Forschung in der Klärungsorientierten Psychotherapie

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1 Rainer Sachse, Meike Sachse Forschung in der Klärungsorientierten Psychotherapie PABST

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3 Rainer Sachse, Meike Sachse Forschung in der Klärungsorientierten Psychotherapie PABST SCIENCE PUBLISHERS Lengerich

4 Prof. Dr. Rainer Sachse Institut für Psychologische Psychotherapie Prümerstr Bochum info@ipp-bochum.de Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über < abrufbar. Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden nicht besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt. Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Bildnachweis Titelseite: clivewa - Fotolia.com 2015 Pabst Science Publishers, Lengerich, Germany Formatierung: Armin Vahrenhorst Printed in the EU by booksfactory.de Print: ISBN ebook: ISBN (

5 Inhaltsverzeichnis Einleitung Reiner Sachse, Meike Sachse...9 I Prozessforschung in der Klärungsorientierten Psychotherapie Prozess-Studien zur Klärungsorientierten Psychotherapie und daraus abgeleitet therapeutische Konsequenzen Rainer Sachse Einleitung Prozessforschung Schlussfolgerungen für die Praxis Explizierungsprozesse bei Klienten mit Persönlichkeitsstörungen und Klienten mit psychosomatischer Verarbeitungsstruktur: Eine Mikro-Prozess-Analyse Rainer Sachse, Meike Sachse Fragestellung Theoretische Aspekte Methodik Ergebnisse...31 II Forschungen zur und mit der BIBS Die Beziehungs-Inhalts- und Bearbeitungsskalen (BIBS) Analysen eines Rating-Systems Rainer Sachse, Sandra Schirm, Ueli Kramer Die Entwicklung Die Skalen des BIBS Analysen des BIBS

6 Inhaltsverzeichnis 3.4 Weitere Analyse-Ergebnisse Resume...54 III Erfolgsforschung in der Klärungsorientierten Psychotherapie Untersuchung der Effekte Klärungsorientierter Psychotherapie bei Klienten mit Persönlichkeitsstörungen: Erhebungsinstrumente, therapeutische Strategien und Vorgehen bei der Untersuchung Rainer Sachse, Meike Sachse Die Untersuchung Die Störungsgruppen Die Therapien Die Untersuchungsinstrumente Effekte Klärungsorientierter Psychotherapie bei Klienten mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung Rainer Sachse, Meike Sachse Die Untersuchung Ergebnisse Überblick über die wichtigsten Ergebnisse Wirksamkeit Klärungsorientierter Psychotherapie bei Klienten mit histrionischer Persönlichkeitsstörung Rainer Sachse, Meike Sachse Die Untersuchung Ergebnisse Ergebnisse im Überblick Effekte Klärungsorientierter Psychotherapie bei Klienten mit dependenter Persönlichkeitsstörung Rainer Sachse, Meike Sachse Die Untersuchung Ergebnisse Ergebnisse im Überblick

7 Inhaltsverzeichnis 8 Wirkung Klärungsorientierter Psychotherapie bei Klienten mit psychosomatischer Verarbeitungsstruktur Rainer Sachse, Meike Sachse Die Untersuchung Ergebnisse Ergebnisse im Überblick Auf welche Erfolgsvariablen wirkt Klärungsorientierte Psychotherapie ein? Rainer Sachse, Meike Sachse Die Fragestellung Ergebnisse Welche Persönlichkeitsstörungen profitieren wie von Klärungsorientierter Psychotherapie? Rainer Sachse, Meike Sachse Die Fragestellung Ergebnisse...97 IV Die Gruppierung der Erfolgsvariablen zu Indikator-Gruppen Definition von Indikator-Bereichen Rainer Sachse, Meike Sachse Einleitung Korrelationsanalysen Symptombelastung Depressivität Soziale Unsicherheit Mangelnde Durchsetzung Selbst-Regulation Relevante Persönlichkeitsstörungen Indikator-Bereiche

8 Inhaltsverzeichnis V Entwicklung eines Persönlichkeitsstörungs-Rating-Systems Das Persönlichkeitsstörungs-Rating-System Rainer Sachse, Stefanie Kiszkenow-Bäker, Sandra Schirm Entwicklung Rating der einzelnen Störungen Dependente Persönlichkeitsstörung: DEP Selbstunsichere Persönlichkeitsstörung Psychosomatische Verarbeitungsstruktur Komorbidität Auswertungsbogen Rating-Vorgehen

9 Einleitung Reiner Sachse, Meike Sachse In den letzten Jahren hat uns das Institut für Psychologische Psychotherapie (IPP) sehr gute Gelegenheiten gegeben, Forschung im Bereich der Klärungsorientierten Psychotherapie (KOP) zu betreiben. Die meisten der im IPP behandelten Klientinnen und Klienten haben uns die schriftliche Einwilligung gegeben (die mit dem Datenschutz-Beauftragten des Landes Nordrhein-Westfalen abgestimmt ist), dass wir die erhobenen Fragebogen-Daten in anonymisierter Form zu Forschungszwecken verwenden dürfen und die spezielle Einwilligung, dass Rater Audio-Aufzeichnungen der Klienten raten dürfen und wir die Daten, wiederum in anonymisierter Form, verwenden dürfen. Die Daten dieser Klientinnen und Klienten haben wir in den hier vorliegenden Studien verwendet. Inzwischen haben wir einen größeren Daten-Pool geschaffen, den wir nun langsam forschungsmäßig weiter aufarbeiten. Dieses Buch enthält nun die ersten Arbeiten, die daraus entstanden sind. 9

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11 I Prozessforschung in der Klärungsorientierten Psychotherapie In diesem Teil soll ein Überblick gegeben werden über bisherige Prozessforschungen und deren Ergebnisse in der Klärungsorientierten Psychotherapie und es soll eine neue Prozessforschungsstudie vorgestellt werden. 11

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13 Kapitel 1 Prozess-Studien zur Klärungsorientierten Psychotherapie und daraus abgeleitet therapeutische Konsequenzen Rainer Sachse 1.1 Einleitung Im Rahmen der Entwicklung von Zielorientierter Gesprächspsychotherapie und Klärungsorientierter Psychotherapie wurden einige Prozessstudien von Psychotherapie durchgeführt: Prozessstudien, in denen untersucht wurde, wie Klienten im Therapieprozess eine Klärung/Explizierung von Schema-Annahmen oder von Motiven durchführen, in welchem Ausmaß sie bei Klärungsprozessen von therapeutischen Interventionen abhängig sind, wie stark sich therapeutische Interventionen steuernd auf Klienten-Prozesse auswirken, wie effektive Interventionen gestaltet werden müssen etc. Aus den Ergebnissen dieser Studien wurden zentrale Schlussfolgerungen für eine Konzeption der Klärungsorientierten Psychotherapie (KOP) gezogen; und dies bedeutet, dass zentrale Annahmen der KOP auf empirischen Ergebnissen basieren. In dieser Arbeit sollen die zentralen Ergebnisse und Schlussfolgerungen zusammenfassend dargestellt werden. Diesen Prozessstudien liegt die sogenannte Explizierungstheorie von Sachse und Maus (1987, 1991) zugrunde, nach der Klärungsprozesse in mehreren aufeinanderfolgenden Stufen ablaufen, die als Bearbeitungsweisen des Klienten (BW) bezeichnet wurden. Sachse und Maus haben dazu eine Skala entwickelt, die die jeweilige BW eines Klienten in einer Klienten-Aussage erfasst. Theoretisch wurde angenommen, dass Therapeuten mit Interventionen den Klienten sogenannte Bearbeitungsangebote (BA) machen, mit denen sie Einfluss nehmen auf den Explizierungsprozess von Klienten. Zur Erfassung dieser Bearbeitungsangebote wurde eine Skala entwickelt, die völlig parallel zur BW-Skala konzipiert ist, sodass sich Therapeuten-Angebote und Klienten-Prozesse direkt aufeinander beziehen lassen. Dadurch lässt sich unmittelbar erfassen, wie Therapeuten auf Klienten reagieren und wie Klienten auf therapeutische Angebote eingehen. Wir (Sachse & Maus, 1987) vermuteten, dass Klärungsprozesse von Klienten für Klienten schwierig sind und dass Klienten aus verschiedenen Gründen diese Prozesse von sich aus kaum vollziehen können und dass sie deshalb in hohem Maße gezielte Unterstützung vom Therapeuten be- 13

14 Rainer Sachse nötigen, dass sie diese Unterstützung aber auch in hohem Maße annehmen und umsetzen. Derartige Effekte waren mit den bis dahin entwickelten globalen Rating-Skalen nicht untersuchbar. 1.2 Prozessforschung Die Grundannahme des Forschungsansatzes war, dass sich wesentliche Effekte therapeutischer Interventionen auf der Mikroebene von Psychotherapie zeigen sollten, also als unmittelbare Interaktionseffekte zwischen Therapeut und Klient: Aus diesem Grunde haben wir Prozessforschung auf der Mikroebene durchgeführt Methodik Wir haben dazu sogenannte Triple analysiert, also Dreier-Sequenzen, bestehend aus: Klienten- Aussage 1 Therapeuten- Aussage Klienten- Aussage 2 Die Klienten-Aussagen haben wir geratet nach der Tiefe der Bearbeitungsweise (BW mit Hilfe der Skala von Sachse und Maus (1987, 1991; vgl. Sachse & Takens, 2003), also danach, wie tief die Klienten im Explizierungsprozess arbeiten. Die Therapeuten-Aussage haben wir geratet nach der Tiefe des Bearbeitungsangebotes (BA) mit Hilfe der Bearbeitungsangebots-Skala, die zur Bearbeitungsweise-Skala parallel aufgebaut ist und die erfasst, welche Tiefe des Explizierungsprozesses der Therapeut mit seiner Intervention jeweils anbietet. Dann lassen sich zwei Relationen bilden: Die Relation zwischen der Bearbeitungsweise der ersten Klienten-Aussage (BW1), dem Bearbeitungsangebot des Therapeuten (BA). Die Relation zwischen der Bearbeitungsweise der ersten Klienten-Aussage (BW1), der Bearbeitungsweise der zweiten Klienten-Aussage (BW2). Dann lassen sich drei Arten von Relationen festmachen: Vertiefen BA > BW1: Der Therapeut macht ein BA, das über den Explizierungsstand des Klienten hinausgeht. BW2 > BW1: Der Klient vertieft in der zweiten Aussage seine BW im Vergleich zur ersten Aussage. 14

15 Kapitel 1: Prozess-Studien zur Klärungsorientierten Psychotherapie Gleichbleiben BA = BW1: Der Therapeut macht ein BA, das dem Niveau der BW der ersten Klienten-Aussage entspricht. BW2 = BW1: Der Klient bleibt in seiner BW gleich. Verflachen BA < BW1: Der Therapeut macht ein BA, das flacher ist als die BW der ersten Klienten-Aussage. BW2 < BW1: Der Klient verflacht seine BW von Aussage 1 zu Aussage 2. Trägt man die Relation von BA zu BW1 (= relatives BA) gegen die Veränderung der BW auf, dann erhält man die sogenannte Steuerungsmatrix : Relatives BA vertiefen gleichhalten Verflachen Veränderung der BW vertiefen gleichbleiben verflachen X X X Abb. 1: Steuerungsmatrix (X = erwartete Effekte) Mit Hilfe dieser Matrix kann man nun unmittelbar analysieren, wie stark der Steuerungseffekt des Therapeuten auf den Klienten-Prozess ist, wie stark die Klienten von sich aus den Explizierungsprozess vertiefen, wie konstruktiv Therapeuten den Prozess steuern etc. Man kann auch den Steuerungseffekt untersuchen in Abhängigkeit von anderen Variablen, z.b.: In Abhängigkeit von der Qualität der Therapeut-Klient-Beziehung. In Abhängigkeit von der Qualität des Verstehens des Therapeuten. In Abhängigkeit von der Qualität der therapeutischen Interventionen. In Abhängigkeit von der Art der Störung des Klienten. In Abhängigkeit von der Entwicklung des Klienten-Prozesses. In Abhängigkeit von der Therapieform. Etc. Tabelle 1 zeigt ein typisches Ergebnis einer solchen Analyse. 15

16 Rainer Sachse Tab. 1: Ergebnisse einer Prozessanalyse Alle Prozessuntersuchungen führen eindeutig zu einem Ergebnis: Therapeuten üben mit ihren Bearbeitungsangeboten einen sehr stark steuernden Einfluss auf den Explizierungsprozess der Klienten aus. Oder anders gesagt: Klienten nehmen vertiefende, gleichhaltende und (vor allem!) verflachende BA von Therapeuten in sehr hohem Maße an. Die Interventionen der Therapeuten (die das BA transportieren ) wirken sich daher hochgradig prozessdirektiv auf den Klienten aus. Dies zeigt zweierlei: Therapeuten haben einen hohen Einfluss auf die Klienten-Prozesse (nicht auf die Klienten-Inhalte, denn die Therapeuten machen nur BA, keine inhaltlichen Vorgaben!). Bearbeitungsangebot vertiefen % gleichhalten % verflachen % Veränderungen der Bearbeitungsweise (BW) vertiefen gleichbleiben verflachen , ,4 4 8, , ,4 2 4,2 13 8,1 8 8, ,5 Summe Summe Typischerweise sieht man, dass Klienten den vertiefenden BA der Therapeuten in recht hohem Maße folgen (BA+/BW+), dass Klienten bei gleichhaltenden BA des Therapeuten kaum von sich aus vertiefen (BA=/BW+), dass Klienten aber verflachende BA in noch höherem Ausmaß annehmen (BA-/BW-). Die empirischen Studien, deren Ergebnisse ich hier darstelle und aus denen ich Schlussfolgerungen für die Praxis ableite, sind Folgende: Atrops & Sachse, 1994; Bullmann, 2006; Frohburg & Sachse, 1992; Reicherts & MontiniLirgg, 2006; Sachse, 1988a, 1988b, 1990a, 1990b, 1990c, 1990d, 1991a, 1991b, 1991c, 1992a, 1992b, 1992c, 1993, 1994, 1995, 1997a, 1997b, 2006a; Sachse & Atrops, 1991; Sachse & Maus, 1987, 1991; Sachse & Neumann, 1983, 1986, 1987; Sachse & Rudolph, 1992a, 1992b; Sachse & Takens, 2003; Takens, 1995, 1996, Ergebnisse und Schlussfolgerungen Um praxisorientiert zu bleiben, möchte ich hier nicht die Forschungen im Einzelnen referieren, sondern nur die Ergebnisse darstellen und die Schlussfolgerungen für die Praxis erörtern; falls der Leser die Einzelergebnisse lesen will, sind die Originalarbeiten jeweils angegeben Steuernder Einfluss der Therapeuten 16