Qualitätskriterien in der Begabtenförderung für die Schule BbB, 2012
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- Gerhard Brandt
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1 Qualitätskriterien in der Begabtenförderung für die Schule BbB, 2012 Einleitung Die im Folgenden dargestellten Kriterien und Evaluationsmerkmale sind Grundlage für die Arbeit der Fachkräfte und die Beratungs- und Fortbildungsmaßnahmen der BbB. Zugleich bieten sie Schulen eine Orientierung für Qualitätsstandards in der Be gabtenförderung. Die Kategorien sind so ausgewählt, dass sie alle Elemente der schulischen Begab ten förderung umfassen und werden in folgende Blöcke unterteilt: Block A: Erkennen und Fördern Förderung: Individualisierung und Lernzieldifferenzierung Erkennen: Instrumente zur Nomination Beratung der Eltern, Beratung der Kolleginnen und Kollegen Im Fokus stehen die Angebote und Maßnahmen, die eine Schule für besonders begabte und hochbegabte Schülerinnen und Schüler und zur Information der Lehrkräfte zur Verfügung stellt. Block B: Schule als begabungsförderndes System Allgemeine Lernatmosphäre Öffentlichkeitsarbeit Qualifizierung der Lehrkräfte Konzeptarbeit und Koordination Diese Kategorien widmen sich der Fragestellung, wie die Förderung aller Schülerinnen und Schüler im Schulkonzept verankert ist, wie besondere Lernleistungen wertgeschätzt werden und welche Vernetzungen und Kooperationen die Schule nutzt. Block C: Qualitätssicherung Steuerung und Monitoring Evaluation und Weiterentwicklung des Konzeptes Diese Kategorie verbindet die Blöcke A und B miteinander. Durch das Einbeziehen der Evaluationsergebnisse in die Konzeptentwicklung wird eine Optimierung im Bereich der Förderung, die Weiterentwicklung des Profils der Schule und somit eine Qualitätsentwicklung des gesamten Systems erreicht. Übersicht zur Selbstüberprüfung einer Schule Die folgenden Tabellen zu den einzelnen oben skizzierten Blöcken sind so zu lesen, dass links die Qualitätsmerkmale stehen und rechts Beispiele, anhand derer diese überprüft werden können. Die erste Stufe der Qualitätskriterien richtet sich an Schulen, die mit der Konzeptent wicklung beginnen. Hier sind Beispiele aufgelistet, an denen zu erkennen ist, welche Basismerkmale eine Schule erfüllen sollte, um besonders begabte und hochbegabte Schülerinnen und Schüler zu fördern. Die zweite Stufe ist als Aufbaustufe zu verstehen. Schulen, die sich schon über einen längeren Zeitraum der Begabtenförderung widmen, soll die Möglichkeit gegeben werden, ihre Konzepte zu optimieren. Wichtig ist zu bedenken, dass die Stufen nicht klar voneinander abgegrenzt werden können und sollen. Die Übergänge sind fließend. Qualitätsentwicklung ist ein Prozess, der sich über Jahre erstreckt und immer weiter optimiert werden kann. Das bedeutet, dass sich eine Schule in den unterschiedlichen Kategorien auf verschiedenen Stufen befinden kann. Der Einfachheit halber werden im kommenden Text folgende Abkürzungen verwendet: SuS: Schülerinnen und Schüler; bb: besondere Begabungen; Hb: Hochbegabung 1
2 Block A: Fördern und Erkennen 1. Förderung: Individualisierung und Lernzieldifferenzierung Förderung ist das zentrale Element der schulischen Begabtenförderung. BB und Hb SuS brauchen ein förderliches Lernumfeld wie alle anderen SuS auch. Die Förderung verhilft den SuS einerseits zur Entfaltung ihrer Begabung und zur Entwicklung von Exzellenz und Leistungsvermögen. Andererseits spielt die richtige Wahl der Förderung auch eine bedeutende Rolle beim Erkennen von kognitiven Potenzialen. Individualisierung und Lernzieldifferenzierung in der Klasse Individuelle Förderung in der Klasse Dokumentation der Lernzielvereinbarungen innerhalb der Lernentwicklungsgespräche Instrumente zu Lernzielvereinbarungen Absprachen zur Lernzieldifferenzierung Systemische Springerförderung Individueller Förderplan für Underachiever Materialien zur Gestaltung eines individualisierten Unterrichts Dokumentationsinstrument der Schule zur Vor- und Nachbereitung der Lern entwicklungsgespräche (z.b. LEBL) Lernverträge oder Portfolios Erstellung eines Lernplanes im Klassenteam unter Berücksichtigung der Begabungsprofile: Straffen der Wiederholungsphasen Ersetzen durch qualitativ komplexere Aufgaben Wissen und Nutzen des Schulkonzeptes im Umgang mit SuS Erstellung und Umsetzung eines Förderplans in Kooperation mit einer außerschulischen Fachstelle Strukturelle Elemente auf Schulebene Zugang zu Unterrichts- und Fördermaterialien für alle Lehrkräfte Strukturelle Förderelemente sind in der Stundentafel berücksichtigt Einheitliches Schema für die Nominierung Qualifikation der Kursleitung von besonderen Lernangeboten Vernetzung der Dozenten Kooperationen mit anderen Schulen und Institutionen Fester Ort für die Verwaltung und Sammlung der Materialien Fördermaßnahmen der Schule wie Drehtürmodell oder Enrichmentgruppen sind in die Stundentafel integriert Allgemeine Bekanntheit und Anwendung der Auswahlverfahren im Kollegium Lehrerinnen und Lehrer wurden in der Thematik fortgebildet Regelmäßige Treffen der Kursleiter zum Austausch von best practice-erfahrungen und zur gegenseitigen Beratung Angebote schulübergreifender Fördermaßnahmen 2
3 2. Erkennen: Instrumente zur Nomination Um SuS zielgerichtet fördern zu können, ist ein genaues Erkennen der Potentiale hilfreich, in Einzelfällen auch unabdingbar notwendig. Erst wenn das Begabungspoten zial erkannt ist, können SuS effektive Maßnahmen der Förderung angeboten werden. Nicht so einfach ist das Erkennen, wenn das Potenzial von negativem Verhalten, schlechten Leistungen oder Teilleistungsschwächen überlagert ist. Instrumente im schulischen Erkennungsprozess Anwendung einer kriterienorientierten Beobachtung im Unterricht Verbindliche Anwendung eines Beobachtungsinstruments und des LEBL Qualitätskriterien optional Durchführung des Intelligenztestes (i.d.r. CFT) durch Beratungs lehrkräfte Anwendung von Screeninginstrumenten Ein Beobachtungsinstrument (AMB, Lichtblick für helle Köpfe) steht allen Lehrkräften zur Verfügung und wird genutzt. Ein Beobachtungsinstrument (z. B. AMB, Lichtblick für helle Köpfe) und ein Doku mentationsinstrument (z. B. LEBL) sind in der Schule implementiert und werden von allen Klassenlehrern angewandt. Die Schulen, die eine Beratungslehrkraft haben, nutzen diese zur Abklärung des Intelligenzpotenzials in Einzelfällen. Die Schule nimmt an Pilotprojekten teil, in denen Instrumente flächendeckend für alle Schulen angewandt werden, z. B. KEKS. 3. Beratung Sowohl Lehrkräfte als auch Eltern und SuS haben verschiedenen Beratungsbedarf. Daher ist es notwendig, ein Konzept zu erstellen, aus dem hervorgeht, wie bei Beratungsanfragen gehandelt werden sollte und welche Personen dafür zuständig sind. Schulische Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten Schulinternes Beratungskonzept für Lehrkräfte, Eltern und SuS Handlungsrichtlinien bei einem Verdacht auf Underachievement Es gibt ein einheitliches Konzept (Verlauf, Zuständigkeit, Weiterleitung an Fachstellen) zum Vorgehen bei Beratungsanlässen von Eltern sowie Kolleginnen und Kollegen. Es gibt ein einheitliches Konzept (Vorklärung in der Schule, Weiterleitung an Fachstellen zur genaueren Diagnostik und Nachbetreuung) zum Umgang mit SuS und deren Eltern bei Verdacht auf Underachievement. 3
4 Block B: Schule als begabungsförderndes System 1. Allgemeine Lernatmosphäre Die Leistungsmotivation bei besonders begabten und hochbegabten SuS spielt eine genauso große Rolle wie bei allen anderen SuS auch. Das bedeutet, eine gute Begabtenförderung braucht eine wertschätzende Lernatmosphäre, um verankert werden zu können. Sind sehr gute Leistungen willkommen, ist die Bereitschaft hierfür größer als im gegenteiligen Fall. Öffentliche Akzeptanz Positive Verankerung von hohen Leistungen in der Schulkultur Bb und hb SuS werden in die Planung und Gestaltung der Begabtenförderung an der Schule einbezogen. Die Leistungen der SuS werden sichtbar gemacht, z.b. durch: Ausstellungen, Präsentationen, öffentliche Verleihung von Urkunden und Preisen Gründung einer AG unter Beteiligung von SuS, Umfrage unter den SuS Rückfluss in den Unterricht Die SuS erhalten die Möglichkeit, von ihren besonderen Lernangeboten bzw. -erfolgen zu berichten. Die Ergebnispräsentation der begabten SuS ist im Regelunterricht (oder vergleichbar) fest verankert. Die SuS stellen ihre Produkte und Ergebnisse im Unterricht vor. Die SuS bereiten eine Präsentation ihrer Arbeit für ihre Mitschülerinnen und Mitschüler vor. 2. Öffentlichkeitsarbeit Schulisches Konzept der Begabtenförderung wird veröffentlicht. Regelmäßige Informationen zur Begabtenförderung innerhalb des Kollegiums Eltern- und Schülerinformation Das Konzept ist auf der Homepage sichtbar. Das Konzept ist im Schulprogramm verankert. Fester Bestandteil der Konferenzen, regelmäßige Bekanntgabe von Terminen und Themen Es finden regelmäßige Informationsveranstaltungen für Eltern und Schüler statt. 4
5 3. Qualifizierung der Lehrkräfte Basisqualifikation für das ganze Kollegium ist gewährleistet. Zusatzqualifikation einzelner Lehrkräfte zu spezifischen Aspekten Es fanden schulinterne Fortbildungen für das gesamte Kollegium statt (zu Begriffsbildung, Diagnostik und Förderung). Es gibt ein Konzept zur Nachqualifizierung neuer Kolleginnen und Kollegen. Einzelne Lehrkräfte spezialisieren sich in einem bestimmten Förderbereich (z. B. in einem Fach oder im Bereich Under achievement). 4. Konzeptarbeit und Koordination Die schulische Begabtenförderung ist nur dann nachhaltig, wenn sie in ein Konzept eingebettet und im Schulprofil fest verankert ist. Um diese Konzeptarbeit und die Umsetzung des Konzepts leisten zu können, ist eine schulische Projektgruppe von 3 5 Lehrkräften (davon ein Mitglied der Schulleitung) notwendig. Sie übernimmt die Steuerung, Organisation und Kooperation innerhalb und außerhalb des Systems. Verankerung der Begabtenförderung auf Schulleitungsebene Erstellung eines schulspezifischen Konzepts zur Begabtenförderung Konzeptuelle Differenzierung zwischen der Förderung bb und hb SuS Die Schulleitung setzt sich dafür ein, die Begabtenförderung in das Schulprofil aufzunehmen. Es bildet sich eine Projektgruppe, die ein Konzept erstellt und dieses dem Kollegium vorstellt. Im Konzept sind Elemente zur Begabungsentfaltung, Förderung bb und hb SuS enthalten. 5
6 Block C: Qualitätssicherung 1. Steuerung und Monitoring Alle Elemente der Begabtenförderung sind durch personelle Zuständigkeiten abgedeckt. Eine Statistik der geförderten SuS liegt vor. Auswertung der Statistik und Konzeptanpassung Allen Lehrkräften sind die Zuständigkeiten der Projektgruppe bekannt: Koordination (Projektleitung) Förderangebote Beratung Erkennen Fortbildungsinformationen Die Projektgruppe führt eine Übersicht über die Anzahl und die Förderung der bb und hb SuS. Die Projektgruppe prüft die Daten, wertet sie aus und passt auf der Grundlage dieser Informationen das Schulkonzept und die Fördermaßnahmen an. 2. Evaluation und Weiterentwicklung des Konzeptes Schulentwicklung ist ebenso wie Begabtenförderung ein fortlaufender Prozess. Um das schuleigene Konzept weiterzuentwickeln, ist die Evaluation bisheriger Förder angebote und Maßnahmen sinnvoll und notwendig. So können bisherige Maßnahmen überprüft, das Erreichen von Etappenzielen festgestellt und neue Ziele formuliert werden. Regelmäßige Überprüfung der Ziele des Konzeptes Eine Statistik der geförderten SuS liegt vor. Alle Kategorien der Qualitätskriterien werden 1x pro Schuljahr evaluiert. Die Projektgruppe definiert Ziele in den jeweiligen Kategorien und überprüft nach einem festgelegten Zeitraum, ob diese Ziele erreicht werden konnten. Neue Ziele werden festgelegt. Die Projektgruppe führt eine Übersicht über die Anzahl und die Förderung der bb und hb SuS. Es werden Instrumente zur Evaluation für spezifische Fragestellungen ent wickelt oder vorhandene genutzt. Die Daten werden ausgewertet und das Konzept spezifisch angepasst. 6
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