Großkredite: Behandlung von Transaktionen mit zugrundeliegenden Vermögenswerten

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1 Großkredite: Behandlung von Transaktionen mit zugrundeliegenden Vermögenswerten Michael Mertens Gerd Reichwein* Inhalt Einleitung... 1 Begriffe: Transaktion und zugrunde liegende Vermögenspositionen... 1 Aktuelle Rechtslage: Durchschau gemäß CEBS-Großkreditleitlinien... 2 Neue Rechtslage: Durchschau gemäß EBA... 4 Bemessungsgrundlage der zugrunde liegenden Vermögenspositionen... 6 Fazit... 8 (*) Gerd Reichwein ist bei der Aareal Bank für die Groß- und Millionenkreditmeldung zuständig. Einleitung Gemäß Artikel 390 (8) CRR hatte die EBA den Auftrag, bis zum 1. Januar 2014 technische Regulierungsstandards (RTS) hinsichtlich Kriterien und Methoden zur Ermittlung der Gesamtrisikoposition gegenüber einem Kunden (oder einer Gruppe verbundener Kunden) bestehend aus Transaktionen wie Verbriefungspositionen 1, sowie Anteilen an Organismen für Gemeinsame Anlagen (OGA, Investmentanteile) 2, 3 oder anderen Transaktionen mit zugrunde liegenden Vermögenswerten zu entwickeln 4. Des Weiteren sollten Voraussetzungen definiert werden, unter denen die Struktur 5 des Geschäfts keine zusätzliche Forderung darstellt und somit nicht zu berücksichtigen ist. Die europäische Bankenaufsicht (European Banking Authority (EBA)) hat am 5. Dezember 2013 die finale Version ( final Draft ) dieses RTS zur Berücksichtigung bzw. Durchschau dieser Positionen im Großkreditregime veröffentlicht 6. Der vorliegende Fachbeitrag zeigt die aufsichtlichen Anforderungen einerseits an die Methode der Durchschau sowie andererseits an die Ermittlung des zu berücksichtigenden Exposures aus der Durchschau dieser Positionen auf. Begriffe: Transaktion und zugrunde liegende Vermögenspositionen Zum besseren Verständnis werden im Nachfolgenden die die vom RTS bzw. der CRR 1 Vgl. Art. 112 lit. m CRR 2 Vgl. Art. 112 lit. o CRR 3 Vgl. Art. 4 (7) CRR 4 Vgl. Art. 2 lit. a EBA/RTS/2013/07 5 Der Begriff Struktur ist gleichzusetzen mit denen im Absatz 1 der Einleitung genannten Transaktionen. 6 Vgl. EBA/RTS/2013/07

2 verwendeten Begriffe Transaktion sowie die der Transaktion zugrunde liegenden Vermögenspostionen erläutert. Unter eine Transaktion fallen gemäß Artikel 2 lit a EBA/RTS/2013/07: Verbriefungspositionen i.s. v. Artikel 112 lit. m CRR, Anteile an Organismen für Gemeinsame Anlagen (OGA, Investmentanteile), Andere Transaktionen mit zugrunde liegenden Vermögenswerten (z.b. Indices). Unter dem Begriff Transaktion ist somit nicht der Kauf bzw. Verkauf eines Geschäfts, sondern das Geschäft an sich gemeint. Als Synonym für Transaktion sind die Begriffe Konstrukt bzw. Struktur zu sehen, die gegenwärtig Verwendung finden. Da Adressrisiken nicht nur durch Direktinvestitionen entstehen können, sondern auch durch die einzelnen Vermögenswerte bzw. Vermögenspositionen der Transaktion, sind im Rahmen des Großkreditregimes auch die der Transaktion zugrunde liegenden Vermögenspositionen zu berücksichtigen. Als Synonym wird für zugrunde liegende Vermögenspositionen sind die Begriffe Underlying oder Forderungen (der Transaktion) zu sehen, die zum Teil gegenwärtig Verwendung finden. Bei einem Aktienfonds wäre somit der Investmentfonds selbst die Transaktion und die Aktien der einzelnen Unternehmen wären die zugrunde liegenden Vermögenspositionen. Bei einer Verbriefungstranche wäre die Tranche selbst die Transaktion und die zugrunde liegenden Vermögenspositionen der Tranche wäre das entsprechende verbriefte Portfolio. Aktuelle Rechtslage: Durchschau gemäß CEBS-Großkreditleitlinien Bereits mit den CEBS 7 -Großkreditleitlinien aus dem Jahre 2009 wurden explizite Vorgaben zur Durchschau bei einzelnen Transaktionen (hier: Konstrukte) gemacht 8. In Deutschland sind diese über das BaFin-Rundschreiben 08/2011 umgesetzt worden. Danach besteht bei Konstrukten (bzw. Strukturen 9 ), wie z.b. Investmentanteile und Verbriefungen, mit zugrundeliegenden Vermögenswerten (auch Forderungen) die Pflicht, auf die einzelnen Forderungen durchzuschauen (Look Through) und festzustellen, ob mögliche Risikokonzentrationen mit den übrigen Forderungen des Instituts bestehen. 7 Committee of European Banking Supervision; Vorgängerinstitution der EBA 8 Vgl. CEBS Guidelines on the implementation of the revised large exposures regime, December 2009, Part II. Treatment of exposures to schemes with underlying assets according to Article 106(3) of Directive 2006/48/EC 9 Vgl. CEBS Guidelines on the implementation of the revised large exposures regime, December 2009, Part II. Treatment of exposures to schemes with underlying assets according to Article 106(3) of Directive 2006/48/EC 1 PLUS i GmbH 12/ von 8

3 Bei der Durchschau hat das Institut den oder die Kreditnehmer in einer Weise zu bestimmen, die der wirtschaftlichen Substanz und den strukturinhärenten Risiken der Geschäfte, insbesondere möglicher Risikokonzentrationen gerecht wird 10. Für weitere Erläuterungen wird in der Begründung zur GroMiKV auf die CEBS Guidelines 11 verwiesen. Gemäß den Guidelines sind im Look Through Approach (Durchschauprinzip) verschiedene Verfahren für Konstrukte möglich, die teils wiederum in Kombination angewendet werden können: Abbildung: Methoden der Durchschau gem. CEBS-Leitlinien Das Institut entscheidet nach eigenem Ermessen welche Methode angewendet wird. Allerdings muss das Institut deutlich machen, dass die Methode nicht vor dem Hintergrund regulatorischer Arbitragemöglichkeiten gewählt wurde. Seitens des CEBS wird die vollständige Durchschaumethode präferiert. Für Investmentfonds, die der OGAW-Richtlinie oder vergleichbaren gesetzlichen Regelungen unterliegen 12, braucht unter bestimmten Voraussetzungen der Investmentfonds als solches und somit als einzelner Kreditnehmer nicht auf die Großkreditobergrenze 10 Vgl. 6 (1) GroMiKV in der Fassung vom Vgl. CEBS Guidelines on the implementation of the revised large exposures regime, December 2009, Part II. Treatment of exposures to schemes with underlying assets according to Article 106(3) of Directive 2006/48/EC 12 OGAW = Organismus für gemeinsame Anlagen in Wertpapiere 1 PLUS i GmbH 12/ von 8

4 angerechnet zu werden. Hier ist eine Anzeige ausreichend 13. Bedingt durch die strengen Regeln der OGAW-Richtlinie wird das operationelle Risiko eines Fonds als gering eingeschätzt 14. Es darf zudem vom Look Through Approach abgesehen werden, wenn in die betreffenden Konstrukte vor dem investiert worden ist. In diesem Fall kann bis zum die Alt-Regelung angewendet werden (Bestandsschutz). Bestandserhöhungen ab dem führen zu einer Unterwerfung des gesamten Bestandes unter die CEBS-Neuregelungen. Neue Rechtslage: Durchschau gemäß EBA Die Regelungen zur Durchschau treten zwanzig Tage nach Veröffentlichung im EU Amtsblatt in Kraft. Der vorliegende final Draft muss noch durch die Europäische Kommission verabschiedet werden. Pflicht zur Durchschau Eine Durchschau ist grundsätzlich wie bisher obligatorisch durchzuführen und liegt nicht im Ermessen des Instituts. Alternativansätze sind im Vergleich zu den bisherigen Durchschaumethoden nur bedingt vorgesehen: 1. Kann das Institut die Transaktion zwar nicht vollständig aber insoweit durchschauen, als dass es Aussagen über die Höhe der einzelnen Exposures der zugrundeliegenden Vermögenswerte machen kann, gilt folgendes a. Übersteigen einzelne Exposures der zugrunde liegenden Vermögenswerte nicht 0,25% der anrechenbaren Eigenmittel, kann dieser Teil der Transaktion als einzelner Kreditnehmer betrachtet werden 15. b. Übersteigen hingegen einzelne Exposures der zugrunde liegenden Vermögenswerte 0,25% der anrechenbaren Eigenmittel, ist für jedes dieser Exposure zu prüfen, ob es mit anderen Forderungen im Portfolio des Instituts oder mit anderen zugrunde liegenden Vermögenswerten verbunden ist. Nur, wenn das nicht der Fall ist, kann auch dieser Teil der Transaktion als einzelner Kreditnehmer betrachtet werden 16, Kann auch keine Durchschau im Sinne von 1. durchgeführt werden, so kann die Transaktion nur dann als einzelner Kreditnehmer betrachtet werden, wenn die Transaktion als Ganzes nicht 0,25% der anrechenbaren Eigenmittel über- 13 Vgl. 6 (2) GroMiKV in der Fassung vom Operationelle Risiken seitens der Kapitalverwaltungsgesellschaft können nicht auf den Fonds durchschlagen, da eine strikte Trennung der Vermögensgegenstände von der Kapitalverwaltungsgesellschaft erfolgt. 15 Vgl. Art. 6 (2) lit. a EBA/RTS/2013/07 16 Vgl. Art. 6 (2) lit. b EBA/RTS/2013/07 17 Die Regelung ist angelehnt an den bisher gültigen strukturbasierten Ansatz. 1 PLUS i GmbH 12/ von 8

5 steigt Soweit sich durch die die Struktur des Geschäftes kein zusätzliches Adressenausfallrisiko ergibt (Vergleiche dazu den nächsten Abschnitt), muss diese Transaktion weder angezeigt 19 werden noch auf die Großkreditobergrenze angerechnet werden. In allen anderen Fällen erfolgt eine Zuordnung der ganzen Risikoposition mit allen anderen solchen Risikopositionen zum so genannten einzigen unbekannten Kreditnehmer 20. Eine Bestandsschutzregelung ist nicht vorgesehen, d. h. auch die nach CEBS bis 2015 bestandsgeschützten Transkationen unterliegen ab dem 1. Januar 2014 der Durchschau. Die Durchschau ist mindestens monatlich durchzuführen 21. Struktur des Geschäftes Aus der Struktur des Geschäftes ergibt sich dann kein zusätzliches Adressenausfallrisiko, wenn die beiden nachfolgenden Bedingungen erfüllt sind: a. Die rechtliche und die operationelle Struktur der Transaktion sind derart ausgestaltet, dass verhindert wird, dass der Manager der Transaktion oder eine dritte Partei Cash Flows aus der Transaktion zu Personen umleiten können, die nicht berechtigt sind (gemäß den Bedingungen der Transaktion) diese Cash Flows zu erhalten. b. Weder der Emittent der Transaktion noch irgendeine andere Person können verpflichtet werden neben den Cash Flows aus der zugrunde liegenden Vermögensposition eine zusätzliche Zahlung gegenüber dem Institut zu leisten. Handelt es sich um eine der nachfolgenden Transaktionen, so gilt die vorstehende Bedingung 1 a) als erfüllt: a. UCITS 22 / OGAW wie in Artikel 1 der OGAW-Richtlinie 2009/65/EU definiert b. Ein in einem Drittland niedergelassenes Unternehmen, das Aktivitäten nachgeht, die vergleichbar sind mit UCITS / OGAW und das einer Aufsicht in der EU unterliegt bzw. einer Aufsicht unterliegt, die dieser als gleichwertig angesehen wird. Durchschau im Handelsbuch Seitens der EBA wird im Erwägungsgrund 10 klargestellt, dass die Regelungen zur Behandlung von Forderungen aus zugrunde liegenden Vermögenswerten auch für Geschäfte im Handelsbuch anzuwenden sind. Gerade für Handelsbuchgeschäfte war die bisherige Granularitätsschwelle von besonderer Bedeutung. Hatte keine Einzeladresse 18 Vgl. Art. 6 (3) lit. a EBA/RTS/2013/07 19 Vgl. Seite 61 in EBA/RTS/2013/07 20 Vgl. Art. 2 lit. b EBA/RTS/2013/07 21 Vgl. Art. 6 (4) EBA/RTS/2013/07 22 UCITS = undertaking for collective investment in transferable securities in transferable securities 1 PLUS i GmbH 12/ von 8

6 mehr als 5% Anteil an der Gesamtstruktur, so konnte auf die Durchschau verzichtet werden und das gesamte Risiko konnte als so genannter einzelner Kreditnehmer (unknown exposure) behandelt werden, das keiner weiteren Adresse zuzuordnen ist (separate unconnected client). Auch wenn im Vergleich zum Entwurf des RTS Erleichterungen in Form von Materialitätsschwellen berücksichtigt wurden (siehe Abschnitt Pflicht zur Durchschau ), wird erst die Praxis zeigen, ob diese neuen Schwellen die bisherigen Granularitätskriterien adäquat ersetzen. Im Extremfall kann dies dazu führen, dass Institute keine Produkte mit zugrunde liegenden Vermögenswerten mehr im Handelsbuch halten können bzw. ihre Positionen wesentlich zurückfahren müssen. Bemessungsgrundlage der zugrunde liegenden Vermögenspositionen Für die Ermittlung der Bemessungsgrundlage der zugrunde liegenden Vermögenspositionen für die Zwecke von 1a und 1b im Abschnitt Pflicht zur Durchschau gilt es wie folgt zu unterscheiden: Wenn die Exposures der Investoren in einer Transaktion alle gleichrangig sind (wie z.b. bei Investmentfonds), muss der pro rata Anteil des zugrunde liegenden Vermögegengegenstandes an der Transaktion mit der Höhe des Exposures der Transaktion multipliziert werden. Beispiel: Kauf einer Fondsposition mit einem Wert in Höhe von 10 Mio. Euro Für die Bemessungsgrundlagen der zugrunde liegenden Vermögegengegenstände gilt dann jeweils: Bemessungsgrundlage = Fondswert * Anteilsgewicht Einzeladresse (zugrunde liegende Vermögensposition) Anteilsgewicht (zugrunde liegende Vermögensposition) Bemessungsgrundlage (zugrunde liegende Vermögensposition) Aktie A1 20% Euro Aktie A2 30% Euro Unternehmensanleihe A3 50% Euro Wenn jedoch in einer Transaktion unterschiedliche Rangfolgen existieren (wie bei Verbriefungstranchen), ergibt sich die Bemessungsgrundlage der zugrunde liegenden Vermögegengegenstände aus dem Kleineren aus a. dem Exposure des zugrunde liegenden Vermögegengegenstandes bzw. Underlyings und 1 PLUS i GmbH 12/ von 8

7 b. dem investierten Anteil des Instituts in die Tranche und alle anderen gleichrangigen Exposures in dieser Tranche. Exposures gegenüber einem Kreditnehmer werden in Abhängigkeit vom Anteil der Investition an der jeweiligen Tranche und der Höhe des zugrunde liegenden Exposures ermittelt. Die Besicherungswirkung nachrangiger Tranchen wird nicht anerkannt. Beispielhaft wird in der nachfolgenden Abbildung die Ermittlung der Bemessungsgrundlage dargestellt 23. Abbildung: Beispielhafte Ermittlung der Bemessungsgrundlage Das Institut investiert 10 in die Senior Tranche, die anderen Investoren halten 40 an dieser Tranche. Der pro rata Anteil des Instituts an der Senior Tranche beträgt somit 1/5 (10/50). Des Weiteren investiert das Institut 10 in die First loss Tranche, den pro rata Anteil beträgt hier 1/2 (10/20). Das Institut muss in diesem Beispiel folgende Exposure berücksichtigen: 15 gegenüber den Underlyings A und B (1/5*Min(25; 50) + 1/2*Min(25; 20)), 7 gegenüber Underlyings C bis F (1/5*Min(10; 50) + 1/2*Min(10; 20) und 3,5 gegenüber Underlyings G und H (1/5*Min(5; 50) + 1/2 *Min(5; 20) 23 Vgl. Beispiel 4, EBA/RTS/2013/07 1 PLUS i GmbH 12/ von 8

8 Fazit Auch wenn die EBA ihre Anforderungen aus dem Entwurf aus dem Mai 2013 überarbeitet hat, so stellen die Anforderungen insgesamt doch eine Verschärfung zu den bisherigen Regelungen der CEBS dar. Wünschenswert wäre aus Sicht der Institute ein stufenweises Hereinwachsen in die Anforderungen gewesen. Nicht auszuschließen ist, dass die Anforderungen an die Durchschau unmittelbare Auswirkungen auf die Geschäftspolitik eines Instituts haben. Wie immer werden wir Sie darüber auf dem Laufenden halten und stehen Ihnen selbstverständlich für Rückfragen sehr gerne zur Verfügung Gerne stellen wir Ihnen auch unsere Expertise aus diversen Projekten zu Themen, die sich mit den obigen Fragestellungen beschäftigen, zur Verfügung. 1 PLUS i GmbH 12/ von 8