Prof. Dr. Gerhard Naegele. Generationenverhältnis und Generationenbeziehungen. Input. ZudA Summer School 2008 Bochum,
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- Hermann Kästner
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1 Prof. Dr. Gerhard Naegele Generationenverhältnis und Generationenbeziehungen Input ZudA Summer School 2008 Bochum,
2 Grundtendenzen der demografischen Entwicklung Konstant niedrige Geburtenraten und wachsende Kinderlosigkeit; Rückgang der Gesamtbevölkerung; Dreifaches Altern der Bevölkerung; Altern der Belegschaften und Rückgang im Erwerbspersonenpotenzial; Anhaltende ethnisch-kulturelle Differenzierung der Bevölkerung; Altern der Belegschaften/des Erwerbspersonenpotenzials und demografisch bedingte Arbeitskräfteknappheit. 2
3 Veränderungen in Zahl und Altersstruktur der Bevölkerung
4 Generationenverhältnisse und Generationenbeziehungen Der Begriff der Generationenverhältnisse umschreibt das unpersönliche Verhältnis zwischen Altersgruppen/Kohorten einer Bevölkerung (z.b. Beitragsempfänger und Beitragszahler in der Gesetzlichen Rentenversicherung). Demgegenüber bezieht sich der Begriff der Generationenbeziehungen auf die persönlichen, konkreten Beziehungen zwischen Angehörigen unterschiedlicher Abstammungsgenerationen innerhalb einer Familie (z.b. Großeltern, Eltern und Kinder). Generationenbeziehungen betreffen somit die familiäre Ebene. 4
5 Großer Generationenvertrag Der große Generationenvertrag ist das Ergebnis sozialstaatlichen Handelns mit dem Ziel, (vormals) wichtige Funktionen des Familienverbundes durch kollektive Formen der sozialen Sicherung zu ersetzen. Er bezieht er sich heute auf das quantitative Verhältnis der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter zur Bevölkerung im nicht-mehrerwerbsfähigen Alter. Er basiert auf dem Prinzip der intergenerationellen Solidarität. Bei quantitativen Verschiebungen in der Bevölkerungszusammensetzung zugunsten der Personen im nichtmehr-erwerbsfähigen Alter sind insbesondere die auf dem Umlageprinzip fußenden Sozialversicherungssysteme (GRV, GKV, PV) berührt. 5
6 Der Große Generationenvertrag unter Druck!? Gibt es eine Krise des großen Generationenvertrages? Muss er aufgekündigt werden? Droht gar eine Rentnerdemokratie (BILD)? Das demografische Krisenszenarium fußt unzulässigerweise auf einer querschnittlichen Betrachtungsweise der Wirkungen des großen Generationenvertrages. Notwendig ist vielmehr eine längstschnittliche Perspektive, welche die wirtschaftlichen Beiträge der Älteren an der Sicherung des großen Generationenvertrages im Lebenslauf zum Gegenstand hat. Auch geht es im großen Generationen-Vertrag um das Verhältnis der Aktiven zu den Nicht-Aktiven und nicht um bloße Jung-Alt- Zahlenverhältnisse. Hierzu gibt es bislang (zu) wenig genutzte sozialpolitische Gestaltungs- und Handlungsoptionen incl. active ageing. 6
7 Kleiner Generationenvertrag Der kleine Generationenvertrag ist im Mikrobereich der Familie angesiedelt und bezieht sich auf die jeweilige Sicherungszuständigkeit von Angehörigen unterschiedlicher Generationen. Wir können heute von einem Drei-Generationen-Vertrag sprechen. Er wird unmittelbar berührt durch wachsende Kinderlosigkeit und weniger Kinder auf der einen und durch eine wachsende Zahl älterer und sehr alter Familienmitglieder auf der anderen Seite. Berührt sind insbesondere intrafamiliäre, d.h. in beiden Richtungen erfolgende Hilfe- und Unterstützungsleistungen. 7
8 Auch der kleine Generationenvertrag unter Druck!? Die Zunahme innerfamiliärer Verpflichtungen gegenüber Älteren und der Rückgang der Geburtenrate, der mit sinkenden Kinder-, Geschwister- und Enkelkinderzahlen einhergeht, verändern intergenerationelle Austauschbeziehungen. Hinzu kommen Einflüsse des sozialen und politischen Wandels. Allerdings zeigen empirische Befunde, dass der kleine Generationenvertrag funktioniert. Zu fragen ist, (1) wie lange noch bzw. (2) ob sich neue informelle solidarische Sicherungsformen erheben. Allerdings wird die Realisierung des kleinen Generationenvertrages künftig voraussetzungsvoller. Dennoch trifft die These vom crowding out nicht zu. 8
9 These: Der große Generationenvertrag ist in der Konsequenz die Voraussetzung für das Funktionieren des kleinen Generationenvertrages und umgekehrt! Es gibt einen unauflösbaren Zusammenhang zwischen praktizierter innerfamiliärer-intergenerationeller Solidarität und dem großen Generationenvertrag. Solidarisches intergenerationelles Handeln ist immer dann erwartbar, wenn die Betroffenen selbst familiäre Solidarität erfahren können. Die zwischen den Generationen praktizierte Alltagssolidarität im kleinen ist gleichsam die Geschäftsgrundlage für den großen Generationenvertrag. Der große Generationenvertrag ist in vielfacher Beziehung die Voraussetzung für das Funktionieren des kleinen Generationenvertrages. 9
10 Näheres dazu am kommenden Donnerstag. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit! 10
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