spezielle artenschutzrechtliche Prüfung (Fledermäuse)
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- Herbert Kirchner
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1 Vorhaben: Erneuerung der EÜ über den Buchenbach Strecke 4931 km 6,079 Unterlage spezielle artenschutzrechtliche Prüfung (Fledermäuse) Vorhabenträger: DB Netz AG Produktionsdurchführung Stuttgart I.NP-SW-D-STG Presselstraße Stuttgart Datum Unterschrift Vertreter des Vorhabenträgers: DB Netz AG Projektrealisierung KIB Brücken 4 I.NP-SW-M-K(6) Presselstraße Stuttgart Verfasser: Kunz GaLaPlan Kurhausstraße Todtnauberg Datum Unterschrift Datum Unterschrift Genehmigungsvermerk Eisenbahn-Bundesamt Planungsstand:
2 Erneuerung der Eisenbahnüberführung Buchenbach bei Backnang Untersuchung der Fledermäuse unter Berücksichtigung der artenschutzrechtlichen Belange Eisenbahnbrücke über dem Buchenbach Foto: K. Wallmeyer Tübingen, Auftraggeber: Kunz GaLaPlan Dipl. Ing. (FH) Georg Kunz Kurhausstraße Todtnauberg Bearbeitung: Stauss & Turni Gutachterbüro für faunistische Untersuchungen Vor dem Kreuzberg 28, Tübingen Dr. Hendrik Turni Dipl.-Biol. Katja Wallmeyer
3 Inhaltsverzeichnis 1 Rechtliche Grundlagen Untersuchungsgebiet, Methoden Ergebnisse Artenspektrum, Aktivitätsschwerpunkte Quartierpotenzial Vorläufige Bewertung Literatur... 11
4 1 Rechtliche Grundlagen Im nationalen deutschen Naturschutzrecht (Bundesnaturschutzgesetz vom 29. Juli 2009 [BGBl. IA. 2542], das seit 01. März 2010 in Kraft ist) ist der Artenschutz in den Bestimmungen der 44 und 45 BNatSchG verankert. Entsprechend 44 Abs. 5 Satz 5 BNatSchG gelten die artenschutzrechtlichen Verbote bei nach 15 BNatSchG zulässigen Eingriffen in Natur und Landschaft sowie nach den Vorschriften des Baugesetzbuches zulässigen Vorhaben im Sinne des 18 Abs. 2 Satz 1 BNatSchG nur für die in Anhang IV der FFH-RL aufgeführte Tier- und Pflanzenarten sowie für die Europäischen Vogelarten (europarechtlich geschützte Arten). Im Rahmen der artenschutzrechtlichen Prüfung wird für diese relevanten Arten zunächst untersucht, ob nachfolgende Verbotstatbestände des 44 Abs. 1 BNatSchG erfüllt sind (vgl. auch Prüfschema in Abbildung 1): Gemäß 44 ist es nach Absatz 1 verboten, 1. wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören. 2. wild lebende Tiere der streng geschützten Arten und der europäischen Vogelarten während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten erheblich zu stören; eine erhebliche Störung liegt vor, wenn sich durch die Störung der Erhaltungszustand der lokalen Population verschlechtert. 3. Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der wild lebenden Tiere der besonders geschützten Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören. 4. wild lebende Pflanzen der besonders geschützten Arten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, sie oder ihre Standorte zu beschädigen oder zu zerstören. In den Ausnahmebestimmungen gemäß 44 Abs. 5 BNatSchG sind verschiedene Einschränkungen enthalten. Danach gelten die artenschutzrechtlichen Bestimmungen des 44 Abs. 1 Nr. 1 (Tötungsverbot) nicht in Verbindung mit 44 Abs. 1 Nr. 3 (Zerstörung von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten), wenn sie unvermeidbar sind und die ökologische Funktion im räumlichen Zusammenhang weiterhin erfüllt wird. Turni & Wallmeyer Erneuerung der EÜ Buchenbach bei Backnang 3
5 Abbildung 1 Ablaufschema einer artenschutzrechtlichen Prüfung (Kratsch et al. 2010) Einige zentrale Begriffe des BNatSchG sind vom Gesetzgeber nicht abschließend definiert worden, so dass eine fachliche Interpretation und Definition der fraglichen Begrifflichkeiten zur Bewertung der rechtlichen Konsequenzen erforderlich wird. Die Verwendung dieser Begrifflichkeiten im vorliegenden Fachgutachten orientiert sich an den in der Fachliteratur vorgeschlagenen und diskutierten Definitionen (z. B. GUIDANCE DOCUMENT 2007, Kiel 2007, LANA 2009). Turni & Wallmeyer Erneuerung der EÜ Buchenbach bei Backnang 4
6 2 Untersuchungsgebiet, Methoden Die Lage des Brückenbauwerks (Bahn-Strecke 4931 Backnang-Ludwigsburg) ist in Abbildung 2 dargestellt. Das von der Eisenbahnüberführung (EÜ) überspannte Buchenbachtal liegt im Naturschutzgebiet Buchenbachtal, Schutzgebiets-Nr (Verordnung vom ), sowie im FFH-Gebiet Unteres Remstal und Backnanger Bucht. Der Bereich ist geprägt durch den naturnah mäandrierenden Buchenbach und einen uferbegleitenden Laub-Gehölzsaum. Die DB Netz AG plant eine Erneuerung des Brückenbauwerks, wobei der Vorentwurf 4 aus planerischer Sicht umsetzbare Durchführungs-Varianten enthält. Bei der Variante 1 soll unterhalb der bestehenden Brücke eine kleinere Überführung unterhalb der alten gebaut werden. Anschließend soll der Talbereich verfüllt werden, so dass ein durchgehender Erddamm mit einem Bachdurchlass für den Buchenbach entsteht. Für die Varianten 2 und 3 muss jeweils der Buchenbach während der Bauzeit abgedeckt und dauerhaft seitlich verschoben werden. Bei der Variante 4 werden die neuen Wiederlager hinter den bestehenden hergestellt. Bei dieser Variante erfolgen im Tal keine Bauarbeiten und der Bach und seine Begleitvegetation werden nicht oder kaum tangiert. Abbildung 2 Lage der EÜ Buchenbach" Am erfolgte zunächst eine Übersichtsbegehung zur Erfassung der fledermausrelevanten Habitatstrukturen und des Quartierpotenzials im Vorhabensbe- Turni & Wallmeyer Erneuerung der EÜ Buchenbach bei Backnang 5
7 reich. Soweit erreichbar, erfolgte zudem eine Kontrolle einzelner Spalten und Fugen im Gemäuer an der Brücke mit Hilfe eines Endoskopes. In den Abendstunden des , und erfolgten im Vorhabensbereich jeweils Detektor-Begehungen (Petterson D 240x, Aufnahmegerät Zoom H2) zur stichprobenartigen Erfassung der Fledermausaktivität sowie Ausflugkontrollen am Brückenbauwerk. Zusätzlich zeichnete ein im Gehölzsaum des Buchenbaches installierter Batcorder (Abb. 2) die Fledermausaktivität im Bereich der Eisenbahnüberführung in den Zeiträumen und dauerhaft zwischen 21:00 und 1:00 auf. Die Lautanalyse und Artbestimmung erfolgte am PC mit Hilfe der Software bcanalyze und BatSound. Abbildung 3 Batcorder im Gehölzsaum am Buchenbach 3 Ergebnisse 3.1 Artenspektrum, Aktivität Im Untersuchungsgebiet wurden durch Detektoraufnahmen und Dauererfassung insgesamt vier Arten sicher identifiziert, eine weitere Art wird vermutet (Tab. 1). Turni & Wallmeyer Erneuerung der EÜ Buchenbach bei Backnang 6
8 Tabelle 1 Liste der im Untersuchungsgebiet nachgewiesenen Fledermausarten Art Wissenschaftl. Name Deutscher Name FFH RL B-W RL D Myotis bechsteinii Bechsteinfledermaus II, IV s 2 2 Myotis daubentonii Wasserfledermaus IV s 3 * Myotis mystacinus Kleine Bartfledermaus IV s 3 V Nyctalus noctula Großer Abendsegler IV s i V Pipistrellus pipistrellus Zwergfledermaus IV s 3 * Erläuterungen: Rote Liste D Gefährdungsstatus in Deutschland (Meinig et al. 2009) BW Gefährdungsstatus in Baden-Württemberg (Braun et al. 2003) 1 vom Aussterben bedroht 2 stark gefährdet 3 gefährdet i gefährdete wandernde Tierart G Gefährdung anzunehmen, aber Status unbekannt D Daten defizitär, Einstufung nicht möglich V Vorwarnliste * nicht gefährdet FFH Fauna-Flora-Habitatrichtlinie II Art des Anhangs II IV Art des Anhangs IV Schutzstatus nach Bundesartenschutzverordnung in Verbindung mit weiteren Richtlinien und Verordnungen s streng geschützte Art Anmerkung: Eine sichere Unterscheidung der Großen Bartfledermaus (Myotis brandtii) und der Kleinen Bartfledermaus (Myotis mystacinus) ist anhand von Lautaufnahmen nicht möglich. Ebenso kann auch die Bechsteinfledermaus durch die Lautanalyse nicht sicher bestimmt werden. Der Buchenbach ist für die Arten Zwergfledermaus, Wasserfledermaus und Kleine Bartfledermaus ein wichtiges Jagdgebiet und eine bedeutende Transferstrecke. Ein mögliches Vorkommen der Bechsteinfledermaus, und damit einer Art von gemeinschaftlichem Interesse (Anhang II der FFH-Richtlinie), müsste durch Netzfänge verifiziert werden, bislang liegen zu dieser Art nur Beobachtungen und vielversprechende Lautaufnahmen vor. Im Bereich der Brücke war die Fledermausaktivität in allen Nächten sehr hoch. Durch die automatische Ruferfassung konnten mit Hilfe des installierten Batcorders in 24 Nächten während der Hauptflugzeit insgesamt Rufsequenzen erfasst werden. Das entspricht durchschnittlich 153 Rufkontakten pro Stunde und über 612 Rufsequenzen pro Nacht. Turni & Wallmeyer Erneuerung der EÜ Buchenbach bei Backnang 7
9 Steckbriefe der einzelnen Arten Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) Die Bechsteinfledermaus ist eine typische Waldfledermaus und bevorzugt große, mehrschichtige, teilweise feuchte Laub- und Mischwälder mit einem hohen Altholzanteil. Gelegentlich werden auch Kiefernwälder sowie Streuobstwiesen besiedelt. Die individuell genutzten Jagdreviere liegen in der Regel innerhalb eines Radius von ca m um die Quartiere. Als Wochenstuben werden vor allem Baumquartiere und Nistkästen genutzt. Da die Quartiere häufig gewechselt werden eine Reaktion auf Temperaturschwankungen und Parasitendruck sind sie auf ein großes Quartier-angebot im Lebensraum angewiesen. Aus telemetrischen Untersuchungen ist bekannt, dass eine Bechsteinfledermaus-Kolonie im Verlauf des Sommers bis zu 50 verschiedene Quartiere nutzt (Kerth 1998; Rudolph et al. 2004). Die Männchen schlafen einzeln oder in kleinen Gruppen, oftmals in Spalten hinter abstehender Baumrinde. In Baden-Württemberg wurde die Bechsteinfledermaus in der Roten Liste (Braun et al. 2003) als stark gefährdet eingestuft. Wasserfledermaus (Myotis daubentonii) Wie schon der Name vermuten lässt, ist die Wasserfledermaus an wasserreiche Biotope gebunden. Bevorzugt werden stehende Gewässer oder Flüsse mit ruhigen, langsam fließenden Abschnitten. Am häufigsten sind Wasserfledermäuse im Auwald- und Altwassergürtel breiter Flusstäler. Quartiere liegen meist gewässernah in einer Entfernung von weniger als 2,5km von den Jagdgebieten und wesentlich häufiger am Waldrand als mitten im Bestand (Geiger & Rudolph 2004). Die meist zwischen 20 und 40 Weibchen umfassenden Wochenstubenverbände nutzen mehrere Quartiere, die häufig gewechselt werden. Deshalb ist im Quartierlebensraum ein ausreichendes Angebot geeigneter Baumhöhlen erforderlich. Wasserfledermäuse jagen in einer Höhe von 5 bis 20 cm über der Wasseroberfläche. Die georteten Beutetiere werden mit den großen Hinterfüßen und der Schwanzflughaut von der Wasseroberfläche abgegriffen oder im Flug gekeschert und im Flug verzehrt. Wasserfledermäuse fliegen ihre Jagdhabitate aus Entfernungen von bis zu 10 km an. Die Strecken zwischen Quartier und Jagdgebiet werden auf Flugstraßen entlang markanter Landschaftsstrukturen wie Hecken und Alleen, wenn möglich entlang von Gewässern und Gewässer begleitender Strukturen zurückgelegt. In der Roten Liste Baden-Württembergs ist die Wasserfledermaus als gefährdet eingestuft (Braun et al. 2003). Kleine Bartfledermaus (Myotis mystacinus) Die Kleine Bartfledermaus ist ein typischer Bewohner menschlicher Siedlungen, wobei sich die Sommerquartiere in warmen Spaltenquartieren und Hohlräumen an und in Gebäuden befinden. Genutzt werden z. B. Fensterläden oder enge Spalten zwischen Balken und Mauerwerk sowie Verschalungen. Im Juni kommen die Jungen zur Welt, ab Mitte/Ende August lösen sich die Wochenstuben wieder auf. Bevorzugte Jagdgebiete sind lineare Strukturelemente wie Bachläufe, Waldränder, Feldgehölze und Hecken. Gelegentlich jagen die Tiere in Laub- und Mischwäldern mit Kleingewässern sowie im Siedlungsbereich in Parks, Gärten, Viehställen und unter Straßenlaternen. Die individuellen Jagdreviere sind ca. 20 ha groß und Turni & Wallmeyer Erneuerung der EÜ Buchenbach bei Backnang 8
10 liegen in einem Radius von ca. 650 m (max. 2,8 km) um die Quartiere. In der Roten Liste Baden-Württembergs ist die Kleine Bartfledermaus als gefährdet eingestuft (Braun et al. 2003). Großer Abendsegler (Nyctalus noctula) Der Große Abendsegler ist eine typische Waldfledermaus, die vor allem Baumhöhlen in Wäldern und Parklandschaften nutzt. Der Große Abendsegler jagt in großen Höhen zwischen m über großen Wasserflächen, Waldgebieten, Agrarflächen sowie über beleuchteten Plätzen im Siedlungsbereich. Die Jagdgebiete können mehr als 10 km vom Quartier entfernt sein. In Baden-Württemberg handelt es meist um Männchenquartiere, Wochenstuben sind absolute Ausnahme. Weibchen ziehen zur Reproduktion bis nach Nordostdeutschland, Polen und Südschweden. Die Männchen verbleiben oft im Gebiet und warten auf die Rückkehr der Weibchen im Spätsommer, die Paarungszeit ist im Herbst. In Baden- Württemberg gilt der Große Abendsegler als gefährdete wandernde Art, die besonders zur Zugzeit im Frühjahr und Spätsommer bzw. Herbst auftritt. Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) Zwergfledermäuse sind Gebäudefledermäuse, die in strukturreichen Landschaften, vor allem auch in Siedlungsbereichen als Kulturfolger vorkommen. Als Hauptjagdgebiete dienen Gewässer, Kleingehölze sowie aufgelockerte Laub- und Mischwälder. Im Siedlungsbereich werden parkartige Gehölzbestände sowie Straßenlaternen aufgesucht. Die Tiere jagen in 2-6 m Höhe im freien Luftraum oft entlang von Waldrändern, Hecken und Wegen. Die individuellen Jagdgebiete können bis zu 2,5 km um das Quartier liegen. Als Wochenstuben werden fast ausschließlich Spaltenverstecke an und in Gebäuden aufgesucht, insbesondere Hohlräume hinter Fensterläden, Rollladenkästen, Flachdächer und Wandverkleidungen. Baumquartiere sowie Nistkästen werden nur selten bewohnt, in der Regel nur von einzelnen Männchen. Ab Mitte Juni werden die Jungen geboren. Ab Anfang/Mitte August lösen sich die Wochenstuben wieder auf. Gelegentlich kommt es im Spätsommer zu Invasionen, bei denen die Tiere bei der Erkundung geeigneter Quartiere zum Teil in großer Zahl in Gebäude einfliegen. Die Zwergfledermaus wird in der Roten Liste der Säugetiere Baden-Württembergs (Braun et al. 2003) als gefährdet eingestuft. 3.2 Quartierpotenzial Der Gehölzbestand im Bereich der Eisenbahnüberführung über den Buchenbach besteht überwiegend aus Laubbäumen jungen bis mittlerem Alters ohne fledermausrelevante Höhlen, Spalten oder abblätternde Rinde. Das Quartierpotential der Bäume ist somit als gering einzustufen. Die steinernen Wiederlager der Brücke weisen Spalten und Hohlräume auf (Abb. 4 und 5). Ein spürbarer Luftzug vor den Spalten zeigte, dass diese untereinander verbunden sind. Da Fledermäuse Felsquartiere nur an- Turni & Wallmeyer Erneuerung der EÜ Buchenbach bei Backnang 9
11 nehmen, wenn diese frei von Zugluft sind, ist hier nicht mit Fledermaus-Quartieren zu rechnen. Abbildungen 4 5 Spalten im Wiederlager der alten Brücke 4 Vorläufige Bewertung Die Beobachtungen belegen, dass der Buchenbach im Bereich der Eisenbahnüberführung sowohl ein wichtiges Jagdhabitat, als auch eine bedeutende Transferstruktur für mindestens vier Fledermausarten darstellt. Ein möglichst geringer struktureller Eingriff ist aus Sicht der Fledermäuse erforderlich, damit keine Verbotstatbestände des 44 (1) BNatSchG erfüllt werden. Wichtig ist ein weitgehender Erhalt der Leitstrukturen (Bach mit uferbegleitendem Gehölzsaum). Variante 1 würde durch Tieferlegung der Brücke und Verfüllung des Talbereichs die Transferstruktur unterbrechen und zusätzlich das Kollisionsrisiko erhöhen, womit die Gefahr bestünde, die Verbotstatbestände des 44 (1) 1 BNatSchG (signifikant erhöhtes Tötungsrisiko) und des 44 (1) 2 BNatSchG (Verschlechterung des Erhaltungszustandes der lokalen Fledermauspopulationen durch Barriere an einer wichtigen Transferstruktur verbunden mit Verlust wichtiger Nahrungshabitate) zu erfüllen. Daher ist diese Variante im Hinblick auf das Konfliktpotenzial für Fledermäuse ungünstig. Turni & Wallmeyer Erneuerung der EÜ Buchenbach bei Backnang 10
12 Die Varianten 2 und 3, die eine Verlegung des Bachbettes erfordern, würden eine temporäre Unterbrechung der Transferstruktur bedeuten. Um hier das Störungsverbot nach 44 (1) 2 BNatSchG zu umgehen, müsste dieser Teil der Bauarbeiten entweder im Winterhalbjahr durchgeführt werden oder es müsste gewährleistet sein, dass auch während der Bauarbeiten ein ausreichend breiter, unbeleuchteter Durchlass für Fledermäuse durch das Brückenbauwerk vorhanden ist. Die Variante 4, die den Talbereich am wenigsten verändert, ist auch die Variante, die das Jagdhabitat und die Transferstrecke der Fledermäuse am geringsten beeinträchtigt. Entsprechend ist dies die Variante, die im Hinblick auf die Betroffenheit für Fledermäuse am wenigsten Konfliktpotenzial birgt und deshalb zu empfehlen ist. Sollte der Rückbau der Widerlager bei der Variante 4a unumgänglich sein, sollte dieser wie bei den Varianten 2 und 3 im Winterhalbjahr durchgeführt werden, um eine Beeinträchtigung der Transferflüge zu vermeiden. Grundsätzlich ist während der Bautätigkeiten darauf zu achten, dass die Baustelle nachts entweder unbeleuchtet ist, oder ein ausreichend breiter, unbeleuchteter Bereich unterhalb der Brücke im Bereich des Buchenbachs belassen wird, da dort auch lichtmeidende Arten wie die Wasserfledermaus und die Bartfledermaus jagen bzw. im Transferflug entlang fliegen. Turni & Wallmeyer Erneuerung der EÜ Buchenbach bei Backnang 11
13 5 Literatur Braun, M. & Dieterlen, F. (Hrsg.) (2003): Die Säugetiere Baden-Württembergs - Band 1. Ulmer-Verlag, Stuttgart, 687 S. Braun, M.; Dieterlen, F.; Häussler, U.; Kretzschmar, F.; Müller, E.; Nagel, A.; Pegel, M.; Schlund, W. & Turni, H. (2003): Rote Liste der gefährdeten Säugetiere in Baden-Württemberg. In: Braun, M. & F. Dieterlen [Hrsg.] (2003): Die Säugetiere Baden-Württembergs, Bd. 1, p Verlag Eugen Ulmer Stuttgart. Dietz, C., Helversen von, O. & Nill, D Handbuch der Fledermäuse Europas und Nordwestafrikas. Franckh-Kosmos Verlags GmbH Stuttgart, 399 S. Meinig, H., Boye, P. & Hutterer, R. (2009): Rote Liste und Gesamtartenliste der Säugetiere (Mammalia) Deutschlands, Stand Oktober Bundesamt f. Naturschutz (Hrsg.), Naturschutz u. Biologische Vielfalt 70 (1): Skiba, R. (2003): Europäische Fledermäuse Kennzeichen, Echoortung und Detektoranwendung. Die Neue Brehm-Bücherei Bd. 648, Westarp Wissenschaften, Hohenwarsleben, 212 S. Turni & Wallmeyer Erneuerung der EÜ Buchenbach bei Backnang 12
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