Betriebswirtschaftslehre I
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- Erika Kästner
- vor 8 Jahren
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1 Technische Universität München Betriebswirtschaftslehre I für Nebenfachstudenten Wintersemester 2009/2010 Vorlesungswoche 7 KfW-Stiftungslehrstuhl für Entrepreneurial Finance Prof. Dr. Gunther Friedl Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre Controlling Prof. Dr. Christoph Kaserer Lehrstuhl für Finanzmanagement und Kapitalmärkte Prof. Dr. Isabell M. Welpe Lehrstuhl für Strategie und Organisation Fakultät für Wirtschaftswissenschaften Technische Universität München 1
2 Struktur des Teilbereichs Finanzierung 3.1 Finanzierung Grundlagen 3.2 Finanzierung Finanzplanung und Finanzkontrolle Teil 3 Finanz zierung 3.3 Finanzierung - Beteiligungsfinanzierung 3.4 Finanzierung - Innenfinanzierung 3.5 Finanzierung - Fremdfinanzierung 3.6 Finanzierung Optimierung der Unternehmensfinanzierung 2
3 Varianten der Innenfinanzierung Innenfinanzierung Finanzierung aus zurückbehaltenen Gewinnen (Selbstfinanzierung) Finanzierung aus Abschreibungsgegenwerten Finanzierung aus Rückstellungsgegenwerten Vermögensumschichtung Offene Selbstfinanzierung Bildung von Rücklagen Stille Selbstfinanzierung Bildung von Reserven Finanzierung aus Umsatzerlösen 3
4 Finanzierung aus Umsatzerlösen Finanzierung aus Umsatzerlösen bedeutet, dass die zurückbehaltenen Gewinne bzw. Abschreibungen und Rückstellungen... in den Verkaufspreisen enthalten, d.h. kalkuliert sein müssen, die Verkaufspreise realisiert werden müssen, der Verkauf zu Einnahmen führen muss. Materialkosten + Lohnkosten Aufwendungen, die noch nicht zu Aus- zahlungen führen + + Abschreibungen Rückstellungen Gegenwert zur + Sonstige Kosten Finanzierung + Gewinn = Angebotspreis 4
5 Offene Rücklagen (Offene) Rücklagen Kapitalrücklage Gewinnrücklage Gesetzliche Rücklage Rücklage für eigene Anteile Satzungsmäßige Rücklage Andere Gewinnrücklagen 5
6 Stille Selbstfinanzierung Unterbewertung der Aktiva überhöhte direkte Abschreibungen Nicht-Aktivierung aktivierungsfähiger Aufwendungen Entstehung & Effekte Überbewertung der Passiva zu hohe Rückstellungen zu hohe Rechnungsabgrenzungsposten zu niedrige Wertansätze des Umlaufvermögens Stille Selbstfinanzierung Gewinn dieser Periode verringert Verschiebung auf Zukunft; Bildung von dauerhaften stillen Reserven lang-, mittel-, kurzfristigen stillen Reserven Verringerung der Steuerlast 6
7 Finanzierung aus Abschreibungsgegenwerten Abschreibungen = Bilanzielle Abschreibungen Externes Rechnungswesen Aufwand, der einer Abrechnungs- periode für die Wertminderungen des AV zugerechnet wird Kalkulatorische Abschreibungen Internes Rechnungswesen Finanzierung durch die finanziellen i Gegenwerte Umwandlung der in den Anlagen gebundenen Finanzierungsmittel in liquide Mittel Vermögensumschichtung, nicht Wertzuwachs (daher keine Selbstfinanzierung) 7
8 Beispiel für Finanzierung aus Abschreibungsgegenwerten Finanzierung aus verdienten Abschreibungsgegenwerten von 1000 EUR jährlich Erhöhung der liquiden Mittel um 1000 EUR jährlich <bis in t=4 die Ersatzinvestition getätigt wird In der Zwischenzeit können die verdienten Abschreibungsgegenwerte ertragbringend angelegt werden Jahr Abschreibung/ Jahr Liquide Mittel Reinvestition Restbetrag
9 Finanzierung aus Rückstellungswerten Rückstellungen = Verbindlichkeiten, die der Art nach sicher, aber der Höhe und/oder der Fälligkeit nach ungewiss sind Kurzfristige Rückstellungen Steuern* Kosten der JA-Prüfung Bürgschaftsverluste unterlassene Instandhaltung/ Abraumbeseitigung Provisionen, Gratifikationen und Gewinnbeteiligungen Boni, Rabatte nicht genommener Urlaub/ Ul Urlaubsgelder ld nur bedingte Eignung zur Finanzierung, da schnell aufgelöst Mittelfristige Rückstellungen Prozessrisiken* Garantieansprüche* drohende Verluste aus schwebenden Geschäften zeitlich günstiger, aber i.d.r. nicht bedeutend 9 Langfristige Rückstellungen Pensionsrückstellungen i.d.r. kurzfristige oder mittelfristige Rückstellungen mit längerem Zeithorizont (siehe*) bedeutender Finanzierungseffekt, sofern einkalkuliert eingenommen im Unternehmen behalten
10 Finanzierung aus Vermögensumschichtung Finanzierung aus sonstigen Kapitalfreisetzungen Rationalisierung Freisetzung bisher gebundenen Kapitals durch Verringerung des Kapitaleinsatzes bei gleichem Produktions-/Umsatzvolumen Beispiele: Verbesserung der Einkaufsdisposition iti Verminderung der Lagerdauer von Fertigprodukten Verbesserung der Überwachung und Verkürzung von Zahlungszielen Vermögensumschichtung Überführung von Vermögenswerten in liquide Form (Substitutionsfinanzierung) Beispiele: nicht betrieblich bli genutzte t Grundstücke Wertpapiere Factoring Forfaitierung Sale-and-lease-backand lease 10
11 Innenfinanzierung Beurteilung Vorteile Nachteile insbesondere bei kleinen und Gefahr der Kapitalfehlallokation, da mittelständischen Unternehmen oft keine Filterfunktionen die einzige Form der Kapitalbildung stille Reservenbildung erschwert keine Kapitalbeschaffungskosten Feststellung der Höhe der keine Sicherheiten notwendig Innenfinanzierung Unabhängigkeit gg vom Kapitalmarkt a a sofortige Verfügbarkeit des Kapitals keine Bedienung des Kapitals positiver Steuereffekt (Stundung) keine Abhängigkeit von Eigen- oder Fremdkapitalgebern Verbesserung der Kreditwürdigkeit 11
12 Struktur des Teilbereichs Finanzierung 3.1 Finanzierung Grundlagen 3.2 Finanzierung Finanzplanung und Finanzkontrolle Teil 3 Finanz zierung 3.3 Finanzierung - Beteiligungsfinanzierung 3.4 Finanzierung - Innenfinanzierung 3.5 Finanzierung - Fremdfinanzierung 3.6 Finanzierung Optimierung der Unternehmensfinanzierung 12
13 Merkmale der Finanzierung mit Fremdkapital Entstehungsgrund Fristigkeit Geber Verwendung Formen z.b. Leistung, Kredit Sonderfall: bedingtes Fremdkapital Kurzfristig: Restlaufzeit <1 Jahr Mittelfristig: Restlaufzeit 1-5 Jahre Langfristig: Restlaufzeit >5 Jahre Kreditinstitute Lieferanten, Kunden Sonstige Unternehmen, Personen, Staat Investitionskredite Betriebsmittelkredite Zwischenfinanzierungskredite Geldkredite Sachkredite Kreditleihen Funktionen: Kapitalbedarfs -deckung Steigerung der Elastizität des Gesamtkapitals Entgelt Tilgung Fester Zinssatz Variabler Zinssatz Weitere Kapitalkosten (Differenz Ausgabe-/Rückzahlungsbetrag) In einem oder mehreren Beträgen Zu festvereinbartem Zeitpunkt oder durch Kündigung Rückzahlung in nominaler Höhe
14 Formen der Fremdfinanzierung Fremdfinanzierung Kurzfristiges Fremdkapital Langfristiges Fremdkapital Leasing Handelskredite ed Bankkredite Sonderformen o e Lieferantenkredit Kundenkredit Factoring Forfaitierung Geldleihe Kreditleihe Kontokorrentkredit Akzeptkredit Lombardkredit Diskontkredit 14
15 Formen der Fremdfinanzierung Fremdfinanzierung Kurzfristige Fremdfinanzierung Langfristige Fremdfinanzierung (= Darlehen) Leasing Direkt Über den Kapitalmarkt Darlehen/Kredite Schuldscheindarlehen Schuldverschreibungen (= Anleihen/Obligationen) 15
16 Charakteristika eines Darlehens Darlehensgeber Kreditinstitute Öffentliche Hand und deren Spezialinstitute Kapitalsammelstellen Private (v.a. Gesellschafter) Darlehensarten Gewöhnliches Darlehen Partiarisches Darlehen ( stille Gesellschaft) Tilgungsarten Annuitätendarlehen Abzahlungsdarlehen Festdarlehen Besicherung Hypothekardarlehen 16
17 Struktur des Teilbereichs Finanzierung 3.1 Finanzierung Grundlagen 3.2 Finanzierung Finanzplanung und Finanzkontrolle Teil 3 Finanz zierung 3.3 Finanzierung - Beteiligungsfinanzierung 3.4 Finanzierung - Innenfinanzierung 3.5 Finanzierung - Fremdfinanzierung 3.6 Finanzierung Optimierung der Unternehmensfinanzierung 17
18 Ziele der wirtschaftlichen Führung Rentabilität (Zielfunktion) Verhältnis von Gewinn und Kapital: Gesamtkapitalrentabilität Eigenkapitalrentabilität Umsatzrentabilität Kostenminimale Finanzierung Unabhängigkeit (Nebenbedingung) Unternehmen soll so wenig wie möglich in seiner Unabhängigkeit durch Fremdkapitalgeber beeinflusst werden. Liquidität (Nebenbedingung) Unternehmen soll nicht zahlungsunfähig werden: Absolute Liquidität Relative Liquidität Ausmaß der Liquidität 18
19 Optimierung der Finanzierungsaufgabe Unternehmensziele Optimale Vermögens- und Kapitalstruktur Rentabilität (Gewinn) Fremdkapital/Eigenkapital Kapitalformen Kapitalverwendung Unabhängigkeit Liquidität 19
20 Optimierung der Rentabilität: Leverage-Effekt Gesamtkapitalrendite % Fremdkapitalrendite % Eigenkapitalrendite % (1) g e f r g GK = r e EK + r f FK Leverage- Effekt r g GK r f FK (2) r e = EK FK (3) r e = r g + r g r f EK Grenzen: Zinsniveau Kreditwürdigkeit Liquidität 20
21 Leverage-Effekt Beispiel Frage Gesamtkapital: EUR Fremdkapitalzinssatz: 5% Gesamtkapitalrendite: 10% Eigenkapital Variante 1: 80% Eigenkapital Variante 2: 40% Wie groß ist die Eigenkapitalrentabilität in Variante 1 und 2? Ausgangslage Berech- Variante 1 Variante 2 nungen Eigenkapital Fremdkapital Gesamtkapital Gewinn vor Abzug FK-Zinsen FK-Zinsen Gewinn nach Abzug FK-Zinsen (Reingewinn) Eigenkapitalrentabilität = 11,25% = 17,5% Die gleichen Resultate ergeben sich bei Verwendung der Formel (3): r e1 = 0,1 + (0,1 0,05) = 0, r e2 = 0,1 + (0,1 0,05) = 0,
22 Liquidität Anforderungen Liquidität Fähigkeit, zwingend fällige Verbindlichkeiten jederzeit uneingeschränkt erfüllen zu können Risiken Mittel können nicht beschafft werden Unternehmenserfolg bleibt aus Finanzplanung falsch Finanzkontrolle versagt Solvenz Berücksichtigung g potentieller liquider Mittel 22
23 Absolute Liquidität und Liquidierbarkeit Absolute Liquidität Eigenschaft von Vermögensteilen, die als Zahlungsmittel verwendet oder in solche umgewandelt werden können. Betrachtung der Aktivseite Bilanz Liquidierbarkeitidi it Liquidierungsdauer Liquidierungsbetrag Liquidation aufgrund Marktsituation Sachanlagen... Vorräte... Zahlungsmittel Hohe Geringe Liquidierungsdauer 23
24 Relative Liquidität Überblick Relative Liquidität Statistische Liquidität Dynamische Liquidität Dient der Beurteilung der Liquidität des Unternehmens mit Blick auf seine Zahlungsverpflichtungen Beschreibt das Verhältnis der Liquidität des Unternehmens zu seinen Zahlungs- verpflichtungen mittels Kennzahlen Einschränkungen: Zeitpunktbetrachtung Bilanzierung zeigt Fristigkeit nicht auf Verbindlichkeiten unvollständig Einfluss der Bewertung Kreditbeschaffungsmöglichkeiten nicht erkennbar Dient der Beurteilung der ständigen Liquidität Beschreibt die zu jedem Zeitpunkt gegebene Fähigkeit, die zwingend fälligen Zahlungsverpflichtungen uneingeschränkt zu erfüllen Instrumente: Finanzplanung Finanzdisposition 24
25 Ausrichtung auf die Liquidität Regeln Finanzierungsregeln Vertikale Kapitalstrukturregel Verhältnis EK : FK Horizontale Kapitalstruktur- und Vermögensregel Verhältnis Vermögen : Kapital (Vermögensstrukturregel) Prinzip der Fristenkongruenz 25
26 Ausrichtung auf die Unabhängigkeit Beschränkungen aus EK-Nutzung Beschränkungen aus FK-Nutzung Aktionärsverträge Stimmrecht Verfügung von Aktien Ausübung von Bezugsrechten Dividendenpoolung Teilnahme an HV 26
27 Ausblick auf die nächste Veranstaltung Teil 1 (Veranstaltung 1-2): Unternehmen und Umwelt LS für Entrepreneurial Finance Dipl.-Kfm. Bernd Mühlfriedel, CFA Teil 3 (Veranstaltung 6-7): Finanzierung und Investition LS für Entrepreneurial Finance Dipl.-Kfm. Bernd Mühlfriedel, CFA Teil 2 (Veranstaltung 3-5): Internes und externes Rechnungswesen LS für Betriebswirtschaftslehre Controlling Prof. Dr. Gunther Friedl Teil 4 (Veranstaltung 8-10): Investition und Unternehmensbewertung LS für Finanzmanagement und Kapitalmärkte Prof. Dr. Christoph Kaserer Teil 5 (Veranstaltung 11-13): S Entscheidungstheorie Organisation und Personal S Forschung und Entwicklung LS für Strategie und Organisation Prof. Dr. Isabell M. Welpe Marketing Produktion und Supply Chain Mgmt. Management 27
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