Studierfähigkeit herstellen Peer Tutoring für literale Kompetenzen. Dr. Nadja Sennewald (Schreibzentrum)
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- Sven Rothbauer
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1 Studierfähigkeit herstellen Peer Tutoring für literale Kompetenzen Dr. Nadja Sennewald (Schreibzentrum)
2 QPL-Projekt: Starker Start ins Studium Interdiszipliäres Kolleg Hochschuldidaktik (IHK) studiumdigitale Gleichstelllungsbüro 1
3 Literale Kompetenzen Die derzeit bildungspolitisch gängigste Definition fasst Kompetenzen als die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können. (Weinert 2002, 27f.) Es geht also nicht mehr um den reinen Wissenserwerb, sondern auch um den Erwerb von Fähigkeiten und Fertigkeiten, die benötigt werden, um dieses Wissen anwenden und eigenständig auf unterschiedliche Situationen übertragen zu können. Der Begriff literale Kompetenzen bezieht sich entsprechend auf die Schreib-, Lese,- und sprachreflexiven Fähigkeiten. 2
4 Förderung literaler Kompetenzen in der Studieneingangsphase Das Schreibzentrum erreicht Studierende der Studieneingangsphase durch: Workshops zum wissenschaftlichen, journalistischen und kreativen Schreiben (fachübergreifend) Lehrberatung zur Formatentwicklung; oft zu Einführung in das wissenschaftliche Schreiben in den Fächern (fachspezifisch) Peer Tutoring für Schreibberatung (fachübergreifend) Writing Fellows (fachspezifisch) 3
5 Peer Tutoring für Schreibberatung ist eine gute Idee, da Studierende am liebsten andere Studierende fragen, um sich über die Anforderungen an das Schreiben im Fach zu informieren. Um mich über Anforderungen an das Schreiben im Studium zu informieren: 1 Habe ich bereits Freund*innen und Kommiliton*innen gefragt. Germanistik (n~345) Physik (n~185) 85,4 % 64,1 % 2 Habe ich bereits Tutor*innen in meinem Fach gefragt. 61,2 % 52,7 % 3 Habe ich bereits Anleitungen und Hinweise im Internet gesucht. 59,5 % 45,9 % 4/5 Habe ich bereits meine Dozent*innen gefragt. 45,9 % 16,8 % 5/6 Habe ich bereits ein Ratgeberbuch gelesen. 30,1 % 9,3 % 6/4 Habe ich bereits eine Veranstaltung zum wissenschaftlichen Schreiben und Arbeiten besucht. (Vgl. Sennewald/Mandalka 2012) 29,4 % 35,9 % 4
6 Peer Tutoring für Schreibberatung Studierende beraten Studierende Die Peer Tutor*innen verfügen über Spezialwissen zu Gesprächstechniken, Schreibprozessen, schreibdidaktischen Methoden, akademischen Textsorten und Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens allgemein Die Ratsuchenden verfügen über Spezialwissen zu den Themen, über die sie schreiben und über Informationen zu den Anforderungen an das wissenschaftliche Schreiben im jeweiligen Fach (Vgl. Dreyfürst/Sennewald 2014; Grieshammer u. a. 2012) 5
7 Professionelle Peer-Schreibberatung ist: person- und kontextorientiert, d. h. nicht die Verbesserung des Textes steht im Zentrum der Beratung, sondern die ratsuchende Person mit ihren Anliegen. lösungs- und ressourcenorientiert, d. h. Ziel der Beratung ist, dass Ratsuchende durch Anregungen des*der Peer-Schreibtutor*in ihre Ressourcen ausbauen und weiterentwickeln; Form des kollaborativen Lernens, d. h. statusgleiche Peers lernen im Gespräch voneinander und schaffen gemeinsam neues Wissen. Beratung auf Augenhöhe, da Peer-Schreibtutor*innen weder Lehrende noch Beurteilende sind und es keine Abhängigkeit gibt. eine Tätigkeit, die durch Super- und/oder Intervision kontinuierlich begleitet und reflektiert wird. (Vgl. Diskussionspapier zu Standards für Ausbildungen von Peer-Schreibtutorinnen und -tutoren. SIGG der Gesellschaft für Schreibforschung und Schreibdidaktik e. V. 2014, Rogers 1999, ) 6
8 Peer Tutoring für Schreibberatung Individuelle Schreibberatung (ca. 60-minütige Sitzungen) Schreibprojekte Schritte des wissenschaftlichen Arbeitens Sprache und Stil Schreibprozess und -strategien Arbeits- und Zeitmanagement Beratungsprotokolle (Teil der bezahlten Arbeitszeit) kollegialer Austausch über Beratungen 7
9 Peer Tutoring für Schreibberatung fördert literale Kompetenzen (und damit die Studierfähigkeit), indem die Studierenden über ihr Textprojekt sprechen und es dadurch inhaltlich fokussieren; die Verantwortung für die Überarbeitung des Textes weiterhin innehaben; die Gelegenheit erhalten, über ihre Lese- und Schreibstrategien zu reflektieren und ihr Verhalten zu ändern; je nach individuellem Anliegen und Bedarf Anleitungen und Informationen erhalten, die sie selbsttätig umsetzen können; ohne Angst dummen Fragen stellen dürfen; erkennen, dass sie bereits Expert*innen innerhalb ihrer Diskursgemeinschaft (=ihrem Fach) sind (fachliche Inhalte, Methoden und Perspektiven). Our job is to produce better writers, not better writing. (North 1984) 8
10 Peer Tutor*innen für Schreibberatung Weitere Aufgaben Individuelle Schreibberatung (ca. 60-minütige Sitzungen) Co-Teachings in (Fach-)Seminaren (Übungen, Werbung) Konzeption und Durchführung von Workshops (wiss. Schreiben, Schreibstrategien, Zeitmanagement, Argumentation, einzelne Textsorten) Öffentlichkeitsarbeit für die studentische Schreibberatung Organisation und Durchführung von Events (Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten, Schreibmonat, Schreibgruppen) 9
11 Ausbildung und Begleitung Zertifikat Peer Tutor*in für Schreibberatung: Insgesamt 231 AE; davon 3 Workshops (40 AE) Vorleistung Schreibstrategien Wissenschaftliches Schreiben & Schreibdidaktik Schreibberatung und nicht-direktive Beratung 2 weitere Workshops, Teamtreffen, intervidierte Beratungen, theoretischer Input on the job (191 AE). Peer Tutor*innen führen höchst anspruchsvolle Tätigkeiten aus. Dafür müssen sie gut ausgebildet und angemessen begleitet werden. (Vgl. Diskussionspapier zu Standards für Ausbildungen von Peer- Schreibtutorinnen und -tutoren. SIGG der Gesellschaft für Schreibforschung und Schreibdidaktik e. V. 2014) 10
12 Was noch? Erhebung zur Selbsteinschätzung der Schreibkompetenz und zur Selbstwirksamkeitserwartung beim Schreiben Vergleich zwischen Ratsuchenden in Schreibberatung Teilnehmer*innen Workshops Schreibzentrum Studierende in regulären Seminaren in den Geisteswissenschaften (Forschungskooperation zwischen Schreibzentrum und Stabsstelle für Qualitätssicherung und Lehre, Goethe-Universität und Jun. Prof. Katrin Klingsieck und Schreibzentrum der Universität Paderborn) 11
13 Herzlichen Dank für ihre Aufmerksamkeit! 12
14 Literatur: Bruffee, Kenneth A. (1999): Collaborative Learning: Higher Education, Interdependence, and the Authority of Knowledge, S & S Girgensohn, Katrin; Sennewald, Nadja (2012): Schreiben lehren, Schreiben lernen. Eine Einführung. Darmstadt. Grieshammer, Ella; Liebetanz, Franziska; Peters, Nora; Zegenhagen, Jana (2012): Zukunftsmodell Schreibberatung. Eine Anleitung zur Begleitung von Schreibenden im Studium. Baltmannsweiler. Dreyfürst, Stephanie; Sennewald, Nadja (Hrsg.) (2014): Schreiben. Grundlagentexte zur Theorie, Didaktik und Beratung. Leverkusen. (Im Druck) Hall, Emily; Hughes, Bradley (2011): Preparing Faculty, Professionalizing Fellows: Keys to Success with Undergraduate Writing Fellows. In: The WAC Journal 22, S North, Stephen (1984): The Idea of a Writing Center. In: College English 46, 5, S Preußer, Ulrike; Sennewald, Nadja (Hrsg.) (2012): Literale Kompetenzentwicklung an der Hochschule. Frankfurt/Main. Rogers, Carl R. (1999): Die nicht-direktive Beratung. 9. Auflage. Frankfurt am Main. (Originalausgabe: Rogers, Carl R. [1942]: Counseling and Psychotherapy. Boston.) Sennewald, Nadja; Mandalka, Nicole: Akademisches Schreiben von Studierenden. Die Bielefelder Erhebung zur Selbsteinschätzung der Schreibkompetenz. In: Preußer, Ulrike; Nadja Sennewald: Literale Kompetenzentwicklung an der Hochschule. Frankfurt/Main 2012, S SIGG der Gesellschaft für Schreibforschung und Schreibdidaktik e. V. (2014): Standards für Ausbildungen von Peer-Schreibtutorinnen und -tutoren. (Noch unveröff.) Weinert, Franz (2002): Vergleichende Leistungsmessungen in Schulen eine umstrittene Selbstverständlichkeit. In: Weinert, Franz (Hrsg.): Leistungsmessungen in Schulen. Weinheim 2002, S
15 Workshop 1 Workshop 2 Workshop 3 Verbindliche Vorleistungen, um sich für die weitere Ausbildung zum/zur und für die Tätigkeit als Peer-Tutor*in für Schreibberatung am Schreibzentrum der Goethe-Universität Frankfurt bewerben zu können: Inhalt Lernziel Umfang Schreibstrategien Wissenschaftliches Schreiben & Schreibdidaktik Schreibberatung & nicht-direktive Beratung Kennenlernen der Schreibtypen/Schreibstrategien durch Schreibstationen; Reflexion des eigenen Schreibens Teilschritte im Prozess des wissenschaftlichen Schreibens identifizieren und anleiten lernen; Kennenlernen schreibdidaktischer Methoden Einüben von Feedbackübungen und Gesprächsführungstechniken, Kennenlernen von Schreibstörungstypen und Interventionsmöglichkeiten; Reflexion der Rolle als Berater*in 5 Workshop-Tage, 40 AE Ab hier Bewerbung zum/zur Peer Tutor*in für Schreibberatung. 1 Tag 6 Zeitstunden = 8 AE 2 Tage 12 Zeitstunden = 16 AE 2 Tage 12 Zeitstunden = 16 AE Ausbildung insgesamt (diese und nächste Seite): 231 AE davon 42 bezahlte Stunden ( & 5; Input Teamtreffen), die durch das Schreibzentrum getragen werden (ca. 546 Euro pro Tutor*in) und die reine Ausbildungszeit sind (d.h. keine SBs und Workshops durch Tutor*innen)
16 Diversity-Training Bewusstwerdung der Diversität und Heterogenität der Studierenden; Reflexion und Austausch über eigene Identitätsmarker; Förderung einer barriere- und diskriminierungsfreien Beratungshaltung 1 Tag 6 Stunden = 8 AE Workshop 5 Teamtreffen Schreibberatungen Durchführung eines eigenen Workshops 5.1 Digital Literacies oder 5.2 Schreibberatung für Studierende mit DAZ Methodischer und theoretischer Input Intervidierte Schreibberatungen z. B. Schreibstrategien Hausarbeiten für Einsteiger Texte sprachlich überarbeiten 5.1 Kennenlernen von Tools für die Schreibzentrumsarbeit & digitalen Netzwerken zu Schreibdidaktik und Schreibforschung 5.2 Besonderheiten der Schreibberatung für mehrsprachige und DAZ-Studierende; sprachliches Feedback auf Texte geben Schreibprozess-, Schreibentwicklungs-, Schreibkompetenzmodelle; Theorie des Peer Tutorings & kollaborativen Lernens; Textfeedbackmethoden, Textsorten, weitere Methoden Schreibdidaktik, Zeitmanagement, Fallbesprechungen & Supervision, Reflexion Beraterrolle Selbständige Organisation, Durchführung und Reflexion (verpflichtendes Protokoll) von Schreibberatungen Eigenständige Vorbereitung und Durchführung eines Workshops (entweder vorhandenes Format des Schreibzentrums oder Entwicklung eines eigenen Formats) 1 Tag 6 Stunden = 8 AE 14-tägig; 6 Monate, 1:30h für Inhalt, 0:30h für Organisatorisches 26 AE 20 Beratungen = 40 Stunden 53 AE Vorbereitung 6h & Durchführung 6h = 12h 16 AE Portfolio & schriftliche Reflexion über die Ausbildung und Tätigkeit im Schreibzentrum (40 AE) Zertifikat Peer Tutor*in für Schreibberatung Selbstlernzeit (unbezahlt!) Vertiefung der Theorie, z. B.: Lektüre: Grieshammer, E. u. a.(2012): Zukunftsmodell Schreibberatung. Eine Anleitung zur Begleitung von Schreibenden im Studium. Girgensohn, K.; Sennewald, N. (2012): Schreiben lehren, Schreiben lernen. Dreyfürst, S.; Sennewald, N. (2014): Schreiben. Grundlagentexte zur Theorie, Didaktik und Beratung. 30 Stunden = 40 AE
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