Pressekonferenz. Psychosoziale Erkrankungen in Oberösterreich THEMA: Datum: 7. Februar 2006 Beginn: 10:30 Uhr Ort: Presseclub - Ursulinenhof
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1 Herausgeber: Institut für Gesundheitsplanung - Gruberstrasse Linz Tel. 732/ institut@gesundheitsplanung.at - Pressekonferenz THEMA: Psychosoziale Erkrankungen in Oberösterreich Datum: 7. Februar 26 Beginn: 1:3 Uhr Ort: Presseclub - Ursulinenhof
2 Psychosoziale Erkrankungen Eine weltweite Herausforderung Psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen sind weltweit für einen wesentlichen Teil der gesundheitlichen Belastung verantwortlich. Von den zehn wesentlichsten gesundheitlichen Beeinträchtigungen stammen vier aus der Gruppe der psychischen Erkrankungen. Schätzungen zufolge gehen 12 Prozent der globalen Gesundheitsbelastung auf das Konto von mentalen Störungen. Ein weites Spektrum an verschiedenen Krankheitsbildern Der Themenbereich psychosoziale Erkrankungen umfasst eine Vielzahl von Krankheitsbildern mit unterschiedlichsten Symptomen und Schweregraden. Zu den wesentlichsten zählen affektive Störungen (z.b. Depression), neurotische und Belastungsstörungen (z.b. Angststörungen), Schizophrenie und schizophrenieartige Erkrankungen, organisch bedingte psychische Erkrankungen (z.b. Demenzerkrankungen) sowie durch psychotrope Substanzen bedingte Erkrankungen bzw. Suchterkrankungen (z.b. Alkoholerkrankung). Dementsprechend heterogen sind auch die damit verbunden Problematiken und Risikogruppen. Dies lässt sich anhand der stationären Krankenhausbehandlungen veranschaulichen, auch wenn gerade bei psychischen Erkrankungen ein großer Teil der Betroffenen ambulant behandelt wird, und daher Krankenhausaufenthalte mit psychiatrischen Diagnosen nur die Spitze des Eisberges darstellen. Krankenhausbehandlungen aufgrund von affektiven Störungen kommen in den Altersgruppen ab ca. 3 bis 4 Jahren am häufigsten vor. In allen Altersgruppen sind Frauen deutlich häufiger betroffen als Männer. Von Alkoholerkrankungen sind hingegen vor allem Männer betroffen. Die Wahrscheinlichkeit für eine Krankenhausbehandlung nimmt bis zur Altersgruppe der 4- bis 5-Jährigen stetig zu und sinkt dann mit zunehmendem Alter wieder ab. Organisch bedingte psychische Erkrankungen (am häufigsten in dieser Gruppe sind Demenzerkrankungen) sind vor allem in den Altersgruppen ab 7 Jahren verbreitet. Krankenhausbehandlungen aufgrund von Schizophrenie und schizophrenieartigen Erkrankungen finden sich vor allem in den Altersgruppen zwischen 2 und 5 Jahren. Männer und Frauen sind in etwa gleichermaßen betroffen. Im Durchschnitt erkranken Frauen jedoch etwas später
3 Psychosoziale Erkrankungen in Oberösterreich Folie Nr. 3 Datum: Heterogenität der Risikogruppen anhand der KH-Aufenthalte Affektive Störungen <1 1-<2 2-<3 3-<4 4-<5 5-<6 6-<7 7-<8 8-<9 >=9 - <1 1-<2 2-<3 3-<4 4-<5 5-<6 6-<7 7-<8 8-<9 >=9 Alkoholerkrankungen Organisch bedingte psy. Erkrankungen Demenzerkrankungen Schizophrenie <2 2-<3 3-<4 4-<5 5-<6 6-<7 7-<8 1-<2 2-<3 3-<4 4-<5 5-<6 6-<7 7-<8 8-<9 Arbeitskreis Folie 3 von Betroffene je 1. Versicherte nach Alter und Geschlecht Quelle: OÖGKK - FOKO 24 Enge Verknüpfung mit sozialen Problematiken Eine Gemeinsamkeit fast aller psychischen Erkrankungen ist ihre enge Verknüpfung mit sozialen Problematiken, einerseits weil viele psychische Störungen durch Problemsituationen ausgelöst und verstärkt werden können, andererseits weil psychischen Beeinträchtigungen soziale Problemlagen (z.b. Probleme am Arbeitsmarkt) nach sich ziehen können. Dies schlägt sich in schichtspezifischen Unterschieden in der Erkrankungshäufigkeit nieder. Beispielsweise weisen ArbeiterInnen signifikant häufiger Krankenhausaufenthalte aufgrund von affektiven Störungen auf als Angestellte. Bei arbeitslosen Personen beträgt die Wahrscheinlichkeit für eine Krankenhausbehandlung mit einer solchen Diagnose jedoch ein Vielfaches. Ähnliche Zusammenhänge lassen sich auch für Suchterkrankungen, für Schizophrenie und für Neurotische- und Belastungsstörungen beobachten
4 Psychosoziale Erkrankungen in Oberösterreich Folie Nr. 4 Datum: Enge Verknüpfung mit sozialen Problemlagen Affektive Störungen SMR 5, 4, 3, 2, 1, - Arbeiter Angestellte Arbeitslose Betroffene je 1 6 Arbeitskreis Krankenhausaufenthalte; SMR = standardisiertes Morbiditätsverhältnis. Folie 4 von Fehlerindikator: 95%-iges Konfidenzintervall. Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in Kindheit und Jugend Angeh. Arbeiter Mitversicherte Kinder < 1 Jahre Angeh. Angestellter Angeh. Arbeitslose Quelle: OOEGKK - FOKO 24 Zudem lassen sich auch bei Kindern von Arbeitslosen deutliche Häufungen von Verhaltensund emotionalen Störungen erkennen. Dies ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass Kinder, die unter prekären sozialen Bedingungen aufwachsen, verstärkt psychische Probleme entwickeln. Bedeutung für das Gesundheits- und Sozialsystem Österreichweit sind psychische Erkrankungen nach Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparates - die zweithäufigste Ursache für vorzeitige Pensionierungen. 23 gingen 22 Prozent der vorzeitigen Pensionierungen auf psychische Erkrankungen zurück. Bei Frauen ist der Anteil deutlich höher (29 Prozent) als bei Männern (19 Prozent der vorzeitigen Pensionierungen). Die jährliche Anzahl der Krankmeldungen aufgrund psychischer Erkrankungen hat in den letzten Jahren stark zugenommen (zwischen 1996 und 23 betrug die Zunahme 4 Prozent). Laut Arbeitsunfähigkeitsstatistik verursachen psychische Erkrankungen 5,5 Prozent der Krankenstandstage und sind - nach Krankheiten von Skelett/Muskeln/Bindegewebe, - 3 -
5 Atemwegserkrankungen und Verletzungen/Vergiftungen die vierthäufigste Ursache für Krankenstand. Pro Jahr entfallen in Oberösterreich auf 1. Erwerbstätige ca. 727 Arbeitsunfähigkeitstage mit psychischer Diagnose. Tatsächlich dürften die durch psychische Störungen verursachten Arbeitsunfähigkeitstage jedoch noch höher liegen, da anzunehmen ist, dass häufig aus Gründen einer befürchteten Stigmatisierung eine andere Ursache für die Arbeitsunfähigkeit angegeben wird. Die Zahl der Krankenhausaufenthalte infolge psychischer Störungen hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Derzeit entfallen in Oberösterreich auf 1. Einwohner etwa 85 Personen, die innerhalb eines Jahres mindestens einmal wegen einer psychischen Erkrankung in einem Krankenhaus behandelt werden müssen, der Großteil davon wegen affektiven Störungen, wegen Störungen durch Substanzenkonsum (vor allem Alkohol) und wegen neurotischer, Belastungs- und somatoformer Störungen. Ca. 1,5 Prozent aller Krankenhaus-Belagstage weisen eine psychiatrische Hauptdiagnose auf. Im Jahr 24 wurden an Versicherte der OÖGKK insgesamt über 935. Packungen an Psychopharmaka (inkl. Schlaf- und Beruhigungsmittel) verordnet. Das sind durchschnittlich 752 Packungen pro 1. Personen. Den größten Anteil daran machen Antidepressiva aus (55 Prozent). Erhöhtes Suizidrisiko bei psychischen Erkrankungen Ein Großteil der psychischen Erkrankungen geht mit einem erhöhten Suizidrisiko einher. Insbesondere Depressionserkrankungen werden nicht zuletzt aufgrund ihrer weiten Verbreitung für einen Großteil der Suizidfälle verantwortlich gemacht. Suizid ist unter den Todesursachen, die auf äußere Einwirkung zurückzuführen sind (Unfälle, Verletzungen, Vergiftungen etc.) die häufigste. Jährlich versterben mehr Menschen durch Suizid als bspw. infolge von Verkehrsunfällen. Im Jahr 23 gab es österreichweit Suizidfälle. Im Vergleich dazu fielen auf die Todesursachen Unfälle durch Sturz 1.98 Todesfälle, auf Verkehrsunfälle (KFZ und andere Transportmittel) 937 Fälle und auf die Todesursache Mord, Totschlag und vorsätzliche Verletzung 45 Todesfälle
6 Psychosoziale Erkrankungen in Oberösterreich Folie Nr. 6 Datum: Arbeitskreis Folie 6 von Todesursache Suizid Todesfälle durch äußere Einwirkung, Ö 23 Suizid u. Selbstbeschädig. Unfälle durch Sturz Transportmittelunfälle (KFZ, sonst.) Mord, Totschlag u. vors. Verl Potenzielle Verlorene Lebensjahre: PYLL 65 (Anteile), OÖ 23 Bösartige Neubildungen Unfälle (inkl. Verkehr, Sturz etc.) Herz-Kreislauferkr. Suizid Verdauungsorgane Atemwegserkrankungen Sonstige Todesursachen % 1% 2% 3% 4% 2% 6% 12% 15% 19% 17% 29% Quelle: STAT (eigene Berechnungen) Die so genannten Verlorenen Lebensjahre (PYLL Potential Years of Life Lost) stellen einen Gesundheitsindikator dar, der es ermöglicht verschiedene Todesursachen hinsichtlich ihres präventiven Potentials zu vergleichen. Er berücksichtigt nicht nur die Häufigkeit der Todesfälle, sondern auch, in welchem Alter die Betroffenen versterben und ist eine Annäherung an die durch eine Todesursache verlorene Lebenszeit. Der Anteil der durch Suizid verlorenen Lebensjahre ist mit 12 Prozent des Gesamtvolumens nur wenig geringer als der von Herz-Kreislauferkrankungen. Einen höheren Anteil nehmen Unfälle (Verkehrs- und andere Unfälle zusammen) mit 19 Prozent und Krebserkrankungen - mit 29 Prozent der gesamten Verlorenen Lebensjahre ein. Deutlich geringer sind die Anteile von Erkrankungen der Verdauungsorgane (6 Prozent) und Atemweserkrankungen (2 Prozent)
7 Ziel 4 der Oberösterreichischen Gesundheitskonferenz: Bis zum Jahr 21 sollte die Suizidrate um mindestens ein Drittel zurückgehen. Nicht zuletzt deshalb bildet die Verminderung der Suizidrate eines der 1 Gesundheitsziele der Oberösterreichischen Gesundheitskonferenz. Da - wie bereits erwähnt ein Großteil der psychosozialen Erkrankungen mit einem erhöhten Suizidrisiko einhergehen, kann die Verminderung der Suizidrate auch als Indikator für die allgemeine Verbesserung psychische Gesundheit der Bevölkerung angesehen werden. Im Jahr 23 verstarben in Oberösterreich 236 Menschen durch Suizid (171 Männer und 65 Frauen). Das entspricht einer standardisierten Suizidrate von 17 Suiziden pro 1. Einwohner. Oberösterreich liegt damit im österreichischen Bundesdurchschnitt. Das Basisjahr für das Gesundheitsziel 4 bildet das Jahr In diesem Jahr lag die Suizidrate auf ähnlichem Niveau wie 23. Um das Gesundheitsziel zu erreichen, muss die die Suizidrate bis 21 auf unter 12 Fälle je 1. Einwohner gesenkt werden. Psychosoziale Erkrankungen in Oberösterreich Folie Nr. 8 Datum: Arbeitskreis Folie 8 von Gesundheitszieles 4 Reduktion der Suizidrate um mindestens einem Drittel Bis 21 soll die Suizidrate um 3 % gesenkt werden Suizide/1.EW. 1% 99% 15%111% 99% 22,3 2,2 17,1 17, 17,9 18,9 17, Suizidrate Ziel Suizidrate Veränderung Ziel Veränderung 12, 1999=1% 14% 12% 1% 8% 6% 4% 2% % - 6 -
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