Krebs vorbeugen Auf die Ernährung kommt es an! Krebsvorbeugende und Krebsfördernde Faktoren
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- Hella Beutel
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1 Krebs vorbeugen Auf die Ernährung kommt es an! Krebsvorbeugende und Krebsfördernde Faktoren 17. Niedersächsisches Ernährungsforum Hannover 23. Oktober 2013 Claus Leitzmann Institut für Ernährungswissenschaft Justus Liebig Universität Gießen
2 Krebs Definition Krebsgeschwulste (Malignome) sind - maligne (bösartige) Tumoren - bösartige Gewebeneubildungen (Neoplasien) Im engeren Sinn sind es die - malignen epithelialentumoren (Karzinome) und - malignen mesenchymalen Tumoren (Sarkome) Die Leukämie ( Blutkrebs ) ist eine Hämoblastose
3 Krebs Umfasst über 100 verschiedene Krankheiten, bei der bestimmte Zellen folgende Eigenschaften aufweisen: Unkontrolliertes Wachstum Invasion von benachtbarten Geweben und dessen Zerstörung Gelegentlich Metastasen-Bildung in entfernten Geweben durch Übertragungen über Lymphe oder Blut Proliferative benign condition Cancer - Krebs beginnt mit einer einzelnen Zelle und unkontrolliertem Wachstum - Akkumulation erfolgt typischerweise über einen langen Zeitraum
4 Lebensmittel, Ernährung, Übergewicht und Bewegung sind mit zellulären Prozessen und Krebs verbunden DNA Reparatur Carcinogen- Stoffwechsel Proliferation Zellzyklus Ernährung, Übergewicht, körperliche Aktivität Hormonelle Regulation Apoptosis Inflammation und Immunität Differenzierung WCRF/AICR 2007 Expert Report
5 Krebs-Entstehung Prä-Carcinogen Entgiftung Metabolische Aktivierung Endgültiges Carcinogen Entgiftung Exkretion Initiation (1-2 d) Normale Zelle Prä-neoplastische Zellen Neoplastische Zellen Initiierte Zelle Promotion >10 y Progression >1 y Adapted from Surh YJ, Nat Rev Cancer 2003.
6 Krebsarten 1 (Verdauungsystem +) Mund, Zunge, Schlund, Kehlkopf Speiseröhre Magen Bauchspeicheldrüse Gallenblase Leber Dick- und Enddarm Nase Lunge
7 Krebsarten 2 (Geschlechtsorgane +) Brust Eierstock Gebärmutterschleimhaut Gebärmutterhals Prostata Niere Blase Haut
8 Jährliche Krebs-Neuerkrankungen Organ Männer Frauen - Prostata Brust k.a Dickdarm Lunge Bauch-Sp.Dr Robert-Koch Institut 2011
9 Wichtige Krebs-Erkrankungen Krebserkrankungen / Jahr in Deutschland Etwa 13 Mio. weltweit Männer % Frauen %. Prostata* 22 Brust 27 Darm 16 Darm 17 Lunge* 15 Lunge 6 Blase 9 Gebärmutter 6 Magen 5 Eierstock 5 Nieren 5 Magen 4
10 Wichtige Krebs-Erkrankungen Krebserkrankungen / Jahr in Deutschland Etwa 13 Mio. weltweit Männer % Frauen %. Prostata* 22 Brust 27 Darm 16 Darm 17 Lunge* 15 Lunge 6 Blase 9 Gebärmutter 6 Magen 5 Eierstock 5 Nieren 5 Magen 4 * Bei Männern weicht die Anzahl der Erkrankungen von der Anzahl der Todesfälle teilweise erheblich ab.
11 Vornehmliche Krebs-Todesfälle Krebstodesfälle / Jahr in Deutschland Etwa 7 Mio. weltweit Männer % Frauen % Lunge 26 Brust 18 Darm 13 Darm 15 Prostata 10 Lunge 10 Magen 8 Bauch-Speicheldrüse 7 Bauch-Speicheldrüse 5 Eierstock 6 Nieren 4 Magen 6
12 Vornehmliche Krebs-Todesfälle Krebstodesfälle / Jahr in Deutschland Etwa 7 Mio. weltweit Männer % Frauen % Lunge 26 Brust 18 Darm 13 Darm 15 Prostata 10 Lunge 10 Magen 8 Bauch-Speicheldrüse 7 Bauch-Speicheldrüse 5 Eierstock 6 Nieren 4 Magen 6 Krebs verursacht etwa 22% aller Todesfälle
13 Krebs-Ursachen Ursachen ~ % Tabakrauch 30 Ernährung*, inklusive Alkohol 30 Bewegungsarmut und Übergewicht 10 Infektionen, Medikamente, psychologische Faktoren 10 Schwermetalle, Strahlen, Umweltgifte, Schadstoffe** 10 Genetik (Migrationsstudien) 10 Erstes Fazit: 1. Krebs ist eine weitgehend vermeidbare Krankheit 2. Krebs ist eine Wohlstandskrankheit, denn Krebsfälle finden sich zur Hälfte in Industrie-Ländern mit 1 Mrd. Einwohnern und zur Hälfte in Entw.-L. und Schwellen-L. mit 6 Mrd. Einwohnern
14 *Ernährung und Krebs Problematische Nahrungsmittel. - Gepökeltes (Nitrosamine) - Geräuchertes (Rauchrückstände) - Gegrilltes (PAK - Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe) - Geröstetes (Acrylamid, Glycidamid) - Hoch Erhitztes (Transfettsäuren) - Rotes Fleisch (Hämeisen) - Tierische Produkte (Arachidonsäure, Methionin) - Alkohol
15 Ernährung und Krebs Problematisches in Lebensmitteln und Umwelt - Schwermetalle: Pb, Hg, Cd, Ni - Pflanzenschutzmittel: Pestizide, Insektizide, Herbizide - Holzschutzmittel: Lindan, Formaldehyd - Kosmetika: Hautpflegemittel, Deosprays - Lösungsmittel in: Klebstoffen, Lacken, Reinigungsmitteln - Feinstaub: Diesel, Asbest, Glasfasern, Fotokopierer, Holz - Smog: Atmosphäre, Lärm, Elektro-Smog - Verbrennungsprodukte: Dioxin - Strahlen: UV, Röntgen, Handy, Mikrowelle, Ionisierende, Erdstrahlen - Mangel: Sauerstoff, Schlaf, Ruhe, Entspannung
16 Ernährung, körperliche Aktivität und Krebsprävention: Eine globale Perspektive 2. Experten-Bericht 2007 (-2013)
17 Daten-Basis: In 9 wissenschaftlichen Institutionen wurden sämtliche Veröffentlichungen zum Thema Krebs gesammelt gesichtet ausgewertet berücksichtigt Dauer: 5 Jahre Kosten: ~10 Mio US $
18 8 Kernpunkte 1. Körperfettmasse (Übergewicht) 2. Körperliche Aktivität 3. Energiedichte Lebensmittel 4. Pflanzliche Lebensmittel 5. Lebensmittel tierischer Herkunft 6. Alkohol 7. Haltbarmachung, Verarbeitung und Zubereitung von Lebensmitteln 8. Nahrungsergänzungsmittel
19 1 Körperfettmasse (Übergewicht) Übergewicht ist besonders stark assoziiert mit einem erhöhten Krebsrisiko für: Darm, Pankreas, Brust und Nieren - 20 bis 30% über dem Normalgewicht gilt als Risiko - In Kombination mit Rauchen und hohem Alkoholkonsum sind 15% ÜG bereits ein Risiko - Ein normales Körpergewicht trägt zur Verminderung des Krebsrisikos bei
20 Körperfettmasse Mögliche Mechanismen: - Chronische subklinische Entzündungsreaktionen - Höhere Konzentrationen an Östrogen (m + w) - Höhere Konzentrationen an Insulin und anderen Wachstumsfaktoren (u.a. IGF1) sowie Leptin - Verminderte Insulinsensitivität
21 Körperfettmasse: Empfehlungen So schlank wie möglich innerhalb des normalen Body Mass Index (BMI) Referenzbereichs bleiben BMI im unteren Referenzbereich (21-23) Erhalt des Normalgewichts im Erwachsenenalter Vermeidung von Zunahme an Körperumfang
22 2 Körperliche Aktivität - Kann das Risiko für einige Krebsarten mit einiger Wahrscheinlichkeit senken (Colon, Brust und Gebärmutterschleimhaut) - Beugt Übergewicht vor - Höhere körperliche Aktivität hat einen stärkeren positiven Effekt, d.h. es gibt keinen Schwellenwert
23 Körperliche Aktivität Mögliche Mechanismen: - Verringerung des Körpergewichts - Stimulierung der Immunfunktionen - Verminderte Produktion an Sexualhormonen - Niedrigere Insulinspiegel und verbesserte Insulinsensitivität - Kürzere Darmpassage (Kolorektalkrebs!) - Vermehrte Induktion von anti-oxidativen Enzymen
24 Körperliche Aktivität: Empfehlungen Moderate körperliche Aktivität: mindestens 30 Minuten pro Tag Steigerung auf mindestens 60 Minuten moderate oder mindestens 30 Minuten hohe körperliche Aktivität Verminderung sitzender Tätigkeiten wie Fernsehen, Computerspiele u. ä. Körperliche Aktivität in den Alltag integrieren: Handwerken, Gartenarbeit, Tanzen, Treppen, Einkäufe
25 3 Energiedichte Lebensmittel (>225 Kcal / 100g) - Fördern Gewichtszunahme und Übergewicht - Haben meist einen hohen Zucker- oder Fettgehalt - Verdrängen oft energiearme Lebensmittel mit hoher Nährstoffdichte
26 Energiedichte Lebensmittel: Empfehlungen Maßvolle Aufnahme von energiedichten Lebensmitteln Zuckerhaltige Getränke nach Möglichkeit meiden Fast Food nur selten essen, wenn überhaupt Energiedichte < 125 kcal / 100g Lebensmittel
27 4 Pflanzliche Lebensmittel - Eine hoher Verzehr von Gemüse, Obst, Getreide und damit Ballaststoffen, ist mit einem verringerten Risiko für bestimmte Krebsarten assoziiert. - Pflanzliche Lebensmittel enthalten eine große Anzahl an potentiell antikanzerogenen Verbindungen wie Flavonoide, Carotinoide und Glucosinolate, die sich auch auf andere Erkrankungen positiv auswirken.
28 Pflanzliche Lebensmittel: Empfehlungen Vorwiegend pflanzliche Lebensmittel essen Mindestens 5 Portionen verschiedene Gemüse- und Obstarten (mindestens 400g am Tag) Getreide und/oder Hülsenfrüchte in möglichst gering verarbeiteter Form zu jeder Mahlzeit Verringerte Aufnahme von Weißmehlprodukten u.ä. um Ballaststoffaufnahme von mindestens 25g pro Tag zu erreichen
29 Pflanzliche Lebensmittel: Empfehlungen Vorwiegend pflanzliche Lebensmittel essen Mindestens 5 Portionen verschiedene Gemüse- und Obstarten (mindestens 400g am Tag) Getreide und/oder Hülsenfrüchte in möglichst gering verarbeiteter Form zu jeder Mahlzeit Verringerte Aufnahme von Weißmehlprodukten u.ä. um Ballaststoffaufnahme von mindestens 25g pro Tag zu erreichen CL: Gemüse und Obst auch als Rohkost* verzehren!
30 Der Wert von frischer Rohkost Keine Zerstörung oder Abtrennung von Nährstoffen durch Verarbeitung Erfordert intensives Kauen Regt Speichelbildung an Säubert Zähne Erhöht Sättigung Unterstützt die Verdauung Verhütet Völlerei Normalisiert Transitzeit
31 Ernährungsphysiologische Bedeutung des Ausmahlungsgrades (Vollkornmehl im Vergleich zu Mehl Type 405) Verluste in % Ballaststoffe 58 Folsäure 61 Eisen 62 Vitamin B1 78 Zink 79 Lignane 81 Magnesium 90 Selen 92
32 Einfluss durch Verarbeitung 2 Quercetingehalt (mg/kg Frischgewicht) Obst Schale Fruchtfleisch Äpfel 140 < 2 Birnen 28 < 0,1 Quitten 180 < 0,1 Gemüse Haut restliches Gewebe Paprika 63 < 1 Tomaten 45 < 0,1
33 Einfluss durch Verarbeitung 3 Quercetingehalt Tomaten Erhitzungsart mg/kg Frischgewicht roh 7,3 gebraten 4,6 gekocht 1,3 Mikrowelle 2,5 Zwiebeln. roh 342 gebraten 269 gekocht 87 Mikrowelle 124
34 5 Tierische Lebensmittel - Es gibt überzeugende Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für einige Krebsarten (v.a. Colon) durch einen hohen Verzehr von rotem Fleisch. Mögliche Ursachen: Hämeisengehalt Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe und Heterozyklische Amine (Braten und Grillen) Nitrosamine (v.a. aus gepökeltem Fleisch)
35 Tierische Lebensmittel: Empfehlungen Aufnahme von rotem Fleisch begrenzen und nach Möglichkeit Gepökeltes und Geräuchertes meiden Rotes Fleisch auf maximal 500g pro Woche beschränken Davon sollte möglichst wenig gepökelt, geräuchert oder geröstet sein
36 6 Alkohol - Assoziiert mit einem höheren Krebsrisiko für Mund, Rachen, Speiseröhre, Colon und Brust Mögliche Mechanismen: - Reaktive Stoffwechselprodukte des Ethanols wie Acetaldehyd - Freie Radikale Lipidperoxidation - Lösungsmittel für Cancerogene - Beeinflussung des Retinoid-Stoffwechsels und dadurch der Differenzierung und des Wachstums sowie der Apoptose - Nährstoffmangel bei schwerem Alkoholismus
37 Alkohol: Empfehlungen Konsum alkoholischer Getränke beschränken Wenn alkoholische Getränke konsumiert werden, dann nicht mehr als: - 1 Glas pro Tag (10-15 g Ethanol) für Frauen - 2 Gläser pro Tag (20-30 g Ethanol) für Männer Ethanol = 100 %iger Alkohol Es gibt keinen Schwellenwert für Alkohol!
38 7 Lebensmittelkonservierung - Hoher Salzkonsum kann das Magenkrebsrisiko u.a. durch eine Schädigung der Magenwand sowie durch Synergismen mit Cancerogenen erhöhen. - Es besteht ein hoher Zusammenhang zwischen Krebs, besonders der Leber, und der Aufnahme von Aflatoxinen aus Schimmelpilzen. Mechanismus: In der Leber entstehende Metaboliten schädigen die DNA, indem sie Addukte bilden.
39 Lebensmittelkonservierung: Empfehlungen Salzkonsum vermindern - Vermeidung Salz-konservierter und stark gesalzener Lebensmittel - Haltbarmachung ohne Salz - Minimierung der Aufnahme von verarbeiteten Lebensmitteln mit Salz, um den Konsum unter 6 g pro Tag zu senken Verschimmelte Getreide und Hülsenfrüchte meiden - Keine verschimmelten Getreide und Hülsenfrüchte essen
40 8 Nährstoffsupplemente - Hochdosierte Supplemente beeinflussen das Krebsrisiko (Senkung/Erhöhung) - Bisher wurden vorwiegend Hochrisikopersonen untersucht (Rückschlüsse auf die Gesamtbevölkerung sind nicht zulässig) - Hochdosierte Supplemente werden zur Krebsprävention nicht empfohlen da mögliche Risiken nicht ausreichend bekannt sind.
41 Nährstoffsupplemente: Empfehlungen Nährstoffbedarf aus Lebensmitteln decken Nährstoffsupplemente werden zur Krebsprävention nicht empfohlen Nahrungsergänzungsmittel verursachen teuren Urin!
42 Zusammenfassung 1. Krebs verursacht 22% aller Todesfälle 2. Krebs ist eine Ernährungs-assoziierte Krankheit 3. Krebs ist mit weniger als 10 % durch Veranlagung verursacht 4. Krebs ist eine Wohlstandskrankheit 5. Krebs ist eine weitgehend vermeidbare Krankheit - Früherkennung reicht nicht - Prävention ist möglich - Aufklärung ist Not-wendig
43 Krebsvorsorge mit gesunder Ernährung Lebensmittel für ein langes Leben Äpfel - Äpfel Tomaten - Tomaten Brokkoli - Brokkoli Dunkle Schokolade - Dunkle Schokolade Grüner Tee - Grüner Tee / Schwarztee Zitrusfrüchte - Zitrusfrüchte Vollkornbrot - Getreidekleie Knoblauch - Rote Zwiebeln Kohl/Sauerkraut - Kirschen Sellerie - Spinat Olivenöl - Him-, Erd-, Brom-, Heidelbeeren Curry - Pflaumen, Pfirsiche Rotwein - Kaffee Hering - Soja
44 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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