Geschlechterkonstruktionen in der Literatur

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1 Referentin: Lisa Hachenberg Universität Koblenz-Landau Matrikelnummer: Kolloquium/Modul 15/Germanistik 3. Mastersemester Herr Prof. Dr. Neuhaus und Frau Prof. Dr. Wyss Geschlechterkonstruktionen in der Literatur EINE DARSTELLUNG GENDERSPEZIFISCHER MACHTKONSTRUKTION IN THOMAS MEINECKES TOMBOY

2 Fragestellung: Inwiefern kann Geschlecht als machtvolle Konstruktion gesellschaftlicher Ordnungen und sprachlicher Leistung bewertet werden?

3 Gliederung: 1. Eine Begriffsannäherung: Geschlecht (als (De-)Konstruktion) Geschlechtertheoretische Ansätze 1.2 Aktueller Forschungsstand 2. Geschlecht als diskursives Konstrukt in der Literatur Über Möglichkeit und Notwendigkeit queerer Politiken 2.1 Sprache als Macht einer Konstruktion von Geschlechtsidentität 3. Performative Konstruktion von Geschlechtsidentität als literarisches Motiv und Phänomen sprachlicher Identitätsbildung im Werke von Thomas Meineckes Tomboy 4. Fazit 5. Literaturverzeichnis

4 1. Begriffsannäherung: Geschlecht (als Konstruktion) Geschlechtertheoretische Ansätze a.) b.) Gesamtheit der Merkmale, wonach ein Lebewesen in Bezug auf seine Funktion bei der Fortpflanzung meist eindeutig als männlich oder weiblich zu bestimmen ist. Gesamtheit der Lebewesen, die entweder männliches oder weibliches Geschlecht haben. (Duden.de: o Ab den 1970er Jahren: Frauenbewegung in den USA und Westeuropa Das Geschlecht setzt sich aus den Begriffen sex und gender zusammen und schreibt Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern weniger naturgegebenen, vielmehr jedoch gesellschaftlichen Phänomenen zu (Bart van der Stehen 2012, S. 23)

5 1. Begriffsannäherung: Geschlecht (als Konstruktion) Geschlechtertheoretische Ansätze o Ab den 90er Jahren: (De) konstruktivistische Gendertheorien ( ), die Referenz eines geteilten weiblichen Körpers reichte nicht aus, um die Vielfältigkeit von geschlechtlicher Unterdrückung entlang der Achsen von Klasse, <<race>> und Sexualität zu verstehen und diese zu politisieren (Van der Stehen, Lukkezen, Van Hoogenhuijze 2012, S. 23). Feminismus unterliegt einer Reproduktion von Machtformen, indem die Grundannahme der biologischen Unterscheidung von Geschlecht vertreten wird. Dekonstruktion von Geschlecht Vorausgesetzt, Geschlecht ist nicht etwas, was ein Körper hat oder ist, sondern eine Konstruktion, die sich in den Körper einschreibt und erst auf diese Weise den Körper zu einem weiblichen oder männlichen macht ( ) (Van der Stehen, Lukkezen, Van Hoogenhuijze 2012, S. 23). Radikale Deformierung einer Gesellschaft

6 1.1 Aktueller Forschungsstand osichtbarmachung einer Kritik hegemonialer Formen, Subjekt zu sein (Van der Stehen, Lukkezen, Van Hoogenhuijze 2012, S. 47). oqueere Bewegung (Spieß, Reisigl 2017, S. 103).

7 2. Geschlecht als diskursives Konstrukt in der Literatur Über Möglichkeit und Notwendigkeit queerer Politiken oaufzeigen gewalt- und machtvoller Konstruktion von Identität o Denk- und Handlungsmöglichkeiten von sozialen Beziehungen jenseits von bestehenden gewaltund machtvollen Identitätspolitiken o Natürlichkeit als Ergebnis einer diskursiven Konstruktion o Entstehung des Subjekts durch performative Akte

8 2.1 Sprache als Macht einer Konstruktion von Geschlechtsidentität Die Sprache, die jemand spricht, ist gemeinschaftliche Leistung einer unübersehbaren Anzahl von Generationen, sie ist das historische Ereignis einer unendlichen Zahl von Sprechakten und sie ist gleichzeitig das aktuelle Ergebnis einer kaum abschätzbaren Anzahl von Beeinflussungsvorgängen aus dem sozialen Umfeld des einzelnen (Bergsdorf 1979, S. 8).

9 3. Tomboy von Thomas Meinecke o Roman der Popliteratur o Anhäufung von Anekdoten als Material des Romans; wenig erzählerische Kraft > Essaycharakter o Hohe Sprachgewandtheit o Fiktive Personen sekundär; primär vertreten sind Vertreter_innen der aktuellen Theorien zur Geschlechterdifferenz o Changieren zwischen Nacherzählung und Beschreibung der Personen

10 3. Performative Konstruktion von Geschlechtsidentität als literarisches Motiv und Phänomen sprachlicher Identitätsbildung im Werke Tomboy von Thomas Meinecke Wenn Angela in mich gedrungen ist, besteht keine Klarheit mehr, wer von uns beiden den Penis hat, und wenn sie ihn wieder herauszieht, besitzt er einen Namen, den wir in keinem Biologiebuch der Welt finden können, wenn ihr versteht, was ich damit sagen will (Meinecke 2015, S. 66).

11 Ein Mann bringt einer Frau bei, wie sie zu gehen hat, und sie wiederum reproduziert diesen Gang, damit ihn abermals ein Mann, in unserem Fall Venus Xtravaganza, einer der zahllosen Female Impersonators auf Harlems House-Bällen, imitieren kann. Dieser verkörpert damit eines anderen Mannes Idee davon, wie eine Frau sich bewegt und, Vivian, letzten Endes, was eine Frau ist. Irgendwann erkennen wir eine Frau nur noch daran, daß sie hereingestöckelt kommt wie ein Transvestit, ereiferte sich die Doktorandin. Nun frage ich dich: Bedeutet dies ein konstruktivistisches oder ein dekonstruktivistisches Perpetuum Mobile? (Meinecke 2015, S. 57).

12 Mein schöner Schwanz, nichts weiter als das Fleisch gewordene Ergebnis politischer Übereinkünfte? Woraufhin sich eine lebhafte Debatte darüber entzündete, ob Fraukes und Angelas Verlobung nun also homo-, hetero- oder gar zwangsheterosexuell zu klassifizieren sei (Meinecke 2015, S. 90).

13 3. Fazit o Multiple Hervorbringung sozialer Beziehungen o Machteinflüsse sozialer Konstruktionen o Distanz von Entweder-Oder-Zuweisungspraxen, die einen Ausschluss immer direkt suggerieren o Verbindung von Geschlecht und Identität nicht naturgegeben, da diese erstmals im 18. Jahrhundert datiert werden kann

14 4. Literaturverzeichnis o Austin, John L. (1962): Zur Theorie der Sprechakte (How to do things with Words). Stuttgart. Reclam. o Ayaß, Ruth (2008): Kommunikation und Geschlecht. Eine Einführung. Stuttgart. Kohlhammer. o Butler, Judith (2016): Das Unbehagen der Geschlechter. Gender Studies. Frankfurt am Main. Suhrkamp. o Butler, Judith (1989): Die Macht der Geschlechternormen und die Grenzen des Menschlichen. Frankfurt am Main. Suhrkamp. o Lübbe, Hermann (1979): Sein und Heißen Bedeutungsgeschichte als politisches Sprachhandlungsfeld. In: Bergsdorf, Wolfgang (Hg.): Wörter als Waffen: Sprache als Mittel der Politik. Stuttgart: Verlag Bonn Aktuell. o Meinecke, Thomas (2015): Tomboy. Frankfurt am Main. Suhrkamp. o Pankau, Johannes G. (2005): Sexualität und Modernität. Studien zum deutschen Drama des Fin de Siècle. Würzburg. Königshausen & Neumann. o Samel, Ingrid (2000): Einfürhung in die feministische Sprachwissenschaft. Berlin. Erich-Schmidt-Verlag. o Spieß Constanze / Reisigl Martin (2017): Sprache und Geschlecht. Band 1: Sprachpolitiken und Grammatik. Rhein-Rhur: OBST. o Van der Stehen, Bart / Lukkezen, Jasper / Van Hoogenhuijze (2012): Linke Philosophie heute. Eine Einführung u Judith Butler, Antonio Negir und Slavoj Zizek. Stuttgart. Schmetterling Verlag.