Stuttgart 21 und Neubaustrecke Wendlingen-Ulm Projektvorstellung

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1 Stuttgart 21 und Neubaustrecke Wendlingen-Ulm Projektvorstellung Dipl.-Ing. Hany Azer, Dipl.-Ing. Lars Kalweit DB ProjektBau GmbH, Räpplenstr. 17, Stuttgart 1. Projektübersicht 1.1 Magistrale Europa Das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz der Eisenbahnen (Transeuropäisches Netzwerk) wird stetig ausgebaut. Zentral auf der Magistrale für Europa von Paris, über Straßburg, Stuttgart, München, Wien bis Bratislava bzw. Budapest liegt das Großprojekt Stuttgart 21 Neubaustrecke Wendlingen Ulm. Die Ideengrundlage bilden für das Projekt Stuttgart 21 NBS Wendlingen Ulm ein Durchgangsbahnhof in Stuttgart und die Weiterführung der Strecke in Richtung Ulm in einer autobahnnahen Trasse. 1.2 Projektbeschreibung Stuttgart 21 / NBS Wendlingen Ulm Die Streckenlängen der beiden Projektteile Stuttgart 21 bzw. NBS Wendlingen-Ulm sind jeweils ca. 60 km lang. Die Neubaustrecke Wendlingen-Ulm (NBS) wird dabei durchgängig als Hochgeschwindigkeitsstrecke ausgebaut, während bei Stuttgart 21 etwa die Hälfte als durchgehende Schnellfahrstrecke geplant ist. Im Zuge der Anbindung an die Magistrale für Europa wird in Stuttgart der Bahnknoten einschließlich der Zulaufstrecken vollständig neu geordnet. In Stuttgart entsteht ein Ringsystem, welches das Ein- und Ausfahren von jeder Richtung in jede Richtung erlaubt. Vom Hauptbahnhof wird die Schnellbahnstrecke im Fildertunnel in südwestliche Richtung auf die Filderebene zum Flughafen weitergeführt und folgt ab da im Wesentlichen in Parallellage der Autobahn A8 Stuttgart Ulm. Beim südlich des Stuttgarter Zentrums gelegenen Landesflughafen entsteht der neue Flughafenbahnhof. Dieser schafft die Verknüpfung zwischen Eisenbahn und neuem Messegelände. Der Flughafen Stuttgart und die Neue Messe werden durch diesen neuen Flughafenbahnhof direkt an das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz angeschlossen. Die erweiterte Stuttgarter Innenstadt nördlich des Hauptbahnhofs wird durch eine neue S-Bahn-Haltestelle optimal angebunden Projektstand Stuttgat 21 Stuttgart 21 ist in insgesamt sieben Planfeststellungsabschnitte eingeteilt. Für fünf Abschnitte liegen jeweils rechtskräftige Planfeststellungsbeschlüsse und somit Baurecht vor. Der Beschluss für den Planfeststellungsabschnitt 1.6b (Abstellbahnhof Untertürkheim) wird erwartet. Im Abschnitt 1.3 (Bereich Flughafen/Messe) werden die Antragsunterlagen derzeit überarbeitet.

2 - 2 - PFA 1.6 a Zuführung Ober-/ Untertürkheim PFA 1.6 b Abstellbahnhof Bild 1: Übersicht Planfeststellungsabschnitte Stuttgart Projektstand NBS Wendlingen-Ulm Die NBS Wendlingen-Ulm besteht aus insgesamt sieben Planfeststellungsabschnitten. Es liegt bisher ein rechtskräftiger Planfeststellungsbeschluss vor (PFA 2.1c). Bild 2: Übersicht Planfeststellungsabschnitte NBS Wendlinegn-Ulm 2. Städtebauliche Entwicklung Nach dem Bau des neuen Durchgangsbahnhofs können die alten Gleisanlagen des Kopfbahnhofs entfernt werden. Die Stadt gewinnt auf den freiwerdenden Gleisflächen ca. 100 Hektar zusätzliche Fläche in unmittelbarer Nähe zum neuen Hauptbahnhof. Neben einer Bebauung mit Büros, Geschäften und Wohnungen werden die Flächen für die Erweiterung von Grünflächen und Parkanlagen genutzt. Das Gebiet A1 steht bereits heute als Bebauungsgebiet für Handelsbetriebe, Verwaltung und

3 - 3 - Kultur zur Verfügung. Am Pariser Platz hat die LBBW bereits drei moderne Bürogebäude errichtet. Im Zentrum des Gebietes liegt die gerade im Bau befindliche Bibliothek des 21. Jahrhunderts. 3. Baulogistik und Grundwassermanagement Stuttgart 21 Bei Stuttgart 21 werden insgesamt ca. 8 Millionen Kubikmeter Abraum und ca. 1,5 Millionen Kubikmeter Beton u.a. zur Ausbildung von Tunnelinnenschalen, Bahnhöfen und Ingenieurbauwerken transportiert. Allein auf den innerstädtischen Bereich rund um den Hauptbahnhof entfallen nach derzeitiger Planung ca. 4 Millionen Kubikmeter Abraum und ca. 0,8 Millionen Kubikmeter Beton. Diese Zahlen machen deutlich, dass Stuttgart 21 hohe Anforderungen an Baulogistik und Transport stellt. Erhebliche Baustoffmengen müssen angeliefert, gleichzeitig Abbruch-, Aushub- und Tunnelausbruchmaterialien abtransportiert werden. Um im Zentrum von Stuttgart einen optimalen und wirtschaftlichen Bauablauf sicherzustellen und ebenso Schmutz- und Lärmemissionen sowie Verkehrsbeeinträchtigungen auf ein Minimum zu reduzieren, wird ein Baulogistikkonzept umgesetzt. Dabei wird ein Großteil der Baustellenlogistik auf vom öffentlichen Verkehr getrennten Baustraßen abgewickelt, mit dem Ziel, den Individualverkehr weitgehend zu entlasten. Die Baustraße führt vom Hauptbahnhof entlang der vorhandenen Bahntrasse bis zum Nordbahnhof. Dort werden die Materialien zwischengelagert und können auf Züge umgeladen und abgefahren werden. Bild 3: Zentrale Logistikflächen Stuttgart 21 Wichtig für die Baumaßnahmen von Stuttgart 21 ist der Aufbau eines Grundwassermanagementsystems. Die Baumaßnahme gliedert sich u. a. in zahlreiche Teilbaugruben, die zum Schutz des Grundbzw. Mineralwassers zu unterschiedlichen Zeitpunkten geöffnet werden. Der Baugrubenaushub erfolgt bis zur Baugrubensohle bei gleichzeitiger Bauwasserhaltung mit Grundwasserabsenkung. Das geförderte Wasser wird durch Rohrleitungssysteme zur Wasseraufbereitung geleitet. Zur Stützung des Grundwasservorkommens wird das aufbereitete Wasser durch Infiltrationsbrunnen wieder in den Untergrund eingebracht. 4. Tunnel Ein Großteil der Tunnel wird bergmännisch aufgefahren. In den zugehörigen Planfeststellungsverfahren ist die Spritzbetonbauweise zugrunde gelegt worden. Ingesamt werden rund 117 km Tunnel neu hergestellt.

4 Tunnel Stuttgart 21 Im Bereich von Stuttgart 21 gibt es mehrere wesentliche Tunnelstrecken. Der ca. 9,5 km lange Fildertunnel dient der Verbindung zwischen dem Hauptbahnhof und dem Filderbereich. In Richtung Bad Cannstadt und Feuerbach verlaufen die Fernbahntunnel auf der gegenüberliegenden Seite des Hauptbahnhofs mit ca. 3,8 bzw. 3,2 km. Die S-Bahn wird zukünftig in einem ca. 3,4 km langen Tunnel unterirdisch entlang des heutigen Gleisvorfeldes als Anpassung der bestehenden S-Bahn- Strecken zwischen dem Hauptbahnhof und Bad Cannstatt bzw. Stuttgart Nord geführt. Mit dem ca. 6 km langen Tunnel nach Ober-/ Untertürkheim erfolgt die Einbindung an die bestehende Trasse und den neu herzustellenden Abstellbahnhof Untertürkheim. Somit ist der Ringschluss hergestellt. Bild 5: Tunnel von Stuttgart Tunnel NBS Wendlingen-Ulm Anders als bei Stuttgart 21 bilden die Tunnel der NBS einen gradlinigen Streckenverlauf. Es beginnt mit dem ca. 7,9 km langen Albvorlandtunnel. Der darauf folgende Boßlertunnel beginnt am Portal Aichelberg und erstreckt sich auf eine Länge von ca. 8,7 km. Nach Überwindung des Filstals schließt sich der Steinbühltunnel an und verläuft auf ca. 4,8 km weiter in südöstlicher Richtung. Der Tunnel Albabstieg mündet mit einer Länge von etwa 5,9 km direkt im Ulmer Bahnhof.

5 - 5 - Bild 6: Tunnel der NBS Wendlingen-Ulm 5. Bahnhöfe Herzstück des Projekts Stuttgart 21 ist der neue Stuttgarter Hauptbahnhof. Der bestehende Kopfbahnhof mit dem weit verzweigten Gleisvorfeld weicht einem um ca. 90 Grad gedrehten unterirdischen Durchgangsbahnhof. Der Siegerentwurf für den Hauptbahnhof stammt aus dem Büro des Architekten Ingenhoven. Charakteristisch sind die 28 Kelchstützen mit insgesamt 23 gläsernen Lichtaugen, die sich aus dem zukünftigen Straßburger Platz erheben und durch welche die unterirdische Station natürlich beleuchtet wird. Die bautechnischen Möglichkeiten haben sich seitdem stetig weiterentwickelt und damalige Pläne sind heute realisierbar geworden. Nach Abschluss der Baumaßnahmen werden alle nicht mehr benötigten oberirdischen Gleisanlagen zurückgebaut und so die aktuell bestehende Trennung der Stuttgarter Innenstadtbereiche Nord und Ost beseitigt.

6 - 6 - Bild 4: Modell des neuen Stuttgarter Hauptbahnhofs Die freiwerdenden Flächen werden entsprechend dem städtebaulichen Rahmenplan entwickelt. Es ist vorgesehen dass ein vollkommen neues Stadtviertel, das Rosensteinviertel, entsteht. Der vorhandene Rosensteinpark wird vergrößert und dann direkt an das neue Stadtviertel angeschlossen. Neben der Umgestaltung des Hauptbahnhofs gibt es noch fünf weitere Bahnhöfe, die um- oder neugebaut werden. Dabei handelt es sich um den Flughafenbahnhof, die S-Bahnstation Terminal, die S-Bahn Station Mittnachtstraße, die U-Bahnhaltestelle Staatsgalerie und den Bahnhof in Ulm. 6. Brücken In den beiden Projektteilen Stuttgart 21 und NBS Wendlingen Ulm werden über fünfzig Brücken gebaut. Von besonderer Bedeutung sind die Brückenbauwerke der Neckarüberquerung in Stuttgart und die große Talbrücke über die Fils. 6.1 Neckarbrücke Stuttgart Die neu zu erstellende Fern- und S-Bahn-Zuführung nach Bad Cannstatt macht den Bau einer neuen Eisenbahnbrücke über den Neckar erforderlich. Diese Brücke hat eine Gesamtlänge von etwa 355 m und eine Breite von ca. 24 m. Sie überquert das Neckartal und überspannt nicht nur den Neckar (Spannweiten: ~78m bzw. ~72m), sondern auf Bad Cannstatter Seite zusätzlich die Schönestraße und auf der Seite des Rosensteinparks die Neckartalstraße (B10).

7 - 7 - Bild 7: Neckarbrücke in Stuttgart 6.2 Filstalbrücke der Neubaustrecke Die Filstalbrücke überspannt in ca. 85 m Höhe den Fluss Fils. Es werden zwei parallele, jeweils ca. 485 m lange, eingleisige Brücken nebeneinander gebaut. Im Westen schließt die Filstalbrücke unmittelbar an den Boßlertunnel, im Osten an den Steinbühltunnel an. Die Stützen sind V-förmig ausgebildet und die größte Spannweite beträgt ca. 150 m. Bild 8: Filstalbrücke der NBS Wendlingen-Ulm