Integration arbeitsloser Jugendlicher und junger Erwachsener
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- Jonas Dittmar
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1 Integration arbeitsloser Jugendlicher und junger Erwachsener lic. phil. Filomena Sabatella SGKJPP & SGPP Jahreskongress 2013, 5. Kongress der Psy-Verbände Schweiz Symposium 12. September 2013
2 Anteil Neurenten aufgrund psychischer Krankheiten steigt Anteil Neuberentungen nach Invaliditätsursache, % 90% 9.6% 7.8% 6.5% 80% 70% 60% 50% 22.9% 29.3% 34.1% 25.2% 22.9% 16.4% Suchterkrankungen 3% Übrige geistige/ charakterliche Störungen 14% 40% 30% 20% 35.6% 40.0% 43.0% Psychische Krankheiten Übrige Psychosen 15% Psychogene Störungen 56% 10% 0% Schizophrenie 12% Unfall Andere Krankheiten Knochen / Bewegungsorgane Psychische Krankheiten BSV, IV Statistik 2000/2005/2010 2
3 Invaliditätsursache in der Schweiz nach Alter In der Altersgruppe der 20- bis 24-Jährigen sind psychische Krankheiten mit 51% die häufigste Invaliditätsursache. Am höchsten ist der Anteil der Neuberentungen aufgrund psychischer Krankheiten in der Altersgruppe der 30- bis 34-Jährigen (55%). Erst bei Neurenten etwa 60 Jahren werden psychische Krankheiten von anderen Krankheiten insbesondere von Erkrankungen der Knochen und Bewegungsorgane als Hauptinvaliditätsursache abgelöst. 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 42% 51% 55% 54% 52% 50% 46% 42% 36% 29% 18, Unfall Andere Krankheiten Knochen und Bewegungsorgane Nervensystem Geburtsgebrechen Psychische Krankheiten BSV
4 Statistiken werfen Fragen auf Wieso fallen diese Jugendliche durch die Maschen und tauchen erst bei der IV wieder auf? Wieso werden immer mehr frühinvalidisiert? Kann man diese Hochrisikopopulation früh erkennen anhand eines Screening verfahren? Wo sollte man am besten intervenieren um diese Jugendliche frühzeitig aufzufangen? Viele verschwinden und tauchen erst 10 Jahre später in unserer Klinik auf (Arzt in der Adoleszentenpsychiatrie) 4
5 Normativer Bildungsweg eines Jugendlichen Bildungssystem Schweiz, educa
6 Einfluss von Arbeitslosigkeit auf psychisches Wohlbefinden Zürcher Hochschule 100% 90% 80% 70% 60% 50% 85.3% 82.1% 75.6% 77.2% 62.0% 63.2% 40% 30% 20% 10% 0% 14.7% 29.4% 15.5% 15.2% 23.3% 11.7% 13.7% 17.4% 3.0% 4.2% 8.9% 7.6% Mann Frau Mann Frau Mann Frau erwerbstätig nicht erwerbstätig erwerbslos Psyche Belastung stark mittel keine / gering BSV, Schweizerische Gesundheitsbefragung
7 Arbeit, mehr als eine Ressource Die Berufswahl gehört im Jugendalter zu einer wichtigen Entwicklungsaufgabe. Findet der Übergang Schule - Berufswelt nicht statt, entfallen die entwicklungsfördernden Funktionen von Arbeit (Sinnstiftung, Identitätsbildung, soziale Kontaktmöglichkeiten). Entwicklungsschere zwischen arbeitslosen und erwerbstätigen Jugendlichen öffnet sich, besonders in Ländern mit tiefer Arbeitslosigkeit stigmatisierend. Folgen: - Tendenzen der Entfremdung, erhöhtes deviantes / antisoziales Verhalten - Erhöhtes Suizidrisiko - Vermehrt Suchtproblematiken und affektive Störungen 7
8 Folgen von Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen (Barwinski-Fäh, 1992) Arbeitslose entwickeln Wut auf das politische System, das sich um einen kümmern sollte. Mit der Zeit wendet sich diese Wut gegen das eigene Selbst und mündet schliesslich in Apathie und Hoffnungslosigkeit. Eine Probandin berichtete nach Monate andauernder Arbeitslosigkeit, nur noch den Ausweg einer Invalidenrente zu sehen. Die betroffene Arbeitslose gibt mit dem geäusserten regressiven Wunsch einer Rente sowohl ihre Selbständigkeit als auch sich selbst als mündige Person auf. 8
9 Normativer Bildungsweg eines Jugendlichen Bildungssystem Schweiz, educa
10 Welche Funktion haben Brückenangebote? Brückenangebot synonym zu Übergangslösung oder Zwischenlösung. Freiwillige Zwischenlösungen für Jugendliche die nach Beenden der obligatorischen Schulzeit keinen direkten Anschluss an eine Berufslehre oder eine weiterführende Schule finden. Funktionen von Brückenangeboten sind unterschiedlich: - Kompensatorisch um schulische, sprachliche oder weitere Defizite zu beheben. - Jahr als Entscheidungshilfe bei der Wahl einer Berufslaufbahn. - Puffer um Wartezeit bis zum Beginn der Lehre oder weiterführenden Schule zu überbrücken. 10
11 Ein vielfältiges Angebot Folgende Angebote werden unterschieden: - Berufsvorbereitendes Schuljahr Schuljahr - Vorlehre - Sprachkurs - Au-Pair-Aufenthalt - Motivationssemester Wieso Motivationssemester? - Gemäss Einschätzung der Fachpersonen besuchen die meisten Jugendlichen mit psychischen Auffälligkeiten Motivationssemester (37% der Klientel soll psychische belastet sein, Vorstudie der ZHAW, 2013) 11
12 Wenn nichts mehr geht kommen Jugendliche ins Motivationssemester! Von der Arbeitslosenversicherung bezahlte Beschäftigungsmassnahmen für arbeitslos gemeldete Jugendliche. Es wird ein Taggeld ausbezahlt, was nicht ins übliche System der Brückenangebote passt. Kaum Aufnahmebedingungen zu erfüllen. Werden in den meisten Fällen nicht sofort nach der obligatorischen Schulzeit besucht. Keine Zwischenlösung! Steht erst im Notfall für Jugendliche zur Verfügung. Oft ihre letzte Hoffnung, sich doch noch in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Sehr heterogenes Angebot, oft haben jedoch Jugendliche Coach / Bezugsperson und werden schulisch von Lehrer begleitet. 12
13 Ziel des Forschungsprojekt Durch indizierte Prävention (Anhand eines Screening) frühzeitige Identifikation junger Erwachsene die nach Schulabschluss oder Abbruch der Lehre keinen Anschluss finden, bevor sie eine psychopathologische Störung entwickeln. Studie wird in Motivationssemester durchgeführt, weil dort Risikopopulation vermutet wird anhand der bestehenden Arbeitslosigkeit. Langfristig soll ein Screening Instrument in den Beratungsstellen implementiert werden, die sich mit der Versorgung arbeitsloser Jugendlicher auseinandersetzen. Dadurch frühzeitige Erkennung einer möglichen psychischen Belastung, Reduktion der ausserordentlichen Renten durch psychische Probleme und Vorbeugung von Rentnerkarrieren. 13
14 Vorgehen und Methodik Screening, erhoben werden: - Verhaltensauffälligkeiten (YASR) - Resilienz (Connor Davidson Resilience Scale) - Selbstwert (Rosenberg self esteem scale) - Selbstwirksamkeitserwartung (Allgemeine Selbstwirksamkeitserwartung) Diagnostisches Interview (M-CIDI). Auffälligen jungen Erwachsenen wird Hilfestellung geboten, wenn nicht das Motivationssemester bereits die geeinigte Struktur dafür bietet. Zwei Erhebungszeitpunkte: - Vor den Sommerferien 2013 (April - Mitte Juli) - Nach den Sommerferien 2013 (September - Dezember) 14
15 Fazit Neuberentungen aufgrund psychischer Beschwerden nehmen zu. Bereits Jugendliche ab 18 Jahre sind davon betroffen. Indizierte Prävention anhand eines Screening Instrument vorläufig bei arbeitslosen Jugendlichen. Bisherige Ergebnisse zeigen eine erhöhte Belastung der Befragten. Langfristiges Ziel: «Rentnerkarrieren» verhindern. 21
16 Quellenangaben Achenbach, T. (1997). Young Adult Self Report. Burlington, VT: University of Vermont, Department of Psychiatry. Barwinski Fäh, R. (1992). Arbeitslosigkeit. Trauma oder Konfliktreaktivierung? Forum der Psychoanalyse. Zeitschrift für klinische Theorie und Praxis, 8 (4), Campell-Sills, L. & Stein, M.B. (2007). Psychometric analysis and refinement oft he connor-davidson resilience scale (CD-RISC): Validation of a 10-item measure of resilience. Journal of Traumatic Stress, 20, Jerusalem, M. & Schwarzer, R. (1999). Allgemeine Selbstwirksamkeitserwartung (SWE). In R. Schwarzer & M. Jerusalem (Hg.). Skalen zur Erfassung von Lehrer- und Schülermerkmalen. Dokumentation der psychometrischen Verfahren im Rahmen der Wissenschaftlichen Begleitung des Modellversuchs Selbstwirksame Schulen, Freie Universität. Berlin: Berlin. Rosenberg, M. (1965). Society and the adolescent self-image. Princeton, NJ:Princeton University Press. Schuler, D., & Burla, L. (2012). Psychische Gesundheit in der Schweiz. Monitoring 2012.Obsan Bericht 52. Neuchâtel: Schweizerisches Gesundheitsobservatorium. Sendera, A., & Sendera, M. (2011). Kinder und Jugendliche im Gefühlschaos. Grundlagen und praktische Anleitungen für den Umgang mit psychischen Auffälligkeiten und Erkrankungen. Wien: Springer-Verlag. Wittchen H.U., Lachner, G., Wunderlich, U., Pfister, H. (1998). Test-retest reliability of the computerized DSM-IV version of the Munich Composite International Diagnostic Interview (M-CIDI). Social Psychiatry and Psychiatric Epidemiology 33,
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