Die Implementierung des Community Reinforcement Approach in die Suchtberatungsstelle
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- Bernhard Neumann
- vor 5 Jahren
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1 Die Implementierung des Community Reinforcement Approach in die Suchtberatungsstelle Jochen Bickel Dipl. Sozialarbeiter FH Sozialtherapeut/Sucht Fachambulanz für Suchtkranke Heppenheim
2 oder wie ein neues Hüftgelenk das Konsumverhalten nachhaltig verändern kann!
3 Agenda 1. Ausgangssituation CRA Implementierung 3. Auswirkungen innerhalb der Einrichtung und in der Region 4. Fallbeispiel
4 Ausgangssituation 2007 Vom Abstinenz- und Rehabilitationsgedanken geprägte Suchtberatungsstelle mit über 25-jähriger Geschichte. Modellberatungsstelle Ambulante Rehabilitation in den 1980er Jahren.
5 Ausgangssituation 2007 Caritas Fachambulanz für Suchtkranke Beratung und Vermittlung Ambulante Reha Betreutes Wohnen abstinenzorientiert
6 Ausgangssituation 2007 Multiprofessionelles Team Heterogenes Weiterbildungsspektrum mit Schwerpunkt Systemische Therapie
7 Ausgangssituation 2007 Komm Struktur
8 Ausgangssituation 2007 Einsicht als Leitmotiv
9 Ausgangssituation 2007 Verlaufskurve der Alkoholsucht und ihrer Überwindung (vereinfacht nach Feuerlein 1981) Kritische Phase Chronische Phase Gelegentliches Erleichterungstrinken Konstantes Erleichterungstrinken Erstes Auftreten von Gedächtnislücken Abnahme der Alkoholtoleranz Beginn von verlängerten Räuschen Zunehmende Gedächtnislücken Kontrollminderung Verlust anderer Interessen Totaler Zusammenbruch zugegeben Zwanghaftes Trinken dauert an (Teufelskreis) Rehabilitation Erste Schritte zu wirtschaftlicher Stabilität Beginn einer Hoffnung Ehrlicher Wunsch nach Hilfe Rückkehr der Selbstachtung Zunahme der emotionalen Kontrolle Realistisches Denken
10 Ausgangssituation 2007 Übernahme des populärwissenschaftlichen Konzepts der Co Abhängigkeit
11 Ausgangssituation 2007 Angebote, die sich nicht am Bedarf der Klienten orientierten. Fokussierung auf relativ gesunde, abstinenzfähige Klienten. Ausgrenzung (noch) nicht abstinenzmotivierter Klienten. Ausgrenzung nicht dauerhaft abstinenzfähiger, chronisch mehrfachgeschädigter Abhängigkeitskranker (CMA).
12 Ausgangssituation 2007 Angespannte finanzielle Lage durch rückläufige Kirchensteuereinnahmen. Keine Teilhabe an kommunalisierten Mitteln.
13 Ausgangssituation 2007 Frage: Ist das Bemühen um Teilhabe an kommunalisierten Mitteln zum gegenwärtigen Zeitpunkt sinnvoll? Antwort: Nein, denn wir überschätzen unsere Wichtigkeit. Im Verhältnis zum Gesamtproblem Sucht in der Region spielen Beratungsstellen eine untergeordnete Rolle und laufen Gefahr in der Bedeutungslosigkeit zu versinken.
14 Ausgangssituation 2007 Frage: Repräsentieren wir eine moderne Suchthilfe, die sich an neueren Ergebnissen der Suchtforschung orientiert und evidenzbasierte Versorgungsansätze integriert? Antwort: Nein.
15 Ausgangssituation 2007 Frage: Würde in der Region irgendein Hahn danach krähen, wenn es uns nicht mehr gäbe? Antwort: Nicht wirklich.
16 Konsequenzen 2007 Erhöhung der Fallzahlen bei unverändertem Personalstand durch: bessere Vernetzung Erleichterung des Zugangs (Erreichbarkeit, offene Sprechstunden, neue Außenstellen) kurze Beratungsgespräche rasche Vermittlung in stationäre Reha Ausweitung der amb. Reha und Rehabilitationsnachsorge
17 Konsequenzen 2008 Erweiterung der Angebote um Betreutes Einzelwohnen für chronisch mehrfachgeschädigte Abhängigkeitskranke (CMA) Aufsuchend suchtbegleitend abstinenzfördernd!!
18 Konsequenzen 2008 Damit einhergehende Einführung lerntheoretischer Aspekte: Am Konsumverhalten orientierte Verstärkung / Belohnung bzw. Entzug von Verstärkern (Kontakt, Gruppenaktivitäten) Orientierung an den persönlichen Zielen der Klienten unabhängig von der Abstinenzmotivation
19 Konsequenzen 2008 (Teils heftige) Diskussion über Abstinenzorientierung und Konsumakzeptanz innerhalb der Einrichtung und der regionalen Suchthilfe
20 Konsequenzen 2009 Beobachtung: Die aktive Unterstützung der Klienten bei der Erreichung ihrer persönlicher Ziele führt fast immer zu Veränderungen im Konsumverhalten!
21 Konsequenzen 2009 Fachtag Community Reinforcement Approach mit Dr. Martin Reker
22 Konsequenzen Der CRA ist ein Behandlungsansatz, der für Beratung, Rehabilitation und Betreutes Wohnen gleichermaßen anwendbar ist.
23 Konsequenzen Der CRA stellt gemeindeorientierte ambulante Suchthilfe auf eine wissenschaftliche Basis!
24 Konsequenzen Der CRA kann politisch von Bedeutung sein!
25 Implementierung Verpflichtende, von der Geschäftsführung angeordnete Ausbildung zum CRA-Counselor. Für alle Mitarbeiter der ambulanten Beratungsstellen im Caritasverband DA und für Teile des Personals der stationären Einrichtungen.
26 Implementierung 2010 Das Team wendet CRA Instrumente in der täglichen Arbeit an und beginnt einen gemeinsamen Veränderungsprozess.
27 Implementierung I Die wichtigsten Instrumente: Verhaltensanalyse Zufriedenheitsskala Behandlungsziele Abstinenzkonto
28 Implementierung II Kooperationsvereinbarungen bisher: Fachklinik Schloss Falkenhof Bensheim Zufriedenheitsskala und Behandlungsziele unabhängig von langfristiger Abstinenzmotivation vor Aufnahme und vor Entlassung (Rehabilitationsnachsorge)
29 Implementierung II Kooperationsvereinbarungen bisher: Jobcenter Kreis Bergstraße Noch nicht zufriedenstellend, da stark von Personen abhängig
30 Implementierung II Projekt: Arbeitsgruppe Besser Wohnen bestehend aus Klienten (CMA) und einem Kollegen Ziel: Lebenswerter Wohnraum als Abstinenzmotiv
31 Implementierung II Wunschkonzert: CRAFT im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe
32 Auswirkungen Gemeinsame Haltung in der Begegnung mit Suchtkranken!
33 Auswirkungen Die Beratungsstelle erreicht mehr Betroffene unabhängig vom Grad der Beeinträchtigung!
34 Auswirkungen Der Community Reinforcement Approach wirkt der Versäulung der Hilfeangebote entgegen!
35 Auswirkungen II Die Einrichtung hat in der Region einen höheren Bekanntheitsgrad!
36 Auswirkungen 2011 Deutlich erhöhter Spaßfaktor!
37 Auswirkungen 2011 Die gemeinsame Haltung entwickelt sich über die Verbandsgrenzen hinaus. Die Kollegen der Wohnungslosenhilfe des Diakonischen Werkes planen umfangreiche Weiterbildungsmaßnahmen 2012.
38 Auswirkungen 2011 Der Landkreis gibt 2011 ein Gutachten zur Neuorientierung der Suchthilfe im Kreis Bergstraße bei der KFH Mainz (Prof. Schmid) in Auftrag. Dabei wird es auch um die zukünftige Verteilung kommunalisierter Mittel gehen. Mit dem Community Reinforcement Approach kann die Beratungsstelle eine zeitgemäße und evidenzbasierte Versorgung Suchtkranker vorweisen.
39 Fallbeispiel Mann, geb Bäcker langzeitarbeitslos lebt bei der Mutter auf dem Wohnzimmersofa
40 Fallbeispiel Polytoxikomanie seit 10 Jahren ausschließlich Alkohol mehrere stat. Entwöhnungsbehandlungen über 20 stat. Entgiftungsbehandlungen bringt sich in akut lebensbedrohliche Zustände
41 Fallbeispiel Bei Verkehrsunfall 2005 Schenkelhalsfraktur, seither stark gehbehindert
42 Fallbeispiel Ziele des Klienten: 1.Kontakt zur Beratungsstelle 2.Neues Hüftgelenk Bisherige Erfahrung: Sie müssen erst mit dem Konsum aufhören Ergebnis: Bis 2008 keines!
43 Fallbeispiel Maßnahmen: Versorgung im Rahmen der Eingliederungshilfe Konsequente Verstärkung des Wunsches nach einem Hüftgelenk. Aktive Unterstützung bei der Planung und Durchführung (realistische, erreichbare Teilziele).
44 Fallbeispiel Verlauf: Nachdem Herr H. über einen längeren Zeitraum jegliche suchtspezifische stationäre Behandlung ablehnte, begibt er sich auf Veranlassung des zuständigen Anästhesisten in eine Entzugsbehandlung Die Versorgung mit einem künstlichen Hüftgelenk und anschließende orthopädische Reha erfolgen nahtlos
45 Fallbeispiel Verlauf: Innerhalb der orthopädischen Reha erlebt Herr H. neue Lebensqualität (Versorgung, Bemühen um seine Person) und entwickelt erstmals Wünsche nach längerfristiger Abstinenz, um diese Lebensqualität möglichst aufrechtzuerhalten.
46 Fallbeispiel Verlauf: Nach Entlassung aus der orthopädischen Reha kann er seine Abstinenz nicht aufrechterhalten und wird massiv alkoholrückfällig.
47 Fallbeispiel Verlauf: Herr H. entschließt sich zu einer stat. Entwöhnungsbehandlung in der Fachklinik Vielbach und kehrt nicht mehr in seine Heimatstadt zurück. Er lebt seither in Frankfurt Höchst, war nicht mehr rückfällig und geht einer regelmäßigen Beschäftigung nach.
48 Fragen an
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