PROTOKOLL DER JURYSITZUNG
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- Silke Beck
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1 GELADENER ARCHITEKTURWETTBEWERB BEBAUUNGSSTUDIE WOHNBEBAUUNG BEIM SPORTPLATZ IN TULFES PROTOKOLL DER JURYSITZUNG GEGENSTAND DES WETTBEWERBES Die Erlangung von Vorentwürfen für Bebauungsstudie beim Sportplatz AUSLOBER Gemeinde Tulfes VERFAHRENSBETREUUNG Dorferneuerung Tirol ORT Tulfes, Sportcafe DATUM 7.Juli 2010 BEGINN 9 Uhr 00 ENDE 16 Uhr 45 01
2 PREISGERICHT Anwesende Jurymitglieder: F a c h p r e i s r i c h t e r /i n Architekt DI Michael Pfleger, (von der Kammer nominiert) DI Diana Ortner, Amt der Tiroler Landesregierung - Dorferneuerung DI Martin Schönherr, Amt der Tiroler Landesregierung - Abt. Raumordnung S a c h p r e i s r i c h t e r /i n - Bgm. Josef Gatt Vizebürgermeister DI Franz Nock - Gemeinde Tulfes GV Martin Wegscheider Bauamtsleiter Ing. Markus Peßnegger Julius Schmiderer) Ing. Kurt Egger (Amt der Tiroler Landesregierung,Tiroler Bodenfonds) Beratende Mitglieder (ohne Stimmrecht) DI Stepanek, Wildbach und Lawinenverbauung bis 12:30Uhr Vorprüfung (ohne Stimmrecht) Ing. Stefan Schöpf (Dorferneuerung) BEGINN DER JURYSITZUNG Nach der Begrüßung der Jurymitglieder durch Bürgermeister Josef Gatt und DI Diana Ortner werden die anwesenden Jurymitglieder namentlich festgehalten. Auf Vorschlag von DI Ortner Diana wird Architekt Michael Pfleger zum Juryvorsitzenden und Bürgermeister Josef Gatt zu seinem Stellvertreter gewählt; weiters DI Diana Ortner (Schriftführerin) DI Martin Schönherr. (Schriftführer-Stellvertreter) 02
3 Architekt Pfleger begrüßt in seiner Funktion als Juryvorsitzender die Jurymitglieder und gibt einen kurzen Überblick über den zu erwartenden Tagesablauf. Festgehalten wird, dass seitens der Jurymitglieder keinerlei Befangenheit gegenüber einem der Wettbewerbsteilnehmer besteht, für die Dauer der Jurysitzung gilt Verschwiegenheitspflicht für alle Jurymitglieder. In Folge wird festgehalten, dass die Beschlussfähigkeit gegeben ist. Zusätzlich zu den Beurteilungskriterien wurde festgehalten, dass auch bei den Projekten auf die Wohnbauförderung, Bedeutung Stellplatz Stellenwert Auto, Befahrbarkeit der Erschließungsflächen u. a. für Winterdienst, bei der Beurteilung geachtet wird. Bericht der Vorprüfung Als Ergebnis der Vorprüfung wird allgemein festgehalten: alle 5 Projekte wurden zeitgerecht abgegeben, die Anonymität der abgegebenen Arbeiten war bei allen Entwürfen gegeben, 2 Modelle wurden durch den Modellbauer verspätet abgegeben, die Anonymität blieb gewahrt. Die Jury wurde gefragt, ob die Modelle gesehen werden wollen oder nicht gezeigt werden sollen. Die Jury möchte die Modelle einstimmig in der Wertung behalten. die Projekte wurden von der Vorprüfung geöffnet und mit einer Wettbewerbsnummer (von 1 bis 5) versehen, welche die Kennziffer verdeckt. In Folge werden alle Projekte von der Vorprüfung einzeln vorgestellt und entsprechend der Vorprüfung besprochen und seitens DI Leopold Stepanek aus sicht der Lawinen- und Wildbachverbauung kommentiert. Kurzbeurteilung der Projekte aus Sicht der Naturgefahren durch DI Leopold Stepanek: Allgemein: Da ein beträchtlicher Teil des Planungsgebietes in der Wildbach-Gelben (WG) Gefahrenzone des Örlerbaches zu liegen kommt, wurde prinzipiell bei der Beurteilung aller eingereichten Planungen darauf geachtet, inwiefern es durch die Durchlässigkeit in Fallrichtung bzw. durch die Anlage der Verkehrswege zu möglichen Verringerungen oder Ausweitungen der Gefahrenzonenfläche kommt. Weiters wurden vor allem in den Tabuflächen Geländeveränderungen aufgrund des zu erwartenden Geotechnischen Planungsaufwandes als kritisch angesehen. Es wurde überschlagsmäßig die anfallende notwendige Retentionskubatur für Niederschlagswässer ermittelt, wobei für Verkehrsflächen und 03
4 öffentlichen Flächen eine notwendige Retentionskubatur von 3 m³ und für die bebauten Flächen aufgrund der Dichte von 2 m³ pro 100 m² angesetzt wurde. Projekte 1: Große Durchlässigkeit in Fallrichtung, dadurch mögliche Einschränkung des Ausmaßes der WG Gefahrenzone; Hauptaufschließung entlang der Hangkante dadurch ableitende Wirkung; möglicher Wassereintrittspunkt Tiefgaragenzufahrten aufgrund der Zufahrt von unten sicherbar gegen Wassereintritte. Anfallende Niederschlagswasserkubatur 640 m³ - Retentions- uns Sickermöglichkeiten im Bereich des zentralen Platzes und über der äußeren Erschließungsstraße gegeben. Projekt 2 Geringe Durchlässigkeit in Fallrichtung, aber geringe Längserstreckung der Baukörper parallel zum Angererweg, dadurch gegenüber der WG Gefahrenzone mehr oder weniger indifferent, Problem der Parkplätze im Bereich der Durchlässigkeit in Fallrichtung bei zukünftiger Veränderung (Garagen); Verkehrswege liegen höhenmäßig über den Gärten dadurch verteilende Wirkung und relativ schwierige Sicherbarkeit der Häuser gegen Wassereintritte im Erd- und Untergeschoss. Starke Geländeveränderungen im Bereich der Tabuflächen, lassen großen geotechnischen Planungsaufwand erwarten; Anfallende Niederschlagswasserkubatur 590 m³ - Retentions- uns Sickermöglichkeiten mit aufwendigen technischen Maßnahmen unterirdisch durchführbar. Projekt 3 Gute Durchlässigkeit in Fallrichtung, dadurch Einschränkungen der WG-Gefahrenzone möglich. Verkehrswege liegen auf oder unter Gartenniveau dadurch relativ leichte Sicherung der Gebäude gegen Wassereintritte, allerdings ist die Zugangssituation direkt vom Angererweg als auch die Anlage Tiefgaragen mit erhöhtem Aufwand gegen Wassereintritte sicherbar. Geringe Geländeveränderung wegen der Zufahrtstraße ab braunen Hinweisbereich Rutschung in der Tabufläche somit geotechnischer Planungsaufwand zu erwarten. Anfallende Niederschlagswasserkubatur 530 m³ - Retentions- und Sickermöglichkeiten im Bereich des Waldspielplatzes und der anschließenden Grünflächen - am optimalen Standort - am tiefsten Punkt des Planungsgebietes möglich. Projekt 4 Sehr lange Baufluchten parallel zum Angerweg dadurch Vergrößerung der WG-Gefahrenzone wahrscheinlich. Tiefgaragen liegen unter dem Straßenniveau und sind nur schwer gegen Wassereintritte zu sichern; insgesamt geringe Durchlässigkeit in Fallrichtung. Ansonsten geringe Geländeeingriffe abseits der Tabuflächen. Anfallende Niederschlagswasserkubatur 840 m³ - Retentions- und Sickermöglichkeiten am Rand der Tabuflächen - am optimalen Standort - am tiefsten Punkt des Planungsgebietes in eingeschränktem Ausmaß möglich. Anmerkung: Aufgrund der Anlage der Gartenflächen über den Tiefgaragen wurde die bebaute Fläche in diesem Fall mit 3 m³ Niederschlagswasser/ 100 m² angesetzt. 04
5 Projekt 5 Große Durchlässigkeit in Fallrichtung dadurch mögliche Einschränkung des Ausmaßes WG-Gefahrenzone. Starke Konzentrierung der Abflüsse entlang der südlichsten Zufahrtstraße und somit relativ leichte Sicherbarkeit der Gebäude gegen Wassereintritte. Möglicher Wassereintrittspunkt der südlichsten Tiefgaragenzufahrt in der Detailplanung sicherbar. Kaum Geländeveränderungen. Anfallende Niederschlagswasserkubatur 490 m³ - Retentions- und Sickermöglichkeiten im am optimalen Standort am tiefsten Punkt des Planungsgebietes möglich. 11 UHR BEWERTUNGSDURCHGANG UND AUSSCHEIDUNGSDURCHGANG Die Projekte werden anhand der festgelegten Kriterien besprochen und im Hinblick auf die Umsetzung Bebauungsplan und Realisierung als Bauherr Einheimischer/ Bauträger betrachtet. Die Jury legt fest, dass Projekte nur bei Einstimmigkeit ausgeschieden werden können. Im Folgenden werden die Projekte Nr.2; 4, 5 von der Jury ausgeschieden. Es verbleiben somit die Projekte Nr.1 und 3 in der Wertung. Die verbleibenden Projekte werden im Detail diskutiert und aus Sicht jedes Jurors kommentiert. Die Vor- und Nachteile, und die Veränderbarkeit jedes Projektes, die Festlegung für spätere Umsetzungsphasen, das Entwicklungspotential, werden gegenübergestellt. 14 UHR 00 ABSTIMMUNGSRUNDE Auf Antrag wird das Projekt Nr.1 mit 7 : 2 Stimmen mit dem 1. Preis ausgezeichnet. Als Nachrücker wird das Projekt 3 einstimmig vorgeschlagen. 14:10 15:40 Mittagspause Daran anschließend werden die Projekte einzeln und in der Reihenfolge der Vorstellung beschrieben: 05
6 P R O J E K T 1 3-Reihen mit verschiedenen Gebäudetypen die klar zugeordnet werden günstige Orientierung der Einzelobjekte nach SSW, windabgewandt die Anordnung der Baukörper und vor allen deren Höhenentwicklung folgt konsequent dem Gelände durchlässige Erschließungsstruktur mit halböffentlichen Fußwegenetz, das quer durch die Siedlung direkte Wege zum Angererweg anbietet gute Umsetzbarkeit auf Bebauungsplanebene; in der Präsentation wurden alle Eventualitäten der baulichen Entwicklung dargestellt. Die Gruppen- bzw. Doppelhäuser sind im Gelände so angeordnet, dass die Höhenstaffelung die durch eben terrassierte Gärten entsteht raumverträglich ist Ein gemeinschaftlicher Platz wurde an günstiger Stelle zwischen dem Bereich der Gruppen- und Doppelhäuser und dem Geschoßwohnbau vorgesehen Trotz hohem Erschließungsanteil ist eine günstiger Verwertbarkeit auch in der Umsetzung des Grundstückes gegeben Empfehlungen: Die Übergänge zwischen Geschoßwohnbau und Platz sind topographisch noch auszuformulieren, weiters sind allfällige weitere Überarbeitungen in Zusammenarbeit und Abstimmung mit der Gemeinde Tulfes, dem Bodenfonds und der Abt. Raumordnung und Statistik und gegebenenfalls WLV durchzuführen. P R O J E K T 2 Stringente Struktur Keine Raumbildung und Auseinandersetzung mit dem tatsächlichen Gelände Ungünstige Anordnung zur Hauptwindrichtung Zum Teil sehr lange Baukörper Verschlechterung der Gefährdungssituation durch den Wildbach 06
7 P R O J E K T 3 Ein einfaches sparsames Erschließungskonzept, das auch eine klare Zonierung von öffentlichen und privaten Flächen ermöglicht Die Baukörperstruktur ist der dörflichen Dimension angemessen und gut in das Gelände eingefügt Die Ost-/ Westorientierung der Wohnungen lässt zwar hohe Wohnqualität erwarten, allerdings ist eine Möglichkeit der passiven Nutzung der Solarenergie nicht gegeben Die Mischung von privaten Reihenhäusern mit Geschoßwohnhäusern wird positiv gewertet Die damit zusammenhängende Lösung des ruhenden Verkehrs ist schwer umsetzbar Die architektonisch ansprechende Außenraumlösung ist nur schwer in Bebauungsregeln überzuführen und droht bei allgemeinen rechtlich praktikablen Festlegungen verloren zu gehen. Trotz einfacher Erschließung eine geringere Ausnützung der vorhandenen Flächen P R O J E K T 4 Halenähnlich, kann allerdings nicht in allen Punkten an Qualitäten von Halen mithalten, ungünstig orientiert (nicht gegen Süden) Sparsamer Umgang mit verfügbaren Flächen Fußgängerfreundlich Gebäudetypen als Reihenhaus sowie als Geschoßwohnbau umsetzbar Öffentliche Parkmöglichkeiten für Besucher als Puffer zum Sportplatz Gefährdungssituation Tiefgarageneinfahrt aus Sicht WLV gegeben Beträchtliche Geländeveränderungen (Schüttungen) bei der nord-westlichen Baureihe Umsetzung ist nur als Bauträgerprojekt praktikabel, entspricht nicht der Gemeindeerwartung zur Umsetzbarkeit durch die einheimische Bevölkerung 07
8 P R O J E K T 5 Umgang und Verteilung der Baukörper im Gelände hat Qualitäten und ist raumbildend Durchmischte Struktur und stimmige Körnung Energetische Ausrichtung der Dächer günstig Zentrale Einrichtungen wurden angedacht aber nicht überzeugend eingebunden komplizierte labyrinthische Erschließung, geht u. a. zu Lasten der Wohnungszugänge als Vorlage für Bebauungsplan, wegen unstrukturierten Stichstraßenansammlung unbrauchbar 16 UHR 25 ÖFFNEN DER VERFASSERBRIEFE Projekt Projekt Projekt Projekt Projekt DI Michael Gostner & DI Jürgen Hörhager Mitarbeiter: Dominik Steidl Prof. Arch DI Markus Warzilek Mitarbeiter: Mathias Fritz Ohnmacht Flamm Architekten DI Arch. Wolfgang Ohnmacht, Arch. DI Volker Flamm Mitarbeiter: DI Rudolf Palme; cand. Arch. Alexander Gastager Arch. DI Lanziner Helmut ; Arch DI Peter Egon, Arch. DI Erich Pichler Architekturbüro Walch ZT GmbH Mitarbeiter: Arch DI Tom B. Förster, Arch. DI Alexander Wasle SCHLUSSBEMERKUNG: Durch die Jury wird vorgeschlagen, dass alle weiteren Planungsschritte auf Basis des prämierten Projektes Nr. 1 unter Einbeziehung der vorgeschlagenen Empfehlungen - vorzunehmen sind. Der Auslober bekundet den Willen, den Verfasser des von der Jury zur Ausführung vorgeschlagenen Projektes, unter noch zu vereinbarenden Bedingungen, basierend auf der HOA (Honorarordnung für Architekten 2002), bei Realisierung des Vorhabens mit den weiteren Planungsarbeiten zu beauftragen. 08
9 BEENDIGUNG DER JURYSITZUNG Der Juryvorsitzende dankt dem Vorprüfer für die Aufbereitung der Projekte und den Jurymitgliedern für die konstruktive, projektorientierte Diskussion und gute Zusammenarbeit. Die Sitzung wird mit Unterschriftslegung aller Jurymitglieder um 16 Uhr 45 geschlossen. Das Protokoll wird allen Projektverfassern, den Jurymitgliedern und der Kammer für Architekten und Ingenieurkonsulenten durch das Amt der Tiroler Landesregierung, Geschäftsstelle für Dorferneuerung übermittelt. Die Projekte können von den Teilnehmern nach Voranmeldung in der Gemeinde während der Geschäftszeiten eingesehen werden, weiters ist an eine Ausstellung der Arbeiten gedacht, diesbezüglich werden die Teilnehmer noch seitens der Gemeinde informiert. 09
10 010
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