Jewgeni Schwarz ROTKÄPPCHEN. (Krasnaja šapotèka) Märchen in drei Akten. Aus dem Russischen von Günter Jäniche Nachdichtung der Lieder von Heinz Kahlau
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- Harald Roth
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1 Jewgeni Schwarz ROTKÄPPCHEN (Krasnaja šapotèka) Märchen in drei Akten Aus dem Russischen von Günter Jäniche Nachdichtung der Lieder von Heinz Kahlau 1
2 henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin GmbH 1998 Als unverkäufliches Manuskript vervielfältigt. Alle Rechte am Text, auch einzelner Abschnitte, vorbehalten, insbesondere die der Aufführung durch Berufs- und Laienbühnen, des öffentlichen Vortrags, der Buchpublikation und Übersetzung, der Übertragung, Verfilmung oder Aufzeichnung durch Rundfunk, Fernsehen oder andere audiovisuelle Medien. Das Vervielfältigen, Ausschreiben der Rollen sowie die Weitergabe der Bücher ist untersagt. Eine Verletzung dieser Verpflichtungen verstößt gegen das Urheberrecht und zieht zivil- und strafrechtliche Folgen nach sich. Die Werknutzungsrechte können vertraglich erworben werden von: henschel SCHAUSPIEL Marienburger Straße Berlin Wird das Stück nicht zur Aufführung oder Sendung angenommen, so ist dieses Ansichtsexemplar unverzüglich an den Verlag zurückzusenden. F1 2
3 DIE PERSONEN s s Großmutter Natter Bär Fuchs Wolf Förster * Vögel, Nestlinge, n, Fliege, Küchenschabe, Heimchen, Alter * Im russischen Original tritt kein Förster, sondern ein Milizionär auf, daher Krad und Trillerpfeife. Der Übersetzer hat sich für die Bezeichnung Förster entschieden. 3
4 ERSTER AKT Erstes Bild Eine Waldlichtung, umgeben von hohen Bäumen. Auf der Lichtung ein kleines Häuschen. Die Fenster des Häuschens stehen offen. Aus dem Gebüsch schaut ein heraus. (Halblaut.)! Sie hört mich nicht! Komm heraus! Sie kommt nicht. Vielleicht ist sie gar nicht zu Hause? Ach, das überlebe ich nicht. Sollte sie fortgegangen sein, wäre alles verloren. Ob ich lauter rufe? Nein, womöglich hört mich dann jemand. Meine Feinde erraten es an der Stimme, daß es der ist, der da ruft. Sie kommen und fressen mich. Ins Haus gehen? Aber dort knarren die Türen so schecklich. O weh, weil ich ein Angsthase bin, geht womöglich zugrunde.! (Springt hoch.)! (Springt und schaut durchs Fenster.) Sie ist nicht da. Sie ist fortgegangen. (Weint.) Alles ist aus! (Überm Dachfirst zeigt sich der Kopf eines s.) Laß mich schlafen. Piepse nicht so. (Verschwindet.) Der! Ja, der wird mir helfen. Herr! Seien Sie so gut, seien Sie so liebenswürdig antworten Sie. Ich muß dringend mit Ihnen sprechen. Er schweigt chen! Er schweigt Entschuldigen Sie, daß ich Sie so anrede: Miez, miez, miez! (Zeigt sich.) Miau? Verzeihen Sie. Aha, schon wieder der. Und ich dachte schon, ich werde zum Mittagessen gerufen. Nicht doch, ziehen Sie sich nicht wieder zurück, ich flehe Sie an. Entschuldigen Sie, daß ich Sie so ungeniert anspreche. Erlauben Sie mir das bitte. (Dehnt sich.) Na schön, rede. Guten Tag, chen. Guten Tag,. Könnten Sie mir vielleicht sagen, ob zu Hause ist? 5
5 Sie ist zu Hause. Ja? Ach, ist das schön! Ich war nämlich schon, Sie entschuldigen, ganz erschrocken. Ich hopse hoch, schaue durchs Fenster und sie ist nicht im Zimmer. Sie ist in der Küche. In der Küche? Und wissen Sie vielleicht, ob sie heute die Absicht hat, in den Wald zu gehen? Weiß ich nicht. Was denken Sie? Ich denke, sie geht nicht. Sie bäckt mit ihrer Kuchen. Kuchen? Hmmm, gut! Gut? (Faucht.) Ffff! Sie backen einen Kirschkuchen. Wie kann man bloß Kirschen essen! Fff! Ich habe mich aus der Küche verdrückt, weil es dort so widerlich nach Kirschkuchen riecht. Fff! (Verschwindet.) (Hoppelt.) Wie schön! ist zu Hause, sie geht nicht in den Wald. (Springt und schaut durchs Fenster.) Da ist sie ja, die Gute! (Springt.) Aber, was sehe ich? Sie essen den Kuchen nicht, sie wickeln ihn in weißes Papier. (Springt.) Sie packen ihn in den Korb. (Springt.) Die nimmt s neues Kleid aus dem Schrank. (Springt.) macht sich fein. Also geht sie doch aus, und da muß sie durch den Wald. Alles ist aus. Herr! Er schweigt chen! Miez, miez, miez! Miau? Ich Schon wieder du? Ich flehe Sie an nicht böse sein! Hören Sie mir zu. Ich habe eine Bitte an Sie! Eine schrecklich wichtige. (Dehnt sich.) Na schön, rede. Ich flehe Sie an, laufen Sie ins Haus. Ich kann nicht. 6
6 Warum nicht? Ich sonne mich. Verzeihung, aber es wäre sehr nötig. Es ist dringend nötig, daß Sie mit sprechen. Ich werde nicht mit ihr sprechen. Warum denn nicht? Ich habe mich mit ihr verzankt. Versöhnen Sie sich, ich flehe Sie an! Um nichts in der Welt! Heute morgen habe ich mir einen ganz leckeren Spatzen gefangen. Sie hat ihn mir weggenommen und mir auch noch eins auf die Nase gegeben. (Faucht.) Sie weiß nicht, was gut schmeckt. Spatzen, sagt sie, darf man nicht fressen. Aber Kirschen, ja? Pfui! Eklig! Sagen Sie ihr nur, sie soll heute nicht in den Wald gehen. Ich rede nicht mit ihr. Wie schrecklich! Wir streiten uns hier, und sie wird sich gleich auf den Weg machen. Was nun? Mir tun vor Schreck sogar die Pfötchen weh. Unser, das liebste Mädchen hier im Wald und das soll plötzlich zugrunde gehen (Springt hoch.) Da, bitte! Sie hat das neue Kleid an und ein sauberes rotes Käppchen aufgesetzt. (Springt.) Sie gießt Milch in eine Flasche. (Springt auf.) Milch? Dann gehe ich und versöhne mich mit ihr. Ich danke Ihnen! Sie werden ihr also sagen, daß sie heute nicht in den Wald gehen soll? Nein, das sage ich ihr nicht. Das geht mich nichts an. (Läuft davon.) Wie schrecklich! Hat sie sich erst mal auf den Weg gemacht, läßt sie sich nicht mehr zurückhalten. Sie ist so eigensinnig. (Springt hoch.) O weh, sie kommt, sie kommt! (Die Tür des Häuschens öffnet sich, kommt mit ihrer heraus. In einer Hand hält sie einen Korb mit dem Kuchen, in der andern eine Flasche Milch. Über der Schulter trägt sie eine Tasche. Der versteckt sich.) 7
7 Laß dich anschauen! So Na, scheint ja alles in Ordnung zu sein Und, Kind, denke dran wenn du am Hochmoor vorbeikommst, stolpere nicht, rutsch nicht aus, paß auf, wo du hintrittst und fall nicht ins Wasser. Und du, Mama, wenn du schneiderst, schneide dich nicht wieder in den Finger. Sollte es regnen oder plötzlich kalten Wind geben, dann atme durch die Nase, Kind, mach den Mund zu. Und du, Mama, stecke Schere, Nadelbüchse, Fingerhut und Zwirn, die Schlüssel zur Speisekammer, zum Schrank und zur Uhr immer schön in die Schürzentasche. Verleg sie nicht wieder. Wer findet sie dir, Mama, wenn ich nicht da bin? Niemand, außer dir. (Seufzt.) Warum seufzt du, Mama? Ach was, das bildest du dir bloß ein, warum sollte ich seufzen, Töchterchen? Ich weiß schon. Du hast Angst, weil ich allein durch den Wald gehe, mitten durchs Dickicht, am Hochmoor und an der alten Eiche vorbei Nein, wieso denn, ich habe keine Angst! Du bist ein großes Mädchen Ich kann dich doch nicht die ganze Zeit im Haus festhalten Du würdest ausgelacht. Ich könnte selbst zur Großmutter gehen, aber die Kuh kommt mit der Herde heim, und die Wäsche liegt eingeweicht im Zuber. Mama, du weißt doch mir kann nichts geschehen. Wenn aber der Wolf wieder umherschleicht und lauert, wann endlich in den Wald kommt? Du weißt, er haßt dich. Mama, ich gehe trotzdem. Was bleibt weiter übrig. Großmutter ist so krank. Du mußt gehen. Ich werde mir keine Sorgen machen, aber sei vorsichtig, ich bitte dich, sei ein kluges Mädchen und komm bald wieder nach Hause. Auf Wiedersehen, Mama. 8
8 Auf Wiedersehen, Töchterchen. Was also wirst du der Großmutter sagen? Ich sage ihr: Das ist für dich, Großmutter. Kirschkuchen und eine Flasche Milch. Was noch? Und noch sage ich: Großmutter, Mama macht sich große Sorgen, seit sie weiß, daß du dich erkältet hast. Gut. Was noch? Und noch sage ich: Großmutter, wir bitten dich sehr, geh nicht mehr im Wald spazieren, wenn es regnet. Nur, weißt du, Mama, sie wird sowieso spazierengehen. Sie folgt nie, wenn man ihr etwas sagt. Ja, das fürchte ich auch. Nun, was sollst du ihr noch sagen? Das wärs eigentlich. Denk nach. Tue ich ja schon mir fällt nichts weiter ein. Daß du das immer wieder vergißt! Ach, ja! Ich soll sagen: Guten Tag, Großmutter. Ja. Und das ist jetzt alles. (Seufzt.) Auf Wiedersehen,. (Singt.) Ja, Mammilein, auf Wiedersehn! Es wird schon alles so geschehn, Wie du es willst, sogar dem Wolf Werd ich die schönste Nase drehn! Tschüs, Mammilein auf Wiedersehn! (Singt.) Auf Wiedersehen, liebes Kind Doch gehe nur, wo Wege sind! Geschieht dir etwas, ruf geschwind, Ich eile zu dir wie der Wind Auf Wiedersehen, liebes Kind! 9
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