Bevölkerungsbefragung zum Thema Mobilfunk
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- Hannelore Meissner
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1 Institute for Environmental Decisions Consumer Behavior Kontaktadresse: (Simone Dohle) Bevölkerungsbefragung zum Thema Mobilfunk (Zeitraum der Umfrage: November 2008 bis März 2009) Liebe Teilnehmerin, lieber Teilnehmer, vor einiger Zeit haben Sie an unserer Bevölkerungsumfrage zum Thema Mobilfunk teilgenommen. Wir möchten Ihnen nochmals herzlich danken, dass Sie sich Zeit genommen haben, bei unserem Projekt mitzumachen. Unterdessen konnten wir schon einige Auswertungen vornehmen und möchten Ihnen nun einige ausgewählte Resultate präsentieren. Aus Gründen der Leserlichkeit wurde auf die konsequente Benutzung von weiblichen und männlichen Formen verzichtet. Theoretischer Hintergrund der Studie Die Studie ist ein Teilprojekt des Nationalen Forschungsprogramms 57, welches vom Schweizerischen Nationalfonds finanziert wird. Binnen drei Jahren hat unsere Gruppe verschiedene Studien zum Thema «Nichtionisierende Strahlung - Umwelt und Gesundheit» realisiert. Das Projekt endet im Frühjahr Die Studie, an der Sie teilgenommen haben, war eine breit angelegte Bevölkerungsbefragung. Es wurden verschieden Methoden eingesetzt, um mehr darüber zu erfahren, was die Schweizer Bevölkerung über Mobilfunk denkt. Zehn Interviewer wurden eingesetzt, um die Umfrage durchzuführen. In einem Zeitraum von 5 Monaten haben insgesamt 503 Personen (45% Frauen, 55% Männer) an der Studie teilgenommen. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer betrug 51,6 Jahre (mit einer Standardabweichung von 15,1 Jahren). Die eingesetzten Interviewmethoden werden im Folgenden vorgestellt. Freie Assoziationen Im ersten Teil der Studie wurden Sie gebeten, über das Thema Handy und das Thema Mobilfunkantenne nachzudenken und die Wörter oder Bilder zu nennen, die Ihnen spontan zu den Themen in den Sinn kommen. Im genauen Wortlaut wurde gefragt: Was ist das erste Wort oder Bild, dass Ihnen zum Thema Handy [Mobilfunkantenne] einfällt? Nachdem drei Wörter in den Computer eingeben wurden, sollten Sie die Wörter anhand einer Skala einschätzen. Die Skala reichte von negativ (-5) bis positiv (+5). Die Aufgabe diente zum einen dazu herauszufinden, was die am häufigsten genannten Assoziationen zu den beiden Technologien sind. Mit den Bewertungen der Assoziationen wollten wir ausserdem herausfinden, ob die spontan geäusserten Assoziationen eher positiv oder negativ sind. 1
2 Zuordnungsaufgabe Bei der Zuordnungsaufgabe sollten Teilnehmer mittels Tastendruck Bilder und Wörter kategorisieren, die entweder eine bestimmte Eigenschaft aufweisen (z.b. positive oder negative Wörter) oder der Kategorie Mobilfunkantenne angehören. Bei dieser Aufgabe haben wir untersucht, wie schnell auf die Wörter in der Mitte des Bildschirms reagiert wurde. Das ist für jeden Menschen anders, dem einen fällt es leichter auf die Kombination positiv und Mobilfunkantenne zu reagieren, und dem anderen auf negativ und Mobilfunkantenne. Diese Aufgabe ist in der Forschung als Impliziter Assoziationstest bekannt. Ähnlich wie die erste Aufgabe, in der Sie über Mobilfunkantennen frei assoziiert haben, diente diese Aufgabe dazu, unmittelbare positive und negative Reaktionen ( implizite Assoziationen ) in Bezug auf Mobilfunkantennen zu erfassen. Kartenaufgabe Bei der Kartenaufgabe solle man sich als Teilnehmer folgende Situation vorstellen: In Ihrem Dorf soll eine Mobilfunkantenne gebaut werden. Auf diesen Karten sind nun verschieden Möglichkeiten geschildert, wie diese Antenne aussehen könnte. Für diese Aufgabe standen 11 Kärtchen sowie ein Erläuterungsblatt zur Verfügung. Auf den Kärtchen wurde jeweils eine Mobilfunkantenne vorgestellt, die bestimmte Eigenschaften aufwies (z.b. sichtbar ). Die Kärtchen wurden dann von Ihnen in eine Rangreihe gebracht. Das heisst, die Antenne, die am meisten bevorzugt wurde, wurde an die erste Stelle gelegt. Die Karte, die Sie am zweitbesten fanden, wurde an die zweite Position gelegt (usw.) und an die letzte Position sollte die Karte gelegt werden, die Sie am wenigsten bevorzugen würden. Abbildung 1 zeigt eine Beispielkarte. Abbildung 1 In der Zuordnungsaufgabe eingesetzte Beispielkarte Mobilfunkantenne K Standort Erscheinungsbild Gebäude Standortsuche Dorfmitte sichtbar Kirche bei der Standortsuche war eine Kantons- oder Gemeindebehörde beteiligt Mit dieser Aufgabe wollten wir herausfinden, welche zentralen Eigenschaften von Mobilfunkantennen (der Standort, das Erscheinungsbild, das Gebäude oder der Entscheidungsprozess) für die Bevölkerung am wichtigsten sind. Fragebogen Am Schluss des Interviews folgte ein Fragebogen. In dem Fragebogen konnten Sie angeben, wie Sie gegenüber Mobilfunkantennen und Mobiltelefonen eingestellt sind, und für wie nützlich oder riskant Sie die Technologien einschätzen. Des weiteren wurden Sie zu Ihren Gefühlen in Bezug auf die Antenne befragt, z.b. ob Sie sich verunsichert fühlen bezüglich gesundheitliche Auswirkungen von Mobilfunkstrahlung, oder auch, ob Sie sich fair behandelt fühlen. Auch Fragen zur Ästhetik der Antennen wurden hier gestellt. Sie konnten ausserdem angeben, wie sehr das Thema Mobilfunk für Sie von Bedeutung ist. Schliesslich wurden noch einige Wissensfragen gestellt. Am Ende des Fragebogens folgten dann noch einige Angaben zu Ihrer Person (Alter, Bildung, Geschlecht). 2
3 Ergebnisse der Studie Freie Assoziationen Alle Wörter und Bilder, die von den Teilnehmern zum Thema Mobilfunkantenne genannt wurden, wurden 31 Kategorien zugewiesen. Diese 31 Unterkategorien wurden danach 10 Oberkategorien zugeteilt. Tabelle 1 zeigt die Häufigkeiten der Kategorien (die kursiv geschriebenen Kategorien sind dabei die Oberkategorien). Ausserdem wurde berechnet, wie die Bewertung der Wörter ausfiel. Generell lässt sich feststellen, dass die Assoziationen zu Mobilfunkantennen im Durchschnitt eher negativ sind (Mittelwert = -1.39; Standardabweichung = 2.15). Die Assoziationen zu Mobiltelefonen wurden eher positiv eingeschätzt (Mittelwert = 1.18; Standardabweichung = 2.25). Tabelle 1 Häufigkeiten der Kategorien Kategorien Häufigkeiten Negative Konsequenzen 370 Gesundheitliche Aspekte 139 Anzahl Antennen 60 Elektrosmog 49 Konflikte und Diskussionen 44 Umweltaspekte 42 Bedrohung 36 Ästhetische Aspekte 241 Ästhetische Aspekte 241 Strahlung 227 Strahlung 227 Positive Aspekte 164 Notwendigkeit 114 Akzeptanz 32 Nützlichkeit 18 Negative Konzepte 143 Problem 57 Unsicherheit 31 Negative Emotionen 24 Unsichtbarkeit 18 Sinnlosigkeit 13 Technische Konzepte 103 Technische Konzepte 86 Anbieter 9 Mobiltelefon 8 Politische und gesellschaftliche Aspekte 76 Koordination 28 Initiativen und Einsprachen 25 Politische Aspekte 23 Standort 74 Standort: Allgemein 42 Standort: Gebäude 25 Nicht bei mir 7 Synonyme 58 Synonyme 58 Sonstiges 44 Sonstiges 17 Zukunft 9 Kommunikation 8 Camouflage 7 Wissenschaft 3 3
4 Zuordnungsaufgabe Auch bei der Zuordnungsaufgabe zeigte sich, dass Mobilfunkantenne eher mir negativ in Verbindung gebracht wird. Das heisst, die meisten Teilnehmer der Studie waren in dem Durchgang schneller, in dem Mobilfunkantenne und negativ gepaart waren (Mittelwert = -.10; Standardabweichung = 0.50). Interessant ist hierbei auch, dass zwischen der Assoziationsaufgabe und der Zuordnungsaufgabe eine signifikante Korrelation besteht, diese Aufgaben also zusammenhängen (r =.19; p <.001). Personen, die in der ersten Aufgabe eher negative Wörter und Bilder genannt haben, haben auch in der Zuordnungsaufgabe schneller auf Mobilfunkantenne und negativ regiert als auf Mobilfunkantenne und positiv. Personen, die ihre Assoziationen eher positiv bewertet haben, haben dagegen schneller auf Mobilfunkantenne und positiv reagiert. Kartenaufgabe Mit Hilfe einer Conjointanalyse wurden die Präferenzen bei der Antennenplazierung berechnet. Grundlage für die Berechnungen war die Rangreihe der Karten. Es stellte sich heraus, dass für die meisten Teilnehmer der Standort der Antenne besonders wichtig war (36%). Am unwichtigsten für die meisten Teilnehmer war das Erscheinungsbild der Antenne (17%). In Abbildung 2 sind die sogenannten Wichtigkeitswerte der vier untersuchten Antenneneigenschaften (Standort, Erscheinungsbild, Gebäude, Standortsuche) aufgeführt. Abbildung 2 Wichtigkeitswerte Des weiteren lässt die Conjointanalyse Rückschlüsse darauf zu, welche Ausprägungen der vier Eigenschaften am bedeutsamsten sind, also ob beispielsweise eine frei sichtbare Antenne einer verdeckten Antenne vorgezogen wird. Diese sogenannten Teilnutzenwerte werden in Abbildung 3 verdeutlicht. Ein positiver Wert bedeutet, dass diese Ausprägung bevorzugt wurde; ein negativer Wert bedeutet, dass diese Ausprägung abgelehnt wird. In der Abbildung erkennt man, dass eine Antenne bevorzugt wird, die ausserhalb des Dorfes plaziert ist, die verdeckt ist, auf eine Fabrik angebracht ist und bei deren Standortsuche die Bevölkerung mitentscheiden konnte. Hingegen werden Antennen, die in der Dorfmitte stehen, die sichtbar sind, die auf einem Wohnhaus angebracht sind und deren Standort durch den Mobilfunkanbieter ausgesucht wurde, klar abgelehnt. 4
5 Abbildung 3 Teilnutzenwerte Fragebogen Bei der Auswertung des Fragebogens stellte sich heraus, dass die meisten Teilnehmer eine leicht negative Einstellung in Bezug auf Mobilfunkantennen aufweisen (Mittelwert = -0.51; Standardabweichung = 1.86). Auf einer von -3 bis +3 variierenden Skala konnte die Frage nach der Einstellung ( Wie beurteilen Sie Mobilfunkantennen insgesamt? ) beurteilt werden. Die Frage nach dem eingeschätzten Risiko von Mobilfunkantennen ( Bitte geben Sie an, wie riskant Sie Mobilfunkantennen für die Schweizer Bevölkerung insgesamt einstufen ) konnte auf einer Skala zwischen 1 (= überhaupt kein Risiko ) und 6 (= sehr hohes Risiko ) beurteilt werden. Die durchschnittlich Risikobewertung von Mobilfunkantennen lag etwa in der Mitte der eingesetzten Skala (Mittelwert = 3.49; Standardabweichung = 1.24). Viele Teilnehmer sehen aber auch einen Nutzen in Mobilfunkantennen (Mittelwert = 4.25; Standardabweichung = 1.23). Auch hier verlief die Einteilung der Skala von 1 (= überhaupt kein Nutzen ) bis 6 (= sehr hoher Nutzen ). Der genaue Wortlaut der Frage war: Bitte geben Sie an, wie nützlich Sie Mobilfunkantennen für die Schweizer Bevölkerung insgesamt einstufen. Weitere Auswertungen der Fragebogendaten dauern zur Zeit noch an. 5
6 Diskussion und weiterführende Literatur Die eingesetzten Interviewmethoden haben gezeigt, dass die Schweitzer Bevölkerung eher negativ in Bezug auf die Mobilfunktechnologie (und Mobilfunkantennen im Besonderen) eingestellt ist. Dies wurde nicht nur in den ersten beiden Teilen des Interviews deutlich, in denen eher spontane, unmittelbare Methoden eingesetzt wurden, sondern auch in den Ergebnissen zu den Methoden des Interviews, denen sehr überlegte Entscheidungen zu Grunde lagen (Zuordnungsaufgabe und Fragebogen). Bei der Assoziationsaufgabe hat sich gezeigt, dass die meisten Teilnehmer vor allem an negative Konsequenzen von Mobilfunkantennen denken. Besonders häufig wurden hier gesundheitliche Aspekte genannt. Auch ästhetische Aspekte (z.b. Antennen sind hässlich ) sind von hoher Relevanz. Positive Aspekte werden hingegen vergleichweise selten genannt. Bei der Zuordnungsaufgabe hat sich herausgestellt, dass dem Standort der Mobilfunkantenne eine besondere Bedeutung zukommt. Wie schon in der Assoziationsaufgabe wurde hier zudem deutlich, dass sich viele Personen an der Ästhetik der Antenne stören und lieber eine Antenne bevorzugen würden, die beispielsweise durch eine Ummantelung abgedeckt wird. Viele Teilnehmer bevorzugen ausserdem eine Antenne, die in der Mitte des Dorfes steht. Dieser Standort hätte jedoch eine recht hohe Strahlenbelastung für die mobiltelefonierende Bevölkerung zur Folge. Dies ist darauf zurückzuführen, dass das Handy viel stärker strahlen müsste, um diese Antennen zu erreichen. Da das Handy an den Kopf gehalten wird, ist diese Strahlungsquelle viel relevanter als jede Antenne. Wenn Sie näher an diesem Zusammenhang interessiert sind, finden Sie auf unserer Homepage eine uns entwickelte Broschüre ( Mobilfunkbroschüre ), in der einige technische Fakten zum Thema Mobilfunk erläutert werden. Weiterführende Literatur: BUWAL (2005). Elektrosmog in der Umwelt. Bern: BUWAL. Download: Greenwald, A. G., McGhee, D. E., & Schwartz, J. L. K. (1998). Measuring individual differences in implicit cognition: The implicit association test. Journal of Personality and Social Psychology, 74(6), Hug, K., & Rapp, R. (2004). Hochfrequente Strahlung und Gesundheit. Umwelt-Materialien Nr Nachtrag A. Stand März, Bern: BUWAL. Hug, K., Rapp, R., Schär, P., & Taschner, N. (2007). Hochfrequente Strahlung und Gesundheit. Bewertung von wissenschaftlichen Studien im Niederdosisbereich. Stand: September Umwelt- Wissen Nr Bern: BAFU. Erhältich unter: Informationsseiten der Bundesämter: Bundesamt für Umwelt: Bundesamt für Gesundheit: Bundesamt für Kommunikation: 6
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