Patientensicherheit. Anforderungen aus Sicht des G-BA, der GVG und der Versicherer



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Transkript:

Dr. Peter Gausmann peter.gausmann@grb.de www.grb.de Patientensicherheit Anforderungen aus Sicht des G-BA, der GVG und der Versicherer 2012 16,8 Millionen Behandlungsfälle 25.249 Anspruchstellungen 10.099 berechtigte Anspruchstellungen 1.178 Todesfälle durch einen Behandlungsfehler Daten: Ecclesia Versicherungsdienst 1

Erwartungen Patienten Medizin & Pflege Versicherer Versicherer Anforderungen an ein klinisches Risikomanagement 2

Notstand 2012 Fehlende Kapazitäten Entwicklung 2013 Hohe Selbstbehalte 2012-45,2 % -10 MioDeckung 2013-6,2 % -10 MioDeckung 3

Erwartungen der Versicherer krmexplizit im Aufnahmeprozess, im perioperativen Management in der Notfallversorgung und der Geburtshilfe Sachgerechte Patientenaufklärung und klinische Leistungsdokumentation Arzneimitteltherapiesicherheit, Hygienemanagement RM in der Pflege Anwendung von krm-verfahren wie Mortalitäts-und Morbiditätskonferenzen, Sicherheitsaudits, Schadenanalysen und Fehlermeldesystemen Erwartungen der Versicherer krmexplizit im Aufnahmeprozess, im perioperativen Management, in der Notfallversorgung und der Geburtshilfe Fachärztliche und interdisziplinäre Aufnahmediagostik Verfügbarkeit der notwendigen Technik 24/7 Rechtzeitige Verlegungsentscheidung 4

Vertrags- Management Schaden- Management Risiko- Management Patientenrechtegesetz 2013 5

135a Abs.2 Nr. 2 SGB V Verpflichtung zum patientenorientierten Beschwerdemanagement 137 Abs. 1d SGB V >>> Auftrag an GBA Wesentliche Maßnahmen zur Verbesserung der Patientensicherheit Mindeststandard für Risikomanagement- und Fehlermeldesysteme Beschluss des G-BA vom 23.02.2014 Vorgehen nach dem PDCA-Zyklus Erkenntnisse aus Patientenbefragungen Teambesprechungen Beschwerden Beinaheschäden Fehlern Verwertungsverbot zum Nachteil des Meldenden ( 135a Abs.3 SGBV) 6

gesundheitsziele.de Diabetes mellitus Typ 2: Erkrankungsrisiko senken, Erkrankte früh erkennen und behandeln (2003) Brustkrebs: Mortalität vermindern, Lebensqualität erhöhen (2003) Tabakkonsum reduzieren (2003) Gesund aufwachsen: Lebenskompetenz, Bewegung, Ernährung (2003; Aktualisierung 2010) Patient(inn)ensouveränität stärken, Gesundheitliche Kompetenz erhöhen (2003; Aktualisierung 2011) Depressive Erkrankungen: verhindern, früh erkennen, nachhaltig behandeln (2006) Gesund älter werden (2012) Sicherheit in der Diagnostik Geschätztes Vorkommen zwischen 10-15% aller diagnostizierten Fälle National und international einer der am häufigsten von Patienten vorgeworfene Fehler Erhebliches Schadenspotential und hoher finanzieller Aufwand für die Haftpflichtversicherungswirtschaft Mit Diagnosefehlern assoziierte Mortalitätsraten (Stichproben): 30% bis 34% 7

Schutz vor Infektionen Eine der häufigsten Komplikationen medizinischer Behandlungen Etwa jedes fünfte unerwünschte Ereignis ist darauf zurückzuführen Prävalenz vollstationärer Patienten bei 4,5% Infektionen mit multiresistenten Erregern mit z.t. erheblich höherer Sterblichkeit Sicherheit vor, bei und nach Operationen Die Hälfte aller vermeidbaren, schweren Schadensereignisse passieren im Zusammenhang mit Operationen Unerwünschte, vermeidbare Ereignisse Postoperative Wundinfektion (ca. 225.000/Jahr), Narkose- und Operationsfehler Never events : Patientenseitenverwechslungen, Zurücklassen von Fremdkörpern Ca. 70% der Zwischenfälle stehen mit human factors in Zusammenhang (z.b. Handover-Problematik) 8

Sicherheit bei der Arzneimitteltherapie 19,4% der Fehler mit Konsequenzen im Krankenhaus stehen im Zusammenhang mit der Arzneimitteltherapie USA: Unerwünschte Ereignisse im Zusammenhang mit Arzneimitteln: Platz vier bis sechs der häufigsten Todesursachen (umstrittene Analyse) Etwa 7% der ambulanten und 10% der stationären Patienten erleiden ein unerwünschtes Ereignis und ca. 5% der Aufnahmen beruhen darauf Schätzung: 40% der Fälle vermeidbar Sicherheit in der Pflege Häufigste Folgen von Pflegefehlern 1. Dekubitalgeschwüre 2. Volumenmangel 3. Sturzbedingte Schenkelhalsfrakturen 4. Störungen der Mobilität Versicherungswirtschaft: 23% der Schadensfälle gehen auf Pflegefehler zurück Pflegewissenschaftler: Bei 20,3 % der Schäden sind Pflegende mitverantwortlich 9

Sicherheit beim Einsatz von Medizinprodukten Risiken schwer in klare Zahlen zu fassen Meldungen gemäß Medizinprodukte-Sicherheitsplanverordnung (MPSV): Weniger als 25 Todesfälle im Jahr durch fehlerhafte Produkte CAVE Niedrige Compliance bzgl. Meldepflicht Auswirkungen der Komplikationen oft erst langfristig sichtbar Einerseits viele Betroffene (z.b. schafhafte Hüft-/ Brustimplantate, Defibrillatorelektroden) Andererseits nur selten tödlicher Ausgang vorstationär stationär nachstationär Diagnostik Infektionsprävention Perioperative Sicherheit Arzneimitteltherapiesicherheit Sicherheit in der Pflege Medizintechnik 10

Organisationsentwicklung Wissensmanagement Sicherheitsmarketing 11