Arbeitsmedizin 4.0 Gliederung
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- Klara Maurer
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1 Arbeitsmedizin 4.0 Gliederung Ausgangslage 4.0 Arbeitsmedizin das unbekannte Wesen? Belastungen und Beanspruchungen in der (Arbeits)Welt 4.0 Arbeitsmedizin in der Welt 4.0 Ausblick 1
2 Ausgangslage: 4.0 Welt 4.0: Ausgangslage Industrie 4.0 (Hannover Messe 2011) - Definition - "Industrie 4.0" ist ein Marketingbegriff, der auch in der Wissenschaftskommunikation verwendet wird, und steht für ein "Zukunftsprojekt" der deutschen Bundesregierung. In der Industrie 4.0 verzahnt sich die Produktion mit modernster Informationsund Kommunikationstechnik. Treibende Kraft dieser Entwicklung ist die rasant zunehmende Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft. Sie verändert nachhaltig die Art und Weise, wie zukünftig in Deutschland produziert und gearbeitet wird: Nach Dampfmaschine, Fließband, Elektronik und IT bestimmen nun intelligente Fabriken (sogenannte Smart Factories ) die vierte industrielle Revolution. 2
3 Industrielle Revolution Ende 18. Jhdt Einführung mechanischer Produktions-anlagen mittels Wasser- & Dampfkraft Beginn 20. Jhdt Einführung arbeitsteiliger Massenproduktion mittels elektr. Energie ab 70er Jahre 20. Jhdt Einsatz von Elektronik und IT zur weiteren Automatisierung der Produktion heute 4. Industrielle Revolution auf Basis von Cyber-Physical Systems Arbeit wird flexibler, digitaler, vernetzter, komplexer,... Digitalisierung wird die (Arbeits)Welt verändern! Aber in welchem Maß? 3
4 Albert Einstein Ich denke nie an die Zukunft. Sie kommt früh genug. Arbeitsmedizin 4
5 Warum Arbeitsmedizin? Arbeitnehmer blob=publicationfile Warum Arbeitsmedizin? Arbeit Krankheit Arbeit braucht Gesundheit Gesundheit braucht Arbeit 5
6 Arbeitsmedizin Definition des Deutschen Ärztetages 2018 in Erfurt Das Gebiet Arbeitsmedizin umfasst als präventivmedizinisches Fach die Wechselbeziehungen zwischen Arbeits- und Lebenswelten einerseits sowie Gesundheit und Krankheiten andererseits. Im Mittelpunkt stehen dabei der Erhalt und die Förderung der physischen und psychischen Gesundheit und Leistungsfähigkeit des arbeitenden Menschen, die Gefährdungsbeurteilung der Arbeitsbedingungen, die Vorbeugung, Erkennung, Behandlung und Begutachtung arbeits- und umweltbedingter Risikofaktoren, Erkrankungen und Berufskrankheiten, die Verhütung arbeitsbedingter Gesundheitsgefährdungen einschließlich individueller und betrieblicher Gesundheitsberatung, die Vermeidung von Erschwernissen und Unfallgefahren sowie die berufsfördernde Rehabilitation. Belastungen und Beanspruchungen in der digitalen (Arbeits)Welt 4.0: Belastungs-Beanspruchungs-Modell 6
7 Belastungen während der regulären Arbeitszeit Belastungen während der Freizeit Berufliche Belastungen, die sich auf die Freizeit auswirken (z.b. ständige digitale Erreichbarkeit) Belastungen aus der Freizeit, die sich auf den Beruf auswirken (z.b. private Handynutzung während der Arbeit) Gesamte Belastung Konstitutionelle Ressourcen Soziale Unterstützung Erworbene Ressourcen und anderes... positiv Beanspruchung negativ Belastungen in der digitalen (Arbeits)Welt 4.0 7
8 Digitale Belastungen in der Arbeitswelt Online-Befragung im August und September 2016 unter 3922 Betriebsberatern Von den 3922 angeschriebenen Beratern haben sich insgesamt 845 an der Quelle: Belastungen Individuelle Disposition physische 8
9 Physische Belastungen Klima: Hitze, Kälte, Nässe, Zugluft, Mechanisch: Strahlung: Sonstiges: Gewicht (Heben und Tragen), Zwangshaltung, Vibration, Druck, Lärm, ionisierende Strahlen, UV-Strahlen, Beleuchtung, elektromagnetische Strahlung zusätzlich neue physische Belastungen durch die Digitalisierung Belastungen Individuelle Disposition physische chemisch 9
10 Chemische Belastungen Metalle: Blei, Quecksilber, Aluminium, Kupfer, Lösungsmittel: Toluol, Xylole, Kanzerogene: Reizgase: Sonstiges: Asbest, Benzol, Ozon, Abgase, Stickoxide, Formaldehyd, zusätzlich neue chemische Belastungen durch die Digitalisierung Belastungen biologisch Individuelle Disposition physische chemisch 10
11 Biologische Belastungen Bakterien: Viren:.. Biologische (Arbeits)Stoffe: Biostoffe, Allergene, Schimmel,... Mobilität in der Digitalen Welt (Reisemedizin) Belastungen biologisch physische Individuelle Disposition chemisch psychisch 11
12 Psychische Belastungen quantitative Überforderung durch die Leistungsmenge bzw. das Arbeitstempo qualitative Überforderung durch Informationsflut, Unübersichtlichkeit oder Kompliziertheit Unterforderung, weil der Arbeitsinhalt nicht der Qualifikation entspricht Überforderung durch unergonomische Arbeitsplatzgestaltung (z.b. Software) widersprüchliche Arbeitsanweisungen ständige Unterbrechungen unvollständige Informationen mangelhafte Rückmeldungen unklare Zielvorgaben Leistungs- und Zeitdruck Angst vor Misserfolg und Kontrolle hohe Verantwortung für Personen und Sachgut ungünstige Arbeitsorganisation (Pausen, Erholungszeiten, Arbeitszeit,...) Belastungen biologisch physische Individuelle Disposition chemisch sozial psychisch 12
13 Soziale Belastungen fehlende Anerkennung und Unterstützung durch Kollegen und Vorgesetzte schlechtes Betriebsklima Konflikte Konkurrenzdruck isoliertes Arbeiten zu geringe Entwicklungsmöglichkeiten Diskriminierung oder Benachteiligung mangelhafte Information und Beteiligung am Betriebsgeschehen Mängel bei sozialen Kontakten und Kommunikation Kollision der Arbeitsbedingungen mit Familienerfordernissen Belastungen biologisch physische Individuelle Disposition digital (4.0) chemisch sozial psychisch 13
14 u.a.: Digitalisierung verändert Berufe und die damit verbunden Belastungen und Beanspruchungen Beschleunigung der Wirtschaft und der Arbeit Leistungsverdichtung Zunahme der Automatisierung Verschwimmen der Branchengrenzen Globalisierung Höherer Flexibilisierungsgrad Neue Berufsfelder und dadurch neue Ausbildungsinhalte Neue Technologien Entgrenzung von Arbeit (z.b. Cloudworking) Veränderungen der Arbeitszeitmodelle Flexibilisierung des Arbeitsortes Mobile Arbeit Zunehmende Selbstverantwortung
15 Belastungen Arbeitswelt Gesellschaft Umwelt Individuelle Disposition biologisch sozial physische digital (4.0) chemisch psychisch Beanspruchungen in der digitalen (Arbeits)Welt
16 Beanspruchungen in der (Arbeits)Welt Beanspruchungen in der (Arbeits)Welt 4.0 u.a.: Erwerbstätige spüren Veränderungsdruck (schneller arbeiten, ständige Fortbildung) Angst den Arbeitsplatz zu verlieren ( wegdigitalisieren ) Digitalisierung erhöht kaum den Krankenstand Digitalisierung zeigt signifikante Zusammenhänge mit emotionaler Erschöpfung Digitalisierung kann das Privatleben gefährden Quelle: 16
17 Beanspruchungen in der (Arbeits)Welt 4.0 Handy-süchtig ist (unterschiedliche Definitionen): Wer sein Handy über 60 mal pro Tag nutzt Soziale Kontakte werden wegen der Handynutzung vernachlässigt 2013: Weltweit über 176 Millionen Personen 2015: Weltweit über 280 Millionen Personen 2018:? Handysucht Ständige gedankliche Beschäftigung mit dem Smartphone, auch wenn es gerade nicht benutzt. Die zwanghafte Ausdehnung der mit dem Smartphone verbrachten Zeiträume: Man greift immer häufiger zum Handy und ist immer weniger bereit, es wegzulegen. Ruhelosigkeit und Reizbarkeit, wenn man versucht, das Handy über einen längeren Versuch wegzulegen. Häufigere Nutzung des Handy, als man sich eigentlich vorgenommen hat. Soziale Kontakte werden vernachlässigt, weil die Beschäftigung mit dem Handy in den Vordergrund rückt. Belügen von anderen Menschen, was die Zeit, die man mit dem Smartphone verbringt, angeht. Mit dem Smartphone online zu gehen, um Problemen auszuweichen. Quelle: 17
18 Arbeitsmedizin in der Welt 4.0 Was kann man Was ist im Arbeitsschutz Sozialmedizin? und in der Arbeitsmedizin tun? Arbeitsmedizin in der Welt 4.0 Digitalisierung Chancen Risiken Gefährdungsbeurteilung 18
19 Arbeitsmedizin in der Welt 4.0 Arbeitsmedizin: Unterstützung und Beratung des Arbeitgebers bei der Gefährdungsbeurteilung Arbeitsmedizin in der Welt 4.0 Gefährdungsbeurteilung muss auch zukünftig Grundlage der (medizinischen) Prävention am Arbeitsplatz sein 19
20 Gefährdungsbeurteilung Wie viele Gefährdungsbeurteilungen gibt es? Digitale Gefährdungsbeurteilung Wie viele Gefährdungsbeurteilungen gibt es? Gefährdungsbeurteilung ist ein integraler Prozess Gestaltung physikalisch chemisch biologisch Organisation psychisch 20
21 Arbeitsmedizin in der Welt 4.0 Gefährdungsbeurteilung muss auch zukünftig Grundlage der (medizinischen) Prävention am Arbeitsplatz sein Gefährdungsbeurteilung muss an die Arbeit 4.0 adaptiert werden: Beteiligung der Arbeitsmedizin und anderer Berücksichtigung physischer und psychischer Belastungen und Beanspruchungen Individualisierung (Arbeitsmedizin) Ggf. Messung von Belastungen und Beanspruchungen Arbeitsmedizin in der Welt 4.0 Gefährdungsbeurteilung (ArbSchG) Gefährdungen minimieren: Gefährdungen durch die Digitalisierung thematisieren Verhältnisprävention: Spielregeln für den Umgang mit der Digitalisierung aufstellen Spielregeln für den Umgang mit der Digitalisierung einhalten Verantwortung der Führungskräfte (gesund Führen!)... 21
22 Arbeitsmedizin in der Welt 4.0 Quelle: Arbeitsmedizin in der Welt 4.0 Gefährdungsbeurteilung (ArbSchG) Gefährdungen minimieren: Gefährdungen durch die Digitalisierung thematisieren Verhältnisprävention: Spielregeln für den Umgang mit der Digitalisierung aufstellen Spielregeln für den Umgang mit der Digitalisierung einhalten Verantwortung der Führungskräfte (gesund Führen!)... Verhaltensprävention: Beratung betriebliches Gesundheitsmanagement Selbstfürsorge... 22
23 Arbeitsmedizin in der Welt 4.0 U.a.: Arbeitsmedizinische Vorsorge muss flexibler werden (z.b. keine starren Fristen) Beratungsaspekte der arbeitsmedizinischen Vorsorge müssen gestärkt werden Stärkung der Eigenverantwortung der Beschäftigten/Erwerbstätigen Neue Definition der Schutzziele bei Entgrenzung der Arbeit Überprüfung der rechtlichen Vorgaben (z.b. Vorsorge, Eignung, Tauglichkeit) Optimierung der Schnittstellen zwischen präventiver und kurativer Medizin Evidenz- und Qualitätssicherung der Vorsorge Suche nach neuen Zugangswegen (z.b. Telemedizin) Globalisierung der arbeitsmedizinischen Vorsorge Anpassung der rechtlichen Rahmenvorgaben... Arbeitsmedizin in der Welt 4.0 Nutzung der Digitalisierung für den Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz Telemedizin Teleberatung Telekonzil Beschäftigte Beschäftigte Arbeitgeber FASI andere Arbeitsmediziner - Arbeitsmediziner Arbeitsmediziner kurativer Arzt Kurativer Arzt - Arbeitsmediziner Digitale Gefährdungsbeurteilung Digitale Unterweisung Digitale... Risiko? 23
24 Ausblick (Arbeits)Welt 4.0 Chancen und Risiken der (Arbeits)Welt 4.0 Vorteile (u.a.) Nachteile (u.a.) Reduzierung schwerer körperlicher Arbeit Bessere Entwicklungschancen durch Internationalisierung mehr Autonomie (zeitlich, räumlich, gestalterisch) mehr Gestaltungsspielräume Zunahme der Komplexität von Arbeitsaufgaben Ausgrenzung Leistungsschwächerer Schwierigkeiten nach der Arbeit abzuschalten Konflikte zwischen Beruf und persönlichen Bedürfnissen und Zielen 48 24
25 Chancen und Risiken der (Arbeits)Welt 4.0 Entsprechende Szenarien vermitteln den Eindruck, dass Digitalisierung, Automatisierung, Globalisierung, Ressourceneffizienz sowie zunehmender Wettbewerbs- und Erfolgsdruck gesellschaftliche Phänomene sind, denen sich MENSCH ergeben muss. Dr. Karsten Weber - Professor für Technikwissenschaften an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg Ausblick Ob sich der Mensch dieser Entwicklung tatsächlich ergeben muss oder diese autonom gestalten kann, wird die Zukunft zeigen. Sicherlich werden die Digitalisierung und Vernetzung sowohl die Arbeit als solche als auch unsere Gesellschaft insgesamt verändern. Alte Belastungen werden bestehen bleiben, neue Belastungen werden dazukommen, entscheidend sind die Beanspruchungen (Wissenschaft!) Wer Gefährdungen verhindern möchte muss sie kennen (Gefährdungsbeurteilung) Der Arbeitsschutz wird zunehmend die Arbeitsmedizin brauchen (Individualisierung) Die Arbeitsmedizin muss sich den neuen Entwicklungen anpassen (Arbeitsmedizin 4.0) Neue Arbeitsformen dürfen nicht ausschließlich zu einer Verschiebung unternehmerischer Risiken von gewinnorientierten Unternehmern auf einzelne Leistungserbringer führen Die (Arbeits)Welt 4.0 braucht ethische Leitblanken 25
26 Ausblick Johannes Rau, 8. Bundespräsident ( ): Die Zukunft ist offen. Sie ist kein unentrinnbares Schicksal und kein Verhängnis. Sie kommt nicht einfach über uns. Wir können sie gestalten - mit dem, was wir tun und mit dem, was wir nicht tun. 51 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit 52 26
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