Der Weg aus der Wirtschafts- und Finanzkrise: Welche Rolle spielt das Eurosystem?
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- Willi Walter
- vor 8 Jahren
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1 Der Weg aus der Wirtschafts- und Finanzkrise: Welche Rolle spielt das Eurosystem? Peter Mooslechner Oesterreichische Nationalbank EUROPA CLUB uni Universität Salzburg, 21. Mai 2015
2 Inhalt WORIN? WIE? WAS? bestand/besteht die Herausforderung der Krise für die Geldpolitik eigentlich? reagiert die Geldpolitik normalerweise auf (konjunkturelle) Krisen? sind die (unkonventionellen) Möglichkeiten der Geldpolitik in einer Krise, die es so noch nicht gegeben hat? - 2 -
3 Die historischen Phasen der Krise.. vom Geldmarkt - 3 -
4 über die Realwirtschaft - 4 -
5 bis zum Staat (Staatsanleihenmarkt) - 5 -
6 Die Krisen interaktion als wirtschaftspolitische / geldpolitische Herausforderung Banken Realwirtschaft Staaten - 6 -
7 Das BANKENSYSTEM: Die ( Unlogik der) Liquiditätsverteilung im Euroraum (vor und in der Krise) - 7 -
8 Die Normalität der geldpolitischen Liquiditätssteuerung Kreditgeschäfte der EZB Hauptrefinanzierungsgeschäft (HRG) Spitzenrefinanzierungsfazilität (SRF) Einlagefazilität (EF) Banken können bei der EZB einwöchige bzw. dreimonatige Kredite (auch andere Laufzeiten sind möglich) aufnehmen Bank zahlt dafür den HRG- Zinssatz Ergänzend zum HRG: Gewährung eines Übernachtkredits an eine Bank - Bank zahlt dafür einen höheren Zinssatz als beim HRG Bank kann nicht benötigtes Geld bei der EZB kurzfristig anlegen Bank erhält dafür einen Zinssatz, der niedriger ist als der HRG-Zinssatz Bank hinterlegt während der Kreditlaufzeit Wertpapiere als Sicherheit Die EZB steuert mit Hilfe dieser drei Zinssätze den EONIA
9 Leitzinsen auf Rekordtief was nun? EZB- und Geldmarkt-Zinssätze in % Hauptrefinanzierung Spitzenrefinanzierungssatz Einlagefazilität EONIA Quelle: Thomson Reuters
10 Zinspolitik (nach dem ZLB*) ist mehr! Realzins = risikofreier Nominalzins + Risikoprämie erwartete Inflation - Beeinflussung des kurzfristigen risikolosen Nominalzinssatzes (konventionelle Geldpolitik). - Beeinflussung der längerfristigen risikolosen Nominalzinsen (z.b. durch das Versprechen, die Politikzinsen für eine gewisse Zeit auf niedrigem Niveau zu halten; Forward guidance ). - Beeinflussung von Risikoprämien (z.b. durch Ankaufprogramme). - Beeinflussung von Inflationserwartungen. (* = Zero Lower Bound)
11 Entwicklung der Bilanzsumme von Zentralbanken im internationalen Vergleich
12 Negative Inflationsraten im Euroraum seit Dezember 2014 Im Dezember 2014 fiel die HVPI- Inflationsrate im Euroraum in den negativen Bereich und verharrt seither dort: Dez. 2014: -0,2%, Jän. 2015: -0,6%, Feb. 2015: -0,3%, März 2015: -0,1% (Flash-Estimate April: 0%). Hauptgrund für die niedrige Inflation: stark sinkende Energiepreise. Jedoch steigen auch die Preise der Kernkomponenten nur schwach: Die Kerninflationsrate betrug zuletzt (März+April 2015) 0,6%. Insbesondere bei den nicht-energetischen Industriegütern stieg der Anteil der Gütergruppen mit negativer Inflationsrate im historischen Vergleich deutlich. Anteil COICOP-Untergruppen mit negativer Inflationsrate 70 in % Alle COICOP-Untergruppen Industriegüter ohne Energie Dienstleistungen Quelle: Eurostat, eigene Berechnungen (ungewichtet)
13 Maßnahmenzeitschiene des Eurosystems im Überblick Tabelle 1. Unkonventionelle Maßnahmen des Eurosystems Zeitraum des Programms Name Ziel Juli 2009 Juni 2010 CBPP 1 Ankurbelung der Kreditvergabe Mai 2010 September 2012 SMP Senkung der Risikoprämien bei Staatsanleihen November 2011 Oktober 2012 CBPP 2 Ankurbelung der Kreditvergabe September 2012 OMT Senkung der Risikoprämien bei Staatsanleihen Juli 2013 Forward guidance Senkung der Zinserwartungen September 2014 TLTROs Ankurbelung der Kreditvergabe Oktober 2014 CBPP 3 Ankurbelung der Kreditvergabe November 2014 ABSPP Ankurbelung der Kreditvergabe Jänner 2015 EAPP Gewährleistung von Preisstabilität
14 Geldpolitisches Maßnahmenpaket: Juni bis Oktober 2014 EZB- und Geldmarkt-Zinssätze in % 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0-0,5 Jän.11 Jul.11 Jän.12 Jul.12 Jän.13 Jul.13 Jän.14 Jul.14 Jän.15 Hauptrefinanzierungsgeschäft Einlagefazilität Quelle: Thomson Reuters. Spitzenrefinanzierungsfazilität EONIA Senkung der geldpolitischen Leitzinsen in zwei Schritten (Juni und September 2014) auf 0,05% im Hauptrefinanzierungsgeschäft und - 0,2% in der Einlagefazilität. EONIA (der von der Geldpolitik gesteuerte Übernachtzins auf den unbesicherten Geldmärkten) sinkt daraufhin knapp unter null. Monatsdurchschnitt Februar 2015: -0,04% TLTROs: Gezielte längerfristige Refinanzierungsgeschäfte. In deren Rahmen können sich Banken beim Eurosystem für maximal vier Jahre Zentralbankgeld leihen, sofern sie Kredite an den Privatsektor vergeben haben bzw. vergeben werden. Die ersten TLTROs wurden im September und Dezember 2014 vergeben. Ankauf von gedeckten Schuldverschreibungen (covered bonds, CB) seit Oktober und forderungsbesicherten Wertpapieren (assetbacked securities, ABS) seit November 2014.
15 Weitere Lockerung der Geldpolitik: EZB-Rats-Beschlüsse vom 22. Jänner 2015 Ankaufprogramm für Vermögenswerte ab März 2015 Ausweitung der bestehenden Ankaufprogramme (für ABS und CB) auf Staatsanleihen sowie auf Schuldpapiere von Emittenten mit Förderauftrag und von europ. Institutionen. Gesamtvolumen: 60 Mrd EUR pro Monat. Laufzeit zumindest bis September 2016 und in jedem Fall so lange, bis eine nachhaltige Korrektur der Inflationsentwicklung in Richtung 2% eintritt. 20% der zusätzlichen Ankäufe von Vermögenswerten (die über ABS und CB hinausgehen) unterliegen dem Prinzip der Risikoteilung: 8% des Portfolios wird von der EZB angekauft. Ankauf von Wertpapieren europäischer Institutionen im Ausmaß von 12%. 80% der Ankäufe von Staatsanleihen erfolgen durch die NZBen ohne Risikoteilung. Senkung des Zinssatzes für die bevorstehenden TLTROs um 10 Bp. auf den jeweils geltenden Zinssatz im Hauptrefinanzierungsgeschäft
16 ECB - Announcement vom 22. Jänner 2015 Expanded Asset Purchase Programme (EAPP) Asset Backed Securities Purchase Programme (ABSPP) Covered Bond Purchase Programme (CBPP3) Public Sector Purchase Programme (PSPP) Beabsichtigte Wirkung Verbesserung der Transmission der Geldpolitik Erfüllung des Mandats der Preisstabilität Beitrag zur Rückkehr der Inflation knapp unter 2% Geldpolitischer Impuls zur Ankurbelung der Wirtschaft Kaufvolumen und Dauer EUR 60 Mrd. / Monat bis mind. September
17 PSPP im Überblick Wertpapiere Dezentralisierte Implementierung Käufe von EUR-Bonds im Sekundärmarkt Wertpapiere mit einem investment grade rating; zusätzliche Kriterien für jene Länder, die in einem EU/IWF Programm sind Restlaufzeit zw. 2 und 30 Jahren Issue limit: 25% / Issuer Limit 33%
18 Struktur der Liquiditätsbereitstellung im Eurosystem
19 Geldmarktzinsen sinken - Einlagenfazilität steigt Zinskurve aus EONIA und EURIBOR Zinssätzen Quelle: Bloomberg Quelle: Bloomberg
20 Entwicklung der 10year euro area government bond yields
21 10Y Staatsanleihen Deutsche Staatsanleihen rentieren erstmals unter Japanischen Staatsanleihen Quelle: Bloomberg
22 Ankündigungseffekt: Signifikante Abflachung von Government Bond Yield Curves
23 Negative Renditen von Government Bonds Anteil der Government Bonds, die zu negativen Yields gehandelt werden (lhs) sowie die längste Laufzeit mit negativer Yield (rhs)
24 Inflationserwartungen reagieren stark : Draghi Rede : EuGH Gutachten : Start PSPP : Zweiter TLTRO Quelle: Bloomberg Quelle: Bloomberg
25 Und wie ist das mit der Inflation? Bilanzausweitung, Geldmenge und Preisentwicklung
26 Euro/Dollar Kurs sinkt markant Draghi: We are comfortable with acting next time Vorbereitung für Outright Käufe Ankündigung TLTRO, Leitzinssenkung Ankündigung weiterer Maßnahmen = 100% Ankündigung Ankaufsprogramme, Leitzinssenkung Starke US Konjunkturdaten, schwache EU Zahlen Quelle: Bloomberg Quelle: Bloomberg Neuwahlen in Griechenland angekündigt, starke US Zahlen, Spekulationen über ein neues EZB Ankaufsprogramm Ankündigung QE durch EZB Aktieninvestitionen in und aus den USA Quelle: JP Morgan
27 Aktuelle Geschichte der Geldpolitik im Rückblick Geldpolitik vor 2008 (im Normalfall): - hauptsächlich Zinspolitik Geldpolitik nach 2008 (Phase I): - Zinssenkungspolitik - Deckung des krisenbedingt erhöhten Liquiditätsbedarfs (Lender of Last Resort) und Substitution des Geldmarktes Geldpolitik nach 2008 (Phase II): - Zinspolitik erreicht die Untergrenze (ZLB) - unkonventionelle Maßnahmen - Senkung von Risikoprämien - Erwartungen aktiv steuern: Forward Guidance - Verhalten von Finanzakteuren steuern (zb Anreize zur Kreditvergabe) - Quantitative Easing : Portfolioeffekte etc
28 Der Weg aus der Wirtschafts- und Finanzkrise: Welche Rolle spielt das Eurosystem? Peter Mooslechner Oesterreichische Nationalbank EUROPA CLUB uni Universität Salzburg, 21. Mai 2015
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