Techniken des politikwissenschaftlichen Arbeitens. Mag. Florian Walter
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- Holger Lange
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1 Techniken des politikwissenschaftlichen Arbeitens Mag. Florian Walter
2 Inhalt der Lehrveranstaltung Veranstaltungstipp Methoden der Politikwissenschaft - Was ist eine Methode? - Wozu Methoden? - Methoden in der Politikwissenschaft - Klassifikation Fragen und Probleme
3 Veranstaltungstipp Podiumsdiskussion Die Politikwissenschaft im Bologna-Prozess: Zukunftsperspektiven für Studium und Wissenschaft Aula am Unicampus, Hof 1/Tür 1.11 Spitalgasse 2-4/Alserstraße 4, 1090 Wien Uhr - Prof. Klaus Armingeon (SVPW, Universität Bern) - Dr. Andreas Nölke (Freie Universität Amsterdam) - Prof.in Barbara Wicha (ÖGPW, Universität Salzburg) - Prof. Klaus Dieter Wolf (DVPW, TU Darmstadt) Moderation: Dr. Josef Melchior (Universtität Wien)
4 Übungsaufgabe Bibliographie Recherchieren Sie nach den in der letzten Einheit durchgenommenen Vorgaben in Bibliothekskatalogen und Datenbanken zu ihrer spezifischen Fragestellung und erstellen Sie aus Ihren Ergebnissen eine annotierte Bibliographie. Diese enthält mindestens 5 Literaturangaben (höchstens 10), darunter zumindest eine Monographie, ein Beitrag aus einem Sammelband und ein Zeitschriftenartikel. Führen Sie neben den notwendigen bibliographischen Angaben auch an, wie und wo Sie den Text recherchiert haben bzw. ob und warum er für Ihre Fragestellung relevant ist. Pro Literaturangabe sind nicht mehr als 5 Zeilen notwendig!
5 Übungsaufgabe Bibliographie Fragestellung: Welche Faktoren tragen zum rapiden Absinken der Wahlbeteiligung in Österreich seit Mitte der 1980er Jahre bei? Armingeon, Klaus (1994): Gründe und Folgen geringer Wahlbeteiligung, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 46.Jahrgang, Heft 1, S Standort: Hauptbiliothek Signatur: I /N.F., Recherchemethode: Datenbank WISO-net, Suchbegriff Wahlbeteiligung Nutzen für die eigene Fragestellung: Gute Überblicksdarstellung möglicher Determinanten des Absinkens der Wahlbeteiligung anhand eines quantitativen ALLBUS-Datensatzes für Deutschland. Die Indikatoren der Analyse können im eigenen Projekt verwendet werden. Leider enthält der Artikel keine Detailergebnisse für Österreich und ist nicht sehr aktuell (1994)
6 Methode Was ist eine Methode? Letztes Mal war von Theorien und Begriffen die Rede. Die Entscheidung für die Verwendung eines bestimmten theoretischen Ansatzes mit den dazugehörigen Begriffen konkretisiert das eigene Forschungsinteresse und hilft, die eigene Themenwahl weiter einzugrenzen und die endgültige Fragestellung auszuformulieren. Diese theoretischen Überlegungen legen schließlich auch nahe, anhand welchen Materials die Fragestellung bearbeitet werden kann. Die Frage nach dem Material ist es, die in engster Verbindung zum Thema der heutigen Einheit steht, nämlich der Methode.
7 Methode Wozu Methoden? Methoden geben Wege vor, die zu einem erwünschten Ziel führen. Sie sind die Mittel zu einem bestimmten aus der spezifischen Fragestellung definierten Zweck. Wenn ich etwas über ein bestimmtes Thema wissen will, brauche ich immer eine Methode, die mir hilft das Gewünschte zu erfahren. Ohne Methoden geht es nicht. Methoden sind zentraler Bestandteil wissenschaftlichen Arbeitens, durch die Systematisierung des methodischen Vorgehens bei der Erkenntnisgewinnung unterscheidet sich das wissenschaftliche Betrachten der Realität erst von der Alltagsbeobachtung.
8 Methode Methoden in der Politikwissenschaft Die Politikwissenschaft verfügt nicht über einen genuin eigenen Methodenkanon und bedient sich deshalb der Methodik (Systematik wissenschaftlicher Methoden) der Nachbardisziplinen. Je nachdem, ob eher theoretisch oder empirisch geforscht wird, handelt es sich dabei einerseits um historische und linguistische Methoden, andererseits um Methoden der Geschichtswissenschaften und vor allem der Sozialwissenschaften, wie der Soziologie, Ethnologie oder (Sozial-)Psychologie.
9 Methode Methoden in der Politikwissenschaft PolitikwissenschafterInnen galten und gelten im deutschsprachigen Raum außerdem immer noch als Methodenmuffel (Alemann 1995). Im Gegensatz zu den USA erfolgt in D und A nur wenig theoretische Reflexion über Methoden, deswegen keine Grabenkämpfe, aber auch nur wenig innovatives Potenzial. In A gibt es keinen politikwissenschaftlichen Lehrstuhl der ausschließlich den Methoden der Sozialforschung vorbehalten wäre!!!
10 Methode Methoden in der Politikwissenschaft Die Politikwissenschaft verfügt durch die Orientierung an Nachbardisziplinen heute über eine große Bandbreite unterschiedlicher Methoden. Die Auswahl der geeigneten Methode ist abhängig von: Erkenntnisziel theoretischem Bezugsrahmen Untersuchungsgegenstand Datenlage Fragestellung
11 Methode Klassifikation von Methoden Verschiedene Arten von Methoden Methoden der Datenerhebung Methoden der Datenauswertung theoretische empirische Methoden qualitative quantitative Methoden
12 Methode Datenerhebung Primärdaten: eigenständig erhobene Daten, etwa mittels Befragungen oder Beobachtungen Sekundärdaten: müssen nicht selbst erhoben werden, liegen bereits vor (Statistiken, Rechtsquellen, Literatur, Bilder, Filme)
13 Datenerhebung Standardisierte Befragung Fragebogen mit hohem Formalisierungsgrad, einem aus der Theorie entwickelten Item- und Fragenkatalog und vorgegebenen Antwortkategorien Durchführung entweder mündlich (face-to-face oder via Telefon) durch eine/n Interviewer/in, oder schriftlich (auf Papier, Laptop oder Online). Abgefragt werden sollen Meinungen, Einstellungen und retrospektiv oder prospektiv angegebenes, tatsächliches Verhalten. Es wird davon ausgegangen, dass individuelles soziales Handeln Realität konstruiert, diese Realität erfasst und zahlenmäßig quantifiziert werden kann.
14 Datenerhebung Standardisierte Befragung Reliabilität: zuverlässige Messung eines Kriteriums auch bei Wiederholung der Messung Validität: gültige Messung dessen, was gemessen werden soll Intersubjektivität: anstelle von Objektivität; eine andere Forscherin muss mit den selben Mitteln zu den selben Ergebnissen kommen
15 Datenerhebung Standardisierte Befragung Offene Fragebögen, die weniger aufgrund theoretischer Vorüberlegungen gestaltet werden, sondern Theorie generierend wirken sollen. Antwortkategorien werden nicht vorgegeben sondern vom Interviewten formuliert, der Gesprächsverlauf determiniert die Ergebnisse. Durchführung erfolgt persönlich und mündlich, einzeln oder in Gruppen; Aufzeichnung auf Tonband oder Video ist üblich. Abgefragt werden individuelle Sinnzuschreibungen und Werthaltungen persönlichen Handelns. Es wird davon ausgegangen, dass Wirklichkeit über Kommunikation konstruiert wird. Deshalb ist nicht nur wichtig, was gesagt, sondern auch wie das Gesagte begründet wird.
16 Datenerhebung Beipiele für Befragungen Standardisierte Befragung: Meinungsund Einstellungsumfrage Teilstandardisierte Befragung: narratives, biographisches, problemzentriertes Interview; ExpertInneninterview; auch Gruppendiskussionen fallen in diesen Bereich
17 Datenerhebung Beobachtung unterschiedliche Formen: verdeckt offen, teilnehmend nicht teilnehmend, strukturiert unstrukturiert, quantifizierend qualitativ Die Technik der Beobachtung kommt aus der ethnologischen Forschung, wo es oft aufgrund forschungspraktischer Überlegungen (z.b. sprachlicher Differenzen) nicht möglich ist, Befragungen durchzuführen. In der Politikwissenschaft ist die Beobachtung eher ein seltenes Phänomen, kam jedoch etwa beim Studium des Verhaltens von PolitikerInnen auf Parteikongressen oder der Erforschung des Protestverhaltens von AtomfraftgegnerInnen bereits zum Einsatz.
18 Datenauswertung quantitativ vs. qualitativ Analog zur Erhebung von Daten wird auch in deren Auswertung zwischen quantifizierenden (in Zahlenwerten messbar machenden bzw. erklärenden) und qualitativen (Sinn erfassenden bzw. interpretativen) Verfahren unterschieden. Der folgende Überblick ist freilich nur kursorisch und kann/soll anhand von Methodenlehrbüchern (siehe Literaturliste) vertieft werden!
19 Datenauswertung Statistische Analysemethoden deskriptive Statistik (Häufigkeiten, Mittelwerte, Mediane, Modalwerte; Variationsweite, Standardabweichung, Varianz; auch multivariate Verfahren) und Inferenzstatistik (Zusammenhänge zwischen Stichproben und Grundgesamtheit, Hypothesentests) Zu den quantifizierenden Auswertungsverfahren zählt neben der statistischen Analyse von Umfrage- und Aggregatdaten (z.b. Wirtschaftsdaten) auch die quantitative Inhaltsanalyse von Dokumenten (z.b. Zeitschriften, aber auch Interviews oder Redeprotokollen u.ä.). Geläufig sind statistische Verfahren in der Politikwissenschaft vor allem im Bereich der Wahl- und Einstellungsforschung und der vergleichenden Politikwissenschaft (z.b. Parteienforschung).
20 Datenauswertung Qualitative Analysemethoden zielen auf die Rekonstruktion von Sinnzusammenhängen und ist sowohl für die Analyse von selbst erhobenem Interviewmaterial, als auch für die Bearbeitung theoretischer Literatur geeignet. Je nach Datenmaterial unterschiedliche konkrete Verfahren, wie etwa Dokumentenanalyse (eher juristisch), Diskursanalyse (kritisch), Inhaltsanalyse (v.a. für Interviews geeignet). In der Politikwissenschaft kommen diese Verfahren sowohl in der Erforschung von Institutionen, als auch in der Policy- Analyse (Politikfeldforschung) und Evaluation zum Einsatz.
21 Quellen Alemann, Ulrich von (Hg.) (1995): Politikwissenschaftliche Methoden. Grundriss für Studium und Forschung, Opladen: Westdeutscher Verlag (v.a. Kapitel 4.2 und 5) Flick, Uwe / Ernst von Kardoff / Ines Steinke (Hg.) (2005): Qualitative Forschung. Ein Handbuch, 4. Auflage, Reinbek bei Hamburg: Rohwohlt Gehring, Uwe W. / Cornelia Weins (2004): Grundkurs Statistik für Politologen, Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften Schmitz, Sven-Uwe / Klaus Schubert (2006): Politikwissenschaftliche Theorie und Methodenlehre, in: dies. (Hg.): Einführung in die Politische Theorie und Methodenlehre, Opladen: Barbara Budrich, S
22 Allfälliges Wichtige Informationen zur Übung im Internet unter: /florian.walter Lehre UE: Techniken Möglichkeit zu persönlichen Besprechungen betreffend der LV-Anforderungen nach jeder Einheit oder nach Vereinbarung!
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