Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
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- Sophie Fuchs
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1 Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Staatsminister Helmut Brunner 100-jähriges Gründungsjubiläum der bayerischen Zuckerrübenanbauer 22. Juni 2012, Regensburg Es gilt das gesprochene Wort! Referat Presse Telefon Ludwigstraße München Telefax Internet
2 Anrede! 100 Jahre Verband Bayerischer Zuckerrübenanbauer zu diesem schönen Jubiläum gratuliere ich im Namen der Bayerischen Staatsregierung und vor allem als Bayerischer Landwirtschaftsminister ganz herzlich. I. Würdigung Der Verband bayerischer Zuckerrübenanbauer wurde aus der Not heraus geboren. Die Abhängigkeit und das Ausgeliefert sein der Zuckerrübenanbauer gegenüber der Zuckerindustrie führte zu der Erkenntnis, dass nur durch einen Zusammenschluss und eine starke Gemeinschaft aller Zuckerrübenanbauer die missliche Lage geändert werden kann. Vorausschauende mutige Männer haben am 9. März 1912 in Regensburg den Bayerischen Rübenbauerverband gegründet. Ich zitiere aus einem damaligen Rundschreiben des Verbandes: Wir erstreben vor allem, dass wir für unser Produkt angesichts der erheblich gesteigerten und sich S e i t e 1
3 fortwährend noch steigernden Produktionskosten für die Zuckerrüben eine Verwertung ermöglichen zu Preisen und Bedingungen, die nicht wie bisher den Rübenbau nur mit Verlust betreiben lassen. Die Zuckerpreise der letzten Jahre gestatten zweifellos den Fabriken für die Rüben etwas mehr anzulegen als bisher, ohne dass wir durch unsere Forderung die Lebensfähigkeit der Fabriken unterbinden wollen. Unser Grundsatz wird sein: Leben und leben lassen. Nach diesem Grundsatz wurde zwischen Verband und Zuckerindustrie über einen Zeitraum von 100 Jahren eine Zusammenarbeit entwickelt und gepflegt, die eine beispiellose Erfolgsgeschichte darstellt. Die wichtigste Aufgabe des Verbandes ist auch heute noch, Rahmenbedingungen für einen rentablen Zuckerrübenanbau sicherzustellen, der die Grundlage für eine kostengünstige und konkurrenzfähige Eigenversorgung darstellt. S e i t e 2
4 Mit der finanziellen Beteiligung der Rübenanbauer an der Zuckerindustrie wurde ein System entwickelt, mit dem die Interessen zum Wohle beider Seiten gebündelt sind. Das ist eine erfolgreiche vertikale Integration, die angesichts der Liberalisierung der Agrarmärkte beispielhaft für weitere Produkte stehen kann. Darüber hinaus hat sich der Verband mit der Gründung der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Zuckerrübenanbaus pflanzenbaulicher, logistischer und organisatorischer Probleme äußerst erfolgreich angenommen. Kaum eine andere Feldkultur wird heute so nachhaltig, ressourceneffizient und von der gesamten Logistik so ökonomisch gehandhabt wie die Zuckerrübe. Die Arbeitsgemeinschaft stellt eine Selbsthilfeorganisation dar, die in Zusammenarbeit und mit Unterstützung der Zuckerindustrie, für die Rübenbauern wertvolle Dienste leistet. Sie haben also allen Grund stolz auf die Leistungen der vergangenen 100 Jahre zu blicken. Anerkennung und Dank gelten der Gründergeneration sowie allen die an S e i t e 3
5 verantwortlicher Position die Geschicke Ihres Verbandes geleitet haben. Stellvertretend für alle danke ich Ihrem Vorsitzenden Herrn Erhard Landes sowie Ihrem Geschäftsführer Herrn Dr. Rudolf Apfelbeck. II. Agrarland Bayern Die Stimmung der Landwirte trübt sich aktuell etwas ein, aber wir liegen mit Ausnahme der Milch weiter auf hohem Niveau und erzielen gute Preise. Die Nachfrage im In- und Ausland nach Nahrungsmitteln ist unvermindert hoch. Der mittelfristige Markttrend für Agrarerzeugnisse ist positiv. Bayern hat als agrarisches Kernland in Europa günstige Zukunftsperspektiven: fruchtbare Böden und ein ausgeglichenes Klima (Ausnahme: wiederkehrende Frühjahrstrockenheit in Franken), vielfältige und leistungsfähige Erzeugungs-, Verarbeitungs- und Vertriebsstrukturen für Lebensmittel, innovative Landtechnikindustrie, intakte ländliche Räume mit hoher Kaufkraft vor Ort, S e i t e 4
6 hervorragende Strukturen für den Wissenstransfer (angewandte Forschung, Bildung, Beratung), vielfältige und zielgerichtete Förderprogramme mit hoher Mittelausstattung und vor allem hochmotivierte Bäuerinnen und Bauern. Ziel meiner Agrarpolitik ist es, den Agrarstandort Bayern zu sichern und günstige Rahmenbedingungen für die Land- und Ernährungswirtschaft auf Landes-, Bundesund EU-Ebene zu schaffen. III. Gemeinsame EU-Agrarpolitik nach 2013 Die GAP nach 2013 tritt in die heiße Phase der Verhandlungen. Folgende Eckpunkte sind mir wichtig: Bevor die GAP-Reform beschlossen werden kann, muss der EU-Haushalt feststehen. Weitere Kürzungen dürfen nicht einseitig zu Lasten des Agrarbudgets gehen. Die Definition des aktiven Landwirts muss aufgegeben werden (das ist ein Bürokratiemonster). Jeder der Flä- S e i t e 5
7 chen aktiv bewirtschaftet und Lebensmittel, Bioenergie erzeugt oder seine Flächen über Agrarumweltprogramme pflegt, soll Geld erhalten. Die inzwischen auf EU-Ebene diskutierte Negativliste ist ein Schritt in die richtige Richtung. Beim Greening brauchen wir mehr Flexibilität und einen Auswahlkatalog, der die regionalen Unterschiede berücksichtigt (z.b. Befreiung bis 15 ha Ackerland). Die benachteiligten Gebiete auf Basis der LVZ müssen erhalten bleiben. Ein Auskoppeln der Neuabgrenzung der benachteiligten Gebiete aus der Gesamtdebatte über die GAP und eine zeitliche Verschiebung, wie vom EU-Parlament gefordert, können eine Chance sein. IV. Künftiger Zuckermarkt Mit der Einführung der EU-Zuckermarktordnung im Jahre 1968 wurden feste Produktionsquoten mit Rübenund Zuckermindestpreisen etabliert. Das hat die Zuckerproduktion europaweit erhöht. Im Jahre 1981 wurde S e i t e 6
8 mit einer Anbaufläche von ha und einer Rübenmenge von 3,84 Mio. t in Südbayern ein Maximum erreicht. Die laufenden Anpassungen der Marktordnung wurden seitdem vom Verband intensiv im Interesse der Rübenanbauer begleitet. Die dabei von den Verbandsvertretern geleistete Arbeit mit der Politik und der Verwaltung von Bayern bis nach Brüssel war immer sehr konstruktiv und zielführend. Dafür möchte ich mich bei Ihnen heute ganz besonders bedanken. Mein Ziel im Einklang mit dem Verband ist es, den Zuckerrübenstandort Bayern zu erhalten. Grob skizziert geht es um rd Rübenanbauer mit rd ha Anbaufläche sowie 3 Zuckerfabriken mit rd. 850 Beschäftigten. Immerhin wird ca. 19% des deutschen Zuckers in den 3 bayerischen Werken hergestellt. Auf mein Betreiben hin hat die Agrarministerkonferenz in Suhl im Oktober 2011 vier Eckpunkte zur Zuckermarktordnung beschlossen: 1. Eine vollständige Deregulierung der Märkte wird abgelehnt. S e i t e 7
9 2. Es muss Planungssicherheit für alle Wirtschaftsbeteiligten geschaffen und die Versorgungssicherheit auf dem EU-Zuckermarkt gewährleistet werden. 3. Der Erfolg der Strukturanpassungen aus der jüngsten Reform, die erst 2010 abgeschlossen wurden, darf nicht gefährdet werden. 4. Die geplante Abschaffung der Quotenregelung ist in einem angemessenen Zeitrahmen und Übergangsprozess umzusetzen. Der Berichterstatter für den Zuckermarkt im EU- Parlament, Michel Dantin, will in seiner Stellungnahme bis zum Wirtschaftsjahr 2019/2020 an der Marktordnung festhalten und für die nächsten Jahre einen Automatismus durchsetzen, um blockierten Nicht-Quotenzucker schnell und langfristig an den Binnenmarkt zu bringen, wenn dafür Bedarf besteht. Der Süßwarenindustrie empfehle ich einen ständigen gemeinsamen Dialog mit den Anbauverbänden und der Zuckerwirtschaft um Marktentwicklungen besser S e i t e 8
10 abschätzen und die Versorgungslage mit Zucker besser steuern zu können. V. Energiewende Die Herausforderungen durch die Energiewende sind enorm, aber auch die Chancen. Konkret wollen wir den Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromversorgung in den kommenden 10 Jahren auf rd. 50% verdoppeln. Die größten Steigerungspotenziale liegen bei der Windenergie und Photovoltaik. Innerhalb der erneuerbaren Energieträger nimmt Bioenergie mit einem 70%-Anteil einen hohen Stellenwert ein. Hier hat die Land- und Forstwirtschaft große Vorleistungen erbracht, wesentliche Steigerungen sind nur noch bei der Gülleverwertung und bei der Nutzung von Rest- und Koppelprodukten möglich. Wir erforschen derzeit Alternativen zum Mais als Substrat auch Zuckerrüben sind bereits als Biogassubstrat etabliert und untersuchen, wie die Biogaserzeugung noch effizienter S e i t e 9
11 werden kann. Außerdem wollen wir die Biogasanlagen noch besser zum Lastausgleich und für die Energiespeicherung nutzen. Deshalb habe ich eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe eingerichtet, die diese Chancen ausloten soll. Doch nicht nur bei der Bioenergie, auch bei der Windkraft und Photovoltaik gilt: Erneuerbare Energien sind Land-Energien. Entsprechend groß ist die Rolle der Land- und Forstwirtschaft; die Energiewende kann nur gemeinsam mit den Landwirten und Waldbesitzern und durch Beteiligung der Bevölkerung vor Ort gelingen. Zuckerrüben sind auch ein wichtiger Rohstoff zur Bioethanol-Herstellung geworden. Mit dem Ethanol-Ertrag von 1 ha Zuckerrüben fährt ein Pkw rd km. Die gekoppelten Futtermittel decken den jährlichen Proteinbedarf einer Kuh zu ¾. Die Zuckerrüben belegen: Nahrungs-Mobilitäts-Koppelung mit Biokraftstoffen funktioniert hervorragend. S e i t e 10
12 VI. Schluss Die Bayerische Staatsregierung wird mit ganzer Kraft auch in Zukunft auf EU-, Bundes- und Landesebene für günstige Rahmenbedingungen und eine solide Finanzausstattung für die Land- und Ernährungswirtschaft eintreten. Dem Verband Bayerischer Zuckerrübenanbauer wünsche ich für die Zukunft alles erdenklich Gute, eine glückliche Hand und vor allem Erfolg. S e i t e 11
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