Volker Schebesta MdL Staatssekretär im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg
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- Astrid Giese
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1 Volker Schebesta MdL Staatssekretär im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg "Medienbildung leicht gemacht - Schule und Bibliothek" [Dauer: 15-20'] Es gilt das gesprochene Wort Reutlingen, 17. April 2018, 12:00-13:00 Uhr
2 Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Mentrup, sehr geehrter Herr Mittrowann, sehr geehrter Herr Professor Herzig, sehr geehrter Herr Klingenberg, meine sehr verehrten Damen und Herren, gerne bin ich zum ersten Bibliothekspädagogischen Tag Baden-Württemberg gekommen auch wenn an einem Dienstag Termine nur eingezwängt zwischen Sitzungen des Kabinetts und der Landtagsfraktionen geplant werden können. Das liegt nicht nur daran, dass ich stellvertretender Vorsitzender im Landesverband Baden-Württemberg im Deutschen Bibliotheksverband bin. Medienbildung ist für die Bildung unserer Kinder von entscheidender Bedeutung. -2-
3 Medien spielen in unserer Gesellschaft eine zentrale Rolle. Die Digitalisierung verändert unsere Gesellschaft in praktisch allen Bereichen. Und die Geschwindigkeit dieses Prozesses wird immer schneller. Die heutigen Schülerinnen und Schüler müssen sich auf viel mehr und rasantere Veränderungen in ihrem persönlichen Leben, aber auch in ihrem Berufsleben einstellen. Dass wir darauf auch an den Schulen reagieren müssen, steht außer Frage. Denn die Schulen sind es, die in enger Erziehungspartnerschaft mit den Eltern den jungen Menschen das nötige Rüstzeug und Wissen vermitteln müssen, damit sie am gesellschaftlichen und politischen Leben teilhaben und später erfolgreich in der Berufswelt bestehen können. Dabei ist der Einsatz von Technik kein -3-
4 Selbstzweck, sondern muss der Pädagogik folgen. 1. Medienbildung im Bildungsplan 2016 Das Kultusministerium hat bei der Erarbeitung der Bildungspläne 2016 für die allgemein bildenden Schulen daher einen besonderen Schwerpunkt in diesem Bereich gesetzt. Leitperspektive Medienbildung Die Leitperspektive Medienbildung ist eine von sechs Leitperspektiven, die im Unterricht aller Fächer zu berücksichtigen sind. Ihr Ziel ist es, Kinder und Jugendliche so zu stärken, dass sie den neuen Anforderungen sowie den Herausforderungen dieser Mediengesellschaft selbst- -4-
5 bewusst und mit dafür erforderlichen Fähigkeiten begegnen können. Dazu gehören eine sinnvolle, reflektierte und verantwortungsbewusste Nutzung der Medien sowie eine überlegte Auswahl aus der Medienvielfalt in Schule und Alltag. Die grundlegenden Felder der Medienbildung sind Information, Kommunikation, Präsentation, Produktion, Analyse, Reflexion, Mediengesellschaft, Jugendmedienschutz, Persönlichkeits-, Urheber, Lizenzrecht und Datenschutz. Die Leitperspektive Medienbildung soll fächerintegrativ unterrichtet werden. Das bedeutet, dass wir kein Fach Medienbildung eingerichtet haben, sondern dass wir die Bezüge der Unterrichtsfächer zu dieser Leitperspektive in die Bildungspläne 2016 aufgenommen haben. -5-
6 Alle Fächer leisten hier also ihren Beitrag. Im Fach Deutsch wird dies besonders deutlich: Zu den Standards für inhaltsbezogene Kompetenzen gehören Texte und andere Medien. Die Schülerinnen und Schüler sollen Medien kennen und nutzen lernen, Medien gestalten, Medien verstehen und Medien problematisieren. Die Bildungsstandards zur Medienbildung sind dabei so angeordnet, dass die Inhalte in zunehmendem Schwierigkeitsgrad nach den Klassenstufen aufeinander folgen. Basiskurs Medienbildung Eine besondere Bedeutung kommt in diesem Konzept dem Basiskurs Medienbildung in der 5. Klasse zu. Die inhaltsbezogenen Kompetenzbereiche im Basiskurs Medienbildung sind: -6-
7 Information und Wissen, Produktion und Präsentation, Kommunikation und Kooperation, Mediengesellschaft und Grundlagen digitaler Medienarbeit. Der Basiskurs Medienbildung wird von der Schule in eigener Verantwortung gestaltet. Er umfasst insgesamt 35 Wochenstunden (30 Stunden Kerncurriculum, fünf Stunden Schulcurriculum). Er kann z. B. als Kompaktwoche oder in Form mehrerer Projekttage durchgeführt werden. Die Schülerinnen und Schüler sollen dabei unter anderem lernen, unterschiedliche Informationsquellen anhand vorgegebener Merkmale in ihrer Qualität beschreiben und einschätzen zu können. Informatik Auch die Informatik gehört heute zur Medienbildung. Den mit Beginn des Schuljahres -7-
8 2017/18 in Klasse 7 der allgemein bildenden Gymnasien eingeführten Aufbaukurs Informatik werden wir ab dem kommenden Schuljahr auf alle weiterführenden Schularten ausdehnen. Aufbauend wird an den Haupt- /Werkrealschulen und Realschulen ab dem Schuljahr 2019/20 schrittweise ein neues Wahlfach Informatik eingeführt, das die Schülerinnen und Schüler in den Klassen 8 bis 10 freiwillig zusätzlich belegen können. An den allgemein bildenden Gymnasien wird ab dem kommenden Schuljahr als Vertiefungsmöglichkeit für die Klassenstufen 8 bis 10 ein neues Profilfach Informatik, Mathematik, Physik (IMP) angeboten, an der Gemeinschaftsschule erfolgt die Einführung dieses Profilfaches im Schuljahr 2019/
9 2. Digitalisierungsstrategie Die Landesregierung legt einen besonderen Schwerpunkt auf die Digitalisierung. Dazu wurden erhebliche Mittel zur Verfügung gestellt und eine Digitalisierungsstrategie entwickelt. Ein Bereich dieser Strategie ist Bildung und Weiterbildung in Zeiten der Digitalisierung, der Chancen der Digitalisierung für die Schulen erschließen sollen. Dazu gehört eine Qualifizierungsoffensive für Lehrkräfte, bei der sowohl die Ausbildung als auch die Fortbildung der Lehrerinnen und Lehrer im Fokus stehen. Einen weiteren Schwerpunkt setzen wir im Fortbildungsbereich. Denn ohne qualifizierte Lehrkräfte bringt die beste High-tech-Ausstattung an Schulen nichts. Bei -9-
10 der Qualifizierung stellt die große Heterogenität der Lehrkräfte eine enorme Herausforderung dar. Um den unterschiedlichen Wissensständen besser gerecht zu werden, haben wir ein neues, abgestuftes Fortbildungskonzept entwickelt. Unser Ziel ist, den praktischen Bezug zum jeweiligen Unterrichtsfach in den Fortbildungen verstärkt in den Blick zu nehmen. Über Multiplikatoren, die zurzeit bereits geschult werden, soll das Know-how schnell an die rund Fortbildner im Land gebracht werden, die das Thema dann künftig in ihren fachbezogenen Fortbildungsveranstaltungen aufgreifen. Das Projekt offene digitale Bildungsmedieninfrastruktur verfolgt das Ziel, eine einheitliche -10-
11 Infrastruktur für alle Arten von digitalen Unterrichtsmedien zu etablieren. Möglichst alle digitalen Unterrichtsmedien, vom digitalen Schulbuch bis zur App, sollen für Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler an jedem Ort, also im Unterricht, Zuhause oder unterwegs, zu jeder Zeit, und da, wo es methodisch-didaktisch sinnvoll ist, einfach, komfortabel und rechtssicher nutzbar sein. Zur Förderung von MINT-Kompetenzen, aber auch zur Eröffnung neuer Zugänge zu Lerninhalten sowie zur Realisierung anderer Unterrichtsinhalte, sollen neue Technologien wie 3D-Drucker, 3D-Kameras, Systeme für die Schaffung und Abbildung virtueller Realitäten sowie digitaler Anreicherung der Realität -11-
12 (augmented Reality) im Unterrichtseinsatz erprobt werden. Die digitale Bildungsplattform soll für die Schulen eine rechtssichere Basisinfrastruktur für alle digitalen Anwendungen wie pädagogische Programme, Fortbildungsangebote, digitale Bildungsinhalte oder auch Schulverwaltungsprogramme schaffen. Sie wissen, dass wir den Start aufgrund technischer Probleme kurzfristig Anfang Februar verschieben mussten. Derzeit arbeiten wir mit unseren Partnern an der Behebung der Problematik und dabei gilt für uns: Sorgfalt geht vor Schnelligkeit! ella steht als Abkürzung für Elektronische Lehr- und Lernassistenz. Geplant ist, in einem -12-
13 ersten Schritt über "ella" unter anderem Basisdienste zur Kommunikation und Kooperation sowie eine dienstliche für Lehrkräfte zur Verfügung zu stellen. Zu den Funktionen in der Startkonfiguration zählen ein rechtssicherer Dateispeicher, und Kalender, Office- Programme, die u. a. auch das gemeinsame Arbeiten an Dokumenten ermöglichen, die weiterentwickelte Mediathek des Landesmedienzentrums SESAM 2.0, ein Lern-Management- System auf Basis von Moodle, das eine digitale Begleitung von Lernprozessen ermöglicht und ein Programm für Video-Konferenzen. Für all diese Entwicklungen brauchen wir eine gute Infrastruktur an den Schulen von der Breitbandanbindung, der Verfügbarkeit in den Schulen bis zur Hard- und Software. Deshalb -13-
14 dringen wir darauf, dass die Schulträger dazu durch den Digitalpakt auf Bundesebene effektiv unterstützt werden und sind mit den Kommunalen Landesverbänden in regem Kontakt. 3. Unterstützungssysteme Damit die Vorgaben der Bildungspläne 2016 Wirklichkeit werden können, hat das Kultusministerium eine Reihe von Unterstützungsmaßnahmen ergriffen. Darin eingebunden sind die Stadt- und Kreismedienzentren und das Landesmedienzentrum Baden-Württemberg, die besonders auch für lokale und regionale Kooperationsprojekte relevant sind. Das Landesinstitut für Schulentwicklung hat Beispielcurricula für den Basiskurs Medienbildung erstellt und ein Unterstützungsangebote zur digitalen -14-
15 Lernprozessbegleitung mit Moodle und der baden-württembergischen Erweiterung DAKORA aufgebaut. Die zentrale Lehrerfortbildung hat Fortbildungen zum Schwerpunktthema Digitale Medien und IT erarbeitet, die regionale Lehrkräftefortbildung bietet Fortbildungen und Unterstützungssysteme zu Multimedia und Schulnetze an. Mit einer Vielzahl von Projekten engagiert sich das Kultusministerium in der Initiative Kindermedienland. Nennen möchte ich hier beispielsweise das Schülermedienmentoren- Programm sowie 101-Schulen mit Workshops, Informationsveranstaltungen und aktiver Medienarbeit vor allem für Schülerinnen und Schüler sowie Eltern und Lehrkräfte. -15-
16 Die Liste ließe sich fortsetzen. Ich glaube, wir sind gut aufgestellt zur Bewältigung der aktuellen Herausforderungen im Bereich Medienbildung und Digitalisierung. 3. Wie Schule & Bibliothek Medienkompetenz fördern können Im letzten Teil meines Beitrags möchte die gemeinsame Sache Medienbildung von Schulen mit den Bibliotheken aus Sicht des Kultusministeriums ansprechen. Lesekompetenz ist ein wesentlicher Bestandteil der Medienkompetenz. Viele digitale Medien erschließen sich nur durch das Lesen. Die Förderung der Lesekompetenz als eine der Kernaufgabe der Bibliotheken ist also immer auch eine Förderung der Medienkompetenz. -16-
17 Umgekehrt gilt aber auch, dass die Beschäftigung mit Medien das Lesen fördern kann. Informationskompetenz ist im digitalen Zeitalter für die Medienbildung unverzichtbar. Die Bildungspläne 2016 nennen als Kompetenzfeld der Medienbildung Information und Wissen. Bibliotheken, so heißt es in einem Positionspapier des Deutschen Bibliotheksverbandes, schaffen Zugang und Orientierung in digitalen Wissenswelten. Die Bibliotheken können die Schulen hier also in vielfältiger Weise unterstützen. Nutzen Sie in den Bibliotheken die Öffnung der Schulen in den vergangenen Jahren! Literatur und andere Medien sind ein wichtiger Schwerpunkt schulischer Bildung. Schulen und Biblio- -17-
18 theken können in diesem Bereich in vielfältiger Form zusammen arbeiten, von der Grundschule bis zur Sekundarstufe zwei. Das ist eine Aufgabe der kulturellen Bildung, die sich für gemeinsame Projekte und Vorhaben von Bibliotheken mit Schulen geradezu anbietet. Vielleicht können diese drei Thesen dazu beitragen, die "gemeinsame Sache Medienbildung" etwas genauer zu umreißen. Die konkrete Ausgestaltung dieses Handlungsrahmens ist Sache der Bibliotheken und Schulen vor Ort. Ich danke Ihnen für Ihr Interesse und wünsche Ihnen weiterhin eine interessante Tagung. -18-
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