Bauen in Stahl. Bautendokumentation des Stahlbau Zentrums Schweiz 02/13. steeldoc. Mehr Raum Museumserweiterung

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Gottlob Glöckner
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1 Bauen in Stahl Bautendokumentation des Stahlbau Zentrums Schweiz 02/1 steeldoc Mehr Raum Museumserweiterung

21er Haus, Wien (A) Wechselvolle Geschichte Bauherrschaft Burghauptmannschaft Österreich (A) Österreichische Galerie Belvedere (A) Architekten Architekt Krischanitz ZT Gmbh, Wien (A) Ingenieure

2 21er Haus, Wien (A) Wechselvolle Geschichte Bauherrschaft Burghauptmannschaft Österreich (A) Österreichische Galerie Belvedere (A) Architekten Architekt Krischanitz ZT Gmbh, Wien (A) Ingenieure Gmeiner Haferl Zivilingenieure ZT GmbH, Wien (A) Baujahr 2011 Das 21er Haus in Wien präsentiert sich nach seiner Sanierung und Erweiterung als moderner Museumsbau. Ursprünglich als österreichischer Pavillon für die Weltausstellung 1958 von Karl Schwanzer errichtet, gelang es seinem Schüler Adolf Krischanitz, das charakteristische Erscheinungsbild des bedeutenden Bauwerks aus der Nachkriegszeit zu bewahren. Situation, M 1: Der als temporärer Ausstellungsraum in Brüssel errichtete Pavillon wurde wegen des schlechten Bau - grundes im Parc Royal in Leichtbauweise konzipiert. An nur vier gewaltigen Stahlstützen abgehängt, schien das 0 mal 0 Meter grosse Obergeschoss über dem Boden zu schweben. Für seinen zukunftsweisenden und technisch innovativen Entwurf erhielt Schwanzer 1958 den Grand Prix d Architecture. 192 wurde der Pavillon in Wien wiederaufgebaut und zum Museum des 20. Jahrhunderts umgenutzt. Die Stahlkonstruktion bot dafür die idealen Voraussetzungen. Das Gerüst eines eingeschossigen Nebengebäudes nahm den Eingangsbereich und einen kleinen Vortragssaal auf. Der Ausstellungs pavillon diente versehen mit verglasten Fassaden im Erdgeschoss und überdachtem Hof zwischen den vier grossen Stützen als sogenanntes «20er Haus» fast 0 Jahre als Ausstellungshalle für moderne Kunst. Nach umfangreichen Sanierungs- und Erweiterungsmassnahmen eröffnete schliesslich im Herbst 2011 das «21er Haus». Die bislang mangelhafte Präsenz an der Arsenalstrasse wurde durch ein dem Gebäude vorgelagertes und um ein Geschoss abgesenktes Atrium aufgehoben. Eine Zugangsbrücke und die Fassade des neu geschaffenen Untergeschosses bestimmen nun einen Zwischenraum, der die landschaftliche Fassung des Bauwerks nachhaltig be - einflusst. Eingebunden in die Umgestaltung des Aussenraumes ist ein sechsgeschossiger Neubau für Büros und Verwaltung, der unterirdisch mit dem Bestand verbunden ist und gleichzeitig weithin sichtbar als Signal wirkt. Die Umstrukturierung des Aussenbereichs und der neue Büroturm verleihen dem 21er Haus erhöhte Präsenz in dem Viertel um den neuen Wiener Hauptbahnhof. steeldoc 02/1

2 2 1 5 Schnitt, M 1:500 1 Veranstaltungsraum 2

3 Schnitt, M 1:500 1 Veranstaltungsraum 2 Galerie Eingangsgebäude Depot 5 Technik Neubau Büroturm 5

Lichtverhältnissen in der Ausstellungshalle bei.

4 21er Haus, Wien (A) 7 Grundriss Obergeschoss Die opake Stahl-Glas-Fassade im Obergeschoss ist nicht nur ein wichtiges Gestaltungs - element, sondern trägt auch wesentlich zu den besonderen Lichtverhältnissen in der Ausstellungshalle bei. Grundrisse, M 1: Zugangsbrücke 2 Foyer Museumsshop Kino 5 Eingangsbereich Veranstaltungsraum 7 Galerie 2 1 Grundriss Erdgeschoss steeldoc 02/1

5 Der offene Museumsbau zeichnet sich durch das Raumerlebnis in der grossen Mittelhalle und den Blick in den Schweizer Garten aus. Zeitgemässer Museumsbau Durch den Bau des Büroturms und die Nutzung des Untergeschosses, in dem die Privatsammlung der Wotruba-Stiftung, ein Café-Restaurant mit Freisitz, ein Kinderatelier, Garderoben und sanitäre Anlagen untergebracht sind, wird der erweiterte Raumbedarf des Museums abgedeckt. Der Bestand konnte so, von störenden Einbauten befreit, wiederhergestellt und zu multifunktionalen Veranstaltungsräumen aufge rüstet werden. Das Erdgeschoss gliedert sich in drei Funktionsbe - reiche: das Foyer mit Museumsshop, ein kleines Kino und die grosse, offene Ausstellungshalle, die für Sonderschauen und Veranstaltungen genutzt wird. Auch das Obergeschoss bleibt als vollklimatisierte Ausstellungsfläche unterschiedlich bespielbar. Ohne die Offenheit des Raumes aufgeben zu müssen, besteht durch einen im Brandfall herabfallenden Schutzvorhang die Möglichkeit der Teilung von Erdgeschoss und Obergeschoss in zwei eigenständige Bereiche. Denkmalgerechte Sanierung Um das als eines der Sinnbilder kultureller Entwicklung der Nachkriegszeit bekannt gewordene Bauwerk als modernen Museumsbetrieb wieder zu beleben, musste es nicht nur erweitert, sondern auch bau - physikalisch, energetisch sowie brandschutz- und sicherheitstechnisch an heutige Anforderungen angepasst werden. Die tragende Stahlkonstruktion der Ausstellungshalle wurde freigelegt, sandgestrahlt und neu beschichtet. Einige Bereiche mussten aufgrund der neuen statischen Vorgaben verstärkt werden. 7

21er Haus, Wien (A) 2 5 7 1 Das Foyer nach der Sanierung 8 1 9 Vertikalschnitt Horizontalschnitt Fassadenschnitte Foyer, M 1: 10 1 Stahlstütze Bestand IPE 00,

Halterung Sonnenschutz, Stahlblech gekantet Brandschutzverkleidung x 12,5 mm 7 Abgehängte Decke mit Randanschlussblech mm 8 Verkleidung Installationebene, Stahlblech

6 21er Haus, Wien (A) Das Foyer nach der Sanierung Vertikalschnitt Horizontalschnitt Fassadenschnitte Foyer, M 1: 10 1 Stahlstütze Bestand IPE 00, lackiert 2 Fassadenelement Stahlblech Fensterelement, Stahlrahmen, Profil 80 / 50 mm Festverglasung, x ESG 1 mm + VSG 1 mm Fassadenpaneel Stahlblech, wärmegedämmt 5 Halterung Sonnenschutz, Stahlblech gekantet Brandschutzverkleidung x 12,5 mm 7 Abgehängte Decke mit Randanschlussblech mm 8 Verkleidung Installationebene, Stahlblech mm 9 Dachentwässerung, Verkleidung Stahlblech mm, lackiert Hohlraumdämmung Fallrohr 125 mm Die tragende Stahlkonstruktion wurde vor Ort saniert und verstärkt. 8 steeldoc 02/1

Einen hohen Stellenwert nahm die Sanierung der Stahl-Glas-Fassaden ein, die wesentlich zu dem klaren und offenen Erscheinungsbild des Gebäudes beitragen.

7 Einen hohen Stellenwert nahm die Sanierung der Stahl-Glas-Fassaden ein, die wesentlich zu dem klaren und offenen Erscheinungsbild des Gebäudes beitragen. So wurden die opaken Glasscheiben im Obergeschoss durch neu entwickelte Funktionsgläser ersetzt, die durch ihre Oberflächenstruktur unerwünschte Spiegelungen vermeiden und den für den Raumeindruck wichtigen «milchigen» Lichteinfall erzeugen. Im Erdgeschoss wurden die Fassadenstützen aus IPE- Profilen thermisch getrennt. Bei gleichbleibender Ansichtsbreite nehmen sie die neue Isolierverglasung auf. Durch genaue Bestandsanalyse, sorgfältige Detail - planung und vor allem durch ein stimmiges Gesamtkonzept ist es gelungen, den unverwechselbaren Charakter des Gebäudes zu erhalten, der nicht zuletzt ein herausragendes Beispiel für die Nachhaltigkeit von Stahlbauten darstellt. Ort Arsenalstrasse 1, Wien (A) Bauherrschaft Burghauptmannschaft Österreich in Vertretung des BMWFJ (A) (Bauphase I), Österreichische Galerie Belvedere, Wien (A) (Bauphase II) Architekten Architekt Krischanitz ZT GmbH, Wien (A), Projektleitung: Luciano Parodi Ingenieure Gmeiner Haferl Zivilingenieure ZT GmbH, Wien (A) Projektsteuerung Gerhard Moßburger ZT GmbH, Wien (A) (Bauphase I), Österreichische Galerie Belvedere, Wien (A) (Bauphase II) Bauleitung Frank & Partner ZT GmbH, Wien (A) (Bauphase I), Klösch und Richter GmbH, Wien (A) (Bauphase II) Bauphysik Technisches Büro für Bauphysik Martin Tichelmann, Eichgraben (A) Haustechnik Büro Ing. Walter Naderer, Oberneukirchen (A) Brandschutz IMS Brandschutz Ingenieurbüro GmbH, Linz (A) Aussenanlagen Prof. Dipl.-Ing. Adolf Krischanitz, Wien (A) Stahlbau SK-Stahlbau, Wien (A), Zeman, Wien (A) Tonnage 0t (Verstärkung der Bestandskonstruktion) Stahlsorte S55JO Abmessungen Bruttogeschossfläche: m 2 Ausstellungsfläche: 2 50 m 2 Baukosten ca. 2 Mio Euro (Gesamtkosten) Bauzeit August 2008 September 2011 Der neue Büroturm und das freigelegte Untergeschoss decken den zusätzlichen Raum - bedarf des Museums ab. 9

8 Impressum steeldoc 02/1, Juni 201 Mehr Raum Museumserweiterung Herausgeber: SZS Stahlbau Zentrum Schweiz, Zürich Evelyn C. Frisch, Direktorin Redaktion: Evelyn C. Frisch (verantw.), Martina Helzel, circa drei, München Layout: Martina Helzel, circa drei, München Texte: Evelyn C. Frisch, Martina Helzel Projektbeschriebe aufgrund der Projektinformationen der Planer Fotos: Titel: Raffaele Cipolletta Editorial: Mecanoo architecten 21er Haus, Wien: Wolfgang Thaler (S., S. 5, S. unten, S. 7, S. 8 oben, S. 9), Bundesdenkmalamt Wien (S. oben), Atelier Krischanitz (S. 8 unten); Abteilung für Islamische Kunst, Louvre, Paris: Musée du Louvre/Antoine Mongodin (S. 10, S. 12, S. 1 unten), Musée du Louvre/Philippe Ruault (S. 11), Lisa Ricciotti (S. 1), Waagner Biro (S. 1 oben), Raffaele Cipolletta (S. 15); Museum der Bayerischen Könige, Hohenschwangau: Marcus Ebener (S. 1 19); Festung Franzensfeste, Franzensfeste: R. Riller (S. 20 oben, S. 21, S. 2); A. Chemollo (S. 20 unten, S. 22); Kaap Skil, Oudeschild, Texel: Mecanoo architekten (S. 2, S. 2); Christian Richters (S. 25, S. 27 unten); Pietersbouwtechniek (S. 27 oben); Überdachung St. Antony, Oberhausen: Deimel und Wittmar Die Informationen und Pläne stammen von den Planungsbüros. Zeichnungen überarbeitet durch Stefan Zunhamer, circa drei, München. Designkonzept: Gabriele Fackler, Reflexivity AG, Zürich Administration, Versand: Giesshübel-Office, Zürich Druckvorstufe und Druck: Kalt-Zehnder-Druck AG, Zug ISSN Jahresabonnement Inland CHF 8. / Ausland CHF 0. Einzelexemplar CHF 15. / Doppelnummer CHF 25. Preisänderungen vorbehalten. Bestellung unter Bauen in Stahl/steeldoc ist die Bautendokumentation des Stahlbau Zentrums Schweiz und erscheint viermal jährlich in deutscher und französischer Sprache. Mitglieder des SZS erhalten das Jahresabonnement und die technischen Informationen des SZS gratis. Steeldoc abonnieren für CHF 8. im Jahr (Studierende gratis) auf Die Rechte der Veröffentlichung der Bauten bleiben den Architekten vorbehalten, das Copyright der Fotos liegt bei den Fotografen. Ein Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers und bei deutlicher Quellenangabe gestattet. 1

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