Modellvorhaben nach 45c SGB XI Leben mit (beginnender) Demenz in Hamburg LeDeHa. Teilprojekt: Ärztebefragung Kurzfassung der Ergebnisse
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- Paul Hafner
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1 Modellvorhaben nach 45c SGB XI Leben mit (beginnender) Demenz in Hamburg LeDeHa Teilprojekt: Ärztebefragung 2015 Kurzfassung der Ergebnisse (Hamburg im Februar 2016) Kontakt: Linda Cording Prof. Dr. Susanne Busch
2 Ärztebefragung In Hamburg stehen zahlreiche, verschiedene Angebote und Materialien des nichtmedizinischen Hilfs- und Unterstützungssektors für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen zur Verfügung. Im Kontext der unterschiedlichen Arbeitsgruppen im Rahmen der Landesinitiative Leben mit Demenz in Hamburg wurden jedoch Defizite bezüglich der Informationslage über das bestehende Angebot sowie deren Inanspruchnahme herausgestellt. Im Rahmen von LeDeHa wurde von der HAW Hamburg die Perspektive der Hamburger Ärzteschaft auf ihre Funktion als Schnittstellenposition zwischen den medizinischen und nicht-medizinischen Versorgungssystemen mittels einer schriftlichen Befragung konkret untersucht (Zeitraum Januar bis März 2015). Theoretischer Hintergrund und Zielsetzung Niedergelassene Ärzte nehmen eine zentrale Rolle in der ambulanten Versorgung von Menschen mit Demenz ein. So steht nahezu jeder Mensch mit Demenz bzw. sein Angehöriger in Kontakt zum seinem Hausarzt, dessen Behandlung häufig durch spezialisierte Kollegen weiterer Fachrichtungen Ergänzung findet (Eisele et al. 2010, Schwarzkopf et al. 2013). Des Weiteren bilden Ärzte die Schnittstelle zwischen den medizinischen und nicht-medizinischen Versorgungssystemen, indem sie gemäß 73 SGB V Abs. 3 neben der medizinischen Behandlung auch zu nicht-medizinischen Hilfs- und Unterstützungsangeboten informieren, beraten und überleiten. Eine Befragung niedergelassener demenzrelevanter Fachärzte sollte konkret für Hamburg untersuchen, welche Rolle sie aus ihrer eigenen Perspektive hinsichtlich der Überleitung von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen in den nichtmedizinischen Hilfs- und Unterstützungssektor einnehmen. Die Fragen hinter der Untersuchung dienten der Beleuchtung folgender Dimensionen: quantitative Einschätzung der Relevanz von Menschen mit Demenz bezogen auf die Gesamtpatientenzahl Status-Quo des Umgangs mit dem nicht-medizinischen Hilfs- und Unterstützungssektor Vorstellungen über einen Sollzustand bezüglich Information/Beratung/Vermittlung nicht-medizinischer Hilfs- und Unterstützungsleistungen allgemeine personen- und praxisbezogene Informationen Methode Die quantitative Untersuchung des Forschungsgegenstandes erfolgte in Form einer explorativen Querschnittstudie mithilfe eines zuvor entwickelten standardisierten Fragebogens (60 Items). Die Stichprobe (N= 1073) bildeten in Hamburg niedergelassene Fachärzte in der hausärztlichen Versorgung (n=917) sowie Fachärzte der Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapie und Psychotherapeutischen Medizin (n=156). Der Befragung lagen eine umfassenden Literatur- und Internetrecherche sowie eine qualitative Vorstudie (Juli bis August 2014) in Form halb-standardisierter Leitfaden- 2
3 Interviews mit fünf Fachärzten in der hausärztlichen Versorgung sowie einem Facharzt der Neurologie, Psychiatrie und Psychologie zugrunde. Der daraufhin entwickelte Fragebogen wurde von N= 5 Ärzten (2 spezialisierte Ärzte, 3 hausärztlich tätige Ärzte) getestet. Ein Pretest des Fragebogens fand zudem durch weitere nicht-medizinische Experten statt. Die anschließende Auswertung der quantitativen Daten erfolgte zum größten Teil mittels univariater deskriptiver Statistik. Freie Antwortmöglichkeiten wurden entsprechend kategorisiert. Ergebnisse 1 An der Befragung haben 177 Ärzte teilgenommen (Rücklaufquote 16,5%). Die Stichprobe ist hinsichtlich Alter, Geschlecht sowie Niederlassung in den Stadtteilen repräsentativ für die Grundgesamtheit (Kassenärztliche Vereinigung Hamburg 2015). Grundlegend zeigen die Ergebnisse, dass der Großteil der befragten Ärzte (88,1%) prinzipiell ihre Patienten und deren Angehörige zu nicht-medizinischer Hilfe und Unterstützung informiert/berät. Abbildung 1: Information/Beratung zum Themma... (in%) Häusliche Pflege Rechtliches Leistungen (gesetzl. Anspruch) Vollstationäre Pflege Kurzzeitpflege Wohnraumanpassung Tages- und/oder Nachtpflege Niedrigschw. Betreuungsang. Gedächtnissprechstunden SHG für Angehörige SHG für MmD Wohngruppen Leistungen f. Pflegepersonen Information/Beratung zum Thema (in %) nie selten ab und zu häufig/ immer k.a. Quelle 1: eigene Darstellung Die Befragung hat jedoch auch gezeigt, dass Rechtliches und Leistungen, auf die ein gesetzlicher Anspruch besteht die einzigen der insgesamt 13 aufgeführten Aspekte darstellen, die alle Hamburger Ärzte grundsätzlich berücksichtigen (in unterschiedlicher Intensität) (vgl. Abb. 1). Weniger Berücksichtigung finden 1 Die ausführliche Ergebnisdarstellung wird in dem noch zu veröffentlichendem Abschlussbericht des Modellvorhabens nach 45c SGB XI Leben mit Demenz in Hamburg (LeDeHa) der HAW Hamburg einzusehen sein. 3
4 insgesamt vor allem Angebote für Betroffene und Angehörige, die keinerlei medizinischen oder pflegerischen Bezug aufweisen. Generell wird häufiger zu Leistungen bzw. Themen informiert/beraten als konkret zu entsprechenden Einrichtungen verwiesen. Externe Informations- und Beratungseinrichtungen, vor allem die Pflegestützpunkte werden von den meisten Medizinern (33,1%) gelegentlich in der Versorgung ihrer Patienten mit Demenz und deren Angehörige hinzugezogen (vgl. Abb. 2). Abbildung 2: Info/Beratung zu Hamburger Informations- und Beratungsstellen... (in%) Info/Beratung zu Hamburger Informations-und Beratungsstellen (in %) nie selten ab und zu häufig/ immer k.a. Pflegestützpunkte Alzheimer Gesellschaft Hamburg e.v. COMPASS Private Pflegeberatung GmbH Quelle 2: eigene Darstellung Möglichkeiten der Optimierung der Ist-Situation sehen Ärzte vor allem in folgenden Ansatzpunkten: Aufbereitung von Verzeichnissen der Kontaktpersonen oder -adressen und der Angebote (93,2%) Bereitstellung von Informationsmaterial zu bestehenden Angeboten (91%) eine professionelle Kontaktstelle für Ärzte bei konkreten Fragen (74,6%) Diskussion Die Befragung ermöglicht einen spezifischen und differenzierten Einblick in die Hamburger Versorgungslandschaft und schafft die Grundlage für eine Versorgung und Versbesserung der derzeitigen Versorgungssituation. Mithilfe der Befragungsergebnisse ist es möglich, das Handlungsspektrum von Ärzten bezüglich der Vermittlung nicht-medizinsicher Hilfe und Unterstützung quantitativ zu beschreiben. Es besteht jedoch eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass sich die Stichprobe in Bezug auf die Demenzversorgung aus erfahreneren Medizinern zusammensetzt, da die an der Befragung teilgenommenen Ärzte einen vergleichsweise hohen Anteil an behandelten Patienten mit Demenz (Mittelwert 4
5 11,3%, Median 5%) aufweisen. Aus den Befragungsergebnissen abgeleitete Implikationen sollten daher besonders auch diejenigen Ärzte adressieren, die sich mit der nicht-medizinischen Versorgungslandschaft derzeit weniger stark auseinandersetzen. Die Ableitung von Implikationen sollte zudem nicht nur die Perspektive der Vermittler nicht-medizinischer Hilfe- und Unterstützungsmöglichkeiten, sondern auch der Zielgruppe sowie die Perspektive der nicht-medizinischen Versorgungslandschaft berücksichtigen, um eine Zusammenführung dieser zu ermöglichen. Dafür bedarf es weiterer ergänzender Untersuchungen. Literatur Eisele, M., van den Bussche, H., Koller, D., Wiese, B., Kaduszkiewicz, H., Maier, W. et al. (2010). Utilization patterns of ambulatory medical care before and after the diagnosis of dementia in Germany--results of a case-control study. Dementia and geriatric cognitive disorders, 29 (6), Schwarzkopf, L., Menn, P., Leidl, R., Graessel, E.,Holle, R. (2013). Are community-living and institutionalized dementia patients cared for differently? Evidence on service utilization and costs of care from German insurance claims data. BMC health services research, 13, 2. 5
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