Synthetische Interventionen: Paraphrasieren, Verbalisieren, Bedeutung explizieren
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- Karin Heinrich
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1 Synthetische Interventionen: Paraphrasieren, Verbalisieren, Bedeutung explizieren IPP 2001 Prof. Dr. Rainer Sachse 1
2 Synthetische Interventionen Synthetische Interventionen sind solche, die auf der Therapeutenseite dazu dienen, das Klienten-Modell zu elaborieren, zu testen, zu differenzieren, um dem Therapeuten damit die Grundlage für therapeutische Entscheidungen zu liefern. die auf Klientenseite den Explizierungsprozess des Klienten fördern, insbesondere dadurch, dass Schema-Aspekte, die vom Klienten bisher unklar waren, nun in einem kognitiv-konzeptuellen Code übersetzt werden. IPP 2001 Prof. Dr. Rainer Sachse 2
3 Synthetische Interventionen Prototypische synthetische Interventionen sind paraphrasieren, verbalisieren, explizieren. IPP 2001 Prof. Dr. Rainer Sachse 3
4 Paraphrasieren Paraphrasieren bedeutet, dass der Therapeut das, was der Klient sagt, wörtlich oder leicht verändert wiedergibt, indem er das vom Klienten Gesagte in andere Worte fasst. Der Therapeut bleibt hier also sehr eng an dem, was der Klient sagt. IPP 2001 Prof. Dr. Rainer Sachse 4
5 Beispiel S (Einladung zur Pressekonferenz) Klient: Ich habe eine Einladung bekommen, an einer Pressekonferenz mitzumachen, aber ich möchte nicht hingehen, weil ich denke, dass ich scheitere. scheitern sich blamieren abgewertet werden inkompetent nicht wertvoll einsam ausgegrenzt werden Therapeut: Sie denken, dass Sie dabei scheitern könnten. Sie denken, das könnte schief gehen. IPP 2001 Prof. Dr. Rainer Sachse 5
6 Funktion Paraphrasieren hat wichtige therapeutische Funktionen. Für den Therapeuten: Der Therapeut kann dadurch, dass er Aspekte der Klienteninformation wiederholt, diese noch mal auf sich wirken lassen und sie damit besser verarbeiten. Der Therapeut verlangsamt durch Paraphrasen das Tempo. IPP 2001 Prof. Dr. Rainer Sachse 6
7 Funktion Für den Klienten: Die Aufmerksamkeit des Klienten wird auf bestimmte Aspekte zentriert. Die Aufmerksamkeit kann internalisiert werden. Der Klient erhält die (implizite) Instruktion: Bleib dabei;, schau Dir diesen Aspekt an; was bedeutet er? IPP 2001 Prof. Dr. Rainer Sachse 7
8 Verbalisieren Verbalisieren kann man definieren als Bemühen des Therapeuten, das vom Klienten Gemeinte explizit zu machen. Der Therapeut wiederholt hier nicht nur, was der Klient sagt, sondern er versucht zu rekonstruieren, was der Klient meint. Der Therapeut muss damit notwendigerweise über die vom Klienten unmittelbar gegebenen Aspekte hinausgehen. IPP 2001 Prof. Dr. Rainer Sachse 8
9 Beispiel S (Einladung zur Pressekonferenz) scheitern Klient: Ich habe eine Einladung bekommen, an einer Pressekonferenz mitzumachen, aber ich möchte nicht hingehen, weil ich denke, dass ich scheitere. sich blamieren abgewertet werden inkompetent nicht wertvoll einsam ausgegrenzt werden Therapeut: Sie haben Angst, dass Sie scheitern könnten. Sie haben Angst, dass Sie sich irgendwie falsch verhalten könnten. Da gibt es eine große Angst bei Ihnen. IPP 2001 Prof. Dr. Rainer Sachse 9
10 Funktion Auch Verbalisierungen haben wichtige therapeutische Funktionen. Für den Therapeuten: Auch hier kann der Therapeut e eigene Verarbeitung dadurch verbessern, dass er noch einmal sagt, was er verstanden hat. Auch durch Verbalisierungen kann man Prozesse verlangsamen. Da der Therapeut über das vom Klienten Gesagte hinausgeht, und dies auch bei hoher Belegbarkeit immer eine Hypothese ist, dient die Verbalisierung der Konsens-Validierung. IPP 2001 Prof. Dr. Rainer Sachse 10
11 Funktion Für den Klienten: Die Aufmerksamkeit des Klienten wird gesteuert. Damit wird die Perspektive internalisiert. Die Aufmerksamkeit wird auf zentrale Informationsaspekte gelenkt. Der Klient erhält (implizit) die Instruktion: Beachte diese Aspekte! Folge diesen Spuren! Was bedeuten diese Aspekte? Da der Therapeut über das unmittelbar Gesagte hinausgeht, erhält der Klient bereits Hilfe bei der Übersetzung. IPP 2001 Prof. Dr. Rainer Sachse 11
12 Beispiel S (Einladung zur Pressekonferenz) scheitern Klient: Ich habe eine Einladung bekommen, an einer Pressekonferenz mitzumachen, aber ich möchte nicht hingehen, weil ich denke, dass ich scheitere. sich blamieren abgewertet werden inkompetent einsam nicht wertvoll ausgegrenzt werden Therapeut: Wenn ich Sie richtig verstehe, haben Sie Angst, sich zu blamieren. Wenn ich Sie richtig verstehe, haben Sie Angst, Sie könnten sich blamieren und andere könnten denken, Sie seien völlig inkompetent. IPP 2001 Prof. Dr. Rainer Sachse 12
13 Bedeutung explizieren Bedeutung explizieren als Vorgehensweise des Therapeuten bedeutet, dass der Therapeut weit über das vom Klienten Gesagte hinausgeht. Der Therapeut nutzt dabei Klienten-Modell, also Wissen über den Klienten und auch Fachwissen, um Hypothesen darüber abzuleiten, was das Gesagte für den Klienten bedeutet. Damit versucht der Therapeut die Implikationsstruktur zu verstehen, also zu verstehen, in welche Bedeutungskonzepte das vom Klienten Gesagte eingebettet ist. IPP 2001 Prof. Dr. Rainer Sachse 13
14 Bedeutung explizieren Der Therapeut versucht damit, das Bedeutungs- Netzwerk des Schemas zu verstehen und teilt dem Klienten das Verstandene (also die Hypothese!) mit. Das Verstehen des Therapeuten muss belegbar, d.h., der Therapeut muss angeben können, wie er zu der Hypothese gekommen ist (aufgrund welcher Informationen, welchen Wissens und welcher Schlussfolgerungen). IPP 2001 Prof. Dr. Rainer Sachse 14
15 Bedeutung explizieren Der Therapeut muss dem Klienten eine Bedeutungs- Explizierung immer als Hypothese (also widerspruchsermöglichend) anbieten und sie mit dem Klienten gemeinsam validieren. Wenn der Klient diese Hypothese nicht annehmen kann, bedeutet dies nicht zwingend, dass sie falsch ist (der Klient kann auch vermeiden!); es besteht a- ber immer die Möglichkeit, dass sie falsch ist. IPP 2001 Prof. Dr. Rainer Sachse 15
16 Beispiel Der Therapeut verbalisiert hier ins Schema hinein, er expliziert Aspekte des Schemas, von denen er annimmt (aufgrund früherer Informationen oder allgemeinen Wissens), dass diese für den Klienten eine Rolle spielen; er tut dies, obwohl diese Aspekte vom Klienten nicht explizit genannt worden sind. IPP 2001 Prof. Dr. Rainer Sachse 16
17 Beispiel S (Einladung zur Pressekonferenz) scheitern Klient: Ich habe eine Einladung bekommen, an einer Pressekonferenz mitzumachen, aber ich möchte nicht hingehen, weil ich denke, dass ich scheitere. sich blamieren abgewertet werden inkompetent einsam nicht wertvoll ausgegrenzt werden Therapeut: Wenn ich Sie richtig verstehe, haben Sie Angst, sich zu blamieren. Wenn ich Sie richtig verstehe, haben Sie Angst, Sie könnten sich blamieren und andere könnten denken, Sie seien völlig inkompetent. IPP 2001 Prof. Dr. Rainer Sachse 17
18 Funktion Bedeutungs-Explikationen haben zentrale therapeutische Funktionen für einen Klärungs-/ Repräsentationsprozess. Für den Therapeuten: Der Therapeut muss, um diese Interventionen überhaupt realisieren zu können, sehr gut verstanden haben, worum es dem Klienten geht, d.h., er muss Teile des inneren Bezugssystems des Klienten verstanden haben. Der Therapeut kann durch die Intervention Hypothesen über das innere Bezugssystem des Klienten validieren. IPP 2001 Prof. Dr. Rainer Sachse 18
19 Funktion Für den Klienten: Durch Bedeutungs-Explikation wird die Aufmerksamkeit des Klienten stark internalisiert und zentralisiert. Der Klient wird aufgefordert, sich mit der Klärung es Bedeutungs-Systems auander zu setzen (diese Interventionen haben eine starke prozessdirektive Wirkung). Der Klient erhält Hilfe bei der Übersetzung, bei der Bildung kognitiv-konzeptueller Codes für bisher nicht vorstellbare Schema-Aspekte; auf diese Weise kann das Schema Schritt für Schritt dekodiert werden. IPP 2001 Prof. Dr. Rainer Sachse 19
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