Personalpolitik: In jedem Alter in Bewegung bleiben. Mit Erfahrung die Zukunft meistern

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1 Personalpolitik: In jedem Alter in Bewegung bleiben Mit Erfahrung die Zukunft meistern Die demographische Entwicklung bedeutet nicht nur, dass ein Fachkräftemangel droht er bedeutet auch, dass sich die Unternehmen auf durchschnittlich ältere Belegschaften einrichten müssen. Der Unterhaltungselektronik-Hersteller Loewe nimmt diese Herausforderungen als Chance. Mit einer strategieorientierten Personalpolitik, die vor allem auch die Fitness der Belegschaft in den Vordergrund stellt, sieht sich das Unternehmen gut gerüstet. Kronach. Morgens um zehn in Kronach: Im Verwaltungsgebäude der Loewe AG verlassen die Beschäftigten ihre Arbeitplätze und versammeln sich in den zentralen Fluren des fünfstöckigen Hauses. Alle stellen sich locker hin, achten darauf, genügend Platz zu haben und warten auf Anweisungen. Die kommen auf jeder Etage von jeweils geschulten Kolleginnen oder Kollegen. Rund acht Minuten lang wird dann zusammen gestreckt, gebeugt und gedehnt, Sachbearbeiter neben Abteilungsleiter, Sekretärin neben ihrem Chef. Arbeitsplatz-Ausgleichsgymnastik nennt sich diese Gemeinschaftsaktion. Sie findet täglich statt und ist Teil des umfassenden Gesundheitsprogramms Fit mit Loewe. Der oberfränkische Edelfernsehhersteller betreibt ein regelrechtes Gesundheitsmanagement. Gab es

2 anfänglich noch die Überlegung, solche Aktivitäten speziell für ältere Mitarbeiter einzuführen, haben die Verantwortlichen davon jedoch schnell Abstand genommen. Denn allein schon die Festlegung, wann jemand als alt einzustufen sei, hätte allzu leicht als Diskriminierung ausgelegt werden können. Personalleiter Werner Kotschenreuther erläutert: Das Thema alternde Belegschaft ist nicht nur ein Problem der 50- bis 60-jährigen, sondern fängt schon bei einem 16-jährigen Auszubildenden an das gesamte Arbeitsleben ist für uns ein durchgehender Prozess. Was für ältere Mitarbeiter gut sei, beispielsweise die Ergonomie der Arbeitsplätze, sei natürlich auch für die Jüngeren gut. Je früher Präventionsmaßnahmen einsetzen, desto erfolgreicher sind sie, sagt Kotschenreuther. Deshalb wird die Arbeitsplatz- Ausgleichsgymnastik ab September auch in der Fertigung angeboten. Das Programm Fit mit Loewe geht weit über dieses innerbetriebliche Angebot hinaus. Das Programm reicht von jährlichen Skifahrten und Wanderungen sowie Lauf- und Klettergruppen über Nordic Walking, Schwimm- und Turnkursen bis hin zu Wirbelsäulengymnastik und Kochkurse für gesunde mediterrane Gerichte. Bei der Umsetzung gibt es enge Kooperationen mit örtlichen Vereinen sowie Krankenkassen und externen Anbietern aus den Bereichen Gesundheit, Fitness und Erholung. Um die Koordination und Durchführung von Aktionen und Maßnahmen der Gesundheitsförderung kümmern sich im Unternehmen zwei Personalreferentinnen, die eine Weiterbildung der IHK zum betrieblichen

3 Gesundheitscoach absolviert haben. Sie besuchen die Mitarbeiter am Arbeitsplatz, geben Tipps rund um Ergonomie, Bewegung und Ernährung und informieren über die weiterführenden Angebote. Was letztlich wer mit wem und wann macht, wird mittlerweile jedoch nur noch zu einem kleinen Teil vom Unternehmen vorgegeben. Wir wollen nicht alles Mögliche vorschlagen und dann krampfhaft am Leben halten, sagt Personalleiter Kotschenreuther. Die Verantwortlichen bei der Loewe GmbH setzen vor allem auf die Eigeninitiative der Mitarbeiter, wie etwa auf die von Susanne Weber. Die 48-jährige Industriefachwirtin und Betriebsrätin ist in ihrer Freizeit seit über 30 Jahren Übungsleiterin im Turnverein TVE Gehülz. Bewegung ist für mich eine Lebenshaltung, sagt die überzeugte Sportlerin. Mir macht beispielsweise meine Arbeit viel mehr Spaß, wenn ich mich richtig fit fühle. Dieses Gefühl will sie auch an ihre Kolleginnen und Kollegen weitergeben. Sie bietet daher unterschiedliche Sportkurse und Präventionsmaßnahmen an, die von den Beschäftigten rege genutzt werden. Vom Nutzen des Programms Fit mit Loewe ist auch Wolfgang Gollub überzeugt. Der 58-jährige Ingenieur ist Leiter der Audio-Entwicklung und begeisterter Läufer. Neben dem rein sportlichen Aspekt schätzt er an dem regelmäßigen Lauftreff den abteilungsübergreifenden Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen. Das bringe neue Freundschaften und würde den Teamgeist im gesamten Unternehmen fördern. Vor allem in Zeiten starker Belastung hilft

4 mir die Laufgruppe, Stress abzubauen und zu entspannen das macht sich dann auch im Job positiv bemerkbar, ich bin einfach leistungsfähiger, so Gollub. Dass man mit 58 Jahren keinesfalls zum alten Eisen gehört, verkörpert er überzeugend. Das Gesundheitsprogramm hat bei Loewe mittlerweile eine starke Eigendynamik entwickelt. 60 bis 70 Prozent der Belegschaft nutzen die Angebote regelmäßig. Um noch mehr Mitarbeiter zu erreichen, verbessern die Verantwortlichen nicht nur bereits bestehende Maßnahmen, sondern erweitern das Angebot stetig. So erscheint seit Anfang dieses Jahres ein monatliches Rundschreiben über aktuelle Gesundheitsthemen. Außerdem gibt es ein Pilotprojekt, in dem Mitarbeiter, Betriebsrat und Vorgesetzte in den einzelnen Abteilungen jeweils spezifische Belastungen analysieren, um diesen dann mit gezielten Maßnahmen gegenzusteuern. Die kaufmännischen Auszubildenden absolvieren von diesem Jahr an einen Gesundheitsworkshop, der den Grundstein für eine gesundheitsbewusste Verhaltensweise legen soll. Um den Anreiz der Maßnahmen zu erhöhen, wird es in 2010 erstmals auch eine Fit-mit-Loewe-Jahresverlosung geben. Für Personalleiter Kotschenreuther sind all diese Maßnahmen nicht isoliert zu betrachten. Sie seien Teil einer strategieorientierten Personalpolitik, die auf den Säulen der Personalentwicklung, des Personalmarketings und der betrieblichen Gesundheitsförderung basiere. Fakt ist: Mehr als 30 Prozent der rund Loewe-Mitarbeiter sind heute über 50

5 Jahre alt der Altersdurchschnitt der Belegschaft liegt bei 42 Jahren. Das sei kein Nachteil. Im Gegenteil: Mit Erfahrung die Zukunft meistern lautet die Devise des Unterhaltungselektronik-Herstellers. Der Anteil der 50+-Mitarbeiter wird sich in den nächsten zehn Jahren auf über 50 Prozent erhöhen. Und da die Fluktuation seit Jahren unter 0,5 Prozent liegt, kann der Personalbedarf auf längere Sicht so recht genau festgelegt werden. Aber trotz einer so stabilen Belegschaft wird der demographische Wandel nicht spurlos am Unternehmen vorbeigehen. Der Bedarf an hoch qualifizierten Fachkräften wird steigen. Um die gewünschte Ausbildungsquote von zehn Prozent erfüllen zu können, betreibt Loewe eine intensive Zusammenarbeit mit Schulen und Hochschulen. Der Spieß hat sich umgedreht, sagt Personalleiter Kotschenreuther. Heute sind wir die Bewerber und wir lassen uns einiges einfallen, um den Bekanntheitsgrad und die Beliebtheit von Loewe als Arbeitgeber bei den jungen Leuten zu stärken. Die betriebliche Personalentwicklung ist bei Loewe nicht in erster Linie auf die Jugend gerichtet. Perspektiven gibt es für jeden Mitarbeiter in jeder Phase des Berufslebens für den Einsteiger ebenso wie für den Senior. Das setzt allerdings auch die Bereitschaft der Mitarbeiter zu lebenslangem Lernen voraus. Schließlich, so Kotschenreuther, wollen wir auch mit einer alternden Belegschaft genauso innovativ sein wie mit einer jüngeren. So ginge es bei

6 allen Maßnahmen natürlich auch darum, die spezifischen Ressourcen älterer und jüngerer Mitarbeiter zusammenzuführen, um voneinander zu lernen und so wiederum Innovationsprozesse zu optimieren. Dazu gehöre eben auch die Arbeitsplatz-Ausgleichsgymnastik, die eindeutig das Wir-Gefühl und die Identifikation mit dem Unternehmen fördere. 166 Zeilen à 48 Ansprechpartner Loewe AG Dr. Roland Raithel Tel:

7 Foto zum Artikel Ältere Mitarbeiter spielen in der Personalpolitik bei Loewe aufgrund ihrer Erfahrung eine wichtige Rolle. Foto: Loewe AG Das Foto können Sie als Farbfoto auf unserer Internet-Seite ( Pressestelle Reportagen) herunterladen.