Übergänge. Einführung in die Transitionsforschung unter besonderer Berücksichtigung der Glücksthematik. Prof. Dr. Anton Bucher Universität Salzburg
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- Maria Gerhardt
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1 Übergänge Einführung in die Transitionsforschung unter besonderer Berücksichtigung der Glücksthematik Prof. Dr. Anton Bucher Universität Salzburg
2 Mit dem Wesentlichen beginnen GLAUBEN Umgangssprachlich: Etwas für möglich oder wahrscheinlich halten Erhielt kurz nach dem Tode von Johannes Paul Ich glaube, der wird der nächste Papst!
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4 Aber Glaube ist mehr: Er kann Berge versetzen Glaube impliziert Vertrauen und Glauben an unsere Mitmenschen. Insbesondere an die uns anvertrauten Kinder Die bekannte Längsschnittstudie von Werner & Smith: Warum es auch enorm benachteiligte Kinder schafften, in ein selbständiges Leben hineinzuwachsen: Alle hatten eine Person, die an sie glaubten
5 Das ganze Leben: Übergänge Wir sollen heiter Raum und Raum durchschreiten, und an keinem wie an einer Heimat hängen Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.. H. Hesse Stufen
6 Übergänge = Transitionen : Krisenhafte, zeitlich begrenzte Phasen in der Entwicklung von Menschen, die durch erst- oder einmalige Ereignisse ausgelöst werden, bzw. durch neue Entwicklungsaufgaben ( developmental tasks : Havighurst)
7 Übergänge bewirken: Statuswechsel (+ oder -) Erlernen neuer Rollen Veränderte Selbstsicht (+ oder -) Veränderung der Lebenssituation Viele Lernerfahrungen Ermöglichen die Chance des Neuanfangs
8 Differenziert wird zwischen normativen und nicht normativen Übergängen Viele Übergänge sind bedingt durch unsere Ausbildungssysteme
9 Normative Übergänge, von nahezu jedem/jeder durchgemacht: Geburt Eintritt in Krippe, Kita, Kindergarten Eintritt in Grundschule Sekundarstufe 1 Pubertät Eintritt in Beruf Ehe/Familiengründung Ruhestand Tod
10 Beispiele für nicht normative Übergänge, die nicht alle Kinder betreffen Veränderung der Familienstruktur, durch Tod, Scheidung Bildung einer Stieffamilie Umzug Flucht/Migration
11 Wem die Übergänge im Leben glücken in aller Regel tief glücklich (Etymologie von mhd. gelücke : gelingen, es geht gut aus) Folgende Ausführungen orientieren sich an Lebenslauf, fokussiert auf Transitionen im Erziehungs- und Bildungsbereich
12 Unmittelbar nach erstem Übergang (Geburt) entscheidet sich, ob spätere Übergänge leichter gemeistert werden Sichere Bindung (Typ B)(Bowlby), im Unterschied zu Unsicher vermeidend (A) Unsicher ambivalent (C) Desorganisiert
13 Was sichere Bindung begünstigt, die auch eine Glücksquelle für das gesamte Leben ist Häufiges Getragenwerden, Körperkontakt Verlässliche Pflege Selbstwertstärkende Erziehung
14 Übergänge im Erziehungs- und Bildungsbereich wurden traditionell primär als Entwicklungsaufgabe (nur) des Kindes betrachtet Faktisch: Ko-Konstruktion: Gefordert sind ebenso sehr die ErzieherInnen, speziell die Eltern,
15 Die traditionelle Philosophie der Transitionspädagogik: Übergänge schnell und problemlos meistern Aktuell: Den Betroffenen Zeit geben, die mit dem Übergang verbundenen Entwicklungspotentiale nutzen und entfalten
16 Der Übergang in Kita / Krippe In der Bundesrepublik: Um die Kitas, Bedarf steigend und nicht hinreichend abgedeckt Übrigens: Kinder in der BRD nicht am glücklichsten, wenn Mutter den ganzen Tag daheim, sondern halbtags arbeitet
17 Das Ideal: Die sanfte Eingewöhnung Verläuft sehr unterschiedlich, abhängig von Temperamt / Bindungsmuster der Kinder Erste Eingewöhnungstage: Eher kurz halten Mutter/Vater erkundet mit Kind die neuen Räume Erzieherin freundlich, bestenfalls Gespräche auf gleicher Augenhöhe
18 Kind darf Schmusetier/ Maskottchen mitnehmen = Übergangsobjekt (David Winnicot), übrigens auch für uns Erwachsene, etwa Ring Wenn Kind traurig: Trösten, ihm etwas versprechen Keinesfalls ein schreiend verzweifeltes Kind zurücklassen
19 Indikatoren für gelungenen Übergang Kind freut sich auf Krippe / Kita Spielt mit anderen Baut Freundschaften auf, Freunde als Elixiere von Glück, schon bei Aristoteles, auch für uns
20 Übergang in den Kindergarten Typischerweise ab drei Jahren Ideal: Gemeinsamer Elternabend mit Krippenund Elementarerzieherinnen Bei letztem Entwicklungsgespräch in Krippe auch Kindergartenerzieherin einbeziehen Portfolio über Stärken / Schwächen der Kinder
21 Im Vorfeld: Besuche im zukünftigen Kindergarten: Vorstellbarkeit des Neuen, nimmt Angst Den Tag des Übergangs möglicherweise rituell begleiten, bspw. einen kleinen Koffer packen, diesen in KG mitnehmen
22 Übergang in die Schule Kindheitsglückstudie ZDF: Überraschend viele erinnern 1. Schultag als besonders beglückendes Ereignis: Schultüte, im Mittelpunkt stehen, Anerkennung erfahren
23 Übergang in Schule in Europa altersmäßig unterschiedlich 4 Jahre: Nordirland 5 Jahre: Niederlande und Großbritannien 6 Jahre: D, F, I, N 7 Jahre: CH, Dänemark, Finnland In BRD: Tendenz zu mehr Flexibilität
24 Der Übergang in die Schule betrifft nicht nur das Kind, sondern das ganze System (Bronfenbrenner), insbes. auch die Eltern: Sie sind manchmal aufgeregter als die Schüler
25 Entwicklungsaufgaben auf drei Ebenen 1. individuell: Veränderung der Identität, Bewältigung starker Emotionen, Erwerb neuer Kompetenzen 2. Beziehungsebene: Neue Beziehungen: zu Lehrerin, MitschülerInnen, Verlust bestehender Beziehungen, Rollenzuwachs 3. Ebene des Umfelds: Integration des Lebensbereichs Schule, abstraktes Curriculum, vom episodischen zum semantischen Gedächtnis
26 Vorgeschlagene Maßnahmen, Schuleintritt zu erleichtern Enge Kooperation zwischen Grundschule und Kita, vom Bayerischen Kindergartengesetz (Art. 15) vorgeschrieben
27 Übergangsteams, die den Übergang begleiten können: Kindergartenpädagoginnen, LehrerInnen, ggf. ExpertInnen Bestenfalls Portfolios über Kinder Erkundungstage, nicht nur durch die Augen, sondern auch den Magen
28 Der faktische Übergang hängt von Vulnerabilitätsfaktoren und Risikofaktoren ab, u.a.: Niedriger sozioökonomischer Status, Armut, Migrationshintergrund, schwieriges Temperament, chronische Erkrankungen
29 Aber auch von Schutzund Bewältigungsfaktoren, u.a.: Intelligenz, positive Erfahrungen mit Kita, unterstützendes und selbstwertstärkendes Erziehungsverhalten, Extraversion und liebenswürdiges Wesen (Big V)
30 Mehrheitlich gelingt den Kindern dieser Übergang, aber: In BRD: Ein Drittel sind Risikokinder, ein Sechstel gestresst Polen: 50 % der Erstklässler: Entwicklungsdisharmonien USA 2/5 der Kinder
31 Übergang gilt als gelungen, wenn Kinder sich in der Schule wohl fühlen Wie wichtig das Wohlfühlen für Lernen ist: Neuropsychologische Befunde Was Wohlbefinden erhöht: Aktivität, Bewegung, Kreativität
32 Wenn Kinder in der Schule flow erleben können, sind sie glücklich: Rousseau: Glück als Gleichgewicht zwischen Wollen und Können Die Balance zwischen Lernanforderungen und schon gebildeten Fähigkeiten: flow-channel Viel stärker individuelle Beurteilungen
33 Nirgends so früh wie in Bundesrepublik und Österreich Grundsätzliche Frage: Ist dieser Übergang nicht verfrüht? Zur Situation in anderen Ländern Übergang in die Sek I
34 Schuldauer in Europa Pflichtzeit gemeinsam D, A B NL I F DNK,FIN, PL, SWE IS, N, E GB
35 Argumente für einen späteren Übergang Entwicklungspsychologisch: Mit zehn Jahren: Noch konkret-operatorisches Denken sensu Piaget Weniger Leistungs- und Selektionsdruck in der dritten, mehr noch vierten Klasse Grundschule, die magische 2,33 in Bayern Weniger soziale Ungleichheit der Bildungschancen
36 Für Schüler einschneidender Übergang Erst noch die Grössten, jetzt die Kleinsten Zumeist größere Schule Längere Schulwege GS: fächerübergreifender Unterricht, jetzt v.a. in Fächern Längere Unterrichtszeit
37 Übergang erleichternde Maßnahmen Die richtige Schule wählen: Nicht alle können Abitur machen (Längeren) Schulweg einüben Zu Beginn: Vielleicht einen coolen Rucksack schenken, nicht mehr Schulranzen
38 Das Wohlbefinden in höheren Schulklassen geht deutlich zurück Ich gehe gerne zur Schule. Unsere Lehrerinnen erteilen spannenden Unterricht. 50 "stimmt total" (Schule) "stimmt total" (Unterricht) Angaben in % Jahre 7 Jahre 8 Jahre 9 Jahre 10 Jahre 11 Jahre 12 Jahre 13 Jahre Zu lange Hausaufgaben, Angst vor Tests reduzieren Kindheitsglück deutlich
39 Markante Differenzen Wohlbefinden Schularten Kindheitsglück / Schularten, %, N = total glücklich tendenziell traurig Grundschule Hauptschule Real/Mitel Gymnasium
40 Weitere Übergänge im Leben Der Übergang ins Erwachsenenleben Traditionelle Kulturen: Teils sehr intensive, harte Initiationsriten (A.Gennep): Mutproben, Separation vom Stamm, Klitorisdektomie in islamischen Ländern
41 Unsere Lebenswelt Grenzen zwischen verschiedenen Lebensabschnitten sind fließender geworden Dennoch gibt es Riten Führerschein, Abitur In CH: Im Militär
42 Übergang ins Berufsleben Von Zünften rituell gestaltet worden, etwa das Gautschen bei den Buchdruckern Wird zusehends flexibler, und schwieriger Eine Praktikantengeneration
43 Übergang ins Ehe- und Familienleben Wenn stabile Beziehung / verheiratet: Menschen glücklicher, und gesünder. Der Honeymoon hält nicht ewig: Theorie des Glücksrichtswerts Glückliche trauen sich eher
44 Machen Kinder glücklich? Heirat 1. Kind Schul- Pubertät Kinder aus dem Haus kindheit
45 Übergang in den Ruhestand Eine große Errungenschaft des 20. Jahrhunderts: Lebenserwartung um mehr als 25 Jahre verlängert Mehrheitlich: PensionistInnen glücklich Aktives Altern Aber auch Gerotranszendenz
46 Übergang in den Tod Vielfach tabuisiert Ist Sterben noch zeitgemäß Übergang ins Nichts? Können wir uns kaum vorstellen Oder Ins Licht? Wer den Tod bedenkt, vertieft das geschenkte Hier und Jetzt
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