Vortrag Fachtagung Aspekte zur interkulturellen Weiterbildung in der Psychotherapie

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1 Charité Campus Mitte Chariteplatz 1, Berlin Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie AG Transkulturelle Psychiatrie ZIPP Zentrum für Interkulturelle Psychiatrie, Psychotherapie und Supervision Wissenschaftliche Leitung OÄ Dr.Ernestine Wohlfart Vortrag Fachtagung Aspekte zur interkulturellen Weiterbildung in der Psychotherapie Welche Implikationen benötigt eine kultursensible Psychologische Beratung und interkulturelle Psychotherapie? Interkulturell geöffnete Einrichtungen beinhalten regelhaft in ihren Angeboten sprachliche, kulturelle und migrationsspezifische Aspekte mit dem Ziel, die Beteiligung, Beratung und Behandlung von Menschen mit Migrationshintergrund selbstverständlich werden zu lassen. (Beauftragte der Bundesregierung für Ausländerfragen 2002) Inhalte und Struktur einer interkulturellen Weiterbildung In Anbetracht einer zunehmenden internationalen Klientel kann es nicht der moralisch korrekte Anspruch einiger Weniger sein, die im

2 psychosozialen Feld tätig sind, sich zu öffnen und interkulturelle Kompetenzen zu entwickeln. Es ist vielmehr notwendig, eine Professionalisierung zu erzielen, die neue Erkenntnismöglichkeiten im Umgang mit kultureller Differenz ermöglicht. Eine Professionalisierung, die institutionell, strukturell und finanziell in das bestehende System eingebunden ist. Inhalte Das bedeutet, die gesellschaftlichen Veränderungen und Wanderungen zu kennen und zu reflektieren. Migrationsbedingte und kulturdynamische/ transkulturelle Konflikte sollten als Ursachen für psychische Erkrankungen erkannt und anerkannt werden. Es gilt wahrzunehmen, dass man es notwendigerweise auch in Institutionen der Regelversorgung mit Individuen zu tun hat, die aus unterschiedlichen kulturellen Kontexten kommen und deren Vorstellungen von Selbstbestimmtheit, Wertvorstellungen und Bewältigungsstrategien von Krisen nicht der Euroamerikanischen entsprechen muss. Dabei darf sich die interkulturelle Kompetenz nicht nur auf die Sensibilität für fremde Kulturmuster und die Offenheit für potentielle Kulturdifferenzen beschränken, sondern muss auch die Reflexion eigener Fremdbilder und Bewusstsein für Machtasymmetrien beinhalten (Auernheimer 2006). Es erscheint wichtig, darüber nachzudenken, was es für unser professionelles Handeln bedeutet, wenn wir mit einem Teil unserer Patienten nicht mehr in einem gemeinsamen Bedeutungszusammenhang stehen, auf den wir in der Kommunikation (unbewusst) rekurrieren können. Es finden interkulturelle Begegnungen statt, die notwendigerweise eine erhöhte Spannung bei den Beteiligten erzeugen; eine Spannung zwischen dem fremden Anderen und dem eigenen Vertrauten, welche allzu häufig nicht wahrgenommen werden darf und deshalb in

3 Stereotypen-Bildung mündet, um die eigene professionelle Hilflosigkeit des Nicht- Verstehens aushaltbarer zu machen. Es gilt darüber hinaus gerade im Spannungsfeld zwischen sozialpädagogischer Intervention und Psychotherapie zu vermeiden, dass Zuwanderer und Flüchtlinge zu Objekten einer humanitären Hilfe werden, die nur der eigenen Daseinsberechtigung dient. Die negativen Folgen sind ein positiver Rassismus, der mögliche Konflikte in der Beratungssituation nicht thematisieren darf, der die Diversität ausklammert und die Hilfe zur interkulturellen Maßnahme (Nadig 2006) verkommt. Trotzdem möchten wir darauf verweisen, dass die Basis sämtlicher Tätigkeiten darin besteht, helfende Interaktion durch Freundlichkeit und persönliches Interesse am Wohlbefinden des Anderen hinreichend gesichert in Gang kommen zu lassen. Helfende Interaktion von einer professionellen Empathie, Grenzsetzung und der Neugierde auf den fremden Anderen getragen benötigt keine abstrakten Kulturalisierungen (Wohlfart 2008). Wir haben in einer Verknüpfung von Forschung und Praxis an der Charite 2002 integriert in die Institutsambulanz eine ethnopsychiatrische Ambulanz etabliert, sie ist darüber hinaus ein Bereich des ZIPP- Zentrum für Interkulturelle Psychiatrie, Psychotherapie und Supervision, Charite, Campus Mitte. Daten zur aktuellen Evaluation der Ethnopsychiatrischen Ambulanz von finden sie im Praxisbericht von Wohlfart, Kluge. Fazit: Eine interkulturelle Öffnung kann natürlich nicht nur vom Gesetzgeber angeordnet werden, sondern ihre Umsetzung muss sich durch die Schaffung neuer Zulassungsmöglichkeiten auch im Gesundheitssystem

4 niederschlagen. So würden dringend eine Bereitstellung von KV- Zulassungen im Bereich von Psychiatrie und Psychotherapie für den Sonderbereich Interkulturelle Psychotherapie und oder Psychiatrie benötigt, die es ermöglichen mehr muttersprachliche Psychotherapeuten einzubinden bzw. eine Abrechnung von Dolmetscherleistungen ermöglichen. Gerade in diesem Bereich leisten freie Wohlfahrtsverbände in Berlin und auch die Charite CCM über die ethnopsychiatrische Ambulanz Pionierarbeit in einem Versorgungssektor, der von der KV abgedeckt sein müsste. Derzeit ist dieser Bereich nicht wirklich ausreichend finanziert. Für eine Stadt wie Berlin wären ca. 5-8 derartige Sonderzulassungen nach vorher bestimmten Kriterien notwendig. Es geht hier nicht darum die bisherigen Zulassungskriterien außer Kraft zu setzen, sondern diesen für den Bereich Interkulturelle Psychotherapie noch weitere hinzufügen, wie der Nachweis einer multikulturellen Teamstruktur. Mehrsprachigkeit und Nachweis über eine Weiterbildung in diesem Bereich. Das ZIPP bietet ab 2010 eine zertifizierte Weiterbildung im Bereich von Interkultureller Psychotherapie und Supervision an über das Berliner Seminar für interkulturelle Psychotherapie, Psychoanalyse und Supervision, welches ebenfalls an der Charite beheimatet sein wird und in einem Verbund mit Berliner Psychotherapieausbildungsinstituten stattfindet und entwickelt wurde. Ebenfalls aus der interdisziplinären Forschungsgruppe Charite ZIPP, FU Berlin, Gemeindepsychologie ging das erste deutschsprachige Lehrbuch zum Thema Transkulturelle Psychiatrie und interkulturelle Psychotherapie- eine interdisziplinäre Theorie und Praxis hervor: Wohlfart, Zaumseil, Springer 2006 ( siehe auch Flyer)

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