1. Fragestellung 4.4 / Zur ersten Orientierung / / / Vorgeschichte 2.5. / 9.5. / / 23.5.
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- Melanie Käthe Lange
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Transkript
1 1. Fragestellung 4.4 / Zur ersten Orientierung / / / Vorgeschichte 2.5. / 9.5. / / Aktuelle Sicht / / Die Zukunft (27.6. / 4.7.) 1.1 Einführung in das Konzept und Literatur 1.2 Aktuelle Situation - eine professionelle Herausforderung 2.1 Beobachten im globalen Alltag (Hamm) 2.2 Geprägt im konkreten Alltag (Roth) 2.3 Wissen über urbane Gesellschaft (Winter) 3.1 Risikogesellschaft (Beck*) 3.2 Verfallsgesellschaft (Sennet)* 3.3 Desintegrationsgesellschaft (Heitmeyer)* 3.4 Ambivalente Moderne (Bauman) 4.1 Beste aller Welten (Gross*, Schulze*) 4.2 Alles ist möglich (Goebel/Clermont) 4.3 Zweite Aufklärung (Postman*/Welsch*) 5.1 Weltgesellschaft (Albrow*/Nassehi*) 5.3 Empire (Hardt/Negri) Klausur (11.7.) * sind im Reader von A. Pongs besprochen
2 4.1 Beste aller Welten Seite Beste aller Welten (Gross*, Schulze*) Ziele von 4.1 Nachdem die Postmoderne so skeptisch eingeschätzt wurde......es gibt auch ganz andere Ansätze, die die Situation zwar nicht unkritisch, aber durchaus offen positiv einschätzen und gerade deshalb zu spannenden Konsequenzen kommen Übersicht: 1) Bemerkungen zu Gross 2) Schulze: Erlebnis ist alles 3) Wandel der Milieus 4) Folgerungen: Die beste aller Welten 4) Zu Gerhard Schulze 5) Zusammenfassung / Kommentar
3 1.) Bemerkungen zu Peter Gross a) 1994 erscheint im Suhrkamp-Verlag die Arbeit Die Multioptionsgesellschaft 1) zu Peter Gross Seite 81 Die Idee: Gross geht im Anschluss an Popper von einer Gesellschaft aus, die sich erstmals öffnet und eine enorme Steigerung der Erlebnis-, Handlungs- und Lebensmöglichkeiten ermöglicht: Zukunft ist in nie gewesener Weise offen Steigerung von Teilhabe und Zunahme von Optionen die Moderne mit ihrer Rationalität befreit vom Driften...(MG S.325) Und so schätzt Gross - durchaus korrekt seine Arbeit ein: "Nicht alle können oder wollen sich (...) in eine Ich-Unternehmung verwandeln. (...). Immer mehr Möglichkeiten und immer weniger Gewissheiten. Dieser Punkt steht in der von mir verfassten»multioptionsgesellschaft«im Vordergrund. Die kolossale Vervielfältigung der Optionen in allen Lebensbereichen, von der Badewanne über die Brillenfassungen ( sind an der Bahnhofsstrasse 83 in Zürich zu besichtigen) bis hin zu den Möglichkeiten, Partnerschaften einzugehen oder mittels Reproduktions- und Gentechnologien auf weniger archaische Art als Boris Becker Kinder zu bekommen, zeugt von einer Entfesselung und Freisetzung von Kräften, die in vormodernen Kulturen mit starren Gewissheiten undenkbar waren. Ganz zu schweigen von den seitenweise in die Zeitungen gerückten Kontaktinseraten! Erinnern wir uns noch, dass wir in unserer Kindheit, in katholischen Elternhäusern, unsere Gedanken und Phantasien zu disziplinieren und zu beichten hatten. Das Internet mit dem von ihm eröffneten Cyberraum ist lediglich der modernste Ausdruck der Multioptionsgesellschaft." St. Galler Tagblatt vom
4 b)von Peter Gross zu Gerhard Schulze 1) zu Peter Gross Seite 82! Der in St. Gallen lehrende Soziologe Peter Gross argumentiert an drei Stellen völlig anders: 1. Die Gesellschaft entwickelt sich Schritt für Schritt und lässt Irrationalität, Zwang, Rassismus und Klassen hinter sich 2. Der Fokus liegt nun nicht mehr auf der Arbeits-, sondern der Lebenswelt 3. Nicht mehr der sozial Eingebundene, sondern der real existierende Single ist angesagt! Die Kritik von Gerhard Schulze ist eindeutig: Zwar bietet die Moderne immer mehr Optionen, doch handelt es sich nur um ein Steigerungsspiel Zwar entsteht immer wieder Neues, aber es entsteht unter den Bedingungen stabiler Transformationsregeln þinsofern bleibt es bei einer immer nur vorläufigen Steigerung der Möglichkeiten und bei einem offenen Ziel. þaußerdem bleibt das Alte weiter erhalten, insofern gilt Altes neben Neuem weiter (bw S.115f)
5 2)>Erlebnis< ist alles (Schulze) 2) >Erlebnis< ist alles Seite 83 a)plädoyer für einen konstruktiven Neuansatz! Die Ausgangsüberlegung: þdie großen Traditionen und die großen Schichten usw. schmelzen, Wissen hohen Kollektivitätsgrades (gesellschaftliche Bindungen) geht deutlich zurück þan ihre Stelle tritt der Einzelne, der allenfalls noch in kleine Milieus eingebunden ist þwir beobachten eine Ästhetisierung des Alltags und neue milieuspezifische Existenzformen þam Ende steht ein Erlebnismarkt, in dem Gesellschaftspolitik zur Kulturpolitik mutiert (>mittlere< soziale Bindungen) (EG S.273)! Das bedeutet: þdas neue Grundmuster: Das Subjekt in der Situation þin dieser Konstellation gewinnt das Erlebnis entscheidende Bedeutung þneue Gemeinsamkeiten jenseits der Konventionen fügen sich zur Erlebnisrealität zusammen þes bilden sich erlebnisorientierte Lebenspraxen þam Ende der (fortgeschrittenen) Individualisierung: das reflektierende Subjekt þdie neuen elementaren Alltagserfahrungen liefern die soziale Semiotik für eine neue Gesellschaft (EG S.88)
6 b)die Kernthese! Wir sind auf dem Weg zu einer Erlebnisgesellschaft Nach der Restaurationsepoche und der Kulturkonfliktepoche geht es jetzt darum, sich in der Erlebnisgesellschaft einzurichten und die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen! Erste Phase Vertikale Wirklichkeitsstruktur Geschichtetes Milieu #Hochkultur #Trivialkultur 2) >Erlebnis< ist alles Seite 84! Zweite Phase Soziale Milieus provozieren sich gegenseitig Kulturelle Gegensätze unter den Altersgruppen... Von Arroganz bzw. Respekt zu wechselseitiger Abgrenzung! Dritte Phase Kulturen differenzieren nach Genusswert aus: Laune, Entspannung, Erregung, Unterhaltung, Coolness Gruppen entstehen in alltagsästhetischer Praxis
7 c)was die Gesellschaft noch zusammenhält 2) >Erlebnis< ist alles Seite 85! Aus den sozialen Schichten werden Milieus! Vertraute schichteninterne Differenzierungen nach Alter und Bildung bleiben erhalten ( erinnern noch an Althergebrachtes) und bilden nun Rahmen, innerhalb derer kognitive Operationen milieuspezifische Existenzformen ausbilden (S.23)!Das Ergebnis sind durch die Alltagsästhetik hervorgebrachte neue Stiltypen! Die einst ökonomisch erzeugte Integration wird heute durch kognitive Operationen ersetzt, die eine neue Einbettung in neue Milieus hervorbringen in der Erlebnisgesellschaft bindet das Erlebnis! Das bedeutet, dass wir ein neues Wissen (Dichte Beschreibungen) benötigen, das anders als in den Naturwissenschaften (Maschinenmodell) auf Bedeutungskarten setzt (BW S.356) Können wir dann noch von einer Gesellschaft sprechen? Trotz der Individualisierung und der an sie anschließenden Ästhetisierung des Alltagslebens bleiben Reste eines gemeinsamen Prozesses erhalten, die ausreichen, um weiter mit einer ordnungserzeugenden gesellschaftlichen Wirklichkeit rechnen zu können (EG S.78)
8 3.) Wandel der Milieus (siehe: EG Kap.6) 3) Wandel der Milieus Seite (S.321) Selbstverwirklichungsmilieu 2. (S.330) Unterhaltungsmilieu 3. (S.291) Niveaumilieu 4. (S.311) Integrationsmilieu 5. (S.300) Harmoniemilieu 1. jünger und distanziert, kulturszene-, actionorientiert, antikonventionell, selbstinszenierend 2. jünger, sport/autofanatisch, action-narzißmuszentriert, lokal, privatistisch, handarbeitend 3. älter, quasi klassisch, kulturell engagiert, hierarchisch denkend mittelalt, beamtet, gemütlich, perfekt, pol. interessiert verrentet, angestellt, religiös, medienunterhaltungsorientiert Alter
9 4) Folgerungen: Die beste aller Welten 4) Folgerungen Seite 87! Alte Strukturierungen treten unter dem Eindruck des Erlebnismarktes und der damit verbundenen Ästhetisierung des Alltags zurück! An die Stelle von Schichten rücken neuartige Milieus, die sich erlebnisgeneriert in der Form von lokalen Szenen durchsetzen! Der Einzelne erscheint jetzt eher locker in die Gesellschaft eingebunden, obwohl nunmehr die Milieus den Rahmen bilden und den Kontext für neue Orientierungen abgeben! Schulze interpretiert schon das klassische Klassen- /Schichtenmodell als Schritt in Richtung Aufsplitterung! Die Individualisierung und die heutige Ästhetisierung treiben diesen Prozess der Aufsplitterung auf die Spitze und erzeugen eine neue Semantik mit dem Ergebnis einer milieuspezifischen Neuverteilung von Existenzformen (BW S.352) Die Gesellschaft splittert in Milieus und die Milieus splittern in Szenen auf.
10 5) Zu Gerhard Schulze 5) ad personam Seite 88 a) ad personam geboren 1944, Studium der Soziologie in München und Nürnberg, Habilitation für Soziologie in Nürnberg Professor für Methoden der empirischen Sozialforschung und Wissenschaftstheorie an der Universität Bamberg Arbeitsschwerpunkte: Sozialer und kultureller Wandel, Zeitdiagnosen und zukünftige Entwicklungen Wichtigste Veröffentlichungen: Die Erlebnisgesellschaft. Kultursoziologie der Gegenwart. Frankfurt 1992/2005 (EG) Wozu heute noch Soziologie? Opladen 1996 Kulissen des Glücks. Frankfurt 1999 Die Beste aller Welten. Frankfurt 2004/2006 (BW)
11 5)Zusammenfassung / Kommentar a) Zusammenfassung der Thesen von Schulze 6) Zusammenfassung Seite In welcher Gesellschaft leben wir eigentlich?... in einer Freizeit- und Erlebnisgesellschaft 2. Was ermöglicht uns das Zusammenleben?... die Ausprägung erlebnisgesättigter neuer Existenzformen 3. Welche Chancen, Probleme und Risiken sind erkennbar?... Die Schaltstelle für die neuen Existenzformen ist ein entwickeltes Bewusstsein 4. Wie können wir uns in dieser Gesellschaft arrangieren?... Vom Erlebnisangebot zum Erlebnismarkt und zu neuen Existenzformen 5. Welche Rolle spielen hier Wissen, Erziehung und Bildung?...Erlebnispädagogik??? 6. Und welche Möglichkeiten gibt es bei Konflikten und sozialen Verwerfungen?...Die erlebnisorientierte Gesellschaft überwindet die Kulturkonfliktgesellschaft, wie diese bereits die Restauration bis zu den 60ern überwunden hatte
12 b)kommentar: Für wen gilt das? Bei Schulze wird die mitteleuropäische Lebensweltperspektive verabsolutiert! Wenn soziales Handeln kontextorientiert gilt (das hier beschriebene Milieu also allenfalls im spezifischen Kontext der Freizeit gilt, wo der individuelle Spielraum erheblich ist) dann bietet Schulze hier keine generelle Beschreibung einer Gesellschaft! Brisant wird diese Reduzierung des Alltags auf die Lebenswelt vor allem aus politischer Sicht, weil wichtige gesell-schaftliche Situationen und Herausforderungen (z.b. einer Risikogesellschaft) schlicht ignoriert werden 6) Zusammenfassung Seite 90
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