Frühe Bildung für Familien nicht nur in krisenhaften Lebenssituationen beim Fachtag Was früh hilft, am in Bad Segeberg
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- Greta Holtzer
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1 Workshop 2 Klaudia Bruns & Margarete von Essen Frühe Bildung für Familien nicht nur in krisenhaften Lebenssituationen beim Fachtag Was früh hilft, am in Bad Segeberg Familienbildung frühe Bildung für Familien - ist nach 16, Abs. 1 KJHG eine Soll-Leistung, die aber nicht vorgehalten werden muss. Die Bedeutung präventiver Arbeit, wie sie Familienbildung darstellt, ist in Zeiten knapper Kassen politisch häufig schwer vermittelbar. In der Praxis bedeutet dies eine Abhängigkeit der Einrichtungen der Familienbildung von der öffentlichen Hand. In Schleswig-Holstein mussten die Familienbildungsstätten Kürzungen der Landesmittel verschmerzen und viele Kommunen bzw. Kirchengemeinden mussten ebenfalls Zuschüsse kürzen. In der Regel werden die Eltern durch Kursgebühren an der Finanzierung der Elternbildung / Familienbildung beteiligt. Insofern sind gerade die Angebote PEKiP und DELFI oder auch verschiedene Konzepte von Elterntrainings wie triple p, Starke Eltern starke Kinder u. a., die in vielen Familienbildungsstätten überall in Deutschland angeboten werden, kostenpflichtig und erreichen daher nur einen bestimmten Teil der Elternschaft. 1. PEKiP DELFI Prager Eltern Kind Programm Denken Entwickeln Lieben Fühlen Individuell Einleitung Beide Programme sind heute typische Angebote in so gut wie allen Familienbildungsstätten. Durch den gesetzlichen Anspruch auf Kitaplätze für Kinder ab 3 Jahren, den Krippenausbau und nicht zuletzt die Wiederaufnahme der mütterlichen Berufstätigkeit mit vollendetem 1. Lebensjahr des Kindes sind Mütter bestrebt, im gesamten 1. Lebensjahr ihr Kind besonders zu unterstützen in sozialer und entwicklungspsychologischer Hinsicht. Die Neurobiologie gibt ihnen Recht und bestätigt sie voll und ganz. Prof. Dr. Gerald Hüthers Maxime dazu lautet: Mehr Förderung und Anregung in der frühesten Kindheit schafft ein differenziertes, neurologisches Netzwerk. Dieses ist grundlegend für alle hochwertigen emotionalen, kognitiven und sozialen Lernvorgänge und stellt damit die wichtigste Ressource dar für eine erfolgreiche Auseinandersetzung mit allen Anforderungen des späteren Lebens. und bereichert damit elementar die Lern- und Bildungschancen. Insofern sind gerade die Angebote PEKiP und DELFI oder auch andere Konzepte von Eltern-Kind- Gruppen genau das, was Kinder und Eltern in dieser Phase unterstützen kann
2 - 2 - Wichtigste Merkmale / Konzept Beginn der Programme ab der (PEKiP) und 6. Lebenswoche (DELFI) Pro Kurs können max. 8 Eltern mit ihren Babys (im gleichen Alter) teilnehmen. Das Kursprogramm ist als Begleitung im 1. Lebensjahr gedacht. Es finden wöchentliche Treffen á 1,5 Std. statt. Der Raum ist so warm, dass die Babys nackt sein können. Die Eltern erhalten Spiel-, Bewegungs- und Sinnes-Anregungen, um die Entwicklung ihrer Kinder angemessen zu unterstützen. Eltern werden in ihrer neuen Lebenssituation begleitet - Erfahrungsaustausch und Kontakte untereinander werden gefördert. Eine sozial unterstützende Umgebung hilft Eltern beim Aufbau und Erhalt einer tragfähigen Beziehung zu ihrem Baby. Insofern wird die elementar wichtige Bindung gestärkt und vertieft. Die Babys machen erste Erfahrungen im Kontakt zu Gleichaltrigen und erleben sich in der Interaktion und im gemeinsamen Spiel. Entwicklungs- und Erziehungsfragen werden aufgegriffen und in der Gruppe besprochen. Das voneinander lernen und sich Einbringen in Kombination mit Anregungen der GruppenleiterIn bewirkt eine Stärkung der elterlichen Ressourcen. Die kindliche Entwicklung verläuft individuell, weil Kinder ein unterschiedliches Entwicklungstempo haben und sich die natürlichen biologischen sowie sozialen Bedingungen unterscheiden. Verständnis für die Entwicklungsprozesse des Kindes führt zu mehr Gelassenheit bei den Eltern. Denn Eltern stehen heute unter einem enormen (auch sozialen) Druck, ihr Kind in aller nur erdenklichen Hinsicht optimal zu fördern, kein Zeitfenster zu verpassen. Zielgruppe Beide Programme richten sich an alle Eltern und sind für alle Kinder geeignet. Die Angebote sind in der Regel kostenpflichtig und bleiben daher meist Eltern aus sozial benachteiligten Milieus verschlossen. Kosten, Finanzierung Teilnahmegebühren z. B. in Kiel ca. 4,85 5,-- pro Stunde; in Kiel können Eltern Bildungsgutscheine für die (Teil)finanzierung von PEKiP- u. DELFI-Gruppen einsetzen, somit kommen doch einige Eltern, die weniger Geld haben, in den Genuss dieser präventiven Angebote. Erfahrungen aus der Praxis Eltern fühlen sich in ihrer Kompetenz gestärkt. Häufig ergeben sich aus der Gruppenarbeit auch für den späteren Verlauf dauerhafte Kontakte zwischen Familien; dadurch entsteht Vernetzung innerhalb des sozialen Umfelds. Der Transfer der Kursinhalte in den Alltag der Familien wird durch die langfristige Begleitung über ein Jahr unterstützt
3 PEKiP und DELFI als Prävention? Jungen Eltern steht heute in der Regel keine große Familie oder ein Nachbarschaftsnetz zur Verfügung, sodass sie besonders in der ersten Zeit großen Belastungen ausgesetzt sind und Unsicherheiten, Ängste, Unkenntnis im ungünstigsten Fall eine erfolgreiche positive Bindungsentwicklung zwischen Eltern und Kind beeinträchtigen. In dieser Hinsicht können Eltern-Kind-Kurse Eltern stärken, ihre Erziehungskompetenz erweitern und dazu führen, feinfühliger mit ihrem Baby und den eigenen Bedürfnissen umzugehen. Um auch sozial benachteiligten Eltern Zugang zu diesen Programmen zu verschaffen, müssen Kurse kostenfrei besucht werden können. Bei der Zusammensetzung wäre darauf zu achten, dass die Gruppen stadtteilorientiert angeboten und ggf. auch in der Zielgruppenansprache homogen zusammengesetzt werden (Beispiel: Teenager- Mütter / Familien mit ähnlichem Migrationshintergrund usw.) Bei diesen Familien sollte die Gruppenstärke von 8 auf 5 6 teilnehmende Mütter (o. Väter) reduziert sein, weil der andere kulturelle Hintergrund, evtl. Sprachschwierigkeiten und auch ggf. ein anderes Rollenverständnis in der Familie berücksichtigt werden müssen. 2. Eltern-AG Einleitung PISA- und IGLU-Studie zeigen auf, wie erheblich der Einfluss der sozialen Herkunft der Kinder auf ihren späteren Schul- und Ausbildungserfolg sowie die psychische und physische Gesundheit ist besonders in Deutschland. Gerade veröffentlichte Studien zeigen die Undurchlässigkeit für Migrantenkinder im derzeitigen Schulsystem nur ein Bruchteil macht Abitur. ELTERN-AG ist ein praxisorientiertes Präventionsprogramm der frühen Bildung, Elternschule und Jugendhilfe. Das Angebot richtet sich an Familien in besonders belastenden Lebenslagen, die durch konventionelle Hilfsangebote nur schwer bis gar nicht erreicht werden. Wichtigste Merkmale / Konzept Entwickelt wurde das Konzept von Prof. Dr. Meinrad Armbruster an der Hochschule Magdeburg- Stendal und wird seit 2004 verbreitet. Ziel war es, mit einem Konzept Eltern zu erreichen, die durch herkömmliche Angebote nicht oder nur schwer erreicht werden. Prägnant sind folgende Merkmale: niedrigschwelliger und aufsuchender Charakter; aktivierende, wertschätzende Arbeitsweise und der Empowerment-Ansatz. Ablauf: Das ELTERN-AG Programm beginnt mit einer sechs- bis zehnwöchigen Vorlaufphase, in der die Eltern - 4 -
4 - 4 - in Zusammenarbeit mit Institutionen und Schlüsselpersonen (MultiplikatorInnen) eines Stadtteils oder aber durch direkte Ansprache vor Ort akquiriert werden. Werden mindestens zwölf Personen für die Teilnahme gewonnen und Räumlichkeiten für die Gruppentreffen gefunden, so kann das erste Treffen durchgeführt werden. In den folgenden zehn Wochen der ELTERN-AG, der sogenannten Einführungsphase, werden die Eltern durch die MentorInnen in das Programm eingeführt und mit dem Konzept vertraut gemacht. In weiteren zehn Treffen, der sogenannten Vertiefungsphase, werden die konzeptionellen Abläufe und die bisher vermittelten Inhalte gefestigt. Die Eltern wachsen zunehmend in die eigenständige Durchführung der Treffen hinein. Im Anschluss an den 20-wöchigen Kurs treffen sich die Eltern weiterhin als selbstorganisierte und sozialräumlich vernetzte Gruppe. Die Teilnahme an der ELTERN-AG beruht immer auf Freiwilligkeit. Alle Treffen folgen einer dreigliedrigen Struktur: 1. Mein aufregender Eltern-Alltag (Learning by doing) 2. Relax (Stressmanagement) 3. Schlaue Eltern (Wissensvermittlung) Im Konzept wird davon ausgegangen, dass wenige und einfache Erziehungsgrundsätze ausreichend sind. Grundannahme ist, dass Erziehungsfähigkeiten bei nahezu allen Eltern vorhanden sind. Darauf aufbauend lassen sich die Fähigkeiten in der Gruppe entwickeln und stärken (gemeinsames Lernen auf gleicher Augenhöhe, Empowerment-Methode). Der Ansatz integriert im Besonderen die aktuellen Erkenntnisse der Neurowissenschaften, der Entwicklungspsychologie und der Sozialpädagogik. Zielgruppe Zielgruppe sind werdende Eltern und Familien mit Kindern bis zur Einschulung. Die ELTERN-AG- Gruppen werden in Wohnortnähe durchgeführt. Eine Kinderbetreuung wird bei Bedarf angeboten. Kosten / Finanzierung Das Programm ist für die teilnehmenden Eltern kostenfrei. Finanziert werden können Eltern-AG-Gruppen aus Mitteln der Jugendhilfe, Stiftungsmitteln, Spendengeldern usw. Eltern-AG als Prävention? Durch die Merkmale Einfachheit, niedrige Zugangsschwelle und gute Übersetzbarkeit in den Alltag findet das Programm bei den Adressatinnen der Zielgruppe eine hohe Akzeptanz. Die Gruppen bestehen zu 100% aus Familien in besonders belastenden Lebenslagen. Die relative lange Dauer (20 Wochen) ermöglicht den Eltern, Bindungen untereinander einzugehen, - 5 -
5 - 5 - sie lernen, Probleme anzusprechen und zu lösen und erleben sich als Akteure ihres Alltags. Sie entwickeln Solidarität für andere und sich selber. Im Zuge dieser Erfahrungen sind die Eltern häufig auch offener gegenüber anderen Personen und Institutionen: sie sind eher in der Lage, Probleme in der Kita mit den Erziehern zu besprechen, sie holen sich Unterstützung bei Kinderärzten, Erziehungsberatung usw. Sozial benachteiligte Eltern, die in einem solchen Programm positive Erfahrungen gemacht haben, erleben künftig Kita, Jugendamt, Schule, ASD usw. weniger als Feinde, Gegner, (die alles besser wissen und nichts verstehen ) sondern als Helfer. Intern evaluiert wurde das Konzept von der Fachhochschule Magdeburg-Stendal - hiernach gaben 64% der befragten Eltern an, eine Verbesserung in der Beziehung zu ihrem Kind zu erkennen, was auf eine positive Änderung des Erziehungsverhaltens während der Durchführung der Elterngruppen schließen lässt. Die Eltern lernten, ihre Kompetenzen wahrzunehmen, zu nutzen und auszuweiten. Eltern wurden in ihrer Rolle als erste Erziehungs- und Bildungsinstanz aufgewertet und gestärkt. Die aktuelle Begleitforschung wird durch ein unabhängiges Forschungsinstitut (nexus, Berlin) durchgeführt. Die Teilnahme an einer Eltern-AG ersetzt nicht weitergehende Maßnahmen wie sozialpädagogische Familienhilfe oder ä., die in Krisen zur Stärkung der Erziehungsfähigkeit seitens ASD (Allgemeiner Sozialer Dienst) oder das Jugendamt angeordnet wird kann aber dazu beitragen, dass krisenhafte Lebenssituationen im Vorfeld besser bewältigt und staatliche Eingriffe unnötig machen Margarete von Essen & Klaudia Bruns
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