Wie viel Tod verträgt das eigene Leben?
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- Monika Thomas
- vor 7 Jahren
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1 Wie viel Tod verträgt das eigene Leben? Chancen, Risiken und Möglichkeiten Einleitung Der Tod geht immer mit, muss bearbeitet und ausgehalten werden Mitarbeiter in diesem Feld gehen immer wieder Behandlungs- und Begleitungsbeziehungen ein, die durch die Erwartungshaltung des nahenden Todes geprägt sind. 1
2 Belastung durch die Arbeit Umgang mit psychischen Belastungen (Konfrontation mit schwierigen Krankheitserlebnissen wie Tod und Sterben, Angst vor Fehlentscheidungen, Unzufriedenheit des Patienten und des Angehörigen) Physische Belastung (langes Stehen, Heben, etc.) Hohe fachliche Anforderungen u. Verantwortung Mangelnde Unterstützung durch das Team, zwischen den Berufsgruppen Zeitdruck (Personalknappheit und / oder Sparmaßnahmen) Belastungen durch das Rollenverständnis freundlich, geduldig, ruhig, ausgeglichen, physisch u. psychisch belastbar sein etc. fachlich kompetent sein Unklare Definition der Ziele der Arbeit und der Aufgaben Un-/Angemessene Balance zwischen Nähe und Distanz (Patient und Angehörige) Organisatorische Aufgaben einer Abteilung erfüllen 2
3 Belastungen durch menschliche Beziehungen Konflikte unter Mitarbeitern: Zielkonflikte (unterschiedliche Werte und Normen) Konflikte über Mittel der Zielerreichung (Uneinigkeit über Behandlungs- oder Pflegemethoden) Konflikte über Bedürfnisse und Interessen (z. B. Dienstplangestaltung oder persönliche Probleme) Wie viel Tod verträgt das Team? (Müller, Pfister & Markett, Jaspers) Bundesweite Befragung in Bezug auf Belastungsfaktoren, Belastungssymptome und Schutzfaktoren im Umgang mit dem Tod Teilnahme von 214 Mitarbeiter verschiedener Berufsgruppen (u.a. Pflege, Arzt, Sozialarbeiter, Seelsorger). Geschlechtsverteilung: 81,0% weiblich durchschnittliche Arbeitsdauer im Hospiz: 6,7 Jahre 3
4 Welche Rolle spielt die Dauer der Mitarbeit? Studie (bundesweite Studie im Hospiz- und Palliativbereich 2009 Müller, Pfister, Markett,Jaspers) zeigt, Je länger Mitarbeiter im Palliativbereich arbeiteten, desto stärker fühlten sie sich durch den nicht erfüllten Anspruch der Palliativmedizin belastet. Zusätzlich wurden von langjährigen Mitarbeitern Belastungen (Streit, Reizbarkeit) von Kollegen als negativer empfunden CAVE: Nicht die Quantität des Sterbens, sondern die Qualität des Sterbens ist belastend Folgen der Überbelastung Stress (wenn Strategien zur Bewältigung fehlen oder neue Anforderungen ein Ende des Stresszustandes unmöglich machen) Dauerstress (häufig Flucht in künstliche Ruhestände durch Konsum von Substanzen wie Alkohol und / oder Medikamente Burnout Syndrom (als Konsequenz auf die erlebten Belastungen und als Erschöpfungsphänomen speziell als Resultat von lang anhaltendem Stress) 4
5 Bundesweite Befragung der Palliativstationen in Deutschland Autoren: M.Müller, D.Pfister, S.Markett, B.Jasper Explorative Umfrage Teilnehmer: 873 Mitarbeiter von 95 Palliativstationen Ergebnis der Umfrage 1. Stärkste belastende Faktoren: Nicht erfüllter Anspruch der Palliativmedizin Beziehung zum Patienten Anzahl der Todesfälle 5
6 Ergebnisse der Umfrage 2. Reaktionen des Teams: - Überredseligkeit - Reizbarkeit - Spannungen im Team Ergebnisse der Umfrage 3. Wichtigste Schutzfaktoren: Team Humor Privatleben 6
7 Schutzfaktoren Eine genaue Definition der Ansprüche der Palliativmedizin eine Stärkung der Teamkommunikation generelle Entlastung der Arbeitskräfte Mögliche Folgen ohne Schutzfaktoren? 7
8 vegetative Beschwerden Schlafstörungen Herz- Kreislaufprobleme Tinnitus Harn- und Stuhlunregelmäßigkeiten Schmerzen bei erhöhter Muskelspannung (Fibromyalgie-Syndrom) Essstörungen sexuelle Störungen Somatisierung (Übelkeit, Magenkrämpfe, Durchfälle, Atembeschwerden Kopfschmerzen, etc.) Körperliche Alarmzeichen erhöhte Infektanfälligkeit Herzinfarkt Magengeschwür Blutdruckkrisen Unfälle 8
9 Therapieansätze? Stärkung des inneren Gleichgewichtes Immunsystems Vitamin-/Mineralhaushaltes Beispiele homöopathischer Komplexmittel: Neurexan Neurodoron Nervoheel Calmvalera Dysto-loges 9
10 Pflanzliche Alternativen: Johanniskraut Lavendelöl Baldrian/Hopfen Passionsblume Benzodiazepine? wichtige Arzneimittelgruppe bei psychischen Erkrankungen wie Schlafstörungen, zur Beruhigung und Anxiolyse wichtig in Palliativmedizin (z.b. Lorazepam, Midazolam) 10
11 Benzodiazepine Lorazepam: mittellang wirksam (8-10h) spezielle Darreichung: Tavor expidet = Schmelztablette, die sich sofort auflöst, geringe Menge an Speichel ausreichend Benzodiazepine Positiv angstlösend beruhigend und schlaffördernd muskelrelaxierend krampflösend Probleme bei langfristiger Anwendung Gewöhnung und Abhängigkeit Wirkungsverlust Kognitive Störungen, Sedierung Risiko von Demenz Sturzrisiko Verstärkung von Schlafapnoe 11
12 Entwicklung von Sucht und Arzneimittelabhängigkeit Gebrauch Missbrauch Gewöhnung Abhängigkeit Sucht Verlust der Freiwilligkeit starker Wunsch, zu konsumieren verminderte Kontrollfähigkeit in Bezug auf Beginn, Beendigung oder Menge des Konsums körperliches Entzugssyndrom bei Beendigung / Reduktion Toleranz (Dosissteigerung) fortschreitende Vernachlässigung anderer Interessen anhaltender Substanzkonsum trotz schädlicher Folgen 12
13 Burnout betrifft den ganzen Menschen, also Leib, Geist und Seele. 13
14 Belastungssymptome Überredseligkeit Reizbarkeit Spannungen Rückzug Ablehnung: Nicht-Einlassen, Zynismus Belastungssymptome Rückzug 14
15 Wen trifft es? Menschen, die sich in erster Linie über ihre Arbeit definieren Wen trifft es? Zum Beispiel Palliativfachkräfte... aber nicht nur 15
16 Burnout ist individuell Burnout ist eine individuelle Reaktion auf andauernde bzw. wiederholte emotionale Belastungen im (beruflichen) Alltag nicht eine Reaktion auf einmalige und extreme Belastungen. Verlauf des Burnout Burnout geschieht über einen schleichend einsetzenden und langwierigen, kumulativen Prozess, der durch viele Warnzeichen gekennzeichnet ist 16
17 Die 3 Burnout-Phasen 1. Ärger: Überengagement, pausenloses Arbeiten, Verzicht auf Entspannung + Erholung, Gefühl der Unentbehrlichkeit, Verleugnung von Bedürfnissen Die 3 Burnout-Phasen 2. Furcht: Leistungsfassade bröckelt, Gefühl Zeitmangel nimmt zu, Unlust, Schuldgefühle, Empathie verringert sich, sozialer Rückzug 17
18 Die 3 Burnout-Phasen 3. Isolation: Leistungsabbau, Fehler, hoher Krankenstand, Schmerzen, Beeinträchtigung privater Bereich, Vereinsamung, völliger physischer + psychischer Zusammenbruch Lebensstil Burnout hat sehr viel mit unserer Persönlichkeit zu tun 18
19 Es hat mit mir zu tun! Nicht die Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern die Vorstellung von den Dingen. Es hat mit mir zu tun! HANDELN / ERGEHEN Ergebnis der Gefühle GEFÜHL Motor des Handelns BEWERTUNG Schlüssel zum Gefühl SITUATION Auslösendes Ereignis 19
20 Es hat mit mir zu tun! HANDELN / ERGEHEN GEFÜHL BEWERTUNG Kann nicht mehr BURNOUT Müdigkeit // Ärger // Verzagen Ich bin hilflos ausgeliefert SITUATION Stress Es hat mit mir zu tun! HANDELN / ERGEHEN Persönlichkeit, die mit ihrem Leben klar kommen GEFÜHL BEWERTUNG Herausforderung Entscheidungsfreiheit Ich bin Persönlichkeit Entscheide selbst SITUATION Stress 20
21 Die gute Nachricht. Mitarbeiter in Hospizen leiden seltener unter Burnout. Die Belastung ist niedriger als bei Mitarbeitern anderer Bereiche wie z.b. Intensivstationen und onkologische Einrichtungen (Payne N. 2001) Grund: starke Teamunterstützung (Ende der 90er Jahre) - und Motivation, sich für Palliativ- u. Hospizarbeit zu entscheiden 21
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