DACHL-Fundstücke Unterrichtsvorschlag von Caroline Brandão de Carvalho: Stoffbeutel

Transkript

1 1. Angaben zum DACHL-Fundstück Titel Der Ameisen-Mann Fotograf/ Fotografin Caroline Brandão de Carvalho Aufnahmedatum Februar 2016 Aufnahmeort Juiz de Fora, Brasilien Ich bin der Meinung, dass die Fotografie den Zauber eines Alltagsmomentes entwickeln kann, und deswegen habe ich dieses Fundstück ausgewählt. Als ich dieses Foto gemacht habe, wurde ich von vielen Ideen inspiriert. Erstens hat mich das schwere Leben dieser unglaublich starken Menschen immer gerührt, die bei uns allein riesengroße Fuhrwerke über lange Strecken ziehen, leider ein Symbol der Armut Brasiliens. Gleichzeitig zeigt das Foto auch einen lyrischen Aspekt der Realität: die Hoffnung auf die Zukunft, die man in den Augen des Mannes wahrnehmen kann. Wer könnte sich vorstellen, dass ein typisches Stück der Kultur der deutschsprachigen Ländern, ein Stoffbeutel, inmitten der Mischung von brasilianischen Elementen an einem solchen Wagen hängen würde? Was ich außerdem besonders interessant am Stoffbeutel finde, sind die Wörter: DIE, DAS DER und viel mehr, d. h., der Wagen kann alles Mögliche und viel mehr tragen. Dieses Fundstück eignet sich besonders gut für den Unterricht, weil es sowohl die Arbeit mit den grammatikalischen Strukturen der deutschen Sprache als auch die landeskundlichen Inhalte im DaF-Unterricht zulässt. Man kann z. B. mit den Buchstaben, Zahlen, W-Fragen, Wortschatz und Artikeln oder zur Orientierung in der Stadt arbeiten. Folgende Fragen könnten eine Rolle spielen: Was könnte dieser Mann in seinem Wagen tragen? Wo ist er gerade? Woher kommt er? Wohin geht er? Dieses Fundstück bietet zahlreiche Anregungen auch für Projekte auf höheren Niveaus, z. B. zur Bedeutung der Globalisierung auf diesem Foto: Was könnte die brasilianische Fahne auf diesem darstellen? Wie sehen heute die Menschrechte in solchen Ländern aus? Themenbereiche Berufe, Arbeitswelt, Stoffbeutel, Angaben zu einer Person, Gegenstände, Farben, Zahlen, Nummernschilder von Autos, deutsche Autos in der Welt, Orientierung in der Stadt, Recycling/ Mülltrennung, Bedeutung der (brasilianischen) Fahne, Gegensätze in der Gesellschaft

2 2. Zusammenfassung des Unterrichtsvorschlags Thema: Allgemeines Lernziel: Lerngruppe Zeit Lernaktivitäten Lernmaterialien/ Medien Was bist du von Beruf? nähern sich dem Thema Berufe aus origineller Perspektive. Sie lernen oder festigen Wortschatz zu folgenden Themen: Schulsachen, Farben, Formen, Gegenstände, Zahlen. Sie können damit einen Text über das Foto verfassen. Jugendliche und Erwachsene (ab 16 Jahren) Anfänger (A1/A2) Ca Minuten, kann innerhalb einer längeren Unterrichtseinheit im Anschluss an eine erste Einführung in das Thema Berufe erfolgen setzen das Fundstückfoto als Puzzle zusammen. Sie benennen die Gegenstände auf dem Bild und beschreiben Farben und Formen. Sie wiederholen die Bezeichnung von Schulsachen und wiederholen den Gebraucht der Artikel. basteln ein Mini-Buch und schreiben einen Text über den Mann auf dem Foto. Für den/die Lehrende/n: Pappe, um das Puzzle zu basteln Blätter A4, Klebstoff, Buntstifte, Beamer und Computer, 1 Stoffbeutel und kleine Gegenstände, große Blätter A2 oder A3

3 3. Beschreibung des Unterrichtsvorschlags Kulturbezogene Lernziele: sind neugierig und motiviert. können Einzelheiten auf dem Foto wahrnehmen und benennen. Sie können Dinge wahrnehmen, die für sie fremd sind und eine Beziehung zwischen verschiedenen Dingen auf dem Bild herstellen. können eine fremde Perspektive übernehmen und sich in einen anderen Menschen hineinversetzen. erkennen den Stoffbeutel als typisches Stück der Kultur der deutschsprachigen Länder. stärken ihre sozialen Kompetenzen, indem sie in verschiedenen Sozialformen zusammenarbeiten. Die Lernerautonomie wird durch Phasen selbstgesteuerter Arbeit und entdeckendes Lernen gestärkt. Sprachliche Lernziele: können die Gegenstände auf dem Foto und Schulsachen auf Deutsch benennen und die richtigen Artikel für die Substantive gebrauchen. können einige Merkmale von Gegenständen (Formen, Farben, Materialien) beschreiben. vertiefen bereits bekannten Wortschatz zum Thema Berufe. Sie können sich neuen Wortschatz erschließen, da sie Wortbildungsregeln (Zusammensetzung von Substantiven) bewusst erkennen und anwenden. Lerngruppe Sprachniveau A1 A2 B1 B2 C1 C2 Alter der Lernenden Erw. Weitere Angaben Notwendige Vorkenntnisse (A1): Verbkonjugation im Präsens, Buchstabieren, Zahlen, Artikel im Nominativ, Wortschatz zu einigen Gegenständen und Berufen, einige Präpositionen (aus, nach, in), Farben, Materialien Wenn mit A1-Lernenden gearbeitet wird, muss dieser Wortschatz noch teilweise neu erarbeitet werden. Die vorgeschlagenen Aktivitäten könnten sich z. B. an folgende Lehrwerklektion anschließen: Menschen A1.1/ Einheit 2 Ich bin Journalistin (oder ähnliche Lektionen in anderen Lehrwerken). Mit A2-Lernenden kann man weiterführende Fragen zum Themenbereich Orientierung in der Stadt ansprechen: Woher kommt der Mann? Was transportiert er auf seinem Wagen? Wo ist er gerade? Wohin geht er?...

4 Ablauf Teillernziel Zeit Aktivität der Lernenden Material/Medien sind neugierig und motiviert. Ca. 2 Visueller Impuls mit Puzzleteilen: sehen sich die 20 Teile des Puzzles an. (Sie legen das Puzzle aber noch nicht zusammen.) Vorbereitung: Fundstückfoto wird auf A4-Blätter in Farbe gedruckt, auf Pappe geklebt und die Puzzle- Teile werden ausgeschnitten (Kopiervorlage 1). Für jede/n Lernende/n sollte wenigstens 1 Puzzle-Teil vorhanden sein. können die Gegenstände auf den Puzzleteilen benennen. Sie kennen neuen Wortschatz für Gegenstände, Farben und Materialien. 10 Assoziationen und Wortschatz: äußern im Plenum Assoziationen/ Wörter zu einzelnen Puzzleteilen. Der/die Lehrende schreibt die Wörter an die Tafel und ergänzt die richtigen Artikel, z. B.: das Auto, die Nummer/Zahl, der Buchstabe, das Kind, der Mann, das Plastik/ die Plastikplane, das Papier, der Stoffbeutel, die Schule, die Musik Unbekannte Wörter, die die Lernenden wissen möchten, können ergänzt werden. Puzzleteile Tafel + Stifte/Kreide Der/die Lehrende schreibt zur Vorbereitung auf die nächste Aufgabe auch passende Wörter für Farben und Materialien an die Tafel. kennen diesen Wortschatz zwar noch nicht, können ihn aber mit dem Bild leicht erschließen. können aufgrund eines sinnlichen Impulses Gegenstände benennen. 15 Schulsachen im Stoffbeutel: Der/die Lehrende gibt in der Klasse einen Stoffbeutel mit verschiedenen Gegenständen herum. fassen in den Beutel und ertasten die Schulmaterialien. Sie greifen einen der Gegenstände und versuchen, die Form, das Material und sogar die Farbe zu erraten, bevor sie den Gegenstand aus dem Beutel nehmen. Wenn die Lernenden den Gegenstand in der Hand haben, sagen sie das Wort mit dem richtigen Artikel. Die anderen Lernenden dürfen helfen. Stoffbeutel mit kleinen Gegenständen, z. B. Heft, Buch, Spitzer, Radiergummis, Kuli, Filzstifte, Bleistifte, Lineal, kleine Schere, zerknittertes Papier (Lehrende, die keinen eigenen Stoffbeutel besitzen, könnten

5 Damit erfolgt das Lernen auf verschiedenen Sinnkanälen. Die Lernaktivitäten werden motivierter, authentischer und kommunikativer. Der/die Lehrende kann an dieser Stelle erklären, dass der Stoffbeutel ein typisches Stück der Kultur der deutschsprachigen Länder darstellt. Solche Beutel lassen sich heutzutage wegen der Globalisierung in fernen Orten finden, auch in Brasilien. Das kann mit Fotos aus dem Internet verdeutlicht werden, die über Beamer angezeigt werden, z.b.: /Jute-Beutel-erobern-die-Modewelt.html witzigsten-und-schoensten-baumwollbeutel html?image=6 ihn z. B. durch einen Sack oder eine dunkle Plastiktüte ersetzen.) Optional: Computer, Beamer, Internetzugang können das ganze Foto sehen Puzzle-Wettbewerb: Die Klasse wird in Gruppen geteilt und jede Gruppe bekommt ein Fundstück-Puzzle : Welche Gruppe kann es am schnellsten richtig zusammensetzen? Das Foto wird über Beamer der ganzen Klasse gezeigt, damit alle ganz genau nachprüfen können, ob das Bild richtig zusammengesetzt wurde. Die schnellste Gruppe erhält einen kleinen Preis. Für jede Gruppe ein Puzzle-Spiel. können den Beruf des Mannes auf dem Foto nennen. Sie erkennen, dass auch hinter der Benennung von Berufen soziale Fragen stehen Beruf: Der/die Lehrende bringt die Klasse wieder auf das Thema Berufe zurück, indem er/sie fragen: Wie war noch mal die Frage nach dem Beruf? Ahhh Genau: Was bist du von Beruf oder was sind Sie von Beruf?. Die Frage wird an die Tafel geschrieben. Die Lernenden überlegen und äußern Vermutungen, was der Mann auf dem Foto von Beruf ist. Der/die Lehrende kann erklären, dass der Mann auf dem Bild Müllsammler ist. Dabei kann auch die Wortzusammensetzung erklärt werden. Außerdem kann thematisiert werden, dass einige Berufe aus DaF-Lehrwerken in der Welt nicht in gleicher Weise bekannt sind. Auch der Ausdruck schwarz arbeiten aus der Umgangssprache kann erklärt werden. Hier ist auch in höheren Sprachniveaus eine Erweiterung des Themas möglich: Arbeiten wie die des Mannes auf dem Foto gehören zum globalen System. Die Arbeit ist oft sehr schwer, aber sie verdienen wenig Geld.

6 können W- Fragen an eine nur von einem Foto bekannten Menschen stellen. können eine fremde Perspektive übernehmen, sich in einen fremden Menschen hineinversetzen und Fragen zu seinem Leben beantworten. Ca Mini-Buch: Zum Schluss zeigt der/die Lehrende, wie man ein Mini-Buch basteln kann (Link zur Faltanleitung s.u. in den Quellenangaben). Die Lernenden machen mit und basteln ihr eigenes Mini-Buch. Die Klasse wird wieder in Gruppen geteilt. Jede Gruppe bastelt aus einem großen Papierbogen (A2 oder A3) ein Mini-Buch. Auf dem Deckblatt dieses Mini-Buches wird das Fundstück-Puzzle aufgeklebt. Auf jede Seite des Mini-Buches schreibt die Gruppe eine W-Frage, die sich an die Person auf dem Foto richtet. Dann schreiben die Lernenden Antworten zu diesen Fragen. Sie antworten aus der Perspektive des Mannes. So entsteht ein kleines Buch aus seinem Leben. Dann werden die Mini-Bücher an einer Pinnwand aufgehängt, damit es alle anderen anschauen können. Papierbögen A2 oder A3 (für jede Gruppe 1 Bogen), mehrere Scheren, Klebstoff Kopie des Fundstück-Fotos in kleinem Format (damit es auf das Deckblatt passt) Faltanleitung Mini- Buch für den/die Lehrende/n) Die folgenden Fotos zeigen ein Beispiel für ein Mini-Buch: Mini-Buch an der Pinnwand: Deckblatt und Rückseite Fragen und Satzmuster Antworten auf die W-Fragen Mögliche Variationen und weitere Hinweise für Lehrende Anstatt die Fragen im Mini-Buch selbst zu schreiben, könnten die Lernenden einen Mini-Buch-Vordruck (mit vom/von der Lehrenden vorbereiteten Fragen) benutzen. Eine mögliche Alternative zu dem Mini-Buch wäre ein Steckbrief.

7 Eine mögliche Hausaufgabe wäre für höhere Sprachniveaus eine Recherche im Internet über die Schwarzarbeit. Auch die Symbolik der Farbe Schwarz könnte aus einer interkulturellen Perspektive besprochen werden. Ebenfalls für höhere Sprachniveaus bieten sich folgende Fragestellungen an: Wie hängt dieses Foto mit der Globalisierung zusammen? Welchen Stellenwert könnte die brasilianische Fahne auf dem Foto haben? (Die Fahne als Symbol für gesellschaftliche Gegensätze?) Was sieht man in dem Foto bezüglich der Menschenrechte? Welche Erfahrungen haben die Lernenden mit diesen Themen? Wie erfolgt Mülltrennung und Recycling in den DACHL- Ländern und in den Heimatländern der Lernenden? Welche Rolle spielen deutsche Autos im Straßenbild des Heimatlandes der Lernenden? Warum? 4. Übersicht über die notwendigen Materialien Titel des Materials genaue Quellenangabe Art (Arbeitsblatt/ Bild/ Video/ PPT ) Puzzle des Fundstück- Fotos Foto: Caroline Brandão farbig gedruckt auf A4- Papier, auf Pappe gedruckt und in 20 Teile zerschnitten Stoffbeutel (am besten Gegenstände dunkel) mit Gegenständen große Papierbögen (A2 oder A3), Scheren, evtl. Farbstifte für die Gestaltung Faltanleitung für Mini- Bücher m/watch?v=20tuqvlf5nc Material für die Herstellung der Mini- Bücher Video im Internet (vor allem als Hilfe für den/die Lehrende/n)

8 Unterrichtsvorschlag von Caroline Brandão de Carvalho