Beschäftigung internationaler Fachkräfte und Flüchtlinge im Handwerk. Außenwirtschaftstag Sachsen-Anhalt 2015 am 30. November 2015

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1 Beschäftigung internationaler Fachkräfte und Flüchtlinge im Handwerk Außenwirtschaftstag Sachsen-Anhalt 2015 am 30. November 2015

2 Begriffsklärung Ausländer Unterscheidung Ausländer / Migranten/ Asylbewerber / Flüchtlinge: Ausländer: Staatsangehörige der 27 EU-Mitgliedstaaten sowie alle weiteren europäischen und internationalen Drittstaatsangehörigen Migranten: Personen ausländischer Herkunft, die aber seit Jahren ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland haben. Asylbewerber: politisch Verfolgte (Art. 16a GG) Flüchtlinge: Krieg, Vertreibung, Verfolgung (Genfer Flüchtlingskonvention). 30. November 2015 RA Jan Dannenbring Seite 2

3 Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland 16,4 Mio. Personen mit Migrationshintergrund (Anteil an Bevölkerung in Deutschland insgesamt: 20,3%) 7,2 Mio. Ausländer (Anteil: 9%) 10,9 Mio. europäische Ausländer (70% der Personen mit Migrationshintergrund) 37% EU-Ausländer Hauptherkunftsländer: Türkei 17,4%, Polen 10%, Russland 7,3%, Kasachstan 5,6%, Italien 4,7%. 13,4% (versus 1,7% der Deutschen) haben keinen Schulabschluss 38,4% (versus 14,5% der Deutschen) haben keinen berufsqualifizierenden Abschluss. (Quelle: Mikrozensus Statistisches Bundesamt, 2014) 30. November 2015 RA Jan Dannenbring Seite 3

4 Beschäftigung von Ausländern im Handwerk EU-Bürger: EU-Grundrecht der Freizügigkeit und Dienstleistungsfreiheit für Auszubildende, Arbeitnehmer und Selbständige. Drittstaatsangehörige: Aufenthaltsgesetz und Beschäftigungsverordnung. Ausländische Gründer im Handwerk bzw. solche mit Migrationshintergrund: 13,5 Prozent der Existenzgründer im Handwerk sind Ausländer (ifh 2009) weitere gut 5 % haben einen Migrationshintergrund. Problem: Ausländische Scheinselbstständige 30. November 2015 RA Jan Dannenbring Seite 4

5 Hauptherkunftsländer Asylbewerber / Flüchtlinge 30. November 2015 RA Jan Dannenbring Seite 5

6 Arbeitsmarktzugang von Flüchtlingen Verkürzung der Wartezeit. Seit Ende 2014 Ausbildung oder Beschäftigung schon nach drei Monaten mit und nach 15 Monaten ohne Vorrangprüfung (jeweils mit Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit, 32 Abs. 2 Nr. 1 BeschV). Mangelberufsliste der BA. Halbjährliche Aktualisierung, beinhaltet mehrere Handwerksberufe (u.a. Klempner, Elektriker, Metallbauer, Gesundheitshandwerke). Erleichterungen von Praktika. Seit dem Wegfall des Zustimmungserfordernis der BA bei Pflicht-, Orientierungs- sowie ausbildungs- und studienbegleitender Praktika von bis zu drei Monaten Dauer und bei Maßnahmen der Einstiegsqualifizierung (EQJ) und Berufsausbildungsvorbereitung. 30. November 2015 RA Jan Dannenbring Seite 6

7 Arbeitsmarktzugang von Flüchtlingen Schnellerer Zugang zu ausbildungsbegleitenden Maßnahmen. Ab dem nach 15 Monaten Aufenthalt Anspruch auf Berufsausbildungsbeihilfe, assistierte Ausbildung und weitere ausbildungsbegleitende Hilfen (u. a. Sprachkurse) Asylverfahrensbeschleunigungsgesetz. Seit dem Aufhebung des Verbots der Beschäftigung von Asylsuchenden und Flüchtlingen in der Zeitarbeit (nach 15 Monaten Aufenthalt) und Arbeitsmarktzugang von Arbeitskräften vom Westbalkan. Schnellerer Zugang zu Integrations- und Sprachkursen. BA-Sprachkurse. Anfang Oktober 2015 Beschluss des BA-Verwaltungsrats, bis Ende 2015 beginnende Sprachkurse anbieterunabhängig und unbürokratisch zu fördern. Beispiele für best pratices im Handwerk: Bayern: Berufsschulungsmodell (ein Jahr Sprachförderung, im zweiten Jahr ergänzend Berufsorientierung und Betriebspraktika, Teilnehmer) Niedersachsen: Projekt IHAFA (Sprachförderung, Ausbildungsvorbereitung, Kompetenzfeststellung, duale Ausbildung, bis zu 500 Teilnehmer). 30. November 2015 RA Jan Dannenbring Seite 7

8 Ausbildung und Beschäftigung von Flüchtlingen im Handwerk Problem: Mögliche Abschiebung von in der Ausbildung befindlichen Flüchtlingen während der Ausbildung. Forderung des ZDH: Schaffung eines rechtssicheren, dreijährigen humanitären Ausbildungsaufenthalts im AufenthG. Neue Gesetzeslage seit dem : Für bis zu 21-jährige Asylbewerber wird die Aufnahme einer qualifizierten Berufsausbildung als Abschiebehindernis anerkannt. Die Duldung wird für jeweils ein Jahr erteilt mit Anspruch auf Verlängerung, wenn Ausbildung noch fortdauert und mit einem Abschluss zu rechnen ist. Entscheidend ist eine ausbildungsfreundliche Handhabung der neuen Gesetzeslage durch die Ausländerbehörden vor Ort (Vorbild: Vereinbarung der HWK und Stadt Nürnberg zur Integration von Flüchtlingen vom ). 30. November 2015 RA Jan Dannenbring Seite 8

9 Aktivitäten des Handwerks und des ZDH Erarbeitung von ZDH-Kompakts (November 2014, März und September 2015). ZDH-Informationsflyer mit Bundesinnenministerium und mit BA/BAMF (Sept. 2015). ZDH-Umfrage über Initiativen und Projekte des Handwerks zur Ausbildung und Beschäftigung von Flüchtlingen (August 2015). Durchführung eines Informations- und Erfahrungsaustauschs am 14. Oktober 2015 im ZDH. Förderprojekt des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) und des ZDH zur Ausbildung von rd. 250 Flüchtlingen seit Mitte Ausweitung des BMWi-Förderprogramms der passgenauen Besetzung um 150 Willkommenslotsen für Handwerksbetriebe/KMU. 30. November 2015 RA Jan Dannenbring Seite 9

10 ZDH/BMI-Flyer Flüchtlinge in Berufsausbildung Der Flyer ist abrufbar auf den ZDH-Internetseiten unter Integration/Migration oder Service/Flyer 30. November

11 Flüchtlinge = Fachkräfte der Zukunft? Ausgangslage: Laut BA überwiegend niedriges Bildungsniveau o 80 Prozent ohne Qualifikationen, o 10 Prozent akademische Qualifikationen, o 10 Prozent berufliche Qualifikationen. Aber: jung (Durchschnittsalter 25) und motiviert. Problem: o Keine Kenntnisse über das duale Ausbildungssystem vorhanden; o hoher Stellenwert akademischer Ausbildungen; o schneller Gelderwerb (auch zur Unterstützung der Familien im Heimatland) steht oft im Vordergrund. Lösungsansatz: o Erarbeitung eines ZDH-Qualifizierungs- und Betreuungskonzepts für Flüchtlinge; Umsetzung über Berufsbildungszentren des Handwerks. 30. November 2015 RA Jan Dannenbring Seite 11

12 Informationsquellen für die Gewinnung ausländischer Fachkräfte in KMU und im Handwerk Bundesagentur für Arbeit: Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV). Internetportale (der Bundesregierung): Make-it-in-Germany.de; Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung für KMU ( EU-Auszubildende: Förderprogramm MobiPro-EU. Handwerk und KMU: Handwerkskammern in Zusammenarbeit mit Auslandshandelskammern (AHK). 30. November

13 Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) RA Jan Dannenbring Leiter der Abteilung Arbeitsmarkt, Tarifpolitik und Arbeitsrecht Mohrenstraße 20/ Berlin 030/ Bildnachweise der Titelfolie (von links oben nach rechts unten): fotolia.com, Anton Maltsev / LVDESIGN / Heiko Löffler / Grecaud Paul / Piga / xy / niroworld / blickwinkel2511