, Katharinenstr. 17 Kontakt: Herr Uwe Pardemann, Tel.: 0351-80 27 943 So, 25.09. in 09496 MARIENBERG/Erzgebirge, 09.30 Uhr JESUS Zentrum Erzgebirge, Freiberger Str. 20 Kontakt: Pastor Rocco Krumpfer, Tel.: 0173-573 52 94 So, 25.09. in 09217 BURGSTÄDT, 15.30 Uhr Evangelisch-Kirchliche Gemeinschaft e.v., im Evang. Kindergarten, Göppersdorfer Str. 78, Kontakt: Herr Mirko Gräser, Tel.: 0151-19 00 19 95 Neue Archäologische Entdeckungen vertiefen unser Verständnis der Bibel ein Vortrag mit Rabbiner Yehuda Bohrer aus Israel Rabbi Yehuda Bohrer, Mitgründer des wiedererstandenen biblischen Ortes Bet-El, kommt zu einem Vortrag nach Reichenbach ins Bildungs- und Begegnungszentrum für jüdisch-christliche Geschichte und Kultur 08468 Reichenbach/Vogtland, Wiesenstraße 62 20. September 2011, 19:30 Uhr Eintritt frei um eine Spende wird gebeten Rabbi Bohrers sanfte Art überdeckt einen eisernen Willen und seine Zähigkeit. Der Rabbiner ist ein Überlebender des Holocaust. Er wurde aus Deutschland als kleines Kind über die Schweizer Grenze geschmuggelt. So wurde sein Leben gerettet, während die meisten anderen Familienangehörigen in der Shoa umkamen. Rabbi Bohrer ist ein brillanter Wissenschaftler mit einem akademischen Abschluss in Jüdischer Geschichte. Er ist auch ordinierter orthodoxer Rabbiner. Er lehrte an der Jerusalemer Hebrew University und am Stern College in New York. Bohrer ist ein Gelehrter, der sich den historischen Aussagen der Bibel nicht nur aus der Sicht des Glaubens, sondern auch aus wissenschaftlicher Sicht nähert. In seinem Vortrag verbindet er die ausführlichen Beschreibungen der biblischen Stätten mit den aktuellen archäologischen Funden. Rabbi Bohrer erklärt: Wenn ich auf dem gleichen Weg, den Abraham und Isaak durch das Land gezogen sind, zu Fuß unterwegs bin, bekomme ich eine ganz besondere innere Beziehung zu den Aussagen der Bibel. SCHALOM Restaurant Carolastraße 09111 Chemnitz Mobil: 0172 91 50 345 E-Mail: uwedziuballa@aol.com 4 ZUM LEBEN

Überschrift Das neue Lied der Hoffnung Der Handwerkerdienst in Israel von Andrea Messig-Wetzel, Lugau Der Handwerkerdienst der Sächsischen Israelfreunde wächst seit sieben Jahren zu einer festen Größe unseres Vereins heran. Unter dem Wort Tröstet, tröstet mein Volk! spricht euer Gott (Jesaja 40,1) arbeiten Männer und Frauen jedes Jahr für mindestens zwei Wochen in Israel. Sie unterstützen mit handwerklicher Hilfe Holocaust-Überlebende, sozial schlecht gestellte Personen und Familien und unsere Partner vor Ort wie die Internationale Christliche Botschaft in Jerusalem (ICEJ). Im Frühjahr 2011 reisten 80 Handwerker und Helfer nach Israel und arbeiteten Heim für Holocaust-Überlebende in Haifa. Dort ergaben sich viele Gespräche und Beziehungen zwischen den Bewohnern und den deutschen Handwerkern. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland zeigte Gott einem unserer Handwerker ein Bild: Den Handwerkern gelang es, ein Tor in die Klagemauer einzubauen. Sie gingen gemeinsam hindurch und fanden hinter der Klagemauer einen großen Saal. Es war alles grau in grau darin, so wie der Tod und die Schrecken, die die Holocaust-Überlebenden erlitten hatten. An einer Wand der Rückseite des Raumes, die gleichzeitig die Rückseite der Klagemauer ist, war eine große Leinwand angebracht. Davor befanden sich viele Reihen mit Stühlen, auf denen viele Menschen saßen. Diese Leinwand war völlig grau. Die Menschen auf den Zwei Bewohnerinnen des Heims für Holocaust-Überlebende in Haifa erzählen unseren Handwerkern Renate und Siegfried Wiegand (Mitte) aus ihrem Leben. In Haifa halfen die Handwerker des Sächsischen Israelfreunde für vier Wochen beim Ausbau neuer Wohnräume. Die Handwerker erschraken und wurden sehr traurig. Sie fingen an zu weinen. Nach einer Weile weinten die Menschen auf den Stühlen gemeinsam mit ihnen. Dann zündeten die Handwerker ihre mitgebrachten Kerzen der Liebe an und der Raum wurde von sanften Licht erfüllt. Die Farben wurden wieder sichtbar und auch die Namen der Menschen auf den Stühlen. Es waren Esther, Benjamin, Rahel, Eva, Ariel, Jonathan, Simon, David, Ruth, Daniel, Josua, Hanna, Samuel... Sie begannen zusammen mit den Handwerkern die gemeinsame Melodie eines Liedes mit zwei verschiedenen Texten zu singen. Das Lied der Hoffnung, die Hatikva und Zünde an dein Feuer, verschmolzen zu einem neuen Lied der Freude, des Friedens und der Hoffnung. Hoffung, Freude, Trost und Liebe nach Israel zu bringen, das wollen wir mit unserem Handwerkerdienst erreichen. Um mehr als nur einen Monat lang im Jahr das tun zu können, werden wir ab November 2011 monatlich eine Handwerkergruppe nach Israel senden. Dazu reisen Gruppen bis acht Personen für jeweils zwei Wochen zu einem Arbeitseinsatz. Im März 2012 wird wieder eine größere Gruppe mit bis zu 30 Handwerkern und Helfern nach Israel gehen. Die Handwerker setzen für den Dienst in Israel Geld, Zeit und Kraft ein. Organisationen wie die ICEJ unterstützen die Handwerker mit einer Unterkunft, einem Kleinbus und Materialspenden. Für die Renovierungsarbeiten in den Wohnungen von Holocaust-Überlebenden, wird immer Material wie Farbe, Spachtelmasse und Ersatzteile benötigt. Diese Kosten übernehmen die Sächsischen Israelfreunde. Wir freuen uns über jeden Spender, der einen Beitrag zu den Materialkosten geben möchte. Außerdem suchen wir Spender, die für einen Teil der Reisekosten Geld geben wollen. Es gibt gute Handwerker, die gern ihr Können und Wissen in Israel einsetzten wollen, aber keine Möglichkeit haben, die Reisekosten aufzubringen. Bitte nutzen Sie für Ihre Spenden folgendes Konto: Sächsische Israelfreunde e.v. Konto: 90 061 941 BLZ: 870 961 24 Volksbank Mittweida Stichwort: Handwerkerdienst in Israel in rund zwanzig Privatwohnungen, bei Organisationen und in öffentlichen Einrichtungen. Sie folgtem dem Wort aus der Bibel und nahmen es als ihren Auftrag an. Eine Handwerkergruppe renovierte Wohnräume in einem Stühlen wirkten ebenfalls grau und tot. Ihre Gesichter waren starr und sie erblickten die graue Vergangenheit ihrer Geschichte auf der Leinwand. Es war kaum zu unterscheiden, ob sie Mann oder Frau waren. Für Fragen zum Handwerkerdienst wenden Sie sich bitte an Michael Sawitzki. Telefon: 037202 2549 oder 0172 1004311 E-Mail: m.sawitzki@zum-leben.de ZUM LEBEN 5

Biblisches Wort Biblisches Wort Das Gleichnis von den anvertrauten Talenten von Lothar Klein, Vorsitzender der Sächsischen Israelfreunde e.v. Das Gleichnis von den anvertrauten Talenten Matthäus 25,14-30: Denn es ist wie mit einem Menschen, der außer Landes ging: Er rief seine Knechte und vertraute ihnen sein Vermögen an; dem einen gab er fünf Zentner Silber, dem andern zwei, dem dritten einen, jedem nach seiner Tüchtigkeit, und zog fort. Sogleich ging der hin, der fünf Zentner empfangen hatte, und handelte mit ihnen und gewann weitere fünf dazu. Ebenso gewann der, der zwei Zentner empfangen hatte, zwei weitere dazu. Der aber einen empfangen hatte, ging hin, grub ein Loch in die Erde und verbarg das Geld seines Herrn. Nach langer Zeit kam der Herr dieser Knechte und forderte Rechenschaft von ihnen. Da trat herzu, der fünf Zentner empfangen hatte, und legte weitere fünf Zentner dazu und sprach: Herr, du hast mir fünf Zentner anvertraut; siehe da, ich habe damit weitere fünf Zentner gewonnen. Da sprach sein Herr zu ihm: Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude! Da trat auch herzu, der zwei Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, du hast mir zwei Zentner anvertraut; siehe da, ich habe damit zwei weitere gewonnen. Sein Herr sprach zu ihm: Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude! Da trat auch herzu, der einen Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, ich wusste, dass du ein harter Mann bist: Du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst ein, wo du nicht ausgestreut hast; und ich fürchtete mich, ging hin und verbarg deinen Zentner in der Erde. Siehe, da hast du das Deine. Sein Herr aber antwortete und sprach zu ihm: Du böser und fauler Knecht! Wusstest du, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und einsammle, wo ich nicht ausgestreut habe? Dann hättest du mein Geld zu den Wechslern bringen sollen, und wenn ich gekommen wäre, hätte ich das Meine wiederbekommen mit Zinsen. Darum nehmt ihm den Zentner ab und gebt ihn dem, Wie viele fromme Gemeinden, besonders die sogenannten freien, preisen den HERRN in jedem Gottesdienst für ihre Erlösung und sind permanent damit beschäftigt, immer noch frömmer und elitärer zu werden und sich von anderen, aus ihrer Sicht nicht ganz so frommen abzugrenzen. Man stellt sich pharisäisch über andere, statt sich priesterlich darunter zu stellen. Dabei verlieren viele aus dem Blick, dass auch sie allein aus Gnade gerettet sind durch das Blut Jesu Christi, des Lammes Gottes. Und was noch schlimmer ist: Viele haben dabei längst die Verlorenen in ihrer direkten Umgebung aus dem Blick verloren. Dabei ist das Evangelium der größte Schatz, den uns unser HERR anvertraut hat. Sich im religiösen Club zu Jesus zu bekennen, ist keine Kunst. Aber sich vor Fremden auf der Straße, vor den kritischen, atheistischen oder neuheidnischen Arbeitskollegen, Nachbarn, Freunden oder Verwandten als Nachfolger Jesu zu outen und ihnen in klaren Worten das Evangelium zu sagen, kann seinen Preis haben, den viele scheuen und nicht bereit sind, zu zahlen. Das Wort aus Jakobus 4,3: Ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr in übler Absicht bittet, nämlich damit ihr's in euren Gelüsten verzehren könnt., trifft nicht nur auf materielle Güter zu, sondern auch auf geistliche Gaben und Gemeindewachstum. Letzteres sogar unmitder zehn Zentner hat. Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden. Und den unnützen Knecht werft in die Finsternis hinaus; da wird sein Heulen und Zähneklappern. Liebe Israelfreunde, Zurzeit erleben wir, wie scheinbar liberale und tolerante Kräfte den Glauben an den Gott Israels und dessen Gebote aus dem Leben unserer Gesellschaft in das rein Private bzw. hinter Kirchenmauern verbannen wollen. Dies war nicht nur in den totalitären Regimen des vergangenen Jahrhunderts gang und gäbe. Diese Tendenz zeichnete sich seit Jahren auch in unserer demokratischen Gesellschaft ab. Gerade die Evangelische Kirche hat weder die Kraft noch den Willen, sich dem glaubenszerstörenden Zeitgeist entgegenzusetzen, sondern ist davon selbst innerlich durchdrungen. Der einstige Berliner Altbischof Otto Dibelius, der von der SED und den Linken im Westen zum Feindbild erklärt wurde, hat es einst auf den Punkt gebracht, als er sagte: Wer Sünde nicht mehr Sünde nennt, ist zu stolz für die Gnade! Manche Kirchen beschäftigen sich solange mit Randgruppen, bis sie selber eine sind. Und so mancher Pfarrer lebt sein Leben und versieht seinen Dienst streng nach dem Bibelwort aus Lukas 19,14: Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche!, und schert sich einen Dreck darum, was er in der Ordination gelobt hat, nämlich das ganze Wort Gottes ohne Menschenfurcht und ohne Menschengefälligkeit zu predigen. Aber wenn es um die anvertrauten Talente geht, spreche ich nicht nur von liberal-modernistisch geprägten Gemeinden. Durch unsere Dienste lernen wir viele Gemeinden kennen. Und natürlich sind es die eher bibeltreuen Gemeinden oder zumindest Gemeindekreise oder auch Freikirchen und sogenannte neue freie Gemeinden, die uns einladen, weil sie an gesunder biblischer Lehre und damit auch am Thema Israel interessiert sind. Viele dieser Gemeinden haben in den vergangenen Jahren vieles empfangen, sei es durch besondere Gäste aus Israel oder auch durch uns. Aber wie spiegelt sich diese Saat in Form von Frucht wieder? Eine ganze Reihe von Einzelkämpfern in Sachen Israel bringt sich in unseren Dienst oder auf andere Weise ein. Dafür sind wir sehr dankbar. Ich denke da besonders an die Handwerkerdienste, die so viel Wunderbares an Versöhnung und Heilwerden an Holocaustüberlebenden bewirkt haben. Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott!, lässt uns der Prophet Jesaja in Kapitel 40, Vers 1 wissen. Aber der wichtigste Auftrag, den Jesus uns, seinen Jüngern, gegeben hat, ist immer noch der Missionsauftrag. Damit meine ich ausdrücklich nicht die Judenmission! Denn aus dem Römerbrief, Kapitel 11, Vers 25 wissen wir, dass ganz Israel errettet wird, wenn die Vollzahl der Heiden ins Reich Gottes eingeht. Wer also ein Interesse daran hat, dass das jüdische Volk den erkennt, den sie durchstochen haben (Sacharja 12,10) und ruft: Baruch haba b schem Adonai! Gepriesen sei, der da kommt im Namen des HERRN!, für den gibt es nur eine Antwort: Setzt Euch dafür ein, dass die Vollzahl der Heiden ins Reich Gottes eingeht, evangelisiert, missioniert, baut Gemeinde auf biblischer Grundlage! Und hier komme ich wieder auf die anvertrauten Talente zurück. 6 ZUM LEBEN

telbar. Es gibt kein wirkliches Gemeindewachstum ohne Evangelisation. Damit meine ich nicht, dass man sich nur mal aller zwei Jahre an ProChrist und anderen Aktionen beteiligt oder von ihrer Gemeinde Enttäuschte abwirbt! Menschen nur einzuladen, ist zu wenig. Jesus hat gesagt: Geht hin! Wenn wir das nicht tun und ihm in dieser oder anderen Fragen nicht gehorsam sind, brauchen wir letztlich auch nicht mehr zu beten, Dein Wille geschehe., wenn wir nicht bereit sind, ihn zu tun, wo er uns unmissverständlich aufgetragen ist. Das ist auch die einzige Antwort auf die mit Händen zu greifende Tatsache, dass unser Volk auf dem Weg ist, ins Heidentum zurückzufallen, mit den damit verbundenen Folgen wie Heidenangst derzeit auch bekannt unter dem Begriff German Angst und der Wiedereinführung des Menschenopfers zugunsten eigenen, vermeintlichen Glücks. Ich habe da besonders unsere ungeborenen Mitbürger im Blick. Diese Entwicklung zu beklagen oder dagegen zu demonstrieren, ist richtig. Aber wir müssen an der Wurzel dieser Entwicklung ansetzen, und die liegt erneut im Abfall unseres Volkes von Gott. Durch unterlassene Evangelisation machen wir uns als Christen daran mitschuldig. Ich empfehle, dazu einmal in Ruhe Hesekiel 3, Vers 18 im Herzen zu bewegen: Wenn ich dem Gottlosen sage: Du musst des Todes sterben!, und du warnst ihn nicht und sagst es ihm nicht, um den Gottlosen vor seinem gottlosen Wege zu warnen, damit er am Leben bleibe, - so wird der Gottlose um seiner Sünde willen sterben, aber sein Blut will ich von deiner Hand fordern., oder auch Hesekiel 18,23: Meinst du, dass ich Gefallen habe am Tode des Gottlosen, spricht Gott der HERR, und nicht vielmehr daran, dass er sich bekehrt von seinen Wegen und am Leben bleibt? Von Jesus Christus Zeugnis zu geben, ist nicht nur eine Sache von Profis! Im Unterschied zu vielen Gemeinden ohne oder mit nur geringer Außenwirkung habe ich während meiner Kur im schwäbischen Bad Urach eine Gemeinde kennengelernt, die mich sehr beeindruckt hat, die evangelische Freikirche TOS in Tübingen (Tübinger Offensive Stadtmission). Diese Leute leben ihre Nachfolge Jesu nicht nur in verbindlicher und beeindruckend authentischer Gemeinschaft, sondern sie führen regelmäßig Straßenevangelisationen durch. Sie betreiben auch den Treffpunkt Jesus live direkt am Marktplatz dem historischen Rathaus. Dort gibt es nicht nur einen guten Kaffee. Die Besucher können dort auch christliche Bücher, CDs und israelische Produkte kaufen. Erfahrene Mitarbei- Regenbogen über TOS-Gemeindezentrum ter bieten Gespräche über Jesus, Gebet, Lebensberatung, soziale Dienste und Veranstaltungen wie z.b. Themenvorträge oder Autorenlesungen an. Einen hohen Stellenwert hat das Gebet in der Gemeinde, besonders auch für die politischen Entscheidungsträger in unserem Land. So führt die TOS im Zentrum Berlins regelmäßig Gebetstreffen durch, bei denen für die Bundesregierung gebetet wird. Daran beteiligen sich auch gläubige Bundestagsabgeordnete aus Sachsen. Die Gemeinde entsendet Missionare für die Straßenkinderarbeit nach Paraguay, Peru, Bolivien und Argentinien sowie für die Arbeit mit Drogenabhängigen nach Weißrussland, die Ukraine, Sibirien und Griechenland. Außerdem hat die TOS ein großes Herz für das jüdische Volk und für Israel. Sie führt regelmäßig den Marsch des Lebens an die Orte deutscher Verbrechen am jüdischen Volk durch und ebnet so den Weg für Versöhnung und Heilung zwischen Holocaustüberlebenden und den Nachfahren der Täter. Sie stellt sich auch den finsteren Kapiteln der Geschichte der eigenen Stadt und bewirkt, dass aus Fluch Segen und Erneuerung werden kann. Am 11. September wird die TOS mit einer Festveranstaltung und vielen Gästen ihr neues Gemeinde- und Konferenzzentrum eröffnen, das mit großem persönlichen Einsatz vieler Gemeindeglieder in knapp eineinhalb Jahren aus einer ehemaligen Industriehalle entstanden ist. Ich bin dankbar, dass ich den Umzug aus der bisher genutzten Zelthalle in das Gemeindezentrum am 31. Juli miterleben konnte. Dass das alles natürlich viel Geld kostet, ist leicht zu erkennen. Getragen wird die Arbeit fi nanziell durch die Gemeindeglieder, die eine Spendenbereitschaft an den Tag legen, die ich bisher nirgends so erlebt habe. Der Segen, der daraus erwächst, schlägt sich nicht nur als Frucht in der Gemeinde nieder, sondern auch im Leben der einzelnen. Wie ernst nehmen wir die Aufforderung der Bibel noch, für die Obrigkeit zu beten? Oder stimmen wir lieber mit in das allgemeine Klagelied der Massen über die Politik ein? Dass die Politiker Gebet nötig haben, lesen wir jeden Tag in der Zeitung. Dieser Aufruf ist notwendig, auch wenn ich weiß, dass es unter uns Gott sein Dank auch viele treue Beter gibt, ohne die so weder unser Dienst für Israel noch meine Arbeit als Dresdner Stadtrat möglich wäre. Dafür sind wir sehr dankbar. Und immerhin ist die Möglichkeit des Gebets auch eines der Talente, die Gott uns anvertraut hat und das wir nicht vergraben sollten! Doch geht es nicht um frommen Aktionismus. Entscheidend ist, wer und was uns treibt. Viele von denen, die heute die Israelarbeit unseres Vereins mittragen, sind in den 70er Jahren zum Glauben gekommen. Damals hätten viele von uns am liebsten jedem auf der Straße von Jesus erzählt. Doch dann zog der Alltag ein, und mit ihm die Ernüchterung in der bürgerlich-religiösen Kirchgemeinde, in die sich mancher eingebracht hat. Selbst regelmäßige Gottesdienste konnten genau so zur Routine werden wie das tägliche Bibellesen, das sich bald auf Losung und Lehrtext beschränkte Im 2. Kapitel der Offenbarung steht im Sendschreiben an die Gemeinde in Ephesus: Ich kenne deine Werke und deine Mühsal und deine Geduld und weiß, dass du die Bösen nicht ertragen kannst; und du hast die geprüft, die sagen, sie seien Apostel und sind's nicht, und hast sie als Lügner befunden und hast Geduld und hast um meines Namens willen die Last getragen und bist nicht müde geworden. Aber ich habe gegen dich, dass du die erste Liebe verlässt. So denke nun daran, wovon du abgefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke! Brennt in uns noch die erste Liebe zu Jesus? Ist es sein Geist, der uns treibt? Oder sind es unsere religiösen Vorlieben, mit denen wir uns selbst verwirklichen? Welche Priorität hat es auf unserer Tagesordnung, aus den anvertrauten Talenten Frucht zu bringen zu seiner Ehre? Ich wünsche uns allen ein gesegnetes, zielführendes Nachsinnen über diese Fragen, und wenn nötig, eine tiefgreifende Erneuerung unserer Liebesbeziehung zu IHM. Denn ER hat uns zuerst geliebt und alles für uns gegeben. ZUM LEBEN 7

Historisches Mit den Feinden Israels ist bei Gott kein Staat zu machen! ein Beitrag von Lothar Klein und Wilfried Gotter Joel 4,1-4: Denn siehe, in jenen Tagen und zur selben Zeit, da ich das Geschick Judas und Jerusalems wenden werde, will ich alle Heiden zusammenbringen und will sie ins Tal Joschafat hinabführen und will dort mit ihnen rechten wegen meines Volks und meines Erbteils Israel, weil sie es unter die Heiden zerstreut und sich in mein Land geteilt haben; sie haben das Los um mein Volk geworfen und haben Knaben für eine Hure hingegeben und Mädchen für Wein verkauft und vertrunken. Und ihr aus Tyrus und Sidon und aus allen Gebieten der Philister, was habt ihr mit mir zu tun? Wollt ihr mir s heimzahlen? Wohlan, zahlt mir s heim, so will ich s euch eilends und bald heimzahlen auf euren Kopf. Derzeit erhitzen sich weltweit die Gemüter an der Frage, ob in diesem Monat per Beschluss der UNO-Vollversammlung im Nahen Osten ein sogenannter Palästinenserstaat in den Grenzen von 1967 entsteht. Ziel dieser Aktion soll sein, dass endlich Frieden in der Region einzieht. Es scheint allgemeine Weltmeinung zu sein, dass der Fremdkörper Israel seine Besatzungspolitik auf palästinensischem Boden nicht fortsetzen und die armen Palästinenser nicht länger unterdrücken darf. Dass Israel in den Grenzen von 1967 nicht in der Lage ist, sich zu verteidigen, wird dabei offensichtlich billigend inkauf genommen. Jedoch kann bei der Frage der Legitimierung des jüdischen Staates Israel und des von manchen gewünschten Staates Palästina weder die Geschichte noch die gegenwärtige Faktenlage ausgeblendet werden. Ohne alle in einen Topf werfen zu wollen, tun genau dies Israelfeinde, Friedensträumer aber auch Pragmatiker. Die schlimmste Geschichtsklitterung geschieht allerdings durch Kräfte, die nur ihre eigenen Interessen im Blick haben. Dabei entstehen immer wieder die kuriosesten Koalitionen. Wenn es um Macht, Geld und Energiefragen geht, bleiben geschichtliche Fakten auf der Strecke. Wir Werk Der jüdische Krieg sehr detailliert für die Nachwelt dokumentiert. Die blutige Niederschlagung des Bar-Kochba-Aufstandes von 132 bis 135 hatte die Zerstörung der letzten Reste eines größeren geschlossenen jüdischen Siedlungsgebietes in der römischen Provinz Judäa zur Folge. Etwa 580.000 Juden verloren ihr Leben, 50 Städte und 985 Dörfer wurden zerstört. Der größte Teil der übrig gebliebenen Juden wurde verschleppt und zerstreut. Mit dem erklärten Ziel, die Erinnerung an das jüdische Staatswesen mit dessen Hauptstadt Jerusalem als politischem und religiösem Zentrum des Judentums auszulöschen, ließ der Römische Kaiser Hadrian Jerusalem in Aelia Capitolina und das Land Israel mit den Landesteilen Judäa, Samaria und Galiläa in Syria Palestina umbenennen. Damit erfüllte sich die schreckliche Vorstellung des Beters aus Psalm 83,5: Wohlan! sprechen sie, lasst uns sie ausrotten, dass sie kein Volk mehr seien und des Namens Israel nicht mehr gedacht werde! Die Römer beriefen sich dabei auf den griechischen Geschichtsschreiber Herodot (500-424 v.chr.), der die Länder des Orients bereist hatte und für das Land Israel die Bezeichnung Syria Palaistine einführte. Dabei griff Herodot auf die Philister zurück, die größten Feinde des Volkes Israel, die allerdings bereits im 5. Jahrhundert vor Christus untergingen. Durch die Vernichtungspolitik der Römer begann 70 n.chr. die Zerstreuung des auserwählten Volkes in die weite Welt. Israel wurde zum Spielball der Länder im Mittelmeerraum. Der jeweilige Staat, der den größten politischen Einfluss und die stärkste militärische Macht besaß, beherrschte auch das Heilige Land. Aber in allen Jahrhunderten wohnten ununterbrochen Juden im Lande der Verheißung, oft nur in den vier heiligen Städten Jerusalem, Hebron, wo die Erzväter und -mütter Israels in der Höhle Machpela ihre Ruhestätte haben, in Tiberias und Safed. Über 100 Mosaikfußböden von zerstörten Synagogen aus dieser Zeit zeugen noch heute von einem regen jüdischen Leben durch die Jahrhunderte im Heiligen Land. Aber auch die seit damals bis heute andauernde Verfolgungsgeschichte des jüdischen Volkes belegt eindrücklich, dass es sich um ein und dasseldenken da mit Sorge daran, dass die Bundeskanzlerin zwar das Eintreten für die Existenz Israel für nicht verhandelbar hält und zur Staatsräson der Bundesregierung erklärt, andererseits die Bundesrepublik Wirtschaftsgeschäfte mit dem Iran unter seinem Präsidenten Ahmadinedschad macht, der die Vernichtung Israels und des Zionismus zu seinem wichtigsten Ziel erklärt hat und zu diesem Zweck offensichtlich atomar aufrüstet. Offensichtlich hält sich Europa für so klug, das es nicht zur Kenntnis nimmt, wie oft es bei seinen weltpolitischen Pokerspielen oftmals die Falschen unterstützt hat. Ich denke hier nur an Saddam Hussein oder auch die afghanischen Mullahs im Kampf gegen die Sowjetunion, die heute mit westlichem Know How und Waffen die einstigen Partner bekämpfen. Das Schlimme daran ist, dass die EU die einzige Demokratie im Nahen Osten im Stich lässt, um sich die Geschäfte mit der islamischen Welt nicht zu verderben. Während manche meinen, die Palästinenser hätten schon immer in diesem Landstrich gelebt, beginnt für sie die Geschichte Israel nicht mit der Berufung und Landverheißung für Abraham sondern frühestens mit der ersten Einwanderung von Juden in das Land Ende des 19. Jahrhunderts als Folge der Pogrome im zaristischen Russland unter dem Einfluss der zionistischen Bewegung Theodor Herzls. So liest man beispielsweise in den Kartenteilen von Bibeln, die die Deutsche Bibelgesellschaft herausgegeben hat, die Beschriftung Palästina zur Zeit des Alten Testaments, obwohl die Bezeichnung Palästina erst in neutestamentlicher Zeit eingeführt wurde. Im Jahr 66 n.chr. begann. in Judäa, ausgelöst durch staatliche und religiöse Unterdrückung, der große Jüdische Krieg gegen die Römer, der im Jahr 70 zur Zerstörung des Tempels führte und im Jahr 74 mit dem Fall von Massada endete. Dabei schlachteten die Römer rund 1,1 Millionen Juden ab. In Bethar bei Bethlehem zerschmetterten die Römer 300 jüdische Kinder auf einen Felsen (Psalm137,9). Einzelheiten hat der Geschichtsschreiber Flavius Josephus in seinem 8 ZUM LEBEN

Aksa-Moschee auf den Tempelplatz errichten ließen, waren Fremdherrscher, die die im Lande wohnende Mischbevölkerung unterjochten, unter denen auch Juden und Christen waren. Dasselbe geschah unter der Herrschaft der Kreuzfahrer, die von 1099 bis 1291 währte, sowie in der Zeit der Mamelucken von 1291 bis 1516 und während der Türkenzeit von 1517 bis 1917. Psalm 121,4: Siehe, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht. In den 1900 Jahren der Zerstreuung des jüdischen Volkes haben im eigentlichen Sinn nie Araber in Israel gewohnt oder geherrscht. Bis 638 wohnte eine Mischbevölkerung dort, die durch die Römer ins Land gekommen war. Die islamischen Omaijaden, die 715 die Albe Volk handelt, das in dem Land seine angestammte Heimat hat, in dem es unter dem alten Namen Israel heute zum großen Teil wieder wohnt und sich gegen erneute Vernichtung der Welt zum Trotz erfolgreich zur Wehr setzt. Als das Christentum 325 n.chr. Staatsreligion wurde, begann in der Folge die Herrschaft der christlichen Byzantiner im Heiligen Land. Die Ersatztheologie mit ihren antisemitischen Auswüchsen, mit der die Kirche sich anmaßte, das jüdische Volk betreffs seiner von Gott empfangenen Verheißungen beerbt zu haben, griff auch im Land Israel um sich. Die Christen bauten viele Kirchen, besonders in Jerusalem. Im Jahre 614 eroberten die Perser das Land Israel und zerstörten alle Kirchen. Nur die Geburtskirche in Bethlehem ließen sie unangetastet, da sich dort eine Mosaikdarstellung der Weisen aus dem Morgenland befand. Die Weisen waren darauf mit persischer Kleidung dargestellt, woraus die Perser schlossen, dass es sich hier um ihre Vorfahren handelte, die sich bereits lange vor ihnen hier eingefunden hatten, um dem Sohne Gottes Ehre und Anbetung zu erweisen. Darum steht die Geburtskirche noch heute. Im Jahr 638 wurde das Land Israel durch moslemische Heerführer erobert. 750 begann die Herrschaft der Abbasiden-Dynastie aus Bagdad über das Land. Diese wurde erst 1099 durch die Kreuzfahrer gebrochen. Wiederum nach 200 Jahren zogen die Mamelucken aus Ägypten herauf und vertrieben 1291 die letzten Kreuzfahrer aus der Festung Akko am Mittelmeer. Die Mamelucken wurden von den Osmanen besiegt, die von 1516 bis 1917 ununterbrochen die Herrschaft über Israel ausübten. In dieser Zeit wurde das Land von Damaskus aus regiert. In den 400 Jahren der türkischen Herrschaft wurde Israel wieder total verwüstet und völlig ruiniert. Die wenigen Araber die in dieser Zeit im Lande wohnten hatten unter diesen unerträglichen Verhältnissen nur eine Lebenserwartung von ungefähr 25 30 Jahren. Sie waren eine dezimierte Minderheit, die immer unter irgendeiner Fremdherrschaft zu leiden hatte und ausgebeutet wurde, aber nie einen Staat besaß. Noch 1869 schrieb Mark Twain in seinem Reisebericht Die Arglosen im Ausland : Palästina sitzt in Sack und Asche. Über ihm brütet der Bann eines Fluches, der seine Felder hat verdorren lassen, und seine Tatkraft gefesselt hat.... Das berühmte Jerusalem selbst, der erhabenste Name in der Geschichte, hat all seine Größe verloren und ist ein Bettlerdorf geworden; die Reichtümer Salomos sind nicht mehr vorhanden, um die Bewunderung zu Besuch weilender orientalischer Königinnen zu erregen;... Der berühmte See Genezareth ist vor langer Zeit von den Kriegsund Kaufleuten verlassen worden, und seine Ufer sind eine schweigende Wildnis. Palästina ist verlassen und hässlich. Und warum sollte es anders sein? Kann der Fluch der Gottheit ein Land verschönern? Damit wird die Region als karges und unbewohntes Land beschrieben. Und so fanden es die ersten jüdischen Einwanderer aus Russland auch vor. Ausgelöst wurde diese erste große Aliyah durch folgende Ereignisse in Europa: 1. die Pogrome gegen Juden um 1880 im zaristischen Russland, 2. die Dreyfus-Affäre 1894 bis 1895 in Frankreich und 3. der 1. Zionistenkongress unter Theodor Herzl von 29. 31. August 1897 in Basel. Um das Jahr 1880 lebten nur wenige Araber im Lande. Sie waren in der Hauptsache Pächter bei osmanischen Großgrundbesitzern, die im fernen Istanbul lebten. Sieht man Bilder aus dieser Zeit, so zeigen sie viele lepra- und malariakranke Araber und Juden. Die Lebenserwartung lag in manchen Teilen des Landes, z.b. im Hule-Tal, bei nur bis zu 30 Jahren. Die türkischen Beamten beuteten das arme Volk aus und machten sich selbst zu reichen Herren. Den Arabern gehörte kein Quadratmeter der osmanischen Provinz Palästina. Ab 1856 trat eine, wenn auch langsame, Änderung der türkischen Politik ein. Jeder Bewohner, der dem türkischen Sultan in Konstantinopel für drei Jahre die Steuer zahlen konnte, war fortan Besitzer des Landes, auf dem er wohnte. Dies konnten aber nur die ZUM LEBEN 9

etwa 500 reichsten arabischen Familien. Die armen arabischen Bauern lebten in einer schrecklichen Zinsknechtschaft diesen Feudalfamilien gegenüber. Die jüdischen Einwanderer kauften nun Land zu hohen Preisen von den reichen arabischen Großgrundbesitzern. Auch die armen arabischen Bauern verkauften heimlich Pachtland an die Juden. Durch diesen Betrug wurde viel eingekauftes Land doppelt bezahlt. Der erste Weltkrieg beendete die 400 jährige Türkenherrschaft über das Land. Die Folge war, dass alle Araber, die damals dort wohnten, behaupteten, es sei schon immer ihr Land gewesen. In Wirklichkeit war es bis dahin Eigentum der Osmanischen Herrscher und ab 1856 der 500 arabischen Familien gewesen. Die Juden machten das seit fast 1900 Jahren verwüstete Land in wenigen Jahrzehnten zu einem blühenden Garten. Es begann ein wirtschaftlicher Aufschwung. Da es bis 1917 nur das Osmanische Großreich im Orient gab und noch keine arabischen Nationalstaaten, wie wir sie heute kennen, gab es auch noch keine Grenzen. Die Folge war, dass tausende arabische Familien aus den umliegenden Regionen in die jüdische Wohlstandsgesellschaft einwanderten. Sie ließen sich zwischen den jüdischen Siedlungen nieder. Dabei kam ihnen die jüdische Krankenhausarbeit und Medizin zugute. Bis zur Jahrhundertwende überlebte nur jedes siebente arabische Kind das erste Lebensjahr. Alle anderen starben oftmals an tropischen Krankheiten. Erst 1943 gelang es jüdischen Wissenschaftlern, die Malaria zu besiegen. Selbst die britische Peel-Kommission stellte im Juli 1937 fest, dass es ohne die Entwicklung des steinigen, versandeten oder sumpfi gen Landes zu landwirtschaftlicher Nutzfläche und ohne den Aufbau der medizinischen Versorgung durch die Juden keine Zuwanderung von Arabern gegeben hätte. So wuchs die palästinensische Bevölkerung bis 1917 auf zirka 720.000 Menschen beidseits des Jordans an. Als Palästinenser wurden sowohl Araber als auch Juden bezeichnet. Da im Jahre 1922 Transjordanien durch die Engländer abgetrennt und 1946 zum Königreich Jordanien gemacht wurde, nahm Jordanien eine völlig andere Entwicklung. Am 9. Dezember 1917 hatten die Briten Jerusalem von den Türken erobert und dann im Jahre 1918 das ganze Land Israel. Nach dem Ersten Weltkrieg betrieb die englische Regierung zwischen Arabern und Juden eine unwürdige Politik des Verschaukelns (Nachlesen kann man das in den Büchern von Leon Uris Exodus und Hadsch ). Auf der einen Seite versprach sie den arabischen Führern von Mekka die völlige politische Selbständigkeit und ein eigenes Königreich, wenn sie auf der Seite der Engländer gegen die Türken kämpfen würden. An der Spitze des Scheichtums in Mekka standen der Scherif von Mekka und seine Söhne Feisal und Abdullah, die dieses Angebot annahmen, um ihr Volk endlich von der 400-jährigen Türkenherrschaft zu befreien. Auf der anderen Seite hatte das Kabinett der Regierung ihrer Majestät in London am 2. November 1917 die Balfour-Deklaration erlassen. Darin versprach sie den Juden eine nationale Heimstätte im Land Israel. Die Engländer wollten mit der Ansiedlung der Juden europäisch geprägte Menschen in den Orient bringen, um ein Gegengewicht zu den orientalischen Arabern zu schaffen. Darüber hinaus eignete sich natürlich das Land als ein vorzüglicher Brückenkopf für die wichtigen Kolonien in Indien und Fernost. Bereits 1906 kam es in Manchester zu einem Treffen zwischen Chaim Weizmann und Lord Balfour, der von Weizmanns Persönlichkeit beeindruckt war. Er fragte Weizmann, warum Palästina, und nur Palästina, die Basis für den Zionismus sein könne. Alles andere wäre Goetzenverehrung, protestierte Weizmann und fügte hinzu: Mr. Balfour, angenommen, ich würde ihnen Paris anbieten statt London, würden sie es nehmen? Aber Dr. Weizmann, gab Balfour zurück, wir haben London. Das ist wahr, erwiderte Weizmann, aber wir hatten Jerusalem schon, da war London noch ein Sumpf. Nachdem die Briten mit Ausgang des Ersten Weltkrieges als Sieger gegen die Türken hervorgingen, gerieten sie in eine politische Zwickmühle bezüglich der gemachten Versprechen. Einerseits mussten sie den Juden eine Heimstätte geben, andererseits aber auch die arabischen Verbündeten für ihre Treue belohnen. Ab Februar kam immer wieder zu gewaltsamen Unruhen gegen Briten und Juden seitens der Araber. Um die Araber zu beruhigen und von den Juden zu trennen, kam es 1921 zur Abspaltung von rund 77 Prozent der Fläche des britischen Mandatsgebietes für die Araber, das der Völkerbund eigentlich zur Schaffung einer nationalen Heimstätte für die Juden ( Jewish National Home ) im Völkerbundsmandat für Palästina festgeschrieben hatte. Es ist für eine Regierung in Kriegszeiten immer schwierig, zweigleisig mit seinen Partnern umzugehen. Bei den Engländern ist dies besonders deutlich geworden mit ihrem Umgang mit Juden und Arabern. Dass sie sich aber besonders gegenüber den Juden so schlecht verhalten haben, hat wohl dazu beigetragen, dass es mit dem British Empire nach 1948 schnell bergab ging und es fast alle seine Kolonien verloren hat, die bis dahin die Quelle seines Reichtums waren. Hier hat sich die Zusage Gottes an Abraham aus 1. Mose 12, Vers 3: Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen. Eine weitere Ursache für diese Entwicklung war die Vorgehensweise der Briten gegen die Juden, die vor der national-sozialistischen Massenvernichtung in Europa nach Erez Israel fl iehen wollten. Sie beschossen und versenkten Flüchtlingsschiffe, wobei viele Juden umkamen. Noch mehr wurden gerade dem Nazi-Terror in den Lagern entronnen auf Zypern wieder in ein Lager gesperrt. Erst durch die Tragödie der Menschen auf der berühmten Exodus wurde die Welt auf das Schicksal der Juden aufmerksam. Aber nicht erst nach dem Zweiten Weltkrieg rächte es sich, dass die Briten allen alles versprochen hatten. Weil die eingewanderten Juden das Land urbar machten, die hygienischen Bedingungen verbesserten und die medizinische Versorgung aufbauten, wan- Johannes Gerloff Die Palästinenser Volk im Brennpunkt der Geschichte 19,95 EUR Andreas Rau Der Staat Israel ist eine merkwürdige Sache. Die Auseinandersetzungen im Nahen Osten beschäftigen relativ gesehen Medien und Politik ungleich mehr als jeder andere Konflikt auf dieser Erde. Das Geschehen dort lässt auch viele Menschen persönlich nicht kalt. Bei Diskussionen um dieses Thema kann es schnell sehr hoch hergehen. Nun gibt es Leute, die klagen, Medien und Politik seien einseitig pro-israelisch und täten den armen Palästinensern Unrecht. Und es gibt Leute, die regen sich auf, Politik und Medien seien einseitig propalästinensisch und täten den armen Juden Unrecht. Der Verfasser gehört zur zweiten Gruppe. Er meint, der Nahostkonflikt werde häufig durch eine Art Judenbrille betrachtet. Diese Brille sieht die Welt wie durch Fensterglas; bei den Juden in Israel aber wird sie zur Lupe. Die werden riesengroß und superscharf und überdeutlich gesehen. Bei den Palästinensern dagegen sieht die Judenbrille plötzlich wie durch Milchglas alles trübe und verschwommen. Das soll nicht heißen: Hier sind die Juden; das sind die Guten, die machen alles richtig und müssen um jeden Preis verteidigt werden. Und dort sind die Muslime; die sind die Bösen, die haben immer Unrecht. So einfach ist die Sache nicht! Dennoch, hierzulande wird kleines Unrecht der Israelis häufig lautstark angeprangert, während ungleich größere Vergehen der Palästinenser schweigend hingenommen werden. Bei den Juden werden oft genug Mücken zu Elefanten gemacht und bei den Muslimen Elefanten wie Mücken behandelt. Dieser verzerrenden Darstellung werden einige Argumente entgegengesetzt. Die sind zugespitzt formuliert, denn sie sollen zum Denken anregen... Die Judenbrille Die deutsche Meinungsindustrie und der Nahostkonflikt Neu! Andreas Rau D I E J U D E N B R I L L E Die deutsche Meinungsindustrie und der Nahostkonflikt 5, EUR 10 ZUM LEBEN

derten vor dem Ersten Weltkrieg auch viele Araber in den Landstrich ein, der durch Beschluss der Konferenz von San Remo 1920 britisches Mandatsgebiet wurde. Zwischen 1923 und 1939 kam es immer wieder zu arabischen Angriffen auf Juden und deren Einrichtungen. Am 22. und 23. August 1929 verübte die arabische Bevölkerung Hebrons ein Massaker an ihren jüdischen Mitbürgern. Dabei wurden 67 Juden ermordet und 69 verletzt. Drahtzieher dieser terroristischen Übergriffe war Hadj Amin al-husseini, der spätere Großmufti von Jerusalem und Großonkel und Lehrmeister eines Mannes namens Rauf al- Qudwa al-husseini, der unter dem Namen Yassir Arafat den Terror gegen das jüdische Volk und deren Staat fortsetzte. Der Großmufti wurde wegen seiner Führungsrolle beim militärischen Aufstand gegen die Briten in Palästina steckbrieflich gesucht und musste fliehen. Freundliche Aufnahme fand er bei Hitler und seiner Mordbande in Berlin, die das schreckliche Ziel verfolgte, das europäische Judentum zu vernichten. Der Mufti war dabei ein zuverlässiger Kollaborateur und gelehriger Schüler für die Zeit in Palästina nach dem erhofften Sieg der Nazis über die Briten in Nordafrika und Kleinasien. Doch es kam anders. Die britische Armee besiegte unter ihrem Befehlshaber General Montgomery Erwin Rommels Panzerarmee im November 1942 vor el-alamein. Damit konnte der Plan Himmlers nicht umgesetzt werden, auch die Juden in Palästina zu vernichten. Die jüdische Untergrundarmee Hagana hatte sich bereits für den Kampf gegen die deutschen Truppen gerüstet und unterstützte mit jüdischen Brigaden die britische Armee. Diese Loyalität der Juden hielt die Briten nicht davon ab, sie mit brutalen Mitteln wie beschrieben an weiterer Zuwanderung zu hindern. So wollten sie eine Verschärfung ihres Konfliktes mit den Arabern verhindern, die in der wachsenden Zahl von Juden eine Bedrohung sahen. Als Folge der Verfolgung durch die Nazis kamen bis 1945 viele tausend Juden ins Land. Die Zahl wuchs bis zur Staatsgründung am 14. Mai 1948 auf rund 650.000 Menschen. So hatte die Royal-Kommission, auch Peel- Kommission genannt, bereits 1936/37 einen Bericht veröffentlicht, in dem sie die unüberbrückbaren Gegensätze zwischen den Juden und den Arabern im Lande beschrieb. Diese Kommission befürwortete eine nochmalige Teilung der nach der Abtrennung Transjordaniens übriggebliebenen 23 Prozent des ursprünglichen Mandatsgebietes Palästi- na in einen jüdischen und einen arabischen Teil. So kam es am 29. November 1947 vor dem Völkerbund der späteren UNO zu einer Abstimmung. Dabei stimmten 33 Staaten für eine Teilung, 13 dagegen und 10 enthielten sich der Stimme. Ein Vertreter war abwesend. Auf Grund dieses Teilungsbeschlusses konnte David Ben Gurion am 14. Mai 1948 den Staat Israel proklamieren. Die Engländer hatten ihr Mandat niedergelegt und fluchtartig dieses kleine Land verlassen. In der Nacht vom 14. auf den 15. Mai 1948 um 0.00 Uhr überfi elen die bestausgerüsteten Armeen der fünf Araberstaaten Ägypten, Transjordanien, Irak, Syrien und Libanon die schutzlosen Juden um sie ins Meer zu treiben. Dieser fanatische Hass gegen die Juden ist bis heute Triebfeder vieler Moslems, wie im Kampf von Hamas, Hisbollah und der sie unterstützenden iranischen Regierung ersichtlich, der die totale Vernichtung Israels zum Ziel hat. Wie kam es nun zur Entstehung des Palästinenser-Problems? Seit Anfang 1948 wusste jedermann im Land, dass die Engländer abziehen würden. Die fünf umliegenden arabischen Staaten rüsteten zum Krieg. Die im Lande wohnenden Araber bereiteten sich darauf vor, die Juden zu töten. In diese Situation hinein erließ das damalige geistliche Oberhaupt der moslemischen Araber, der Großmufti von Jerusalem, Amin-el- Husseini, den dringenden Aufruf, dass alle Araber für einige Wochen das Land verlassen sollten. Denn am 15. Mai 1948 würden die fünf Armeen der anderen arabischen Nachbarländer kommen, um die Juden zu vertreiben. Damit die Juden aber keinen Araber als Geisel nehmen könnten, um irgendwelche Friedensbedingungen zu erpressen, sollten möglichst alle Araber, die in der Nähe von Juden wohnten, das Land verlassen. Er versprach ihnen, in wenigen Wochen in das von den Juden gesäuberte Land zurückkehren zu können. Von Februar bis Mai 1948 geschah nun das Unglaubliche, dass 400.000 Araber den Lügen ihrer Führer glaubten und freiwillig das Land verließen. Als der Krieg gegen die 650.000 Juden im Lande am 15. Mai begann, folgten nochmals über 160.000 Araber dem Aufruf, sofort das Land zu verlassen. Viele flohen auch vor den einsetzenden Kriegshandlungen. Von Seiten Israels wurden kaum Araber aus dem Lande vertrieben. Im Gegenteil! Man bat die Araber sogar, im Lande zu bleiben und es gemeinsam aufzubauen. Nach knapp einem Jahr ging aber Israel als Sieger aus diesem ungleichen Ringen hervor. Ein neuer Konflikt war geboren! Diese 560.000 Araber wurden nun die so oft in der Weltpresse und den politischen Verhandlungen zitierten Palästinenserflüchtlinge. Sie wurden in den Nachbarländern von ihren arabischen Brüdern in entwürdigendster Weise jahrzehntelang in der Wüste in Zeltlagern untergebracht. Indem man sie bewusst nicht in die Gesellschaften integrierte, schürte man den Hass dieser Menschen und benutzte sie als Faustpfand für weitere politische Pokerspiele, bis sie sich unter Arafat organisierten. Allerdings erfahren diese Menschen, die man seit den 60er Jahren Palästinenser nennt, eine bevorzugte Behandlung durch die UNO. Während die Welt zu Millionen Opfern vieler anderer Konflikte wenig Aufhebens macht, stehen die Palästinenser permanent im Fokus der Öffentlichkeit. So haben sie mit der UN- WRA bei der UNO eine eigene Flüchtlingsorganisation, während das UNHCR für den Rest der Welt zuständig ist. Beide Organisationen teilen sich das UN-Budget für Flüchtlinge jeweils zur Hälfte. Wovon die Welt überhaupt nicht spricht, sind die über 1 Million jüdischen Flüchtlinge, die ab Mai 1948 und in einer weiteren Welle nach dem Sechstagekrieg vom Juni 1967 als mögliche Kollaborateure Israels in islamischen Staaten massiven Verfolgungen ausgesetzt waren und fliehen mussten. Ohne zu klagen, hat der jüdische Staat diese Menschen in seine Gesellschaft integriert. Dass damit im Grunde ein Austausch von Menschen stattgefunden hat, will die Welt auch nicht zur Kenntnis nehmen. Stattdessen hält sie an ihrem Messen mit zweierlei Maß zwischen Arabern und Juden fest, das man nur als Antisemitismus werten kann. Es kann sein, dass die Feinde Israels in der Welt eine Zeit lang triumphieren, wie beispielsweise das Israel-feindliche SED-Regime triumphiert hat, weil es sich hinter der Mauer, mit der sie vor 50 Jahren das eigene Volk eingemauert hat, so sicher fühlte. Doch buchstäblich über Nacht fiel diese Mauer vor 22 Jahren. Und mit ihr fiel auch das Regime wie ein Kartenhaus ein. Das sollte allen Israelfeinden in der Welt als Warnung dienen. Der Hüter Israels schläft und schlummert nicht, sagt uns die Bibel. Er wird es jedem auf den Kopf heimzahlen, der sich anschickt, das Land aufzuteilen, das Gott den Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs versprochen hat. Aber weil ER ein barmherziger Gott ist, hat ER auch für die Nachkommen Ismaels einen Weg, der zu echtem Frieden führt. ZUM LEBEN 11

Fragwürdiges Was wollen eigentlich die Palästinenser? von Ulrich W. Sahm, Jerusalem Am 20. September will Mahmoud Abbas dem UNO-Generalsekretär in New York den Antrag überreichen,... einen palästinensischen Staat in den Grenzen von 1967 anzuerkennen... oder den 1988 in Algier ausgerufenen Staat Palästina als Vollmitglied in die UNO aufnehmen zu lassen. Unklar ist, ob der Antrag an die Generalversammlung gerichtet sein wird, wo den Palästinensern eine Mehrheit von 130 Staaten gewiss ist. Die Generalversammlung kann aber nur Empfehlungen aussprechen. Der Sicherheitsrat hingegen kann bindende Entscheidungen fällen, aber da droht ein amerikanisches Veto. Solange das Dokument nicht überreicht und veröffentlicht ist, weiß niemand, was die Palästinenser wirklich beabsichtigen. Abbas wird in die UNO nicht als Autonomiepräsident kommen, sondern als Vorsitzender der PLO. Denn nur die PLO ist als rechtmäßige Vertreterin des palästinensischen Volkes anerkannt, während die Autonomiebehörde lediglich eine von Israels Gnaden im Rahmen der Osloer Verträge in Teilen der besetzten Gebieten geschaffene Selbstverwaltung ist. Obgleich die Autonomiebehörde einen Außenminister hat, darf eigentlich nur die PLO in der Welt diplomatisch aktiv werden. Entsprechend hat die PLO und eben nicht die Autonomiebehörde in der UNO einen Beobachterstatus. Dieses rechtliche Chaos irritiert auch die Palästinenser. Chefverhandler Saeb Erekat hat bei dem angesehenen Oxford-Professor für Internationales Recht, Guy Goodwin-Gill, ein Gutachten bestellt. Die Nachrichtenagentur Maan erhielt eine Kopie des siebenseitigen Dokuments. Der Brite warnte vor dem Risiko, der PLO den Beobachterstatus in der UNO zu nehmen. Denn als Repräsentantin aller Palästinenser, also auch der Millionen Flüchtlinge in Jordanien, Libanon, Syrien und anderswo, könne die PLO dann nicht mehr in der UNO auf deren Recht auf Rückkehr pochen. Weiter warnte der Brite, dass im September nicht wirklich ein Staat geschaffen werden könne, da die israelische Besatzung weiter bestehen würde. Er meint, dass der Staat deshalb nur anstelle der PLO auf einen Beobachterstatus hoffen könne, und nicht auf eine volle UNO- Mitgliedschaft. Die Autonomiebehörde sei von der PLO und dem Nationalrat ermächtigt worden und könne deshalb die Mutterorganisation weder demontieren noch ersetzen, schreibt Goodwin-Gill. Diesem Rechtsgutachten folgte auf dem Fuße eine per Email verbreitete wütende Erwiderung von Francis A. Boyle, ebenfalls Professor für Internationales Recht und ehemaliger Rechtsberater Jassir Arafats. Das Exekutivkomitee der PLO sei 1988 vom Nationalrat als provisorische Regierung des Staates Palästinas ermächtigt worden. Die repräsentiere alle Palästinenser weltweit und verwandle jeden Palästinenser automatisch in einen Bürger dieses Staates. Goodwin-Gill habe keine Ahnung von den juristischen Feinheiten der Staatserklärung von 1988. Ungeachtet dieses Rechtsstreits um den Antrag der Anerkennung durch die UNO sei hier angemerkt, dass die Autonomiebehörde seit dem Putsch der Hamas nur noch im Westjordanland das Sagen hat. Die Hamas hat zwar bei den Parlamentswahlen 2006 die Mehrheit errungen, ist aber nicht Mitglied der PLO. Deshalb kann dieser Dachverband (fast) aller Palästinenserorganisation aus Sicht der Hamas von sich nicht wirklich behaupten, alle Palästinenser zu repräsentieren. Ein westlicher Diplomat mit langjähriger Ramallah-Erfahrung sagte, dass sich Präsident Abbas mit seinem Vorhaben in eine lose-lose Situation begeben habe. Er kann nur verlieren. Denn nachdem Abbas die Idee eines Vollmitglieds in der UNO aufgebracht und bei seinem Volk mutmaßlich unerfüllbare Erwartungen geweckt hat, könne er jetzt nicht mehr von dem hohen Ast herabsteigen. Abbas kann keinen Rückzieher mehr machen, ohne sich völlig zu diskreditieren. Im Falle eines voraussichtlichen Scheiterns in der UNO würde er ebenfalls als Verlierer dastehen. Schon drohen neben den USA auch die EU mit einer drastischen Kürzung oder Höchste Sprengkraft hätte das Ausbleiben von 500 Millionen Euro EU-Gelder und 300 Millionen Euro US-Gelder (jährlich) für ein Viertel des Jahreshaushalts der palästinensischen Regierung. gar einer Streichung ihrer jährlichen Finanzhilfe, mit der die Autonomiebehörde die Gehälter ihrer Beamten bezahlt. Die EU spendet 500 Millionen Euro und die USA zusätzliche 300 Millionen Euro, insgesamt ein Viertel des Jahreshaushalts der palästinensischen Regierung. Ministerpräsident Salam Fayad forderte vor einigen Tagen vom Westen weitere 500 Millionen Euro Überbrückungshilfe, weil die arabischen Staaten ihre versprochene Finanzhilfe nicht überwiesen hätten. Niemand kann vorhersagen, welche politischen und anderen Folgen der geplante Schritt der Palästinenser haben wird. Manche sagen den Ausbruch einer dritten und noch blutigeren Intifada vorher. Andere meinen, dass die Palästinenser kampfesmüde seien. Die israelische Regierung prüft noch alternative Reaktionen. Schwarzseher prophezeien unerträglichen politischen Druck auf Israel, und weitere Versuche, den jüdischen Staat zu demontieren. Andere glauben, dass nichts passieren werde. Denn ein echter palästinensischer Staat könne nur infolge direkter Verhandlungen und mit israelischer Zustimmung entstehen, wegen der Siedlungen und unzähligen anderen Elementen wie Wasserversorgung, Kontrolle der Grenzen, Handel, Währung, Zollunion und funktionierender Kooperation in fast allen Lebensbereichen. 12 ZUM LEBEN

Undiplomatisches Türkei reduziert diplomatische Beziehungen mit Israel von Ulrich W. Sahm, Jerusalem Die New York Times hat am Donnerstagabend vorzeitig den streng geheimen, 105 Seiten langen, Palmer-Report zu den Ereignissen um die blockadebrechende türkische Gazaflottille im März 2010 veröffentlicht. Dabei wollte eine türkische Hilfsflotte die israelische Seeblockade des Gazastreifens durchbrechen. Neun Passagiere wurden beim Entern der Mavi Marmara getötet und weitere Menschen, darunter neun israelische Soldaten, wurden verletzt. Der Report war von UNO- Generalsekretär Ban Ki-Moon in Auftrag gegeben und schon vor Wochen fertig gestellt. Darin wurde Israel die Rechtmäßigkeit der Seeblockade des Gazastreifens bescheinigt. Der Türkei wird mitgeteilt, dass die Flottille nicht hätte stattfinden dürfen. Während der Report Israel wegen exzessiver Gewalt beim Entern des Schiffes Mavi Marmara rügt, seien ernste Fragen zu den IHH-Organisatoren der Flotte und der Gewaltbereitschaft einiger ihrer Teilnehmer aufgekommen. Die Türkei wollte eine Veröffentlichung des Reports hinauszögern, zumal Israel darin bestätigt wird, gemäß internationalem Recht gehandelt zu haben, während die Türkei einer unnötigen Provokation bezichtigt wird. Die Türkei hatte von Israel eine Entschuldigung gefordert und Entschädigungszahlungen an die Opfer. Das verweigerte jedoch Premierminister Netanjahu, weil ein Schuldeingeständnis grünes Licht für weitere Flottillen, ein Ende der Seeblockade und unkontrollierte Waffenlieferungen an die von Israel, der EU und den USA als Terrororganisation definierte Hamas bedeuten würde. Bei einer Pressekonferenz in Ankara hat der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu am Freitagmittag eine Herabsetzung der diplomatischen Beziehungen auf Geschäftsträgerebene und ein Einfrieren der militärischen Kooperation angekündigt. Trotz des inzwischen bekannt gewordenen Palmer-Reports wolle die Türkei nicht Israels Seeblockade des Gazastreifens anerkennen. In einer ersten Reaktion hieß es in Jerusalem, dass die Bedeutung der türkischen Ankündigungen geprüft werden müsse. Ohnehin gebe es schon seit Monaten keinen türkischen Botschafter mehr in Tel Aviv, während der israelische Botschafter wegen seiner Pensionierung ohnehin nach Israel zurückgekehrt sei. Zum Einfrieren der militärischen Beziehungen, darunter Luftaufklärung, die Lieferung von Panzern und Elektronik, hieß es: israelische Militärs seien schon seit geraumer Zeit zum Schluss gekommen, dass die Türkei wegen ihrer neuen islamistischen Ausrichtung längst kein strategischer Partner mehr für Israel sei. Bei dem Versuch, die Flottille 72 Meilen vor der Küste zu stoppen und zwecks einer Überprüfung der Ladung nach Ashdod umzulenken, habe Gewalt gegen die Soldaten in einer organisierten Weise begonnen, durch bewaffnete Passagiere, teilweise mit Feuerwaffen. Die Annahme, dass die Passagiere mit legitimer Selbstverteidigung reagiert hätten, konnte nicht durch Beweise erhärtet werden. Neun israelische Soldaten wurden verwundet, zwei mit Kugeln aus Schusswaffen. Neun Türken wurden getötet, von denen vier Mitglieder der IHH waren und weitere vier anderen extremistischen Organisationen angehörten. Die Türkei war das erste islamische Land, das Israel diplomatisch anerkannt hatte. Beide Länder pflegten enge militärische Beziehungen, zumal seinerzeit Syrien ein gemeinsamer Feind war. Doch mit dem Wahlsieg des konservativen Tayip Erdogan steuerte Ankara einen neuen Kurs der Annäherung mit Syrien und Iran, auf Kosten der guten Beziehungen mit Israel. Die Verschlechterung der Beziehungen begann in Davos mit einer schweren öffentlichen Beleidigung von Staatspräsident Schimon Peres durch Erdogan. Es folgte die Ausstrahlung antiisraelischer Filme mit klassischen antisemitischen Motiven im türkischen Staatsfernsehen und die Erniedrigung des türkischen Botschafters in Tel Aviv, der bei einem Gespräch auf eine niedrige Bank gesetzt worden ist. Höhepunkt der Krise war dann der Vorfall um die Mavi Marmara. Kommentar: Der Streit Türkei-Israel Der Streit zwischen Israel und der Türkei kann gefährlich werden, nicht nur für die Stabilität im Nahen Osten. Von der Türkei angekündigte Maßnahmen könnten am Ende zu einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen NATO-Partner Deutschland und dem jüdischen Staat führen. Laut Palmer-Report hat Israel zurecht eine Blockade über den Gazastreifen verhängt, um Waffenschmuggel zu der als Terrororganisation definierten, im Gazastreifen herrschenden Hamas zu unterbinden. Israel darf gemäß internationalem Recht sogar auf hoher See Schiffe abfangen. Die Türkei will diesen Standpunkt der UNO nicht akzeptieren. Israel hingegen besteht auf seinem Selbstverteidigungsrecht und will unter keinen Umständen unkontrollierten Zugang zum Gazastreifen zulassen. Wer den Palästinensern Hilfsgüter zukommen lassen will, obgleich es im Gazastreifen laut UNO keine humanitäre Krise gibt, könne das in Absprache mit Israel und der palästinensischen Autonomiebehörde auf dem Landweg tun. Doch daran ist die Türkei nicht interessiert, zumal die Palmerkommission festgestellt hat, dass die Mavi Marmara und andere Schiffe der vermeintlichen Hilfsflottille vom Mai 2010 Medikamente für den Eigenverbrauch und Kinderspielzeug im Handgepäck der rund 500 Teilnehmer der Flottille mitgeführt hatten. Die Absicht jener Flottille war es, mit Gewalt Israels legitime Blockade zu durchbrechen, also ein rein politisches Ziel. Der türkische Außenminister hat nun Sanktionen angekündigt und will zivilen Schiffen auf dem Weg nach Gaza mit türkischen Kriegsschiffen Geleitschutz gewähren. Das ist ein Spiel mit dem Feuer, falls es Israelis und die Türken damit ernst meinen. Die vom islamistischen Tayipp Erdogan regierte Türkei verfolgt ein strategisches Interesse, führende Nation unter arabischen wie islamischen Ländern zu werden. Nachdem die EU sie in beleidigender Weise verschmäht hatte, wandte sich Ankara Ländern wie Iran und Syrien zu und verbündete sich mit den radikalen Palästinensern der Hamas. Ihren neuen Kurs kann die Türkei am besten durch Feindseligkeit gegenüber seinem ehemaligen Verbündeten Israel demonstrieren. Umgekehrt verfolgt Israel ebenso ein strategisches Interesse mit seinem Bestreben, die Hamas zu schwächen, solange vom Gazastreifen aus Raketen abgeschossen und Anschläge verübt werden und die Hamas als ultimatives politisches Ziel die Zerstörung Israels will. Sollte das NATO-Land Türkei zu einer kriegerischen Konfrontation mit Israel bereit sein, könnte der Verteidigungsfall eintreten. Dann wäre auch die Bundesmarine verpflichtet, den von Israel angegriffenen türkischen Kriegsschiffen zu Hilfe zu eilen und sich ein Gefecht mit der israelischen Marine zu liefern. ZUM LEBEN 13

Friedfertiges Friedensinitiative als Beruhigungsmittel Amnon Lipkin-Schachak im Gespräch herausgeben und jede verbindliche Erklärung des UNO-Sicherheitsrates wird nach Einschätzung Lipkin-Schachaks durch das Vetorecht der USA verunmöglicht. Amnon Lipkin-Schachak im Gespräch. Fotos: Johannes Gerloff Dabei seien die Parameter für ein Zusammenleben zwischen Israelis und Palästinensern nach zwei Jahrzehnten intensiver Verhandlungen und einer Unzahl von Vertragsvorschlägen eigentlich klar. Der General i.r. sieht als realistischen Rahmen den Clinton- Plan vom Herbst 2000, der von der zweiten Intifada erstickt wurde und: Die arabische Welt muss mit einbezogen werden. von Johannes Gerloff, Jerusalem Ein eher düsteres Bild zeichnet Amnon Lipkin-Schachak von der gegenwärtigen Lage im Nahen Osten. Seit Mitte der 1990er Jahre haben wir Israelis und Palästinenser alle Hoffnung und jedes Vertrauen zueinander verloren, weiß der ehemalige Karriereoffizier der israelischen Armee, der es immerhin bis zum Generalstabschef (1995 1998) gebracht hat. Er gibt zu, dass Israel eine sehr ungewöhnliche Erscheinung in diesem Teil der Welt und für seine Nachbarn nur sehr schwer zu schlucken und zu verdauen sei. Von Anfang an war Lipkin-Schachak maßgeblich an den Verhandlungen mit den Palästinensern beteiligt. Als Generalstabschef verhandelte er persönlich mit einem syrischen Pendant. Nach dem Sturz des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak war Lipkin-Schachak im März 2011 gemeinsam mit den ehemaligen israelischen Geheimdienstchefs Jaakov Peri und Danni Jatom, sowie Israels ehemaligem UNO- Botschafter Dan Gillerman, in Ägypten. Zweimal wurde der 67-jährige Vater von fünf Kindern im Laufe seiner militärischen Laufbahn mit der Tapferkeitsmedaille seines Landes ausgezeichnet. Jetzt will er trotz der undurchsichtigen Situation in Israels Nachbarländern Zeichen setzen. Der neue ägyptische Außenminister Nabil Elaraby habe ihnen versichert, dass der Fortbestand des Friedensvertrages seines Landes mit Israel im Interesse Ägyptens sei. Lipkin-Schachak hofft auf normale Beziehungen, weiß aber das bedeutet nicht warme Beziehungen. Auf die Frage, ob sich diese normalen Beziehungen in naher Zukunft entwickeln könnten, bleibt der ehemalige Knessetabgeordnete, Tourismus- und Transportminister zurückhaltend: Eher nicht. Das liegt nicht an der israelischen Regierung, nimmt er seine politischen Gegner in Schutz: Die israelische Gesellschaft hat jede Hoffnung verloren. Auch bei seinen palästinensischen Nachbarn sieht er kaum einen Lichtblick. Er glaubt nicht an eine echte Versöhnung zwischen Hamas und Fatah. Abu Mazen (der palästinensische Präsident Mahmud Abbas) ist noch nicht einmal in der Lage, die Fatah zu einen, meint der Mann, der sich jahrelang darum gemüht hat, seine Nachbarn kennenzulernen. Er ist überzeugt: Abbas und (der palästinensische Premierminister Salam) Fayyad sind das beste Führungsteam, das die Palästinenser je hatten. Aber Fayyad hat politisch keine Chance, weil er nie Steine geworfen hat, nie im israelischen Gefängnis saß, nie einer palästinensischen Terrororganisation angehört hat. Niemand kann den September daran hindern, zu kommen, richtet Amnon Lipkin- Schachak seinen Blick in die unmittelbare Zukunft, sieht allerdings keine großen Veränderungen im Blick auf die palästinensischen Anstrengungen, von der UNO als Vollmitglied anerkannt zu werden. Die UNO-Vollversammlung kann höchstens eine Deklaration Lipkin-Schachak ist überzeugt: Irgendetwas wird in naher Zukunft passieren. Der Status quo ist unhaltbar. Was passieren wird, kann er allerdings genauso wenig sagen, wie er die Erklärung schuldig bleibt, was an seiner jüngsten Friedensinitiative eigentlich besonders sei. Er weiß, dass sich seine Armee auf ganz neue Konfrontationen einstellen muss, vermutlich mit gewaltlosen Demonstranten, zu Wasser und im eigenen Lande. Er vermutet Auseinandersetzungen, die bewusst gewaltlos in Gang gesetzt werden, dann aber leicht durch einen fatalen Fehler von welcher Seite auch immer zur Katastrophe werden können. Immer wieder spricht er von vielen guten Fragen, auf die niemand eine Antwort hat. Aber warum drängt der offensichtlich mit allen politischen und militärischen Wassern Gewaschene dann ausgerechnet jetzt auf eine Friedensinitiative noch dazu, wenn er nicht müde wird, zu betonen, dass unter Zeitdruck nichts erreicht werden kann? Er zuckt die Schultern: Versöhnung ist eine Notwendigkeit für uns und die arabische Welt. Und: Wenn es schon zu einer möglicherweise gewaltsamen Veränderung des Status quo in naher Zukunft kommen muss, dann wird eine israelische Friedensinitiative wenigstens unsere Freunde davon überzeugen, dass wir tatsächlich ein Ende des Konflikts wollen. Christlicher Medienverbund KEP www.israelnetz.com 14 ZUM LEBEN

Unheimliches Nahostkonflikt bei Wikipedia von Carmen Matussek, Tübingen Am 06.08.2011 erschien bei wdr.de ein Artikel mit dem Titel Israelisch-arabische Diskussionen in der Online-Enzyklopädie: Nahostkonflikt im Wiki-Land von Suska Döpp. Sie geht darin der Frage nach, inwieweit durch den Nahost-Konflikt entstandene Feindbilder durch neutrales Wissen entzerrt werden können, oder ob sie durch Artikel in der unabhängigen Enzyklopädie nicht eher verstärkt werden? Zunächst einmal muss man dazu feststellen, dass unabhängiges Wissen nicht gleich neutrales Wissen ist. Bei Wikipedia kann jedermann hineinschreiben, was er will, und jeder andere kann es ändern. Für die deutschund die englischsprachige Enzyklopädie ist bemerkenswert, wie informativ und qualitativ hochwertig die Artikel in der Regel sind, wenn auch nicht zitierfähig im wissenschaftlichen Sinne. Neben Kontrollmechanismen der Betreiber, durch die strafbare, verleumderische oder böswillig falsche Einträge geblockt werden können, funktioniert das Nachschlagewerk selbstreinigend. Ergebnis ist neben harten, belegbaren Fakten ein differenziertes Bild, bei dem verschiedene Meinungen zu einem Thema nebeneinander stehen. Wie verhält es sich bei Artikeln, die den Nahost-Konflikt betreffen, in Sprachen, deren Leser mehrheitlich durch gewisse Feindbilder geprägt sind? Dror Kamir von Wikimedia Israel meint dazu: In der arabischen Wikipedia gibt es sehr viele antiisraelische Beiträge, in der hebräischen mehr Inhalte, die einen israelischen Standpunkt wiedergeben, und in der englischen Version hält sich das die Waage. Bietet also die englische Version den wahrhaftigen Ausgleich zwischen der arabischen und der hebräischen Lüge? Ich kann leider kein Hebräisch, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass die Fakten dort auch nur annähernd so verdreht dargestellt werden, wie ich es aus dem arabischen Wikipedia-Artikel über die Protokolle der Weisen von Zion kenne. Dort geht es vordergründig um die Frage, was diese Protokolle sind und wie sie entstanden sind. Unter der Überschrift Die Verschwörung wird aber lebhaft diskutiert, was es mit der jüdischen Weltverschwörung auf sich hat. In pseudowissenschaftlicher Manier werden auch hier verschiedene Meinungen widergespiegelt, wobei aber die Aussagen übermäßig vieler Autoritäten bemüht werden, um die Existenz einer jüdischen Weltverschwörung zu belegen. Schon Henry Ford habe erklärt, dass die Protokolle mit dem übereinstimmen, was bis auf diesen Tag in der Welt geschieht. Auch in einer russischen Wochenzeitung sei 2003 zu lesen gewesen, es sei gar nicht wichtig, ob die Protokolle Wahrheit oder Fälschung seien, sondern dass sie in Übereinstimmung mit dem stünden, was derzeit in Europa geschehe. Hitler habe die Protokolle in seinem Buch Mein Kampf erwähnt und dazu angemerkt, dass die Geschichte der Juden von Lüge und Betrug gekennzeichnet sei und dass es vor ihren Aktivitäten und Zielen berechtigte Ängste gäbe. Dazu muss gesagt werden, dass ein Zitat von Adolf Hitler in der arabischen Welt anders wirkt als in Europa. Tatsachen über den Holocaust sind dort kaum bekannt und Hitler wird als jemand dargestellt, der für sein Lebenswerk Anerkennung verdient. Der ehemalige malaysische Ministerpräsident Mahathir bin Mohamad wird mit seinen antisemitischen Aussagen ebenso zitiert wie die ägyptische Wochenzeitung al-ahram, in der es im Dezember 2003 geheißen haben soll, dass der amerikanische Präsident George W. Bush 200 Millionen Dollar für den Wahlkampf im Jahr 2004 hätte sammeln können und dass der Hauptteil dieser Gelder von der zionistischen Lobby gekommen sei. (Die Juden würden also die amerikanische Politik lenken.) In der Bibliothek von Alexandria waren die Protokolle 2003 im Zuge einer großen Ausstellung in der Abteilung der Bücher der mo- notheistischen Religi- onen gleich neben der Thora gezeigt worden. Yusuf Zidan, der Direktor der Bibliothek, habe gesagt, dass die Protokolle hinsicht- lich der zionistischen Idee wichtiger als die Thora seien. Ein Link führt zu einem Interview mit dem Direktor, in dem dieser auch die Geschichte des Holocaust als eine übertriebene Fehldarstellung beschreibt. In Saudi Arabien enthielten einige Lehrpläne Hinweise darauf, dass die Protokolle geheime Dokumente seien, und dass ihre Erklärung auf dem ersten internationalen Zionistenkongress in Basel erfolgt sei, und dass die Juden sie zu verleugnen suchen. Auch dort würde als bester Beweis für die Echtheit der Protokolle der Gang der Geschichte genannt werden. Und in einer Fernsehsendung des saudischen Kanals al-madschd habe Ikrima Said Sabri, der Mufti von Jerusalem, am 20. Februar 2005 nach der Ermordung des libanesischen Ministerpräsidenten Rafiq al-hariri gesagt, dass, wer die Protokolle der Weisen von Zion lese, deutlich sehen würde, dass das Ziel der Protokolle sei, Chaos zu schaffen, um die Sicherheit und Stabilität in der Welt zu bedrohen. Gut lesbar zwischen den Zeilen steht hier die Unterstellung, die Juden müssten auch hinter dem Bombenattentat auf al-hariri gestanden haben. Wo immer Feindschaft und Chaos zwischen den Regierungen und innerhalb der Gesellschaften herrscht, kann die Verschwörungstheorie als Erklärungsmodell herhalten. Wikipedia wird hier zum Austragungsort einer arabischen Propagandaschlacht gegen Israel. Wieso funktioniert die Selbstkontrolle der Enzyklopädie bei solchen Artikeln nicht? Dror Kamir vermutet: Wenn fast alle der gleichen Auffassung sind, fällt mangelnde Neutralität nicht auf, und niemand schreitet ein. ZUM LEBEN 15

Unsägliches Ein Zwischenruf zu Jochen Vollmers Nationalgott oder: Warum ich diesen verweigere! von Johannes Gerloff, Jerusalem Mehrfach wurde ich nun aufgefordert, den Aufsatz von Jochen Vollmer, Der Israel-Palästina-Konflikt und die Befreiung der Theologie vom Nationalgott Jahwe zum Herrn der Welt und aller Völker [1] zur Kenntnis und dazu Stellung zu nehmen. Dazu möchte ich erklären: Mit Lügen kann man nicht diskutieren und wer seine Meinung auf Lügen aufbaut, kann nicht erwarten, als Gesprächspartner ernst genommen zu werden. Pfarrer Dr. Jochen Vollmer lügt ganz einfach, wenn er behauptet: 1) Das Selbstverständnis des Staates Israel stehe einem Ausgleich der Interessen zwischen Israelis und Palästinensern im Wege. 2) Der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern beziehe sich auf ein Land, auf das Israel und die Palästinenser Anspruch erheben. 3) Dass wenige Juden dort mit ihren arabischen Nachbarn im Frieden gelebt hätten, bis Ende des 19. Jahrhunderts die jüdischen Einwanderungswellen aus Osteuropa kamen. 4) Zionisten hätten palästinensisches Land in Besitz genommen und geraubt mit dem Ziel, einen jüdischen Staat zu errichten. 5) Die Vergeltungsschläge Israels gegen palästinensische Gewaltakte seien zumeist unverhältnismäßig, besonders der Gazakrieg Dezember 2008/Januar 2009. 6) Nur wenige Zionisten hätten ein Unrechtsbewusstsein. 7) Die Opfermentalität missachte das Gebot der Tora Die Fremdlinge sollst du nicht bedrängen und bedrücken 8) Der israelische Narrativ behaupte, die Gründung Israels sei ohne große Opfer der Palästinenser erfolgt und die Palästinenser hätten freiwillig das Land verlassen. 9) Der religiöse Anspruch Ben Gurions mache eine Verständigung mit den Arabern unmöglich. 10) Dass israelischer Landraub mit der biblischen Landverheißung und der Inanspruchnahme des Gottes Israels gegen den Gott der Araber legitimiert werde. 11) Dass es zwei Hindernisse gäbe, die dem Frieden zwischen Israel und den Palästinensern im Wege stehen: die Verdrängung der historischen Wahrheit und der religiöse Anspruch Israels auf das Land. 12) Dass israelische Araber und Palästinenser in Israel als hohes Sicherheitsrisiko gälten und damit Verletzungen der Menschenrechte gerechtfertigt würden. 13) Die Unabhängigkeitserklärung vom 14.05.1948 fülle die Leerstelle einer fehlenden Verfassung Israels aus. 14) Dass ein Staat durch ein klar begrenztes Territorium definiert sei. 15) Das zionistische Projekt eines jüdischen Staates mit weitgehend jüdischer Bevölkerung unter den bestehenden demographischen Verhältnissen mit der großen Mehrheit der arabischen Bevölkerung nur zu erreichen gewesen sei auf dem Weg der Vertreibung arabischer Bevölkerungsteile. 16) Für die religiösen Parteien Israels sei die Verwirklichung der biblischen Überlieferungen mit der Schaffung von Groß-Israel unabdingbar Gottes Gebot. 17) Die Siedlungspolitik ziele auf die endgültige Vertreibung der Palästinenser. 18) Die UN-Resolution 242 vom 22.11.1967 erkläre das Existenzrecht Israels innerhalb sicherer Grenzen und den Rückzug israelischer Streitkräfte aus den besetzten Gebieten zur Vorbedingung eines dauerhaften Friedens. 19) Die Siedlungspolitik mache einen Frieden mit den Palästinensern faktisch unmöglich. 20) Die Landnahme sei das oberste Ziel israelischer Politik. 21) Die nationalreligiösen Siedler wollten keinen Frieden. 22) Israel als Staat würde ohne die Unterstützung der USA nicht überleben. 23) Menschenrechtsverletzungen an den Palästinensern würden im Gehorsam gegen Gott auf dem Weg zu Groß-Israel bewusst verübt. 24) Die Sperrmauer, die Israel seit 2003 errichtet, solle das alltägliche Leben der Palästinenser bis zur Unerträglichkeit erschweren und 25) einen lebensfähigen Palästinenserstaat unmöglich machen. 26) Der Anspruch des Staates Israel gleichzeitig jüdisch und demokratisch zu sein gehe zwangsläufig mit der Vertreibung und Unterdrückung der nicht-jüdischen einheimischen Bevölkerung einher. 27) Der Staat Israel sei in seiner Siedlungspolitik in der Geiselhaft der religiösen Rechten. 28) Der Staat Israel habe hunderttausende unschuldige Menschen zu Opfern gemacht und tue das noch immer. 29) Der Staat Israel grenze durch seine jüdische Identität die nichtjüdische Bevölkerung aus und 30) verleugne den einen und universalen Gott, der für Juden und Nichtjuden in gleicher Weise da sein will. 31) Der Staat Israel wolle einen Glauben an Gott durch staatliche Gewalt sichern. 32) Die jüdische nationalreligiöse Rechte und ihre christlichen Freunde seien der Auffassung, um der Heiligkeit des Landes willen könnten Verletzungen der Menschenrechte und des Völkerrechts geboten sein. 33) Sie verleugneten die Universalität Gottes und die Heiligkeit eines jeden Menschen. 34) Sie verletzten und töteten Palästinenser mit Berufung auf die Bibel. 35) Das Problem seien die nationalreligiösen Siedler, die das Land, nicht den Frieden wollten. Alle diese Aussagen sind so und in dem von Vollmer gesetzten Zusammenhang schlicht falsch. Da Jochen Vollmer zudem mit einem Pfarrerund Doktortitel auftritt und sein Aufsatz offensichtlich auch die redaktionelle Prüfung des Deutschen Pfarrerblatts durchlaufen hat diese Aussagen also bewusst, mit akademischem Anspruch und quasi-kirchlicher Sanktionierung gemacht wurden bleibt keine Möglichkeit, sie als Versehen oder Unachtsamkeit zu entschuldigen. Sie sind Lügen! Jetzt müsste ich natürlich jede einzelne Aussage durchgehen, um zu beweisen, dass sie nicht der Wahrheit entspricht. Wirklich? Muss sich heute derjenige rechtfertigen, der die Wahrheit sagt? Darf man heute sogar im 16 ZUM LEBEN

Unheiliges Deutschen Pfarrerblatt ungestraft alles behaupten, was einem in den propagandistischen Kram passt, ohne die gemachten Aussagen belegen zu müssen? Jedem aufmerksamen und nur ansatzweise zu logischem Denken fähigen Leser wird zudem auffallen selbst wenn er nicht im Nahostkonflikt zuhause sein sollte, dass Vollmer sich selbst widerspricht, um hier nur ein Beispiel zu nennen, wenn er etwa unterstellt, das zionistische Projekt sei nur zu erreichen gewesen auf dem Weg der Vertreibung arabischer Bevölkerungsteile um dann unmittelbar (wohl als Beleg gedacht) anzuschließen: 1930 erklärte Chaim Weizmann in Berlin, es sei nicht möglich, Palästina in einen jüdischen Staat zu verwandeln, denn wir können nicht und wollen nicht die Araber vertreiben. Wichtig ist hier festzuhalten, wer Chaim Weizmann war und wenn Vollmer recht haben sollte, müsste er nachweisen, welchen Wandel Weizmann zwischen 1930 und 1950 durchlaufen hat. Relevant wäre bei einer Analyse auch, was Vollmer alles verschweigt. Spontan fallen mir die bis heute aktuellen Vernichtungsdrohungen gegen das jüdische Volk und seinen Staat oder auch die etwa eine Million jüdischen Flüchtlinge aus arabischen Ländern ein. Da wäre ferner zu bedenken, was palästinensische muslimische Theologen weltweit erfolgreich verbreiten, und warum Hitlers Mein Kampf oder Die Protokolle der Weisen von Zion in der arabischen Welt so populär sind. Jetzt bin ich weder auf die politische noch theologische Meinung Vollmers, oder seine Gedankenführung und Argumentation eingegangen. Aber muss ich das wirklich tun? Er spricht dem Staat Israel das Recht auf Selbstverteidigung, ja selbst ein Existenzrecht ab. Muss man darüber wirklich diskutieren?! Tut man einem Pfarrer, der sich auf ein solches akademisches Niveau herablässt, nicht eigentlich zu viel Ehre an, wenn man den Fehdehandschuh aufgreift? Oder muss man Vollmers Artikel ernst nehmen, weil er ein Symptom des heute wieder in deutsch-christlichen Kreisen herrschenden Zeitgeistes ist? Christlicher Medienverbund KEP www.israelnetz.com [1] Deutsches Pfarrerblatt - Heft: 8/2011: http://www.pfarrerverband.de/pfarrerblatt/ index.php?a=show&id=3030 abgefragt am 26.08.2011. Unheilige Allianz gegen Israel von Ulrich W. Sahm, Jerusalem Al-Ghriba-Synagoge, Insel Dscherba Am 11. April 2002 wurde hier ein Anschlag auf Touristen verübt, bei dem 21 Touristen (14 aus Deutschland) starben. Tunesische Islamisten und Nationalisten wollen die Ablehnung des jüdischen Staates in der neuen Verfassung verankern. Israel ermutigt derweil die tunesischen Juden zur Auswanderung. Anhänger des gestürzten Diktators Ben Ali demonstrierten am 11. Februar 2011 vor der größten Synagoge in Tunis, vermutlich um den Volksaufstand zu diskreditieren. Am 23. Oktober wählt Tunesien eine verfassungsgebende Versammlung, um den Übergang von der Diktatur zur Demokratie auf eine legitime und rechtlich solide Grundlage zu stellen. Die 216 Abgeordneten erwartet kein Spaziergang: Der erste Verfassungsentwurf einer Expertenkommission verbietet explizit jegliche Normalisierung der Beziehungen mit Israel. Pragmatiker wollen den entsprechenden Artikel streichen, doch Islamisten, Nationalisten und Linksextreme bestehen darauf. Vor einer Woche drohte laut der Nachrichtenagentur AFP Ahmed Kahlaoui, der Präsident des Komitees Die Nation gegen die Normalisierung, jeden Tunesier, der sich um Kontakte mit Israel bemüht, zu denunzieren. Tunis ist kein Schlüsselakteur im Nahostkonflikt, dennoch könnte ein solcher Schritt die Beziehungen zu den USA und zur EU und damit den Aufbruch in die Demokratie belasten. Das Verhältnis zwischen Tunesien und Israel gilt seit langem als angespannt. Von 1982 bis 1994 beherbergte Tunesien die Führung der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), die zuvor aus dem Libanon vertrieben worden war. Deren Hauptquartier in Tunis wurde 1985 bei einem Vergeltungsangriff der israelischen Luftwaffe vollständig zerstört. Unter den Todesopfern befanden sich auch tunesische Zivilisten. Zwischen 1996 und 2000 kam es zu einem kurzen Tauwetter, als beide Länder Interessensvertretungen in der jeweils anderen Hauptstadt eröffneten. Nach dem Ausbruch der zweiten Intifada 2000 beendete Tunesien das diplomatische Experiment. Mit einem ungeschickten Aufruf könnte die israelische Regierung unnötig für eine zusätzliche Verstimmung gesorgt haben: Ende März hatte Premierminister Benjamin Netanjahu tunesischen Juden finanzielle Hilfe versprochen, um sie zur Emigration nach Israel zu bewegen, und berief sich dabei auf die angespannte Wirtschaftslage. Hintergrund ist der Umstand, dass die Mehrheit der rund 1.500 tunesischen Juden auf der Ferieninsel Dscherba lebt, die vom Rückgang der Touristenzahlen besonders hart betroffen ist. In Israel leben etwa 55.000 Juden tunesischer Herkunft. In Tunis kam diese Geste gar nicht gut an. Dieser unangebrachte Aufruf stellt eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten Tunesiens dar, protestierte das Außenministerium. Israel versuche damit, das post-revolutionäre Ansehen des Landes zu beschmutzen. Ob bei der Wahl im Oktober anti-israelische Hardliner oder Pragmatiker die Oberhand gewinnen, ist völlig offen. Die Islamisten der Ennahda-Partei führen in den jüngsten Umfragen zwar, doch zwei Drittel sind nach wie vor unentschlossen. Newsletter der Botschaft Israels in Deutschland. Melden Sie sich kostenlos an unter: www.israel.de www.israel.de ZUM LEBEN 17

Herausforderndes Internationale Konflikte im Wandel Israel vor neuen Herausforderungen UNO Medien Kampagnen von Johannes Gerloff, Jerusalem Israel vor neuen Herausforderungen Traditionell wurden Konflikte zwischen Staaten und Völkern auf zwei Ebenen ausgetragen: auf der politischen Bühne und auf dem Schlachtfeld wobei das eine die Fortsetzung des anderen mit anderen Mitteln ist, meint der israelische Jurist Daniel Reisner augenzwinkernd mit ausdrücklichem Bezug auf die Theorien des preußischen Generals und Militärtheoretikers Carl Philipp Gottlieb von Clausewitz (1780-1831). Doch der Krieg der Zukunft ist mit einem Krieg der Vergangenheit nicht vergleichbar. Deshalb sieht sich Israel im 21. Jahrhundert ganz neuen Herausforderungen gegenüber. Reisner gilt als einer der führenden Experten für internationales Recht in Israel. Er sieht neben Diplomatie und Militär noch mindestens zwei weitere Ebenen, auf denen Israel heute für seine Interessen geradestehen muss. Der Kampf um die öffentliche Meinung Die Medien sind nicht nur objektive Beobachter, sondern ein entscheidender Faktor im Verlauf eines Krieges. Reisner, der von 1995 bis 2004 die Abteilung für internationales Recht in der israelischen Armee geleitet Boykott hat und in dieser Position vieles mit eigenen Augen gesehen hat, was die Mehrheit der Beobachter selbst nur aus den Medien kennt, beginnt mit einem Beispiel: Ich erinnere mich an die späten 1990er Jahre. Die Hisbollah griff einen israelischen Militärstützpunkt im Südlibanon an. Wir waren total überrascht. Es war eine unbedeutende Position und sie verloren bei diesem, aus unserer Sicht unsinnigen, Angriff einige Kämpfer. Dann hissten sie am äußeren Verteidigungsring eine Hisbollahflagge und flohen. Erst später entdeckten wir, dass auf einem arabischen Fernsehkanal gezeigt wurde, wie die Hisbollahflagge über der israelischen Stellung weht, erzählt Reisner: Dazu wurde erklärt: Die Hisbollah hat eine israelische Position erobert! Man muss heute einen Stützpunkt nicht mehr erobern. Man braucht nur das Foto von einer Flagge über der Militärstellung. Dann interessiert niemanden mehr, was richtig oder falsch ist. Ein israelischer Armeesprecher bemühte sich zwar, die Situation zu erklären. Aber niemand glaubte ihm. Jeder konnte die Flagge über dem Stützpunkt sehen. Bilder sind stärker als Worte, so bringt der Jurist auf den Punkt. Mittlerweile sind wir so weit, dass der Medienkrieg wichtiger zu sein scheint, als militärisches Vorgehen. Das mussten selbst Diktatoren wie Baschar al-assad in Syrien begreifen. Die modernen Medien haben es ihnen unmöglich gemacht, zu kontrollieren, welche Informationen das eigene Volk bekommt, untereinander austauscht und nach außen an die Welt versendet. Deshalb bemühte sich Assad im Mai um Ablenkungsmanöver und schickte unbewaffnete Demonstranten gegen israelische Grenzsoldaten. Die Medien vermitteln ganz selten eine wirkliche Erklärung, was vor sich geht wissen aber sehr genau, wer die Guten und wer die Bösen sind, weiß Daniel Reisner, der die israelischen Premierminister Rabin, Peres, Netanjahu, Barak und Scharon beraten hat. Wenn die Medien erklärt haben, dass man etwas falsch gemacht hat, sind Fakten egal. So hat sich die Dynamik eines Konflikts, nicht nur im Nahen Osten, in den vergangenen Jahren grundlegend verändert. Reisner verweist darauf, dass Israel praktisch immer die politische Kampagne gewonnen hat: Wir haben eigentlich nie die politische Unterstützung für den Staat Israel, dafür in den vergangenen zehn Jahren aber praktisch immer die Medienkampagnen verloren. Diese Spannung wird etwa auch im kompromisslosen Vorgehen der griechischen Sicherheitskräfte gegen die zweite Free-Gaza-Flottille sichtbar wobei die griechischen Politiker jetzt mit den Auswirkungen ihres Vorgehens in der eigenen Öffentlichkeit fertig werden müssen. Verlorene Medienkampagnen haben unglaubliche Auswirkungen, nicht zuletzt auf die militärische Auseinandersetzung. So zeigen sich eine ganze Reihe europäischer Staaten heute sehr zögerlich, Israel Rüstungsgüter zu verkaufen. Und als Politiker öffentlich für Israel einzutreten ist im Europa zu Beginn des zweiten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts politischer Selbstmord, erkennt Reisner, fügt dann aber gleich lächelnd hinzu: Zum Glück gibt es immer mal wieder Wikileaks, die uns zeigen, was die Kollegen tatsächlich von uns denken. 18 ZUM LEBEN

Lawfare Rechtskrieg Eine weitere Auswirkung des Kampfes um die öffentliche Meinung macht sich auf einer zweiten Ebene deutlich der eigentlichen Kernkompetenz von Daniel Reisner: Dem Lawfare, einer englischen Wortschöpfung, die im Anklang an Warfare (Kriegführung), die Kriegführung auf juristischer Ebene bezeichnet. Wenn die Israelis so böse sind, fragen sich nach Meinung Reisners viele Daniel Reisner westliche Gutmenschen, warum stellen wir sie dann nicht vor Gericht? Der Jurist meint mittlerweile etwa zehn Formen unterscheiden zu können, durch die wohlmeinende und manchmal weniger wohlmeinende Einzelpersonen, Organisationen und Staaten israelische Politiker und Militärs vor Gericht ziehen wollen. Israelische Produkte werden boykottiert, indem ausländische Firmen gerichtlich dafür belangt werden, dass sie mit Israel Wirtschaftsbeziehungen pflegen. Dem Ideenreichtum scheinen auf dieser Ebene der modernen Kriegführung keine Grenzen gesetzt zu sein. Subjektiv, betont der Völkerrechtler, der als Unterhändler, Rechtsberater und Verfasser von Vertragstexten seit 1994 an den Verhandlungen mit Palästinensern und Jordaniern in Amman, Wye River, Camp David und Taba beteiligt, fühlt sich Israel ungerecht behandelt. Wir haben das Gefühl, dass sich den rechtlichen Maßstäben, die auf Israel angewendet werden, kein anderes westliches Land stellen muss. Es gibt mehr als ein Dutzend rechtliche Konzepte, die speziell für den arabisch-israelischen Konflikt entwickelt wurden und nirgendwo anders auf der Welt Anwendung finden. Gleichzeitig gibt es Rechtsprinzipien, die weltweit angewandt werden, aber wenn es um Israel geht, werden sie plötzlich völlig anders ausgelegt. Auf den jüdischen Staat werden Prinzipien angewendet, von ihm werden Dinge verlangt, die sonst nirgends auf der Welt gelten, klagt Reisner. Als Beispiel nennt er den Flüchtlingsstatus der Palästinenser. Keine andere Flüchtlingsgruppe auf Erden könne ein Recht auf Rückkehr einklagen, wie auch keine andere ethnische Gruppe eine eigene Organisation in den UN habe. Für das Wohl der palästinensischen Flüchtlinge ist seit 1950 die UNRWA, die United Nations Relief and Works Agency for Palestine Refugees (UN-Agentur für Hilfe und Arbeit für Palästina-Flüchtlinge), zuständig. Oder, um noch ein zweites Beispiel zu nennen, wenn Israel in den Kriegen des vergangenen Jahrzehnts vorgeworfen wurde, unproportional gegen Zivilisten der anderen Seite vorgegangen zu sein, definiere einerseits internationales Recht nirgends was proportional sei, während andererseits vergleichbares Vorgehen der NATO, etwa während des Balkankrieges, als vollkommen normal betrachtet werde. Aus seiner Meinung über die Vereinten Nationen macht Reisner kein Hehl: Wir mögen die UN nicht. Die sind absolut unberechenbar und wir sind immer in der Minderheit. Die UNO muss ihre Objektivität erst noch unter Beweis stellen. Aber meine Erwartungen an die UNO sind gerechtfertigtermaßen sehr niedrig. Auch die Kampagne der Palästinenser im Blick auf eine UN-Abstimmung im September Elektrotechnik Oelsnitz/E. GmbH Hoffeldstraße 3 09376 Oelsnitz/E. Tel.: 037298/36 0 Fax: 037298/36 102 E-Mail: info@eto-gmbh.de Internet: www.eto-gmbh.de ist auf der Ebene des Lawfare und des Medienkriegsschauplatzes zu verstehen. Entscheidend bei der Gründung eines Staates, so die Erkenntnis des Völkerrechtlers, sind nicht rechtliche Vorschriften oder Überlegungen, sondern einzig die Frage der internationalen Anerkennung. Wenn die Palästinenser einen unabhängigen Staat ausrufen, und dieser von einer entscheidenden Mehrheit von UNO-Mitgliedern anerkannt wird, warnt Reisner, sind alle rechtlichen Dokumente zwischen uns und den Palästinensern hinfällig. Alle Verträge zwischen Israel und den Palästinensern wurden unter der juristischen Voraussetzung unterzeichnet, dass sie kein Staat sind. Natürlich werden eine ganze Reihe von Übereinkünften fortbestehen, weil sie auf gegenseitigen Interessen beruhen. Aber man wird nach der einseitigen Proklamation eines Staates ganz neu miteinander übereinkommen müssen und dieses Mal mit einem Staat Palästina, in dem die Hamas eine bestimmende Kraft ist. Das Potential für ein rechtliches Chaos ist enorm, befürchtet Daniel Reisner. Christlicher Medienverbund KEP www.israelnetz.com eto-gruppe Elektrotechnik Oelsnitz/E. GmbH und Schaltanlagen eto GmbH Partner der Energieversorgungsunternehmen, Stadtwerke, Industrie und Deutsche Bahn AG Innovativer und kompetenter Komplettanbieter für: Energieverteilungsanlagen bis 8000A Verkehrs- und Wartentechnik Schalt- und Steuerungsanlagen Schutztechnik für MS / NS - Anlagen Kabelmess- und -prüftechnik Wir stellen ein: Monteur (m/w) für Energieanlagenbau Installateur (m/w) Wir freuen uns auf Ihre vollständige Bewerbung an unsere Personalabteilung, Herrn Frank Köhler. Elektrotechnik Oelsnitz/E. GmbH PF 1162 09372 Oelsnitz/E. Weitere Informationen zu den Stellenangeboten fi nden Sie im Internet unter www.eto-gmbh.de ZUM LEBEN 19

Antisemitisches Durban III Werden Deutschlands Diplomaten an der anti-israelischen UNO-Gedenkkonferenz teilnehmen? Weil wir als Sächsische Israelfreunde die im nachfolgenden Artikel benannten Sorgen um die Teilnahme Deutschlands an der antisemitischen und Israel-feindlichen Durban-III-Konferenz in diesem Monat New York City teilen, sind wir der Jerusalem Post und unserer Partnerorganisation Honestly Concerned, dankbar den nachfolgenden Artikel abdrucken zu dürfen. Kritiker werfen Berlin vor, sich mit antiisraelischen, antisemitischen Kräften innerhalb der UNO zusammenzuschließen; Außenminister Westerwelle ist mit einem neuen demokratischen Test konfrontiert. Eine Analyse von Benjamin Weinthal, Jerusalem Post, 24.08.2011 Übersetzt von Daniela Marcus BERLIN Deutschlands diffuse und unberechenbare UNO-Politik wirft einige Fragen auf angesichts Außenminister Guido Westerwelles Zusage an Israels Sicherheitsinteressen, Bestrebungen zur Bekämpfung von Antisemitismus, der durch die UNO unterstützt wird, und die Förderung demokratischer Bewegungen in der arabischen Welt. Im März sah sich Deutschland einem wichtigen demokratischen Lackmus-Test in der UNO gegenüber: entweder mit den führenden Demokratien den Vereinigten Staaten, Großbritannien und Frankreich zu wählen, um eine Flugverbotszone über Libyen zu verhängen, oder sich mit Russland und China der Stimme zu enthalten. Westerwelle wies Deutschlands UNO-Botschafter Peter Wittig an, sich den nicht-demokratischen Ländern anzuschließen. Nun sieht sich Westerwelle so kann argumentiert werden mit einem neuen demokratischen Test konfrontiert. Werden Deutschlands Diplomaten an der anti-israelischen UNO-Gedenkkonferenz Durban III teilnehmen? Das politische Dokument von Durban I wurde dazu genutzt, Israel zu attackieren. Die geplante Durban-III-Veranstaltung, die dieses Dokument würdigt, wird am 22. September in New York City stattfinden. Die erste Anti- Rassismus-Konferenz der UNO, die im Jahr 2001 in Durban, Südafrika, stattfand, artete in eine pro-rassistische und anti-semitische Veranstaltung aus: Teilnehmer verteilten Flugblätter mit einem Hitler-Bild, das konstatierte: Was wäre, wenn ich gewonnen hätte? Das Gute daran wäre, dass es kein Israel gäbe. Die australische Premierministerin Julia Gillard entschied am Dienstag, das Durban-III- Ereignis zu verlassen. Ihr Sprecher verteidigte diese Entscheidung und sagte: Wir konnten nicht davon überzeugt werden, dass das hochrangige Treffen unausgewogene Kritik gegenüber Israel und das Verlautbaren antisemitischer Ansichten verhindern wird. Australien ist nun Teil des Anti-Durban-Lagers, in dem sich bereits Italien, die Niederlande, Kanada, Israel, die Vereinigten Staaten und die Tschechische Republik befinden. Was Kritiker an Deutschlands Pro-Durban- Standpunkt so sehr irritiert, ist die oft wiederholte Erklärung der Kanzlerin Angela Merkel, nach der Israels Sicherheitsinteressen für die Bundesrepublik nicht verhandelbar seien. Deutschlands Absicht, seine Teilnahme an Durban III voranzutreiben, veranlasste Dieter Graumann, den Präsidenten von Deutschlands 105.000 Mitglieder zählender jüdischer Gemeinde, am Montag Westerwelle zu drängen, nicht an diesem widerlichen Schaupro- zess teilzunehmen. Graumann wollte mit seiner Frustration und Kritik an die Öffentlichkeit gehen, weil Westerwelle nicht auf einen Brief des Zentralrates der Juden in Deutschland reagiert hatte. In diesem Brief hatte sich der Zentralrat über den Standpunkt des Außenministeriums bezüglich Durban III beklagt. Doch Deutschland hat bisher geschwiegen, sagte Graumann. Er rief Westerwelle dazu auf, sich nicht dem Festival der Anfeindungen gegen Juden anzuschließen und fügte hinzu: Deutschland darf dieser Hasskampagne nicht den Anschein der Legitimität geben. Nach dem Brief befragt, sagte ein Sprecher des Außenministeriums gegenüber der Jerusalem Post: Graumanns Brief kam gestern an und wird unverzüglich beantwortet werden. Der Sprecher des Außenministeriums wiederholte Deutschlands Standpunkt, es werde verhindern, den Ablauf in Durban dazu zu nutzen, Israel an den Pranger zu stellen. Gemäß Kritikern ist exakt die Anprangerung Israels der Einbaumechanismus der Durban- Konferenz seit ihrer Gründung im Jahr 2001. Durch Graumanns öffentliche Zurechtweisung Westerwelles steht Deutschland nun sowohl nationaler als auch internationaler Kritik gegenüber. Anne Bayefsky, die gemeinsam mit dem Friedensnobelpreisträger und Schoah-Überlebenden Elie Wiesel Hauptorganisatorin einer gegen Durban III gerichteten 20 ZUM LEBEN