Vorlesung Wintersemester 2011/12 Prof. Dr. Heiner Barz Bildung(sreform) und Chancengleichheit
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- Harald Amsel
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1 Einführung in die sozialwissenschaftliche Bildungsforschung Vorlesung Wintersemester 2011/12 Prof. Dr. Heiner Barz Bildung(sreform) und Chancengleichheit
2 Zentrale Begriffe Soziale Ungleichheit liegt überall dort vor, wo die Möglichkeiten des Zugangs zu allgemein verfügbaren und erstrebenswerten sozialen Gütern... dauerhafte Einschränkungen erfahren und dadurch die Lebenschancen dauerhaft... beeinträchtigt werden. (Kreckel 1992:17)
3 Theorieansätze Klassentheorie Schichtungstheorie Strukturfunktionalismus (Parsons: Selektion und Sozialisation) Symb. Interaktionismus und Schule (Labelling-Approach) Ausdifferenzierungstheorie (Geiger: Die Klassengesellschaft im Schmelztigel) Nivellierungstheorie (Schelsky: Die Nivellierte Mittelstandsgesellschaft) Individualisierungstheorem (Beck) Theorien soziokultureller Differenzierung (Soziale Milieus nach Schulze bzw. nach Sinus)
4 Theorieansätze zur Bildungsentwicklung Gesellschaftliche Entwicklungstendenzen Integrations- und Modernisierungstheorien: tendenzielle Abnahme der ungleichen Bildungsbeteiligung Macht- und Konflikttheorien: Zwar tendenzielles Höherschrauben der Bildungserfordernisse, durch Inflation der Bildungstitel aber Entwertung und Reproduktion von Chancenungleichheit Dagegen: Polarisierungs- und Dequalifizierungstheorie (Automatisierung führt zur Zunahme unqualifizierter Tätigkeiten)
5 Theorieansätze: Bildungsungleichheit Erklärungsmodelle für indiv. Bildungsstreben: Konsumtheorie: Bildung als Verbrauchsgut, Nachfrage wächst mit Wohlstand Humankapitaltheorie: Bildung als Investition mit Renditeerwartung Signaltheorie: Schulabschlüsse gelten bei Einstellungen als Prognoseinstrument für Einarbeitungskosten
6 Bolte: Soziale Schichtung in der BRD (60er Jahre)
7 Dahrendorf: Soziale Schichtung in der BRD (60er Jahre)
8 Quelle:
9
10 Demokratie als Versprechen Dahrendorfs Schrift: Bildung ist Bürgerrecht von 1965 fordert vor dem Hintergrund massiver Bildungsbenachteiligungen die Einlösung des Chancengleichheitspostulats
11 Abiturientenquoten im internationalen Vergleich Quelle: Dahrendorf (1965): Bildung ist Bürgerrecht, S.41
12 Turkey Entry rates to tertiary education Sum of net entry rates over single years of age in tertiary-type A and tertiary-type B education Tertiary-type A education Tertiary-type B education Finland New Zealand Sweden Iceland Hungary Poland1 Australia Norway Netherlands Spain United Kingdom Korea Italy United States Japan France Austria Ireland Germany Denmark Switzerland Mexico Czech Republic
13 Quelle: Dahrendorf (1965): Bildung ist Bürgerrecht, S.4)
14 Quelle: Dahrendorf (1965): Bildung ist Bürgerrecht, S.%1
15 Quelle: Dahrendorf (1965): Bildung ist Bürgerrecht, S.72
16 Quelle: Dahrendorf (1965): Bildung ist Bürgerrecht, S.74
17 Quelle: Dahrendorf (1965): Bildung ist Bürgerrecht, S.83
18 Zusammenfassung der Faktoren für Bildungsbenachteiligung in den 60er Jahren galt als Inbegriff der Bildungsbenachteiligung: Die katholische Arbeitertochter vom Lande
19 Intentionen der Bildungsreform (60er Jahre) Mobilisierung der Begabungsreserven Wachsender Qualifikationsbedarf der modernen Industriegesellschaft auf dem Weg zur Dienstleistungsgesellschaft vs. Polarisierungs- und Dequalifizierungsthese Demokratisierung, Chancengleichheit Abbau frühzeitiger Schülerselektion
20 Quelle: Picht (1964): Die deutsche Bildungskatastrophe, S. 27
21 Hauptziele der Bildungsreform 1. Abbau von Ungleichheit im Bildungswesen 2. Demokratisierung: Mitwirkung aller Beteiligten 3. Wissenschaftsorientierung in allen Schularten 4. Humanisierung des pädagogischen Umgangs 5. Reform der Schulstrukturen Integration unterschiedlicher Bildungsgänge
22 Erträge der Bildungsreform Ausbleiben der Gesamtstrukturreform Tatsächliche Reformschwerpunkte: Neugestaltung der Grundschule (z.t. Abschaffung der Notenzeugnisse) Z.T. Einführung der Orientierungsstufe Soziale Öffnung der Sekundarschule (Gesamtschule) Höhere Durchlässigkeit durch Angleichung der Curricula Oberstufenreform Ausbau des zweiten Bildungsweges Erneuerung der Lehrpläne (Wissenschaftsorientierung) Wissenschaftliche Ausbildung für alle Lehrämter
23 Bildung und Chancengleichheit in der 16. Shell-Jugendstudie 2010
24 16. Shell-Jugendstudie 2010 Eine pragmatische Generation behauptet sich Methode: persönliche Interviews mit standardisiertem Fragebogen z.t. Replikationsstudie z.t. aktuelle Schwerpunkte, z.b. Umgang mit wirtschaftlichen Unsicherheiten Umgang mit dem Klimawandel Stichprobe: n = 2604, 12 bis 25 Jahre
25 16. Shell-Jugendstudie 2010 Zuversichtliche Zukunftsaussichten 2010: 59% positive persönliche Zukunft [2006: 50%] 2010: 55% düstere gesellschaftliche Zukunft [2006: 60%] Unterschicht: 33% pers. zuversichtlich Oberschicht: 68% pers. zuversichtlich
26 16. Shell-Jugendstudie 2010 Nur 1% gibt an, ein schlechtes Verhältnis zu den Eltern zu haben überproportional in den unteren sozialen Schichten Kreative Freizeitelite : Lesen, aktive, kreative Freizeit (23% > eher obere Sozialschicht) Medienfixierte : Fernsehen, Internet, Musik, DVD, Rumhängen (26% > eher sozial Benachteiligte)
27 Abb. 2.7 Bestens mit den Eltern auskommen nach sozialer Schichtzugehörigkeit Jugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren (Angaben in %) Oberschicht obere Mittelschicht Mittelschicht untere Mittelschicht Unterschicht Quelle: Shell Jugendstudie 2010, S. 67 (leicht modifiziert)
28 Abb Jugendliche, die eine Klasse wiederholen mussten Jugendliche im Alter von 12 bis 21 Jahren, die noch zur Schule gehen (Angaben in %) 17 Oberschicht 9 10 Geschlecht Landesteil Statusgruppe soziale Herkunft obere Mittelschicht Mittelschicht untere Mittelschicht Unterschicht Gymnasium Realschule Hauptschule ost west weiblich männlich Quelle: Shell Jugendstudie 2010, S. 79
29 Quelle: Shell Jugendstudie 2010, S. 100
30 Quelle: Shell Jugendstudie 2010, S. 102
31 15. Shell-Jugendstudie 2006 Gesundheitsgefährdendes Verhalten ungesunde Ernährung (tägl. Cola): 46% Unterschicht vs. 12% Oberschicht Mangelnde Bewegung: 38% Unterschicht vs. 14% Oberschicht Regelmäßiges Zigarettenrauchen 37% Unterschicht vs. 15% Oberschicht
32 Quelle: 15. Shell-Jugendstudie (2006), S.95
33 Quelle: Shell Jugendstudie 2010, S. 94
34 16. Shell-Jugendstudie 2010 Rettungsdienste, Freiwillige Feuerwehr: Zugangswege für Jugendliche aus weniger privilegierten Milieus zu gesellschaftlich relevanten Aktivitäten Politische Organisationen, Bürgerinitiativen: Aktivitäten eher von Gymnasiasten Vorbehalte gg Ausländer, Homosexuelle etc. steigen mit sinkendem Bildungsniveau Gewaltsame Auseinandersetzungen in letzten 12 Monaten (23%) überproportional männliche J., niedere Bildungsgänge
35 16. Shell-Jugendstudie 2010 Prekäre Übergänge: Übergang Schule-Ausbildung Übergang Ausbildung-Anstellung > im Gegensatz zu 2006 (34%) sind jedoch nur noch 21 % der Meinung, eher nicht übernommen zu werden.
36
37 Dimensionen der Chancenungleichheit Schichtzugehörigkeit Geschlecht Berufsgruppen Konfession Stadt-Land-Gefälle (Bildungsgeographie) Differenzen zwischen den Bundesländern Migrationsstatus
38 Bildungslaufbahnen
39 Verbesserte Chancengleichheit oder verschärfte Ungleichheit?
40 Quelle:
41 Quelle: Datenreport 2004
42 Quelle: Datenreport 2004 Bildungsbeteiligung 17-jähriger nach sozialer Herkunft
43 Bildung männlich Bildung weiblich (1) Ausgewählte Strukturdaten 1999 Quelle: bmb+f (Hrsg.): Zahlenbarometer 2000/2001 ein bildungs- und forschungsstatistisch er Überblick
44 Bildung männlich Bildung weiblich (2) Ausgewählte Strukturdaten 1999 Quelle: bmb+f (Hrsg.): Zahlenbarometer 2000/2001 ein bildungs- und forschungsstatistisch er Überblick
45 Quelle: Datenreport 2006
46
47 Sozialstrukturelle Merkmale und Bildungschancen 2002 Quelle: Datenreport 2004
48 Quelle: Datenreport 2006
49 Quelle: Datenreport 2006
50 Quelle: Datenreport 2006
51 Quelle: Datenreport 2006
52 Links und Literatur Peter A. Berger: Deutsche Ungleichheiten eine Skizze, in: Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 37/2005, 12. September 2005, S Datenreport 2006: eport pdf,property=file.pdf Datenreport 2004: Friedrich-Ebert-Stiftung: Gesellschaft im Reformprozess : OECD: PISA Stefan Hradil: Soziale Ungleichheit in Deutschland. Opladen (Bes. Ungleiche Lebensbedingungen: Bildung. S ) Shell Deutschland Holding (Hg.), Jugend Eine pragmatische Generation behauptet sich. Fischer Verlag: Frankfurt/Main
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