Bachelorarbeit. Kritische Reflexion der Tafel e.v. im Kontext. sozialarbeiterischer Hilfen. Studienfach: Soziale Arbeit. Sommersemester 2017

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1 Bachelorarbeit Kritische Reflexion der Tafel e.v. im Kontext sozialarbeiterischer Hilfen Studienfach: Soziale Arbeit Sommersemester 2017 Luisa Gundermann Urn:nbn:de:gbv:519-thesis Abgabetermin: 20.Juli 2017

2 Inhalt Einleitung Was ist Soziale Arbeit, eine Definition Entstehung der Sozialarbeit Soziales Problem Armut und Sozialarbeit Definition Armut Zweck der Sozialen Arbeit im Kapitalismus Kritik der Sozialarbeit unter dem Paradigma der Lebensbewältigung Tafel e.v Tafel e.v., was ist das? Geschichte der Tafel e.v Lebensmittelverschwendung vs. Ernährungsarmut Kritik an den deutschen Tafeln Die Tafeln in der Überflussgesellschaft Strategien zur gesellschaftlichen Nutzung der Tafel Akteure innerhalb des Tafelphänomens Wie ist die Nutzerkultur bei der Tafel Neubrandenburg? Neubrandenburger Tafel e.v Die Qualitative Inhaltsanalyse als Auswertungsverfahren Festlegung des Materials Richtung der Analyse Analyse der Entstehungssituation Theoriegeleitete Differenzierung der Fragestellung Auswertung der Interviews anhand eines Kategoriensystems Sozial-ökonomisches Umfeld... 32

3 3.3.2 Situation vor Ort, bei der Neubrandenburger Tafel e.v Wahrnehmung der Tafelakteure Essensversorgung und Alternativen Zusammenfassung Fazit Quellen Anhang... 45

4 Einleitung Im Rahmen meines Studiums durfte ich einen kleinen Vortrag über die Tafel e.v. halten. Anfangs war ich nicht sonderlich interessiert, da ich an ein Nullachtfünfzehn-Thema dachte, das nicht sonderlich viel hergibt. Die Tafel e.v. hat sich zur Aufgabe gesetzt, bedürftige Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen, aber auch sozialarbeiterische Maßnahmen werden durch diesen Träger angeboten. Mein Bild war simpel und von Naivität geprägt, dass unsere Gesellschaft sowas wie die Tafel e.v. braucht, um ärmeren Menschen zu helfen. Im Laufe meiner Recherche steigerte sich mein Interesse und meine Sichtweise veränderte sich. Ausschlaggebend für mich war vor allem die kritische Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Bedeutung des Vereins. Die soziologischen Mechanismen, die dazu führen, die Tafel vollends in unsere gesellschaftliche Landschaft mit einzubauen und zu akzeptieren, sind für mich besonders interessant. Mein Thema für die vorliegende Bachlorarbeit lautet: Kritische Reflexion der Tafel e.v. im Kontext sozialarbeiterischer Hilfen. Dazu gehört als Erstes die Auseinandersetzung mit der Profession der Sozialen Arbeit. Neben einer Definition und der Entwicklung der Profession möchte ich die Zielsetzung und mögliche Arbeitsansätze betrachten und auch diese kritisch hinterfragen. Als zweiten Punkt möchte ich die Tafel e.v. und ihren historischen Kontext kurz vorstellen. Um das Phänomen der Tafel e.v. zu verstehen, muss man sich jedoch nicht nur mit den gesellschaftlichen Mechanismen, um die es hauptsächlich gehen soll, auseinandersetzen, sondern auch mit der Lebensmittelverschwendung. Zum Schluss meiner Arbeit werte ich Interviews aus, die ich mit Nutzern der Neubrandenburger Tafel e.v. geführt habe. Als Auswertungsmethode nutzte ich die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring. Meine Forschungsfrage lautet: Wie ist die Nutzerkultur der Neubrandenburger Tafel e.v.? 1

5 1 Was ist Soziale Arbeit, eine Definition Um eine Definition der sozialen Arbeit abgeben zu können möchte ich einen kurzen historischen Bezug nehmen, da man erst dadurch das Selbstkonzept dieser Profession verstehen kann. Danach werde ich auf einzelne Konzepte und Paradigmen der Sozialen Arbeit eingehen. Im Anschluss folgt eine kritische Betrachtung des Zwecks der Sozialen Arbeit in unserer Gesellschaft. Unter Sozialer Arbeit verstehen wir heute die Zusammenführung von zwei unterschiedlichen Professionen, der Sozialarbeit und der Sozialpädagogik, die ihre eigenen Ursprünge haben. Die Arbeitszweige der Sozialpädagogik und der Sozialen Arbeit haben sich mit der Zeit ausdifferenziert, sowohl inhaltlich als auch bezüglich der Zielgruppe. Heute bilden beide Professionen einen wissenschaftlichen, ausbildungstheoretischen und berufspraktischen Bezugspunkt. Aspekte der Dienstleistungs-, Ressourcen- und Menschenrechtsorientierung treten dabei besonders in den Vordergrund. 1 Leitziel professioneller Sozialarbeit ist es, dass Menschen, insbesondere Benachteiligte, Gruppen, Gemeinwesen und Organisationen, ihr Leben und Zusammenleben im Sinne des Grundgesetzes und der Menschenrechtskonventionen der Vereinigten Nationen mehr selbst bestimmen und in solidarischen Beziehungen bewältigen können. Ziel des professionellen Handelns ist die Vermeidung, Aufdeckung und Bewältigung sozialer Probleme auch durch präventive Maßnahmen Entstehung der Sozialarbeit Als Erstes möchte ich die Profession der Sozial Arbeit betrachten. Armut, als eines der größten sozialen Probleme, begleitet die Menschheitsgeschichte schon seit Beginn an. 3 Der Ursprung der sozialen Arbeit liegt genau in dieser Gegebenheit. 1 Vgl. Schilling/Zeller 2010, S Vgl. URL1: DBSH e.v. 3 Vgl. Schilling/Zeller 2010 S. 18 2

6 Im Zuge der Armenfürsorge und Bettelordnung sind Zucht und Arbeitshäuser entstanden. 4 Bevor es diese sozialen Angebote jedoch gab, konnten Notlagen durch innerfamiliäre Strukturen, z.b. einer Großfamilie, aufgefangen werden. Armut wurde also ursprünglich als Problem der sozialen Kleingruppen verstanden, die sich außerdem durch nachbarschaftliche Hilfe gut auffangen ließ. Auf Grund von Kriegen, Krankheit etc. konnte Armut in diesen Kleingruppen irgendwann nicht mehr ausgeglichen werden. 5 Im 19. Jahrhundert wurde die Armenfürsorge dann weiterentwickelt zu einer kommunalen und staatlich behördlichen Armenpflege. Durch ihre fortschreitende Ausdifferenzierung und Zentralisierung wurden diese Strukturen zur Grundlage der späteren Staatlichen Wohlfahrtspflege. Aus ehrenamtlichen Armenpflegern wurden hauptberufliche Fürsorger. Jahrhunderte lang gab es jedoch keinen Rechtsanspruch auf die überwiegend ehrenamtlichen Ausübungen der Armenfürsorge zur Minderung der materiellen Not Einzelner. Das änderte sich jedoch mit der Weimarer Republik und der Sozialreform in den 1920er Jahren. 6 Auf der anderen Seite findet sich die ursprüngliche Sozialpädagogik in der privaten Wohlfahrts- und Liebestätigkeit und der durch die Aufklärung inspirierten bürgerlichen Kleinkindpädagogik des 19. Jahrhunderts. In dem vom Pädagogen Fröbel gegründeten Kindergarten wurde das erste Mal das Augenmerk auf die allseitige Bildung und Entwicklung der kindlichen Persönlichkeit gerichtet. [Friedrich Wilhelm August Fröbel lebte von 1782 bis Er gehört zu den großen deutschen Reformpädagogen und ist der Begründer des Kindergartens. Sein Konzept leitete er ab von seinem Hauptwerk Menschenerziehung. In seinem Bildungskonzept entwickelte und arbeitete er didaktisch Spielgaben, Fingerspiele und Lieder heraus.] Die Arbeit sollte nach Fröbel geprägt und unterstützt sein durch die Eigenschaft der naturwüchsigen-instinkthaften Mütterlichkeit. Mütterlichkeit, als eine Fähigkeit in der Sozialpädagogik, fand sich erstmals in dem Konzept der sozialen Arbeit wieder, das 1908 von Alice Salomo entwickelt wurde. Die Fähigkeit der Mütterlichkeit wurde so zu einer spezifischen weiblichen Fachlichkeit, die man 4 Vgl. Erler 2004, S Vgl. Schilling/Zeller, 2010 S Ebd. S.113 3

7 erlernen und lehren konnte. 7 Die Sozialpädagogik zielte auf Hilfe für Kinder und Jugendliche in individuellen und sozialen Notlagen und sollte zudem möglicher Verwahrlosung vorbeugen. Ab Mitte der 1920er Jahre dann hatten Kinder und Jugendliche durch das Reichsjugendwohlfahrtsgesetzt einen rechtlichen Anspruch auf diese Hilfe. 8 Hier wird schnell klar, worin der Unterschied zwischen der Sozialpädagogik, mit dem Schwerpunkt der erzieherischen Aufgabe und der Sozialarbeit, mit Schwerpunkt auf der Armenfürsorge, liegt. Durch das breite Spektrum der Sozialarbeit wurde diese ein wichtiger Teil des Sozialstaatsprinzips. Dabei steht immer als oberstes Ziel, ein mündig-emanzipiertes Individuum zu formen. Das soll durch die Veränderung von problematischen Lebenslagen und der besseren Gestaltung des Alltags ermöglicht werden. 9 Man kann also Soziale Arbeit so definieren: Soziale Arbeit ist ein sozialwissenschaftliches und praktisch- pädagogisches Instrument moderner Gesellschaften und damit Teil deren sozialpolitischadministrativen Handlungsapparats. Soziale Arbeit zielt dabei auf spezifische Problem- und Mangellagen von Personen, die weder durch die vorherrschende Art und Weise des Güter-, Arbeits- und Dienstleistungsmarktes ausgeglichen werden, noch von familiären oder ähnlichen privaten Formen Soziales Problem Im Folgenden möchte ich genauer auf den Gegenstand der Sozialen Arbeit eingehen. Dazu bedarf es einer Definition des sozialen Problems. 11 Um dieser Begrifflichkeit in ihrer Bedeutung näher zu kommen, möchte ich zunächst den Begriff Problem definieren. Nach Obrecht definiert sich ein Problem so: Ein 7 Vgl. Erler, S.12f 8 Vgl. Schilling/ Zeller S Vgl. Erler S Ebd. S Vgl.Schilling/ Zeller 2010, S

8 Problem ist eine subjektiv wahrgenommene Diskrepanz zwischen nicht unmittelbar erreichbaren Zielen, denen in der Regel direkte oder indirekte Bedürfnisse zugrunde liegen. Eine weitere Definition ist ergänzend von Franke/ Sander anzuführen: Ein Problem entsteht demnach, wenn ein Mensch vor Aufgaben steht, für deren Lösung er keine oder unsichere Selbstverständlichkeiten mitbringen und wenn die Situation bewusst wird. 12 Erst durch die Entwicklung des Industriekapitalismus ist der Begriff des sozialen Problems historisch entstanden. 13 Soziale Probleme werden im gesellschaftlichsozialstaatlichen Diskurs gegründet, sind also gesellschaftliche Konstruktionen. Sie beziehen sich auf immer wieder gesellschaftlich freigesetzte Lebensschwierigkeiten und soziale Konflikte, die als solche registriert werden. Wesentlich für die Anerkennung und Definition ist die kollektiv geteilte Vorstellung, dass ihr Auftreten eine potenzielle Gefährdung des Zusammenhalts einer Gesellschaft darstellt. Das geschieht vor allem, wenn das (soziale) Problem auf soziale Ungerechtigkeit zurückzuführen ist. In Abhängigkeit von dem sozialpolitischen Umgang mit der Definition und der Lösung können sich soziale Probleme je nach den vorherrschenden Diskurs- und Durchsetzungskonstellationen wandeln. 14 Nun ist klar, dass nicht alle Probleme, die wir Menschen in unserem Alltag mit herumtragen, gleich soziale Problem sind. Wie schon oben beschrieben, können sich die Kriterien der privaten bzw. der gesellschaftlichen Probleme in Laufe der Zeit ändern. So wurde früher die Altersvorsorge durch die Großfamilie gesichert, und erst mit der Institutionalisierung des Wohlfahrtstaates wurde die Altersversorgung ein öffentliches und gesellschaftliches Problem. Damit eine Problemlage als soziales Problem anerkannt wird, bedarf es also keiner zwischenmenschlichen, sondern einer öffentlichen Problematik. Die Wandlung vom privaten zum öffentlichen Problem, oder umgekehrt, hängt davon ab, in welchem institutionellen Rahmen das soziale Problem in Erscheinung tritt. So wird Arbeitslosigkeit erst dann zu einer sozialen Problemlage, wenn es als öffentliche Störung des Sozialgefüges wahrgenommen wird. Das soziale Problem wird einem 12 Röh 2013, S Ebd. S.57f 14 Vgl. Böhnsich/Schröer 2013 S

9 institutionalisierten sozialpolitischen Bewältigungssystem, z.b. dem Bildungs- oder Gesundheitswesen oder dem Strafrecht zugeordnet. Erst dadurch kann ein angesichts sozialer Auffälligkeiten unterstelltes individuelles Problem bearbeitet werden. Dabei werden soziale Probleme in verschiedenen Gruppen unterschiedlich erlebt. Hinzu kommt, dass der gesellschaftliche Interventionszusammenhang und organisatorische Rahmen bestimmt ist von der Schicht, in der ein Problem bearbeitet wird. Danach kann man soziale Probleme definieren als Situationen, die einzelne oder Gruppen in ihrer Lebenssituation beeinträchtigen, öffentlich als veränderungsbedürftig definiert werden und zum Gegenstand spezieller Programme und Maßnahmen gemacht werden. Die Sozialwissenschaft definiert soziale Probleme als Situationen in der Gesellschaft, die von meinungsbildenden Teilen der Gesellschaft und gesellschaftlich verbindlich als negativ definiert sind und impliziert, dass gesellschaftlich bzw. politisch korrigierende Veränderungen gefordert bzw. in die Wege geleitet werden. Soziale Probleme hängen somit von unterschiedlichen gesellschaftlichen Strukturen ab. Ein großer Teil der sozialen Probleme begründet sich aus einem wirtschaftlichen Zusammenhang und erst wenn dieser gelöst ist, kommen die eigentlichen sozialen Probleme zum Vorschein. Durch das Zusammenkommen unterschiedlicher Kulturen treten auch unterschiedliche Definitionen von privaten und öffentlichen Problemen hervor, was nicht selten zu Missverständnissen führt. Die Sozialarbeit richtet sich in ihrer Arbeitsweise und Reichweite als sozialstaatliches Instrument zur Bekämpfung der sozialen Probleme nach der gegebenen politischen Grundlage. 15 Soziale Probleme beziehen sich auf soziale Systeme, die nicht nur auf soziale Strukturen oder Beziehungen anknüpfen, sondern auch biologische, psychosomatische und kulturelle Bedürfnisse tangieren. 16 Die Sozialarbeit wird mit dem Problem konfrontiert, dass das fachliche Interesse nicht unbedingt mit dem gesellschaftlichen Interesse übereinstimmt. So stehen 15 Vgl. Schilling/Zeller 2010, S Vgl. Röh 2013, S.57 6

10 nicht die von Armut, Suchtkrankheit oder Arbeitslosigkeit betroffenen Personen im Vordergrund, sondern das damit zusammenhängende gesellschaftliche Problem. 17 Sozialarbeit als gesellschaftspolitische Antwort auf die komplexen sozialen Probleme in der Gesellschaft kann jedoch nicht allein durch ihre professionelle Hilfe zur Lösung beitragen Armut und Sozialarbeit Menschen in einer Armutslage sind zum großen Teil auch Adressaten der Sozialarbeit. So ist z.b. die Schuldnerberatung einer der typischen Aufgabenbereiche. Auch um das Hilfsangebot der Tafel in Anspruch nehmen zu dürfen, muss man Sozialhilfeempfänger sei. Deswegen empfinde ich es als sehr wichtig eine, wenn auch kurzgehaltene, Definition von Armut abzugeben. Darauf aufbauend werde ich im zweiten Kapitel darauf eingehen, wie wichtig es ist, in der Gesellschaft zu konsumieren und das Phänomen der Tafel genauer beleuchten Definition Armut Man unterscheidet zwischen Absoluter und Relativer Armut. Absolute Armut ist im Sinne der Überlebensgrenze definiert in Geld als di Mindestgröße des physischen Existenzminimums. Seit 2008 gilt weltweit ein durchschnittlicher Betrag von 1,25 $ pro Tag. Als relevante Größe wird aber nur die Einkommensarmut betrachtet und es werden keine soziokulturellen Faktoren berücksichtigt. 19 Die Relative Armut ist ebenfalls ressourcenorientiert. Menschen, die in relativer Armut leben, sind nicht im Vergleich der Mangelgesellschaft arm, sondern in Bezug einer Überflussgesellschaft in reichen Industrienationen. Die relative Einkommensarmut 17 Vgl. Schilling/Zeller 201, S. 199f 18 Vgl. Deller/Brake 2014, S. 15f 19 Vgl. Gerull 2011, S. 14 7

11 definiert sich über die nationalen bzw. regionalen Durchschnittseinkommen aller Haushalte. 20 In Deutschland soll mit dem Rechtsanspruch im SGBII und SGBXII nicht nur das Überleben gewährleistet, sondern auch die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben gesichert werden. Um eine Regelbedarfsmessung zu ermitteln, werden die Konsumausgaben der unteren Einkommensgruppen ermittelt. Aus dieser Regelung ergeben sich zweierlei Nachteile. Zum einen birgt sich in ihr die Gefahr, dass bei negativer Lohnentwicklung das soziokulturelle Existenzminimum nicht mehr gewährleistet ist. Zum anderen ergibt sich streng genommen daraus, dass es überhaupt keine Armut mehr gibt, da die Nichtunterstützten nicht als arm eingestuft werden und die Unterstützten aus der Logik heraus nicht mehr als arm gelten. In der Regierung spricht man hierbei auch über Bekämpfte Armut. 21 Das Phänomen der Armut gibt es schon sehr lange, und es ist nicht erst eine Folge der Industrialisierung. Dabei sind Instrumente, die die Armut, beschreiben erstmal nur eine Orientierungshilfe. Nun kann man aber feststellen, dass die Spanne zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander geht. Natürlich kann man den Kapitalismus als unser bestehendes Wirtschafts- und Gesellschaftssystem infrage stellen, vor allem durch die Verschlimmerung des bestehenden sozialen Problems, der Armut. Jedoch ist diese Problematik nur bedingt der Anspruch dieser Arbeit. Ich möchte im Folgenden zeigen, welche Folgen der Kapitalismus nicht nur für jeden Einzelnen, sondern auch für die Profession der Sozialen Arbeit hat und wie das mit dem professionellen Selbstverständnis eigentlich nicht zu vereinbaren wäre oder ist. 1.4 Zweck der Sozialen Arbeit im Kapitalismus Der Kapitalismus ist geprägt durch die Gegensätzlichkeit des Kapitals und der Lohnarbeit. Es wird zwar allgemein produziert, jedoch wird das Resultat gesellschaftlicher Arbeit nur privat angesammelt. Die Arbeitskraft ist die Ware, die 20 Vgl. Gerull 2011, S Ebd. S. 14ff 8

12 von ihren Besitzer, dem Lohnarbeiter an das Kapital verkauft wird. Diese Arbeitskraft muss verkauft werden von den Lohnarbeitern, um sich die nötigen Lebensmittel zu sichern und überleben zu können. 22 Die soziale Schichtung der Bürger in einer kapitalistischen Gesellschaft orientiert sich nach der Größe ihres Eigentums und der Leistung, die sie für ihr Einkommen erbringen. Die Unterschiedlichkeit dieser ökonomischen Mittel ist festgeschrieben und rechtlich abgesichert. 23 Der Sozialstaat soll als Umverteilungsinstanz fungieren um mehr Gerechtigkeit in der Gesellschaft zu ermöglichen. 24 Elend und Armut soll es also nicht mehr als strukturelles Problem geben. Entscheidend dafür sind die Prinzipien der Versorgung, der Versicherung und der Sozialhilfe. Diese sollen gewährleisten, dass man sogar als Sozialhilfeempfänger ein menschenwürdiges Leben führen kann 25. Die Sozialpolitik richtet sich an diejenigen, die nicht in der Lage sind, von Lohnarbeit zu leben oder deren Existenz aufgrund von Ausschluss von Arbeit bedroht ist. In der kapitalistischen Gesellschaft würden die Individuen dazu verpflichtet, ihr Privatwohl zu vermehren. 26 Allein durch Leistungswillen, Fleiß, Aufstiegsmotivation und Disziplin könne das erreicht werden. So wird hier aber nicht die Chancengleichheit in der Gesellschaft dargestellt, sondern die Ungleichheit legitimiert. Wer eben nicht reich wird, sondern arm bleibt, würde eben noch nicht genug leisten und wäre an seiner Situation selber schuld. 27 Gleichzeitig wäre man als Individuum in der Konkurrenzgesellschaft gescheitert, wodurch man schließlich zum Objekt einer Sozialpolitik wird. Dabei wird durch das staatliche Eingreifen die Konkurrenzgesellschaft nicht nur aufrechterhalten, sondern es sorgt auch dafür, dass über die Konkurrenz die Nützlichkeit von denen erhalten bleibt, die ohne sozialpolitische Interventionen überhaupt nicht überlebensfähig wären. Das Ziel der Sozialpolitik ist demnach, die Voraussetzungen der Teilnahme am Konkurrenzgeschäft wieder herzustellen Vgl. Marx 1960, S Vgl. Dahme/Wohlfahrt 2013, S.395f 24 Ebd. S Vgl. Hollstein 1973, S Vgl. Dahm/ Wohlfahrt 2013, S.395ff 27 Vgl. Hollstein 1973, S Vgl. Dahme/Wohlfahrt 2013, S.395ff 9

13 Genau an dieser Stelle greift die Sozialarbeit. Ihre Aufgaben verweisen darauf, dass in einer Konkurrenzgesellschaft individuelle Fälle besondere Unterstützung benötigen, weil diese als ökonomische Subjekte zu scheitern drohen oder bereits gescheitert sind. Die Sozialarbeit ist eine Funktion für demokratische, kapitalistische Gesellschaften und übernimmt in diesen die fallbezogene Bearbeitung und Verwaltung von nicht mehr konkurrenzfähigen, subjektiven Lebenslagen. 29 In ihrem Selbstverständnis übernimmt die Sozialarbeit die Aufgabe der Verständigung für die Koordinierung sozialen Handelns. Die soziale Integration der subjektiven Handlungen unter dem Ziel eines gesellschaftlichen Zusammenlebens, aber auch das Potential, sich als Adressat in der Gesellschaft zu emanzipieren, wird gefördert. Sozialarbeit befindet sich in der Mitte von System und Lebenswelt und versucht diese miteinander zu verbinden. 30 Die Mittel, die der Sozialen Arbeit dabei zur Verfügung stehen, um die Individuen in ihrer Bedürftigkeit bestmöglich zu unterstützen, sind von sozialpolitischen Entscheidungen abhängig. Jedoch gibt es stets eine Differenz zwischen der professionellen Beauftragung der Zielsetzung und ihrer faktischen Handhabung. Die Soziale Arbeit folgt dabei in ihrer Selbstwahrnehmung nicht wirtschaftlichen Imperativen, sondern moralischen Selbstansprüchen von der Nächstenliebe bis hin zu gesellschaftlichen Werteorientierungen. So wird in der Sozialarbeitswissenschaft davon ausgegangen, dass gesellschaftspolitische Rahmenbedingungen Sachzwänge sind und sowieso nicht durch das professionelle Handeln geändert werden können und entwickeln deswegen möglichst wirksam abgestimmte Handlungsmethoden. Man geht davon aus, dass die eigene Profession als Institution mit der Herstellung von sozialer Gerechtigkeit beauftragt sei. Der professionelle Jargon spricht nicht von einer Elendsverwaltung wirtschaftlich Überflüssiger, sondern von Inklusion, oder die Adressaten sollen nicht für die Konkurrenzgesellschaft fit gehalten bzw. gemacht werden, sondern es geht um ihre Subjekthaftigkeit. Der Schwerpunkt der professionellen Hilfe liegt vor allem auf der funktionalen Lösung des Problems, nämlich die Adressaten schnellstmöglich wieder den Zugang zum Arbeitsmarkt zu vermitteln. Es werden dabei nicht Ziel und Zweck der sozialpolitischen 29 Vgl. Dahme/Wohlfahrt 2013, S.400ff 30 Vgl. Tilk 2002, S.91 10

14 Begründung kritisch hinterfragt, sondern diese ideellen normativen Anforderungen werden ignoriert und verklärt und letztlich verinnerlicht Kritik der Sozialarbeit unter dem Paradigma der Lebensbewältigung Im Folgenden werde ich mich auf das Werk von Ursula Tilk Lebensbewältigung zwischen Bildungsansprüchen und gesellschaftlicher Anpassung konzentrieren. Sie formuliert eine Kritik der Sozialen Arbeit unter dem Aspekt der Lebensbewältigung nach Böhnisch, dessen Konzept ich kurz erläutern werde. Diese Kritik schrieb sie in fünf Aporien nieder von denen ich jedoch nur drei ausgewählt habe, die einen Bogen zu den vorangegangenen Themen schlagen sollen. [ Eine Aporie zeigt die Unmöglichkeit auf, einen Widerspruch, der in dem Begriff selber liegt, zu lösen.] Müller beschreibt, dass schon in den 20er/30er Jahren ein Wandel von der Nothilfe zur Lebenshilfe stattfand. 32 So entwickelte sich ein neues Erziehungsbedürfnis, in einer sich modernisierenden Gesellschaft. Das hatte zur Folge, dass die übernommenen und geleisteten Aufgaben der Sozialarbeit als normal empfunden werden. Der Begriff der Normalisierung verweist auf die Qualität der Funktion der Sozialarbeit, die nicht länger im gesellschaftlichen Randbereich zu verorten ist. 33 Diese Normalisierung verankert sich durch Konzeption und Angebot einer Dienstleistung der Sozialarbeit. So kann es sein, dass jeder Mensch im Laufe seines Lebens ein Angebot der Sozialarbeit in Anspruch nimmt. Dieser Umstand führt dazu, dass Sozialarbeit ihren Klassencharakter verliert, da sie die Bedingungen für alle Klassen der Gesellschaft verbessere Vgl. Dahme/Wohlfahrt 2013, S.400ff 32 Müller, zit. nach Tilk 2002, S Vgl. Tilk 2002, S Vgl. Hollstein 1973, S.14 11

15 Die Lebensbewältigung ist eines der Grundkonzepte und Einstellungen in der Sozialarbeit. Das Konzept wurde hauptsächlich von Lothar Böhnisch geprägt. Lebensbewältigung ist ein Begriff für den Eigensinn der Subjekte und deren individuellen Deutungs- und Handlungsmuster, die sie durch die Vermittlung ihrer Bedürfnisse mit systemischen Imperativen entwickeln. 35 In dem Verständnis der Lebensbewältigung geht man davon aus, dass der Akteur nach einer subjektiven Handlungsfähigkeit in Lebenssituationen strebt. Das psychosoziale Gleichgewicht im Zusammenspiel von Selbstwert, sozialer Anerkennung und Selbstwirksamkeit soll dabei im Gleichgewicht sein. Das Konzept hilft weiterhin, das Bewältigungsverhalten der Adressaten zu verstehen und zu akzeptieren. Im Mittelpunkt des sozialpädagogischen Interesses steht die misslungene Balance zwischen dem psychischen Selbst und der sozialen Umwelt. 36 Vor allem soziale Risiken sind ein Kernthema der Sozialen Arbeit. Der Begriff des Risikos geht einher mit Unwägbarkeiten und wird gleichzeitig verknüpft mit Entscheidungszwängen. Dazu gehören nicht nur ökologische Risiken, sondern auch soziale Gefahren. Zum einen das Zerbrechen lebensweltlicher Bezüge in Sinne einer Instabilität in der Herkunftsfamilie der Sinn- und Lebenskrisen. Zum anderen die Verringerung der Normalarbeit. Das Leben selbst wird so zu einem sozialen Risiko, verbunden mit mehr Unwägbarkeiten und gleichzeitig mehr verbundenen Entscheidungszwängen. 37 Im Vordergrund steht, das Leben selber zu erlernen. 38 Die Aufgabe der Sozialarbeit ist die Verständigung für die Koordinierung des sozialen Handelns. Hierbei hat die Profession das Ziel der sozialen Integration und die subjektiven Handlungen für ein gesellschaftliches Zusammenleben zu fördern. Der Adressat soll emanzipiert werden. Das Potenzial dazu ist in der individuellen Form der Bewältigung zu suchen und zu finden, wird aber letztlich gesellschaftsintegrierend bewältigt. Um das Subjekt zu integrieren muss die 35 Vgl. Tilk 2002, S Vgl. Böhnisch/ Schröer 2013, S Vgl. Kraimer 1994, S. 7f 38 Vgl. Tilk 2002, S

16 individuelle Moral gut zur allgemeinen Sittlichkeit passen oder umgeformt werden. 39 Durch das Akzeptieren von Erfahrungen, Interpretationen und Lösungsstrategien der Adressaten scheint die Sozialarbeit eine Beendigung der normativen Erziehung zu erfahren. Pädagogische Ziele können dadurch auf einen neueren Stand gebracht werden. Trotzdem verliert die Sozialarbeit nicht ihre normative Rolle. Gerade im Prozess des Austausches des Aushandelns und Konsensorientierung zwischen den Adressaten und dem Systems versucht die Soziale Arbeit gesellschaftliche Normen durchzusetzen und ihre Adressaten anzupassen. 40 So geht es der Sozialen Arbeit eben nicht um die Befriedigung der individuellen Bedürfnisse, sondern um die moralischen und sittlichen Voraussetzungen, die es dem Einzelnen erlauben, seinen Anforderungen gemeinschaftsverträglich nachzukommen und für dieses Ziel seine sonstigen Bedürfnisse und Interessen unterzuordnen. 41 Wie schon erwähnt, möchte ich jetzt auf drei Aporien eingehen, die Bezug auf lebensbewältigende Sozialarbeit nehmen. Hier wird nochmal, wie stark die Sozialarbeit eine normative Handlungsstrategie in ihrer Arbeit einnimmt, vermittelt durch ein Konzept, das eigentlich den Adressaten zu mehr Lebensqualität verhelfen möchte. Erste Aporie: Eine gesellschaftliche Notlage wird als Problem individueller Lebensführung gesehen. Eine gelingende Lebensbewältigung kann nur noch schwer aus der Sicht des Sozialstaates erfasst werden. Schichtzugehörigkeit, Bildungsstand und andere gesellschaftlichen Strukturen geben nicht zwangsläufig Aufschluss über das Gelingen. Die Lebensbewältigung wird zudem als psychologische Frage versubjektiviert, da sie betrachtet wird als die Selbstwertstabilität des Subjekts. Auch die Normalisierung der Sozialen Arbeit und die daraus logisch resultierende Ausweitung des Adressatenkreises spricht für eine Verallgemeinerung der problembeladenen Gesellschaft. Die Soziale Arbeit 39 Vgl. Tilk 2002, S.90f 40 Ebd. S.96ff 41 Ebd., S

17 steht im Zwischenfeld der Bedürfnisbefriedigung der Adressaten, die selbst dafür keine Mittel aufbringen können und ebendiesen Ansprüche, die von der Gesellschaft kritisiert werden. Stattdessen sollten die Adressaten ihre Bedürfnisse an diesen gemeinschaftlichen Zielen ausrichten. Hier entsteht ein Widerspruch. Eine gesellschaftlich allgemeine Notlage wird durch den Rückzug des Sozialstaates, als individuelles Problem der Lebensbewältigung gesehen und behandelt. 42 Die vierte Aporie: Die Zufriedenheit in der Selbstbeschränkung. Das Konzept der Lebensbewältigung impliziert, dass das Individuum es schafft, mit seinen verfügbaren Strukturen und Ressourcen auszukommen. Es wird also aus der lebensbewältigenden Perspektive die Kontrolle der eigenen Ansprüche gefordert. Dabei wird das Notwendige dem Überflüssigen gegenübergestellt. Es wird davon ausgegangen, dass das Individuum verführt wird vom Überflüssigen. Jedoch befindet man sich hier in einer Zwickmühle. Was ist ein notwendiges und was ein überflüssiges Bedürfnis? Das führt in eine Endlosschleife. Denn jeder Bedarf, der befriedigt wird, setzt einen neuen Standard der Bedürftigkeit, ausgelöst durch Gewohnheit, und für den weiteren Konsum. Der gesellschaftliche Inhalt des Bedarfs wird weiter ausdifferenziert und die Konsummöglichkeiten werden vervielfältigt. Es geht also vor allem um die Suche nach der Zufriedenheit in einem Zustand der bleibenden Unzufriedenheit. Dabei geht es um ein selbstkritisches Denken, das die Selbstbeschneidung zum Zweck hat, aus der sich der Kern der reflexiven Moral bildet. Es entsteht ein Bild vom tugendhaften Handeln, das sich z.b. in Sparsamkeit, Bescheidenheit, Selbstkontrolle widerspiegelt. Handeln bezieht sich hierbei auf die Handlungsfähigkeit von Individuen und ist darauf angelegt, sich als Handelnder zu erhalten. Handlungsfähigkeit ist also eine Ansammlung von Strategien, die die Bereitschaft voraussetzen, sich den Notwendigkeiten unterzuordnen. Es wird betont, dass es nicht um eine Lebensführung geht, die frei von materiellen Sorgen wäre, sondern die Eigenverantwortung über die Bestätigung des Selbstwertes, die eigene Funktionalität zu sichern. Jedoch ist die Stabilität des Selbstwertes ständig in Gefahr, da die Verantwortlichkeit des Individuums immer der 42 Vgl. Tilk, 2002, S. 137ff 14

18 handlungspraktischen Ohnmacht und Beschränktheit seiner Mittel gegenübersteht. 43 Die fünfte Aporie lautet: Die Macht der Lebensbewältigung in der Ohnmacht der Lebensverhältnisse. Das Individuum mag sich sehen als Gestalter seiner Lebensverhältnisse, auch wenn ihm die praktischen Mittel für seine Ziele fehlen. Durch den Anspruch, sein Leben prinzipiell selbst bewältigen zu müssen, gehen damit auch Selbstzweifel und der Eindruck, versagt zu haben, einher. Das Alltagsbewusstsein untersucht dabei nicht die tatsächlichen Gründe für das Misslingen des Einzelnen. Eine lebensbewältigende Soziale Arbeit steht damit bewusst im Gegensatz zu einer Aufklärung, die durch vermitteltes Wissen und Kenntnisse eine Analyse der Lage ermöglicht Tafel e.v. Im zweiten Teil meiner Arbeit möchte ich den Verein Bundesverband Deutsche Tafel e.v. vorstellen. Dazu gehört ein kurzer geschichtlicher Abriss über die Entstehung der Tafelidee und des Vereins. Als einen weiteren Aspekt möchte ich die Lebensmittelverschwendung im Verhältnis zu der in Deutschland bestehenden Ernährungsarmut mit einbringen. An den Schluss setze ich ihre paradoxe Selbstdarstellung in Bezug zu der tatsächlich gelebten Praxis und den gesellschaftlichen Auswirkungen der Tafel e.v. Der Einfachheit halber werde ich den Verein nur als Tafel e.v. beschreiben Tafel e.v., was ist das? Schaut man sich die Internetseite von der Tafel e.v. an, weiß man direkt, worin ihre selbsternannte Aufgabe liegt. Die Tafel e.v. ist eine gemeinnützige Hilfsorganisation, die an Bedürftige Lebensmittel verteilt, die nicht mehr im Wirtschaftskreislauf verwendet und ansonsten vernichtet werden. Dabei steht nicht 43 Vgl. Tilk, 2002, S. 145f 44 Ebd. S. 147f 15

19 nur die einfache physische Existenzsicherung, sondern auch die soziale und kulturelle Teilhabe im Vordergrund. In Deutschland gibt es bundesweit 900 Tafeln mit mehr als Tafel-Läden und Ausgabestellen. Knapp die Hälfte sind eigenständige eingetragene Vereine und gut die andere Hälfte sind Projekte in Trägerschaften von verschiedenen gemeinnützigen Organisationen. Unterstützt werden die Tafeln durch ca ehrenamtliche Helfer. Das Spendenaufkommen variiert regional stark. Die Tafel e.v. unterstützt regelmäßig bis zu 1,5 Millionen bedürftige Personen, davon 23% Kinder und Jugendliche, 53% Erwachsene im erwerbsfähigen Alter (v.a. ALG-II- bzw. Sozialgeld-Empfänger, Spätaussiedler und Migranten) und ca. 24% Rentner. Durch die hohe Anzahl von bedürftigen Kindern und Jugendlichen versucht die Tafel, durch eigene Kinder- und Jugendprojekte soziale und kulturelle Teilhabe zu ermöglichen. Die Angebote sind dabei sehr vielfältig und reichen über Koch- und Ernährungskurse bis zu Hausaufgabenhilfe, Freizeitangebote in der Natur und Konfliktmanagement. 45 Die Tafel e.v. befolgt dabei folgende Grundsätze: 1. Die Tafel e.v. sammelt und verteilt überschüssige Lebensmittel, die nach der gesetzlichen Bestimmung noch verwertet werden dürfen. Sie werden an Bedürftige verteilt. Die Abgabe der Lebensmittel geschieht unter der Berücksichtigung der Lebenssituation der Empfänger und erfolgt deshalb unentgeltlich oder gegen einen geringen Beitrag. Die Festlegung für die Grundlage der Bedürftigkeitsermittlung erfolgt unter Berücksichtigung örtlicher Gegebenheiten und von jeder Tafel individuell. Die Abgabe erfolgt dabei unter Auflagen der Lebensmittehygieneverordnung (LMHV) und des Infektionsschutzgesetzes. 2. In der Tafel arbeiten grundsätzlich ehrenamtliche Mitarbeiter, es können aber auch unterschiedlich finanzierte und geförderte Mitarbeiter eingestellt werden, wenn es die Situation ermöglicht und notwendig macht. 45 URL2: Zahlen und Fakten 16

20 3. Die Tafel e.v. wird durch Spenden und Sponsoren unterstützt. Für Projekte oder spezielle Anlässe ist der Kauf von Lebensmitteln erlaubt. 4.Die Tafel e.v. unterstützt jeden Menschen, der Hilfe braucht, unabhängig von politischen Parteien und Konfessionen. 5. Der Name Tafel ist durch den Bundesverband Deutsche Tafel e.v. rechtlich geschützt. Um den Namen Tafel zu tragen, muss man schriftlich beim Bundesverband Deutsche Tafel e.v. anfragen. 6. Die Arbeit der einzelnen Tafeln stehen überwiegend im lokalen Bezug und respektiert das jeweilige Gebiet anderer Tafeln. Dabei soll nicht zwischen den einzelnen Tafeln konkurriert werden. Hier stehen die Interessen der Bedürftigen im Vordergrund. 7. Die Tafel-Grundsätze sind Leitlinien zur Arbeit der Tafeln. Durch Unterschrift der Tafel e.v. versichert der Verein die Anerkennung und Einhaltung dieser Grundsätze. 8.Der Bundesverband der Deutsche Tafeln e.v. achtet dabei auf die Einhaltung der Grundsätze Geschichte der Tafel e.v. Die erste Tafel e.v. wurde 1993 in Berlin von der Initiativgruppe Berliner Frauen e.v. ins Leben gerufen. Eine der Begründerinnen, Ingrid Stahmer, wollte damals vor allem die prekäre Situation der Obdachlosen in Berlin verbessern. So entstand die Idee, das Konzept aus den USA der New City Harvest auf Deutschland zu übertragen. Die ursprüngliche Idee des Tafelkonzepts kam von John van Hengel, der selber auf eigene Armutserfahrungen zurückgreifen konnte. Im Jahre 1967 eröffnete van Hengel, mit Unterstützung der lokalen Franziskanergemeinde St. Mary in Phoenix, Arizona, den ersten Laden. Er sammelte überschüssiges 46 URL 3: Geschichte der Tafel e.v. 17

21 Gemüse von lokalen Farmern und andere Lebensmittel, lagerte und verteilte diese weiter. 47 Zurück nach Deutschland: Das Konzept, überschüssige Lebensmittel an Bedürftige oder soziale Einrichtungen zu verteilen, schien ziemlich simpel und sinnvoll zugleich. Nachdem der Bedarf seitens der Obdachloseneinrichtungen bestätigt wurde, entstand der Verein Tafel e.v. Durch eine große mediale Präsenz gründeten sich schon im Oktober 1994 die nächsten Tafeln in München und Neumünster. Hamburg folgte im November einen Monat später, woraufhin die Idee der Tafel e.v. ihren Durchbruch hatte. Im Jahre 1995 entschlossen sich die bis dahin bestehenden 35 Tafeln, den Dachverband Deutsche Tafelrunde e.v. zu gründen, mit dem Ziel, besser vernetzt zu sein und Erfahrungen austauschen zu können. Ein Jahr später wurde der Verein umbenannt in Bundesverband Deutsche Tafel e.v. Mittlerweile hat der Bundesverband eine professionelle Geschäftsstelle mit Sitz in Berlin. Sie bildet den Dreh- und Angelpunkt zwischen allen Tafeln in Deutschland, den Mitgliedern und der Öffentlichkeit. Wie zu erwarten, hat sich der Adressatenkreis geändert. Obdachlose stellen nur noch einen geringen Anteil der Tafelkunden dar. Heute werden vor allem Arbeitslose und Geringverdiener, Alleinerziehende und Rentner mit Lebensmitteln versorgt Lebensmittelverschwendung vs. Ernährungsarmut Es werden in Deutschland jährlich bis zu 20 Millionen Tonnen Lebensmittel vernichtet. Dafür kann man mehrere Gründe benennen. Zunächst gibt es den Verbraucher selbst, der zu viel gekaufte bzw. gekochte Ware im Kühlschrank oder in der Vorratskammer vergisst, die dann ungenießbar werden. Als nächstes gibt es die Händler, die auf Grund der gesetzliche Regelungen der 47 Vgl. Grell 2010, S URL2: 18

22 Mindesthaltbarkeitsdaten ihre Produkte entsorgen müssen, obwohl diese noch genießbar wären. Schließlich sortieren vor allem die Hersteller sowie die Händler qualitativ gute Ware aus, weil diese optisch nicht der Norm entspricht. 49 Im krassen Gegensatz dazu steht die Ernährungsarmut in Deutschland. Dazu eine kurze Definition von Hunger: Er gilt als der physisch spürbare Ausdruck von zu wenig Nahrung. Hunger kann man also dementsprechend als einen körperlich spürbaren Ausdruck von Armut begreifen, die immer auch eine sozialpsychologische Seite aufweist, zu der ich später noch kommen werde. Im Zuge der Debatte um die Höhe des Existenzminimums ist gleichzeitig die Frage diskutiert worden, wie viel Geld zum Nicht-Verhungern reicht. 50 Auf den ersten Blick mag uns das verblüffen, da wir ja wissen, dass in Deutschland ein Nahrungsmittel-Überangebot herrscht, jedoch gibt es zunehmend Menschen, die an Ernährungsarmut leiden. Es besteht hier das strukturelle Problem, dass keine aussagekräftigen Datensätze für den deutschen Raum zur Verfügung stehen. Man kann hierbei zwischen zwei Typen von Ernährungsarmut unterscheiden. Die qualitative und die quantitative Ernährungsarmut. Darüber hinaus gibt es im internationalen Diskurs die Begrifflichkeit der Food-Security. Dieser Begriff zeigt auf, ob alle Menschen zu allen Zeiten in einem Gebiet frei von Hunger sind. Diese Größe wird ermittelt durch die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln, die Möglichkeit des Zugangs der einzelnen Haushalte, der individuelle Fähigkeit der Nutzung dieser Nahrungsmittel und schließlich den prinzipiellen vermeintlichen prekären Gesamtzustand. 51 Die Menschen, die das Hilfeangebot der Tafeln in Anspruch nehmen, wissen, dass frisches Fleisch, Milch, Obst und Gemüse zu Luxusgütern geworden sind, die sie sich nur selten leisten können. Sie leiden unter einer materiellen Ernährungsarmut, hierbei ist weder die Qualität noch die Quantität der Nahrungsmittel bedarfsdeckend. Jedoch hat die Nahrungsmittelaufnahme nicht nur den Zweck, dass wir gesund und kräftig sind, sondern sie ist auch Teil unseres sozialen Miteinanders. Soziale Ernährungsarmut erlaubt nicht in einer 49 URL 4 50 Vgl. Pfeiffer 2010, S.91f 51 Ebd. S.92 19

23 gesellschaftlich akzeptierten Weise soziale Beziehungen aufzubauen, Sitten und Gebräuche einzuhalten, die jeweils im sozialen und kulturellen Umgang mit Essen in der Gesellschaft zum Ausdruck kommen. Somit können die betroffenen Menschen z.b. nicht mehr ihren Gastgeberpflichten an Feiertagen nachkommen. 52 Es werden also nicht nur Fragen der sozialen Verteilungsgerechtigkeit und ernährungsphysiologischer Bedenken aufgeworfen, sondern auch existenzielle Teilhabe zum Problem in Folge der Ernährungsarmut. 53 Ganz nach dem Motto: Der Mensch ist, was er isst ist die Nahrungsaufnahme etwas zutiefst Soziales. Der Mensch kann fast alles Organische auf dem Planteten befindliche essen, sodass Nahrung nicht nur eine Verbindung zwischen Kultur und Natur herstellt, sondern auch zu einem kulturellen und symbolischen Zeichen wird. Alimentäre Teilhabe spielt somit auch eine wichtige Rolle bei der Identitätsfindung, bei der Ausbildung des Selbst und beim Sozialisationsprozess. Zusätzlich zu den oben erwähnten Gastgeberpflichten ist weiterhin auch der Aspekt des Eating Out als Teilhabe zu erfassen. Wo wir wie, mit wem und zu welchen Anlässen essen gehen, wie wir uns dabei kleiden und was wir dafür ausgeben; welches kulturelle Setting wir wählen; ob wir die adäquaten Tischsitten beherrschen und die angesagten Nahrungsmittel kennen und ob wir darüber hinaus fähig sind, dem permanenten Wandel von Tisch- und Nahrungsmoden auch zu folgen: An all dem prüft, dokumentiert und ermöglicht sich unser Angekommen sein und Dabeisein in einer individualisierten Gesellschaft 54 Die Tafeln können die Aufgabe der Nahrungssicherung erfüllen, jedoch die alimentäre Teilhabe können sie dabei nicht sichern Selke 2009, S.32f 53 Vgl. Pfeiffer 2010, S Ebd. S Ebd. S.99 20

24 2.4 Kritik an den deutschen Tafeln Die Tafeln sind ein Zeugnis und Erzeugnis der Gesellschaft, das ist ein Fakt. Die Zunahme von Armut und die Entstehung der Tafeln lassen sich als natürliche Reaktion auf die Vermehrung von Armutslagen interpretieren. 56 Ihre Notwendigkeit wird aufrechterhalten durch eine stetig negativ fortschreitende Armutsentwicklung ohne nachhaltige Armutsbekämpfung und einer einfachen und plausiblen Idee, die dem heutigen Zeitgeist voll und ganz entspricht. 57 Die Gesellschaft, vertreten durch den Verein, versucht die Lebensmittelverschwendung zu nutzen, um Ernährungsarmut auszugleichen. Tafeln fungieren somit als eine Optimierungsoder Coping Strategie zur Bewältigung von Armut. Das Fatale ist hierbei die gesellschaftliche Gewöhnung und dadurch die Normalität der Tafeln. Das bedeutet auch, dass sich die Gesellschaft an die bestehenden Armutslagen und an das Fehlen einer nachhaltigen Armutsbekämpfung gewöhnt Die Tafeln in der Überflussgesellschaft Die Tafelarbeit zeigt also einen gesellschaftlichen Umgang, um mit dem Überfluss umzugehen. Überfluss meint die Möglichkeit von (Massen-) Konsum der spätestens nach dem zweiten Weltkrieg in Europa angekommen ist. 59 Gesichert wird der Massenkonsum durch ein stetig wachsendes und sich vervielfältigendes Warenangebot. 60 Zweierlei sinnhafte Kontexte werden dabei transportiert. Einerseits wird ausgedrückt, dass es eine Vielfalt von Möglichkeiten gibt. Andererseits bedeutet Überfluss aber auch, dass Dinge nicht gebraucht und vergeudet werden. Die massenhafte Produktion ermöglicht, dass Konsum selbst wählbar wird und verspricht damit eine individuelle Lebensführung. 61 Neben der Produzenten- und Staatsbürgerrolle entwickelte die Gesellschaft durch den möglich gewordenen Massenkonsum eine Konsumentenrolle. So steht der 56 Vgl. Selke 2009, S Ebd. S Eb.d, S Vgl. Lorenz 2009, S Ebd. S Vgl. Lorenz 2011 S

25 Konsum mit an oberster Stelle. Da alles konsumierbar wurde, kann im Rückschluss auch alles überflüssig werden. 62 Dieses Überflüssige, also das Nicht- Gewählte, ist die Ressource und Basis, die die Tafel nutzt. Diese Ressource will einerseits genutzt werden, jedoch positioniert sich der Verein auch gegen die massenhafte Überproduktion von Lebensmitteln. Hier wird der Wiederspruch deutlich, in dem die Tafel e.v. sich bewegt, es müsste somit gleichzeitig möglichst viel und möglichst wenig Überschuss geben. 63 Der Lebensmittelüberfluss, als ein typisches Phänomen der Konsumgesellschaft, wird auf Menschen umverteilt, die von produktiv-konsumtiven Marktzusammenhängen, von Arbeit und Konsum soweit ausgeschlossen sind, dass sogar die Ernährung zum Problem wird. Das Fatale ist, dass sich der Begriff der Überflüssigkeit auch auf Menschen zu übertragen scheint. 64 Für diejenigen, die dem Erwartungsdruck der Konsumgesellschaft nicht entsprechen können, weil sie nicht mithalten können oder Pech gehabt haben, dient die Tafel als eine Kompensationsmöglichkeit. 65 Gesellschaftliche Integration und Teilhabe ist geknüpft an Konsum. Um konsumieren zu können, braucht man die Mittel dazu, die man gewöhnlich durch den Verkauf seiner Arbeitskraft erlangen kann. Arbeit kann somit nicht nur zu einem gesellschaftlichen Status verhelfen, sondern ist nunmehr ein Mittel für Konsumzwecke. Es entsteht eine neue Form des Überflüssigen. Überflüssige sind diejenigen, nach deren Arbeitskraft nicht mehr gefragt wird, die somit von Lohnarbeit und den damit verbundenen Statuspositionen sowie sozialen Sicherungssystemen entkoppelt sind. Überflüssige sind jedoch kein Problem des Mangels, sondern werden inmitten des Überflusses gezeugt. Man könnte sogar sagen, dass die Überflüssigen somit sogar einer Verwertungsfunktion übernehmen. So definiert sich der Zweck der Lohnarbeit neu, die hiermit als wesentliche Quelle gesellschaftlicher Teilhabe und sozialer Anerkennung zu sehen ist Vgl. Lorenz 2009,S Vgl. Lorenz 2011, S.37f 64 Vgl. Lorenz 2009, S Vgl. Lorenz 2011, S Vgl. Lorenz 2009, S.70f 22

26 2.4.2 Strategien zur gesellschaftlichen Nutzung der Tafel Um das System der Tafel gesellschaftsfähig zu machen und aufrecht zu erhalten, greifen verschiedene Strategien. 67 Die Tafel erinnert in ihrer Struktur an einen klassischen sozialen Dienst. Er leistet in einem institutionellen Rahmen eine für bedürftige Personen personenzentrierte Unterstützung, die ohne erwartete Gegenleistung gestellt wird. Um diese Leistungen in Anspruch nehmen zu können, muss sich der Nutzer aktiv beteiligen und wird somit Subjekt und Objekt der Hilfeleistung. 68 Alle Maßnahmen, die den Ort und die Tätigkeit der Tafeln als normal im umgangssprachlichen Sinne erscheinen lassen, nennt man Kontextstrategien. Dazu gehört zum einen die Bezeichnung Tafelladen als Ort der Nahrungsmittelhilfe, gleichzusetzen mit der Bezeichnung eines Supermarktes. Weiterhin werden oft gespendete Einkaufswagen oder Körbe mit Logo von Supermärkten verwendet, um möglichst das normale Einkaufsszenario zu simulieren. Am Ende des Tafelbesuchs gibt es noch einen Akt des Zahlens, das das übliche Einkaufsverhalten simuliert. Auch die Bezeichnung der Bedürftigen als Kunde ist hier in zweierlei Hinsicht kritisch zu betrachten 69. Einerseits wird an eine normale Konsumentenrolle 70 erinnert und andererseits bekommt der Tafelnutzer zahlreiche Rechte abgesprochen, da ihm die Entscheidung was man eigentlich essen und verbrauchen möchte, in gewisser Weise abgenommen oder zumindest eingeschränkt wird. 71 Im Gegensatz zum arbeitenden und somit Geld verdienenden Teil der Gesellschaft haben jedoch Tafelnutzer keine Wahlfreiheit aus der konsumgesellschaftlichen Optionenvielfalt. Die Lebensmittel, die nicht gewählt bzw. abgewählt wurden, stehen zur Ver- und Zuteilung an nichtwahlfähige Mitglieder der Gesellschaft zur Verfügung. 72 Diese Strategie birgt jedoch ein fatales Bild, denn wo es keinen Hunger gibt/geben kann, kann es auch keine absolute Armut geben. Diese oben genannten 67 Vgl. Selke 2009, S.24ff 68 Ebd. S Ebd., S.24ff 70 Ebd. S Ebd. S.24ff 72 Vgl. Lorenz 2009, S.73 23

27 Begrifflichkeiten verschleiern die tatsächliche Situation. Infolgedessen stellt sich eine Normalisierung der Armutssituationen aber auch der Tafel ein. Durch ihre selbst erklärte Absicht, sich an ganz normale Menschen mit ihren ganz normalen Problemen zu richten, wird der ALG II- Bezieher zum Teil unserer Normalitätsfiktion. Somit wird täglich mit der Strategie gearbeitet, das Anormale als normal erscheinen zu lassen. 73 Eine weitere Strategie zielt auf die Erziehung der Bedürftigen ab. Die Gesellschaft wird durch staatliche Leistungen, wie ALG2, diszipliniert. Die Tafel führt dieses Prinzip weiter. Durch die Offenlegung der Bedürftigkeit der Menschen wird die Privatsphäre durchbrochen und es werden Elendserfahrungen verfestigt. Hinzu kommt, dass durch die strukturellen Gegebenheiten der Tafel selbst das Leben der Bedürftigen zwangsstrukturiert wird. 74 Der Tafelgang selbst bringt jedoch auch gewisse Einschränkungen mit sich. Durch die Beschränktheit der Lebensmittelvielfalt bei den Tafeln kann eine Verhaltenskontrolle und/ oder eine Verhaltensänderung der Tafelnutzer angestrebt werden. Die Tafelhelfer empfinden sich hierbei als moralisierende Instanz und verhalten sich dementsprechend den Bedürftigen gegenüber. So werden subjektive Kriterien zur Feststellung der Bedürftigkeit genutzt um z.b. die Angemessenheit zu prüfen, eine Hilfeleistung der Tafel in Anspruch nehmen zu können. Dies geschieht durch Einordnung konkreter Personen in Abhängigkeit des vorgängigen Wissen und der aktuellen Armuts- Präsentation der Person. 75 Die Erziehungsmaßnahmen liegen den strukturellen Gegebenheiten zugrunde und werden dabei keinesfalls als bewusste Machtdemonstration eingesetzt. 76 Es wird nicht verwundern, wenn man hört, dass viele von den ehrenamtlichen Mitarbeitern der Tafeln selbst zur Gruppe der Bedürftigen gehören. Durch diese Beteiligungsstrategie wird weiterhin die Normalität der Tafeln gefördert Vgl. Pfeiffer 2010, S Vgl. Selke 2009, S Ebd. S.24ff 76 Vgl. Maar 2010, S Vgl. Selke 2009, S.24ff 24

28 2.4.3 Akteure innerhalb des Tafelphänomens Um den Tafelphänomen weiter auf den Grund zu gehen, ist es wichtig, welche Akteure in welchen Zusammenhang stehen. Aber auch die entstehenden Erwartungen und Folgen sollen im Weiteren näher betrachtet werden. Stephan Lorenz filtert in seiner Arbeit zwei Gründe für die Nutzung der Tafel heraus, zum einen Tafelnutzung als kalkulierte Option und Tafelnutzung als Zugehörigkeit. Der erste Beweggrund resultiert daraus, dass die Nutzer durch den Tafelgang finanziell durch kostengünstige Lebensmittel entlastet werden. Die Möglichkeit, ihr Haushaltsgeld aufbessern zu können, steht dabei im Vordergrund Dabei ist nicht der tatsächlich empfundene Hunger ausschlaggebend, sondern die Tatsache, dass Lebensmittel kostengünstig verteilt werden. Der zweite Typus von Nutzern geht aus dem Impuls des sozialen Miteinanders heraus zur Tafel. Als Anlaufpunkt bietet die Tafel einen Ort für soziale Zugehörigkeit und eine Möglichkeit sich nützlich zu machen. 78 Gleichzeitig entsteht aus dem Standpunkt der Nutzer die Erwartung, dass die Tafel trotz nicht planbaren und unregelmäßigen Warenflusses, die Bedürftigen verlässlich und regelmäßig versorgen kann und wird. 79 Anders als von der Tafel dargestellt, wird die gesellschaftliche Integration der Menschen nicht gefördert. Mehr noch, der Tafelgang selber ist ein Indiz der Ausgrenzung aus der Gesellschaft. 80 Ähnlich wie bei den Nutzern, gibt die Tafel ihren Mitarbeitern eine Struktur des eigenen Lebens. Dabei sind vor allem positive Affekte mit der Arbeit verbunden. Aus der Motivation heraus einen besseren gesellschaftlichen Umgang mit Verschwendung, insbesondere der Lebensmittelverschwendung, zu proklamieren und für soziale Gerechtigkeit einzustehen, sind auch viele Tafelnutzer selber ehrenamtliche Mitarbeiter. 81 Nicht nur der eigene Selbstwert der Mitarbeiter, für das Arrangement bei der Tafel und gleichzeitiger Kritik gegenüber sozialer Ungerechtigkeit treibt die Menschen an, sondern auch die damit einhergehende soziale Anerkennung. Somit wurden aus den ursprünglichen altruistischen, 78 Vgl. Lorenz 2011, S Vgl. Selke 2009, S.11f 80 Vgl. Lorenz 2011, S Ebd. S

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