Bildungsstrategie: Standards in der Volksschule werden umgesetzt
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- Elvira Kaiser
- vor 6 Jahren
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1 Erziehungsdirektion des Kantons Bern Direction de l'instruction publique du canton de Berne Medienkonferenz vom 13. März 2006, Uhr, Staatskanzlei, C 401 Referat des Erziehungsdirektors Mario Annoni Bildungsstrategie: Standards in der Volksschule werden umgesetzt Es gilt das gesprochene Wort Sehr geehrte Damen und Herren Im Mittelpunkt unserer heutigen Medienkonferenz steht das Projekt Bildungsstandards in der Volksschule. In der Bildungsstrategie der Erziehungsdirektion hat dieses Projekt Priorität (Seiten 8 und 16). Mit dem Projekt wird ein weiterer Schritt auf dem Wege der Qualitätsentwicklung der Schule und der Verbesserung der Chancengleichheit gemacht. Seine Ziele sind auf die gesamtschweizerische Stossrichtung von HarmoS der Harmonisierung der obligatorischen Schule - abgestimmt. Ich werde dies im Folgenden noch ausführen. Ausgangspunkt für das Projekt ist ein Beschluss des Grossen Rats. Er verlangt Folgendes: Folie 1: Ausgangslage Beschluss Grosser Rat 2004 ( Motion Guggisberg) Klare Umschreibung der Lehrplanvorgaben im 2./6./8./9. Schuljahr Durchführung von Standardtests im 2./6./8./9. Schuljahr Massnahmenplanung auf Grund der Auswertungsergebnisse Klare Aufgabenzuteilung der Erziehungsdirektion mit ihrem Schulinspektorat, der Schulkommission, Schulleitung, Lehrkräfte Die Ziele, die mit der Motion verfolgt werden, stimmen mit den Zielen in der Bildungsstrategie überein. Es geht darum, die Chancengleichheit zu gewährleisten, die individuelle Förderung zu optimieren, die Qualitätsentwicklung in Unterricht und Schule zu fördern und die Übergänge in höhere Bildungsstufen zu verbessern.
2 2 Folie 2: Ziele von Bildungsstandards in der Volksschule in Übereinstimmung mit der Bildungsstrategie: Chancengleichheit gewährleisten Individuelle Förderung optimieren Qualitätsentwicklung in Unterricht und Schule fördern Übergänge in höhere Bildungsstufen verbessern Die Umsetzung erfolgt in zwei Phasen: Die erste Phase dauert vom Jahre 2005 bis ins Jahr Sie umfasst (unter anderem) freiwillige Tests in Mathematik und Deutsch. Der erste Test erfolgt im Jahre 2007 in der 8. Klasse. Im Jahre 2008 werden die Klassen 8 und 9 getestet. Im Jahre 2009 betrifft es die Klassen 2, 6, 8 und 9. Die zweite Phase startet im Jahre 2010 mit obligatorischen Tests auf der Basis der nationalen Bildungsstandards vom schweizerischen Projekt Harmonisierung der Volksschule (HarmoS) in den Fächern Deutsch, Französisch, Englisch, Mathematik und Naturwissenschaften. Die Entwicklungen auf kantonaler und schweizerischer Ebene werden laufend in das Projekt aufgenommen. Folie 3: Umsetzung des Projekts Phase 1 ( ; allein im Kt. Bern) - Freiwillige Tests in Mathematik und Deutsch im Jahr 2007 in den 8. Klassen zusätzlich in den 9. Klassen zusätzlich in den 6. und 2. Klassen Phase 2 (ab 2010; gesamtschweizerisch koordiniert) Obligatorische Tests auf der Basis der nationalen Bildungsstandards vom schweizerischen Projekt Harmonisierung der Volksschule (HarmoS) in Deutsch, Französisch, Englisch, Mathematik und Naturwissenschaften Die in der Phase 1 gewährte Freiwilligkeit und Einschränkung auf zwei Fächer gibt den Schulen die Möglichkeit, in einem überblickbaren Rahmen erste Erfahrungen im Umgang und der pädagogischen Nutzung von Tests zu machen. Der Wandel braucht eine sorgfältige Einführung, die mit der Phase 1 gewährleistet wird.
3 3 Welcher Nutzen wird vom Projekt insgesamt erwartet? Der Lehrplan wird bei der nächsten Revision auf klar definierte, gesamtschweizerisch festgelegte Bildungsstandards ausgerichtet. Damit wird eine Forderung der Lehrerschaft sowie der Eltern und Abnehmerinnen und Abnehmer erfüllt, die genau wissen wollen, welche Leistungen beim Übergang von der Primarschule in die Sekundarstufe I und von dort in die Sekundarstufe II zu erbringen sind. Dadurch werden die Leistungen transparenter und besser vergleichbar. So wird eine wichtige Voraussetzung geschaffen, ergebnisorientiertes Unterrichten und Arbeiten bei den Lehrkräften und den Lernenden zu steigern. Im Bildungswesen sollen Tests aufzeigen, ob die Unterrichteten tatsächlich über jene Kenntnisse und Fertigkeiten verfügen, die vom Lehrplan vorgegeben werden. Da nicht alles geprüft werden kann, sollten die Tests das Wichtigste abfragen. Die Umsetzung der Lehrplaninhalte in Testaufgaben führt zu einer grösseren Zielklarheit und Transparenz darüber, was die Schule leisten soll. Der Unterricht kann gründlicher auf das Wesentliche ausgerichtet werden und erreicht dadurch voraussichtlich bessere Leistungen bei den Schülerinnen und Schülern. Deklariertes Ziel der Leistungstests ist die Qualitätsverbesserung in Schulen einerseits soll die Gesamtleistung des Systems gesteigert werden und andererseits sollen Unterschiede der Leistungen zwischen den Schulen möglichst reduziert werden. Beides wird am ehesten erreicht, indem die Schulen mit Unterstützungsbedarf gezielt gefördert werden. Wo die Leistungen nicht genügen, werden besondere Massnahmen getroffen, indem z.b. ein Förderprogramm für Schülerinnen und Schüler eingesetzt oder eine schulhausinterne Weiterbildung für die Lehrpersonen organisiert wird. Eine bessere Qualität der Volksschule wird nicht schon dadurch erreicht, dass der Lehrplan präzisiert wird und Tests durchgeführt werden. Entscheidend ist der Einsatz der Menschen im Bildungswesen. Es sind nun Wege zu erproben, wie die Testergebnisse am besten für die Qualitätsentwicklung genutzt werden können. Dabei spielen nicht allein die Lehrkräfte eine wichtige Rolle, sondern auch die Schulleitungen, die Schulkommissionen, das Schulinspektorat und die Pädagogische Hochschule. Beziehungen zwischen dem kantonalen Projekt Bildungsstandards in der Volksschule und dem EDK-Projekt Harmonisierung der Volksschule (HarmoS) Die EDK orientierte an der Medienkonferenz vom 16. Februar über das schweizerische Projekt HarmoS, dessen primäres Ziel die schweizerische Harmonisierung der Leistungsansprüche auf der Volksschule ist. Der Kanton Bern wird die von HarmoS entwickelten Bildungsstandards übernehmen, ebenfalls die darauf aufbauenden Tests, die im Jahre 2010 vorliegen sollten. Bis
4 4 es so weit ist, stützt sich der Kanton auf erprobte Tests anderer Kantone ab. Die Schulen werden rechtzeitig darüber informiert, welche Teile des Berner Lehrplans die Tests abdecken und welche nicht. Kosten Der finanzielle Aufwand in den Jahren 2007 bis 2009 für den Einkauf und die Durchführung der Tests und für die zwei vorgesehenen Evaluationen beläuft sich insgesamt auf Fr. 750' Dieser Betrag ist im ordentlichen Budget der Erziehungsdirektion enthalten. Kritische Reflexion des Projekts Ich habe Ihnen soeben den Nutzen dieses Projekts aufgezeigt. Es geht um Chancengleichheit und Qualitätsentwicklung und um gemeinsame Standards. Der Erfolg von Projekten ist aber nicht nur abhängig vom Nutzen, auch mögliche Gefahren müssen bereits zu Beginn reflektiert werden, damit sie gezielt angegangen werden können. Im Folgenden will ich aufzeigen, welche Herausforderungen mit den guten Absichten (s. Ziele und Auftrag) verbunden sind und mit welchen Massnahmen Risiken vermindert werden sollen. Folie 4: Herausforderungen und Gegenmassnahmen Herausforderungen/Risiken Massnahmen Teaching to the test Keine Rangordnung der Schulen Tests für möglichst alle Fächer Einsicht in die Testergebnisse Die individuellen Schülerdaten erhalten allein die Klassenlehrkräfte, die Eltern und die Schulleitung Angst vor lohnwirksamer Lehrerbeurteilung Keine Lohnwirksamkeit Teaching to the test Tests geniessen eine hohe Akzeptanz. Sie können nicht von der Schule ferngehalten werden. Aber die Durchführung von Tests kann dazu führen, dass der Unterricht einseitig auf die Tests ausgerichtet wird und andere wichtige Ziele und Inhalte zu kurz kommen. Das Problem kann nicht vollständig gelöst, aber reduziert werden. Dazu gehört die klare Information der Schulen über die beschränkte Reichweite der Tests, des weitern dass keine Rangliste publiziert wird und die Testergebnisse nicht lohnwirksam sind. Eine weitere Massnahme sind Tests für alle Fächer. Damit ist früher oder später zu rechnen. Der Kanton Bern beginnt mit zwei Fächern. Im Anschluss an HarmoS werden es voraussichtlich ab dem Jahre 2010 fünf Fächer sein. Bereits heute wird darüber diskutiert, welches die nächsten Fächer sein sollen und ob auch Fächer übergreifende Kompetenzen wie z.b. das Lernverhalten getestet werden sollen.
5 5 Einsicht in die Testergebnisse Die individuellen Schülerdaten erhalten die Klassenlehrkräfte, die Eltern und die Schulleitung. Die Schulkommission und das Schulinspektorat erhalten nur die anonymisierten Daten der ganzen Schule. Die Angst der lohnwirksamen Lehrerbeurteilung Sobald Tests durchgeführt werden, befürchten Lehrkräfte, sie würden früher oder später für eine lohnwirksame Beurteilung verwendet werden, weil politische Instanzen gelegentlich die lohnwirksame Leistungsbeurteilung von Lehrkräften fordern. Das kantonale Projekt gibt dazu nur schon deshalb keine Möglichkeit, weil nicht alle Klassen flächendeckend getestet werden. Eine lohnwirksame Lehrerbeurteilung ist nicht vorgesehen. Konsequenzen Nach den vorausgegangenen kritischen Überlegungen geht es nun darum, die Konsequenzen daraus zu ziehen, damit die Lehrkräfte Tests als ein wirksames Instrument der Unterrichts- und Schulentwicklung akzeptieren können. Dieses Ziel kann voraussichtlich unter folgenden Bedingungen erreicht werden: Folie 5: Konsequenzen Die Einsicht in die individuellen Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler erhalten allein die Klassenlehrkräfte, die Eltern und die Schulleitung. Es wird keine Rangliste der Schulen publiziert. Die Tests werden nicht zur lohnwirksamen Lehrerbeurteilung eingesetzt. Die Tests bauen in der zweiten Phase auf den Bildungsstandards der EDK auf. Weil sie in der ersten Phase von BIVOS noch nicht zur Verfügung stehen, werden die Schulen informiert, welche Teile des Lehrplans mit den ausgewählten Tests geprüft werden und welche nicht. Die Erziehungsdirektion bleibt im Kontakt mit ihren Partnerorganisationen, den Kantonen und der EDK, um die Koordination sicherzustellen. Die Erziehungsdirektion fördert die freiwillige Testdurchführung, indem sie die entstehenden Testkosten trägt (ohne Infrastrukturkosten für das Internet). Die Pädagogische Hochschule vermittelt im Rahmen ihrer vorhandenen Möglichkeiten in der Grundausbildung und Weiterbildung der Lehrerschaft und den Schulleitungen das Wissen und die Fertigkeiten, um kompetent Leistungstests und andere Evaluationen beurteilen, anwenden und für die Qualitätsentwicklung nutzen zu können.
6 6 Meine Damen und Herren, ich habe Ihnen eine wichtige Massnahme aus der Bildungsstrategie erläutert. Dabei wies ich auf die Chancen dieses Projekts hin und erwähnte auch Herausforderungen, auf die wir vorbereitet sind. Ich bin überzeugt, dass der Kanton Bern mit den verschiedenen Massnahmen ein zentrales Ziel der Bildungsstrategie, nämlich jenes der Qualitätssicherung und steigerung auch in der Zukunft erreichen wird.
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