Stand der Forschung und. Erkennen von Risikosituationen. Heinz Kindler Deutsches Jugendinstitut
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1 Stand der Forschung und Praxis zum frühzeitigen rkennen von Risikosituationen Heinz Kindler Deutsches Jugendinstitut
2 Derzeitige Baustellen im deutschen Kinderschutzsystem Weitere Qualifizierung der Bearbeitung von Gefährdungsfällen in der Jugendhilfe (z.b. 8a SGB VIII, Handbuch Kindeswohlgefährdung) Weiterentwicklung der Rolle von Familiengerichten (z.b BGB) Stärkung der Zusammenarbeit von Gesundheitshilfe und Jugendhilfe Aufbau früher Prävention (0-3 Jahre)
3
4 Warum rücken frühe Hilfen derzeit so stark ins Blickfeld? Hohe Verletzlichkeit der Kinder, in den ersten Lebensjahren Besonderer ntwicklungsbedarf für das deutsche Kinderschutzsystem im Altersbereich 0-3 Jahre Nach der Geburt Zeitfenster mit erhöhten Chancen für primäre Prävention
5 Um frühe Kindeswohlgefährdung verhindern zu können, braucht es.erfolgversprechende frühe Prävention.gute Zusammenarbeit und wirksame Hilfe- bzw. Schutzkonzepte, wenn Kindeswohlgefährdung doch auftritt Prävention und Intervention sind auf aussagekräftige Formen der Risikoeinschätzung angewiesen
6 Wirksamkeit selektiver präventiver Programme gegen Misshandlung und Vernachlässigung Bihulkha et al (Taskforce on Community Preventive Services): 22 Studien Mittlere Verringerung der Rate an Misshandlung bzw. Vernachlässigung: 39,6% Geschätzte Verringerung ohne Surveillanceeffekt: 59,7% Mittlere Verringerung der Rate an Verletzungen und Traumata: 31,9%
7 z.b. mehr Kontakt bei hohem Gefährdungsrisiko senkt die Rate späterer Gefährdungsereignisse
8 rfreulicherweise: Deutliche Fortschritte bei der Risikoeinschätzung
9 z.b. rgebnisse zur Vorhersagekraft des Kinderschutzbogens (für bereits laufende Kinderschutzfälle im JA) Risiko der späteren Schädigung eines Kindes 0 1 Risikofaktoren 0 % 2 3 Risikofaktoren 13% 4 oder mehr Risikofaktoren 53%
10 mpirisch belegte Risikofaktoren für frühe Vernachlässigung und Misshandlung für die primäre Prävention Methode: systematische Recherche Kriterium: Wiederholt bestätigter, überzufälliger, zeitlich geordneter statistischer Zusammenhang Verfügbare Längsschnittstichproben: insgesamt 15 (davon 1x Level Ia, 3x Level Ib, 7x Level IIa)
11 rgebnisset Risikofaktoren für frühe Hilfen Armut/Sozialeinkommen Niedriger Bildungsstand Häufige Umzüge Partnerschaftsgewalt Isoliert / wenig Unterstützung Geringer IQ Mutter Mutter sehr jung Mutter selbst Gefährdung erfahren Mutter/Vater fremdbetreut Mutter geringes Selbstvertrauen Mutter psychisch auffällig depressive Anzeichen Mutter emotional instabil Mutter impulsiv/aggressiv Unzureichende Schwangerschaftsvorsorge Ungewolltes Kind, negative instellung zum Kind Negative Attribution, unrealistische rwartungen Geringes Geburtsgewicht Kind schwierig zu versorgen Beobachtbar problematisches Fürsorgeverhalten
12 Leistungsfähigkeit frühe Risikoeinschätzung (z.b. Murphy et al. 1995) Instrument: Kempe Family Stress Inventory 600 Mütter, Befragung kurz nach Geburt, teilweise Überprüfung von Misshandlung bzw. Vernachlässigung 1-2 Jahre später Sensitivität: 80%, d.h. 20 von 25 Fällen mit später erkennbarer Misshandlung bzw. Vernachlässigung wurden bei Geburt als Hochrisiko erkannt Spezifität: 89%, d.h. 152 von 170 Fällen ohne spätere Hinweise auf Misshandlung bzw. Vernachlässigung wurden bei der Geburt als low-risk eingestuft.
13 Was wir auf dieser Grundlage schon haben. Risikoeinschätzungsinstrumente für Intervention und gerichtliche Verfahren Risikoscreening für frühe Hilfen (z.b. Anhalt- und Screeningbogen aus dem Projekt Guter Start ins Kinderleben ) erste Projekte (z.b. Düsseldorf, Ludwigshafen)
14 Was aber ist, wenn in der Gesundheitshilfe Anzeichen bereits vorliegender Vernachlässigung oder Misshandlung sichtbar werden?
15 12 11 Quelle: Kopeky-Wenzel & Frank gesichert Verdacht Missh. Vernachl. psych.mh. Sex.Mb. Häufigkeit KWG in durchschnittl. obb. Kinderarztpraxen
16 Zusammenhang: Güte ärztlicher Diagnostik Fortbildung/Kenntnisstand Meta-Analyse: Carter et al. 2006, dt. Studien z.b. Frank 1996 Bewusstsein von KWG als möglicher rklärung von Befunden Bewertung diagnostischer Anzeichen (z. B. Lage von Hämatomen) Verdachtsdiagnose aufgrund inkonsistenter rklärungen
17 Vermutlich ebenfalls influss Fortbildung/Vernetzung - Fallverlauf Qualität rstgespräch mit ltern Klarheit Risikokommunikation (KWG) Fähigkeit zum raschen und kompetenten Navigieren im Kinderschutzsystem Vertrauensaufbau auf der Grundlage angemessener rwartungen
18 Wie könnte es laufen? 18-jährige wird bereits während der Schwangerschaft von Frauenärztin auf Hilfen angesprochen, da sie unsicher und belastet erscheint, anonyme Beratung, Mutter lehnt ab In der Geburtsklinik erneute Ansprache der Mutter, Vorstellung von Hilfsangeboten, Mutter lehnt ab Als Kind 5 Monate alt ist, meldet sich Mutter selbst beim Präventionsprogramm, fühlt sich überfordert insatz Kinderkrankenschwester, inbezug ambulante Jugendhilfe
19 s ist noch viel zu tun
20 Beispielsweise Überprüfung und Weiterentwicklung der Wirksamkeit unserer Hilfen rhebung steuerungsrelevanter Informationen zur Qualität unseres Kinderschutzsystems -Learningprogramme und Trainings für die Praxis
21 Zum Weiterlesen: Meysen T., Schönecker L. & Kindler H. (im Druck). Frühe Hilfen im Kinderschutz. Weinheim und München: Juventa. Strobel B., Liel C. & Kindler H. (2008). Validierung und valuierung des Kinderschutzbogens. rgebnisbericht. München.dji. Kindler H. (2007). Kinderschutz in Deutschland stärken. Analyse des nationalen und internationalen Forschungsstandes zu Kindeswohlgefährdung und die Notwendigkeit eines nationalen Forschungsplanes zur Unterstützung der Praxis. ine xpertise im Auftrag des Informationszentrums Kindesmisshandlung / Kindesvernachlässigung. München: dji. Kindler H., Lillig S., Blüml H., Meysen T. & Werner A. (2006). Handbuch Kindeswohlgefährdung nach 1666 BGB und Allgemeiner Sozialer Dienst (ASD). München: DJI.
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