Suizidalität in den Streitkräften
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- Gitta Raske
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1 Suizidalität in den Streitkräften Erkenntnisse aus dem SuizidRegister der Bundeswehr Gerd Willmund, Christian Helms, Julius Heß, Anja Seiffert, Kai-Uwe Spaniol, Hubert Lamberti, Peter L. Zimmermann
2 Suizidalität in Streitkräften Adhoc-Forschung im PTZ Studienlage International Bundeswehr SuizidregisterBw Methoden Erhebungen Ergebnisse Differenzierungen der Suizidrate Regressionsmodell 2
3 Medialer Fokus? Suizidalität in Streikräften 4486 im Irak getötete US-Soldaten in Afghanistan getötete US- Soldaten 2676 Suizide (Quelle: TIME U.S. Juni 2012)
4 Ein Blick in die Literatur Registerstudien Quelle Zeitraum Studien Design N Suizidrate pro Signifikante Risikofaktoren für Suizide LeardMannet al Prospektive ,73 Männliches Geschlecht, Depression, Bipolare affektive Störung, Alkoholkonsum, (2013) 2007 Kohortenstudie US alkoholbedingte Suchterkrankungen. Keine Korr. mit Kampferfahrung, Einsatzdauer und -anzahl. Kessler et al. Retrospektive ,4 Keinen sicheren Zusammenhang zwischen Auslandseinsatz und Suizidrate (2015) Registerstudie US (Abhängigkeit Truppengattung) Street et al. (2015) Retrospektive Registerstudie US ,6 Suizidziffer der im Auslandseinsatz befindlichen Frauen 14.0/ (3-3.5x im Vgl. zu Frauen ohne Einsatz) Kessler et al. (2015) Retrospektive Registerstudie US ,5 Bei psychiatrischen Patienten nach stationärer Behandlung lag die 12 Monatssuizidprävalenz bei 263.9/ Risikofaktoren waren männliches Geschlecht, spätes Einberufungsalter, kriminelle Vorerfahrungen, Waffenbesitz, frühere suizidale Handlungen, frühere Luxton et al. (2013) Scoville et al. (2007) Desieuxet al. (2004) Helmkamp et al. (1995) Retrospektive Registerstudie US Retrospektive Registerstudue US Longitudinale Kohortenstudie FRA Retrospektive Registerstudie US psychiatrische Behandlungen, psychiatrische Erkrankungen ,2 Bei entlassenen stationär behandelten psychiatrischen Patienten lag die Suizidrate bei 71.6/ pro Jahr. 30 Tage nach der Entlassung lag ein 8.2faches Suizidrisiko im Vergleich zum Risiko nach einem 12-Monatszeitraum nach Entlassung. 66 6,9 3,5-faches Risiko für männl. Rekruten im Vergl. zu weiblichen ,2 Alterseffektezeigten sich bei den unter 25jährigen und den 40-44jährigen Soldaten, die ein 2-faches Risiko im Vergleich zu den 25-29jährigen Soldaten hatten ,01 Navy 12,38 Army 11,31 AF 13,65 MC Männer hatten ein doppelt so hohes Suizidrisiko, niedrigrangigesoldaten hatten doppelt so hohes Risiko wie Offiziere. 4
5 US Registerstudie Truppengattungseffekte Suizidrate 22.4/ ( ) a) Infanterie 37.2/ b) Pioniere 38.2/ Mit Einsatz: 30.6/ * Ohne Einsatz: / Andere TrpGattung: Einsatz / Ohne Einsatz 14.5/ (Kessler et. al., 2015) 5
6 US Kohortenstudie N=1857 US Army Keine Korrelationen zwischen Auslandseinsatz und Suiziden (hr 0.96; 99% CI, ) Signifikant assoziiert waren Entfernung aus dem Dienst, Dienstzeit < 4 Jahre, unehrenhafte Entlassung (hr, 1.63, 99% CI, ) Besonderheit: Abgleichung Personal- vs. Suizidregister (Reger et. al., 2015) 6
7 Suizidforschung im Bereich der Bundeswehr Vergleich stationärer Patienten Suizidgedanken: Alkoholabhängigkeit in der Primärfamilie Suizidversuche: nicht abgeschlossene Lehre, die militärische Grundausbildung, familienanamnestische Suizidalität (Zimmermann et al., 2012) 7
8 Phase 1 (II/2015) Suizide WehrMedStatInstBw PTZ Prüfung über das 6 Augenprinzip (MDA, FA AM, FA PSYCH) der Todesfall-G-Akten Erfassung nach modifizierten Parametern Zimmermann 2012 Suizidregister der Bundeswehr Vergleich mit den gemeldeten Suiziden und Differenzierung Berichtserstattung an Beauftr PTBS Phase 2 (III/2015) Suizidversuche WehrMedStatInstBw PTZ Prüfung über das 6 Augenprinzip (MDA, FA AM, FA PSYCH) der Suizidversuchs-G-Akten Erfassung nach modifizierten Parametern Zimmermann 2012 Vergleich mit den gemeldeten Suizidversuchen und Vgl. mit Datensatz 2011 Phase 3 (IV/2015) Statistische Hauptanalyse PTZ-ZMSBw Vgl. Suizide mit Kontrollstichprobe des ZMSbw (Streitkräftebefragung 2012) Veröffentlichung
9 Suizidregister der Bundeswehr Meldewesen V.a. Suizid 1. (MedDok) Aktenanalyse 2. (FA AllMed) Aktenanalyse aller Todesfälle (N=511) Suizidfälle n= Aktenanalyse FA Psych n= Kein Suizid n=403+1 Nachmeldungen (FA AllMed) n=3 Unklare Todesursache n=4 (2014) Einbezug polizeilicher Ermittlungen 9
10 Empirischer Vergleich Suizidierte und Streitkräfte Fragestellung Welche Risikogruppen innerhalb der Bundeswehr zeichnen sich durch überdurchschnittlich häufige Selbsttötungen aus? Steht die Teilnahme an Auslandseinsätzen im Zusammenhang mit überdurchschnittlich häufigen Selbsttötungen?
11 Empirischer Vergleich Suizidierte und Streitkräfte Datenbasis Datensatz WehrMedStatInstBw/PTZ Suizide , N=107 Stichprobe für die Streitkräfte, ZMSBw im Jahr 2012 N=1549 (Bulmahn, Thomas; Henning, Jana; Höfig, Chariklia; Wanner, Meike (2014): Ergebnisse der repräsentativen Bundeswehrumfrage zur Vereinbarkeit von Dienst und Privat- bzw. Familienleben. Forschungsbericht 107, Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften. Potsdam.)
12 Empirischer Vergleich Suizidierte und Streitkräfte Methode 1. Bivariate Analyse zur Überprüfung, ob bestimmte Risikogruppen unter Suizidierten im Vergleich mit den Streitkräften insgesamt überrepräsentiert werden 2. Dichotomisierte Indikatoren für diese Risikogruppen in einer multivariaten logistischen Regression
13 Risikogruppen nach diesem Modell - Männer (9,6-faches Risiko vs. Frauen) - Alleinstehende Soldaten (7,8-faches Risiko vs. Sdt in Partnerschaften) - Ältere Soldaten über 45 Jahre (4-faches Risiko vs. Sdt < 45a) - Soldaten in den ersten beiden Dienstjahren (2,7-faches Risiko vs. Sdt > 2 DJ) - Kinderlose Soldaten (2,2-faches Risiko vs. Eltern) - Soldaten mit Hauptschul- oder ohne Schulabschluss (2,2-faches Risiko vs. Sdt mit mittl./höheren Schulabschluss) - Soldaten, die nicht oder nur einmal im Auslandseinsatz waren (2-faches gegenüber Soldaten, die häufiger im Einsatz waren) Datenquelle: WehrMedStatInstBw/PTZ, ZMSBw Datenquelle: WehrMedStatInstBw/PTZ, ZMSBw. Daten der Bundeswehrumfrage gewichtet. Angaben zu Merkmalsverteilungen in Prozent. 13
14 Gruppen mit niedrigerem Risiko Frauen Soldaten in Partnerschaften Eltern Soldaten mittleren Dienst- und Lebensalters Soldaten mit höherer Schulbildung Soldaten mit reichhaltiger Auslandserfahrung Die Merkmale Dienstgrad- und Statusgruppe sowie eine Dienstzeit über 20 Jahre weisen keine signifikanten Koeffizienten auf und wurden aus der hier dargestellten Analyse ausgeschlossen. Datenquelle: WehrMedStatInstBw/PTZ, ZMSBw Datenquelle: WehrMedStatInstBw/PTZ, ZMSBw. Daten der Bundeswehrumfrage gewichtet. Angaben zu Merkmalsverteilungen in Prozent. 14
15 Diskussion Keine Hinweise auf Zusammenhang mit Einsätzen (vgl. Reger, 2015; Kessler, 2015) Dienstzeit < 2 Jahren v.a (vgl. Reger, 2015), ab 2012 rückläufiger Effekt Streitkräftestruktur wurde ab 2010 stark verändert, 2012 isoliert (n=22): ausschließlich Männer > 2 Dienstjahre, dann signifikant: Alleinstehender Status, Max.Hauptschulabschluss Robuster Zusammenhang zw. Alleinstehend und Suizidrisiko Datenquelle: WehrMedStatInstBw/PTZ, ZMSBw Datenquelle: WehrMedStatInstBw/PTZ, ZMSBw. Daten der Bundeswehrumfrage gewichtet. Angaben zu Merkmalsverteilungen in Prozent. 15
16 Zusammenfassung keine Hinweise auf ein erhöhtes Suizidrisiko als Folge der Teilnahme an Auslandseinsätzen. Teilnahme an vielen Auslandseinsätzen geht mit einem geringeren Suizidrisiko einher Fortschreibung des Registers notwendig (Struktureffekte (Wehrpflicht, Auslandseinsätze) Depressions- und Suizidprävention? (Forschung, z.b. Mehrebenen-Ansatz f. Vorgesetzte, Betroffene, Angehörige und PSN-Dienstleistern auf regionaler Ebene) Datenquelle: WehrMedStatInstBw/PTZ, ZMSBw Datenquelle: WehrMedStatInstBw/PTZ, ZMSBw. Daten der Bundeswehrumfrage gewichtet. Angaben zu Merkmalsverteilungen in Prozent. 16
17 Limitationen Dokumentationsgüte schwankend S-Blätter häufig fehlend Erkenntnisse über Einsatz (Begutachtungsergebnisse; Rückkehreruntersuchung) Jährliche Fallzahl gering (Jahressuizidziffer?) Ausgeschiedene Soldaten? (Reintegrationsstress) (Haller et al., 2015), (Maquen et al., 2015) (Pease et al., 2015) Datensatzanpassung an Streitkräftebefragung 17
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