Histologische Untersuchungen uber die verschiedenen

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1 Histologische Untersuchungen uber die verschiedenen Muskeln des Kanguruhs. Von Tadato Tominaga. (Aus dem Anatomischen Institut der Medizinischen Fakultat zu Okayama; Vorstand : Prof. M. Seki u. Prof. R. Ura.) Mit 5 Abbildungen auf Tafel XVI. Cher den Umstand, dab bei der Skeletmuskulatur die Dicke der Muskelfasern, die Verteilung des Bindegewebes and der elastischen Fasern zwischen den Muskelfasern sowie den Muskelbiindeln usw. mit der Funktion der Muskeln in enger Beziehung stehen, haben wir eine Fiille von Literatur. Aus den Untersuchun'gen, welche z.b. Kohashi (i937) beim Menschen, Hirai (194z) beim Haus- und Wildkaninchen, Tominaga (i943) bei den Extremitatenmuskeln verschiedener Saugetiere ausgefuhrt haben, geht hervor, dab die Fasern der sich andauernd oder lebhaft und hurtig bewegenden Muskeln in der Regel dunn sind and das mit der Ernahrung der Mu,skelfasern auf das engste verbundene Bindegewebe eine gute Entwicklung zeigt. Die Sache kann aber nicht immer so einfach liegen, da die Fasern, welche sich in grobe Krafte erzeugenden Muskeln finden, im Gegensatz zu den obigen meistens dick sind. Ich habe nun am Kinguruh, welches bekanntlich eine besondere Gestalt hat and fast immer eine aufrechte KOrperhaltung annimmt, histologische Untersuchungen an verschiedenen Muskeln angestellt, um die Beziehungen zwischen deli). Bau und den Funktionen der Muskeln klarzulegen. I. Material und Methode. Das Kangurub (Macropus) (IL() kg)war in einem zoologischen Garten erwachsen und an einer Krankheit ohne erhebliche Abmagerung gestorben. Durch Injektion einer zo%igen Formalinlösung in die BlutgefiBe fixiert, wurdees in einer Icqoigen FormalinlOsunga:ufbewahrt. 30 Arten"Muskelstackchen aus dem Rumpf, den Exvemitaten und dem Schwanze wurden nach der Methylalkohol-Celloidinmethode in Celloidin eingebettet, eine

2 306 T. T9rninaga, Methode, die die Gewebestiickchen am geringsten schrumpfen labt. Die Schnitte wurden nach der lieidenhain schen Eisenhamatoxylin-, der Heidenhainschen Azan- und der Weigertschen Resorzinfuchsin-Methode gefarbt. Die Messung der quergeschnittenen Flache der Doc) Muskelfasern wurde mit Hilfe des Zeichenapparates und des Planimeters ausgefart. II. Untersuchungsergebnisse. 1. Muskeln der vorderen Extrernitat. Die Muskeln der vorderen Extremitat des Kanguruhs entwickeln sich

3 Histologische Untersuchungen iiber die verschiedenen Muskeln des Kanguruhs. schlecht. Selbst die Muskeln, wie Deltoides, Biceps brachii und Triceps brachii, welche in der vorderen Extremitat relativ grobe Krafte ausiiben, -sind von dtinnen Fasern. Der Flacheninhalt der Querschnitte der Fasern ist nur ein wenig graer als bei den vorderen Extremitatenmuskeln von Fuchs und Hand, welche nach-meiner friiheren Arbeit (1943) unter 9 Saugetieren die diinn.sten Fasern aufwiesen. Das Bindegewebe zwischen den Muskelfasern ist bis 4 (s. Tabelle), Audi elastischen Fasern sind im Vergleich zu den anderen Muskeln viel schlechter entwickelt. z. Riickenmuskeln. Wie aus der KOrperhaltung zu ersehen ist, sind die Riickenmuskein sehr gut entwickelt. Die 'Faserdicke ist beim Latissimus dorsi am dicksten und betrigt 1090p2 (Abb. 3). Der Acromiotrapezius und Longissimu s dorsi ftihren- etwas - diirmere Fasern. Der Rh omb oides maj or ist mit einer anderen Tatigkeit und 'besteht aus 600p2 dicken Fasern, welche unter alien untersuchten Muskeln am_ diinnsten waren. Das Bindegewebe zwischen den Muskelfasern ist verhaltnismabig gut entwickelt und besonders beim Latis simus dorsi und Longissimus dorsi (*). Koh as hi (1937), der beim Menschen die elastischen Fasern der Skeletmuskein im ganzen Korper eingeherxd untersucht hat, bemerkte die Reichlichkeit der elastischen Fasern in den/ Rticken- and Bauchmuskeln. Auch beim Kinguruh sind sie in den Rticken-, Bauch., und Schwanzmuskeln gut entwickelt. Bemerkenswert ist, dab die Muskelfaserr der langen Rtickenmuskeln des Kinguruhs betrachtlich dtinner sind als beim Menschen. Das Bindegewebe ist auch hier im allgemeinen etwas schlechter.entwickelt als beim Menschen. 3. Brustmuskeln. Der Pectoral i s maj or ist kein kraftiger Muskel. Seine Muskelfaserrx sind dunn, das interstitielle Bindegewebe erweist sich. Die In terco s tales e x t e r n i, welche sich an der Atembewegung beteiligen und inspiratorisch arbeiten, bestehen aus diinnen Milskelfaserr (Abb. 4). Sie sind mit reichlichem interstitiellem Bindegewebe versehen (*). Diese Befunde stimmen- mit denjenigen von Inaba (1942) an den Aternmuskeln verschiedener Saugetieren itherein. 4. Bauchmuskeln. Die Bauchmuskeln sind verhaltnismabig kraftig. Der Obliquus abdominis in tern us ist unter alien untersuehten Muskeln von den dicksten Fasern, indem der Mittelwert der Querschnitte zz6o betrigt. Die

4 3 o8 T. Tominaga, Fasern sind beim Obliquus abdominis externus diinner und beim Rectus abdominis am diinnsten (Abb. In den obigen drei Muskeln sind elastischen Fasern besonders reichlich vorhanden (fr). Der Ps o a s maj or ist kraftig, seine Muskelfasern sind aber dunn und das Bindegewebe ist in geringerer Menge (*) zu sehen. 5. Gesassmuskeln. Die Muskelfasern des Glutaeus maximus und medius sind dunn. Das interstitielle Bindegewebe ist sparlich (+). 6. Muskeln der hinteren Extremit5t. Der Rectus femoris, ein grober Muskel, fiihrt ganz danne Muskelfasern (875/22). Sie sind diinvsten unter den Muskeln der hinteren Extremitat. Das Bindegewebe zwischen den Muskelfasern ist +. Der Vastus lateralis und medialis, von betrachtlich dicken Muskelfasern, sind auch an Bindegewebe. arm (+). Die Muskelfasern des Biceps femoris, Gracilis und Semitendineus sind dunn, das Bindegewebe erweist sich + bis 4+. Der Gastrocnemius und Soleus sind grob, ihre Muskelfasern sind sehr dick (Abb. a). Das Bindegewebe ist mal3ig entwickelt (+ bis 4), in welchem auch ziemlich reichliche elastische Fasern eingeschlossen sind. 7. Schwanzmuskeln. Es wurde an vier Muskeln, Extensor caudae longus and brevis und Flexor caudae longus und brevis, die Untersuchung vorgenommen. Ihre Muskelfasern sind ma.big dick, den Extensor caudae brevis ausgenommen, welche aus vie! diinneren Fasern besteht. Das Bindegewebe zwischen den Muskelfasern ist immer gut entwickelt (+1- bis *) und sehr stark elastisch durchsetzt (Abb. 5). III. Zusammenfassung. 1. Die Faserdicke des Kanguruhs ist : Obliquus abdominis internus > Soleus, Vastus lateralis, Vastus medialis > Tibialis posterior, Gastrocnemius > Flexor caudae brevis > Obliquus abdominis externus > Flexor caudae longus > Latissimus dorsi, Extensor caudae longus, Sernitendineus > Gracilis, Biceps femoris, Acromiotrapezius, Glutaeus maximus, Glutaeus medius, Tibialis anterior, intercostales externi> Rectus femoris, Triceps brachii, Longissimus dorsi, Extensor caudae brevis > Psoas major, Pectoralis major, Deltoides, Biceps brachii > Rhomboides major, Rectus abdominis. 2. Die langen -Riicken- and Intercostalmuskeln, welche beide sich stets

5 Histologische Untersuchungen uber die verschiedenen Muskeln des Kanguruhs. 309 in Tatigkeit befinden, bestehen aus dtinnen Muskelfasern. Beztiglich der Tatsache, dab beim Kanguruh die Muskelfasern der Riickenmuskeln nicht so dick sind wie beim Menschen, liegt die Annahme nahe, dab fur die Bewahrung -des oberen KOrpers vot demhinfallen keine groi3eren Krafte erforderlich sind. 3. Bei dem Schwanz, welcher anhaltend tatig ist und gewaltige Kraft erzeugt, sind die Muskelfasern mittelmabig dick, das Bindegewebe zwischen den Fasern und die elastischen Fasern sehr gut entwickelt. 4. Das Bindegewebe zwischen den Muskelfasern sind in den Muskeln des Riickens, der Brust, des Bauches und des Schwanzes gut entwickelt und besonders im Inter cos tales extefni reichlich enthalten. 5. Der Entwicklungsgrad der elastischen Fasern, welche zwischen den Muskelfasern owie zwischen den Muskelbiindeln gelagert sind : Schwanz > Riicken > Bauch > Brust hintere Extremitat > vordere Extrerriit.t. 6. Die vordere Extremitat steht in der Entwicklung. der Muskeln der hinteren bei- weitem nach. Auch die Muskelfasern sind bei ihr vie diinner. Literaturverzeichnis. Ha] ban, J.: Die Dicke der quergestreiften Muskelfasern und ihre Bedeutung. Anat. H. 3 (1894). Hirai, T.: Vergleichende histologische Unterpuchungen der Skeletmuskeln des Haus- und Wildkanirichens. Okajimas Fol. anat. jap ). In ab a, Y.: Vergleichende Histologic der Atemmuskeln. Okajimas Fol. anat. jap. 22 `0 943). K oha as h i, Y.: Histologische Untersuchungen der verschiedenen Skeletmuskeln beim Menschen. I. Untersuchungen beim Erwachsenkn. Okajimas Fol. anat. jap. 15 (1937). Kohashi,Y.: Histologische Untersuchungen der verscbiedenen Skeletmuskeln beim Menschen. II. Elastische Fasern in den Muskeln. Okajimas Fol. anat. jap. 13 (x937). S chief fer deck er, P.: Vergleichende Betrachtungen uber 116 von mir untersuchten Muskeln. Z. mikrosk.-anat. Forsch. 9 (1927). Tom inaga, T.: Vergleichende histologische Studien uber die Extremitatenmuskeln der Saugetiere. Kaibti Z. 21 (i943). (jap.) Erklarung der Abbildungen auf Tafel XVI. Abb. at Aus dem Querschnitt des.r e.c t u s abdominis.1 box. -Hei d en hai nsche Eisenhamatoxylin-Farbung. Abb. 2. Aus dem Querschnitt des Soleust Ivo X. Heidenhainsche Eisenhamatoxylin-Firbung. Abb. 3. Aus dem Querschnitt des Lati s s imus dors i. '!co X. Heidenhai n sche Azanfarbung. Abb. 4. Aus dem Querschnitt des Intercostalis externus. Toox. Heidenhain sche Azanfarbung. Abb. 3. Aus dem Querschnitt des Extensor caudae longus. box. Weigertsche Resorzinfuchsin-Farbung.

6 OKAJIMA FOLIA ANATOMICA JAPONICA, BD. 22.