Die Erzieherin-Kind-Beziehung

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Transkript:

Staatsinstitut für Frühpädagogik Die Erzieherin-Kind-Beziehung Fabienne Becker-Stoll Nationale Konferenz im non-formalen Bildungsbereich Luxemburg, 22.11.2019

Grundzüge der Bindungstheorie Der Mensch ist von Geburt an mit zwei grundlegenden Verhaltenssystemenausgestattet, die sein Überleben und das seiner Art sichern Bindungsverhaltenssystem Explorationsverhaltenssystem Die meisten Kinder entwickeln in den ersten neun Lebensmonaten Bindungen gegenüber Personen, die sich dauerhaftum sie kümmern. Dabei ist das Kind aktivund hat die Initiative bei der Bildung von Bindung. 22.11.2018/Fabienne Becker-Stoll /www.ifp.bayern.de Quelle: Bowlby, 1987/2003. 2

Grundzüge der Bindungstheorie Das Bindungsverhaltenssystem ermöglicht es dem Kind von Geburt an, Bindungsverhaltengegenüber bevorzugten Person zeigen und bei ihr Nähezu suchen, um Sicherheitzu finden. Durch Fremdheit, Unwohlseinoder Angstwird das Bindungssystemaktiviert, wird durch Wahrnehmung der Bindungsperson durch Nähe, liebevollen Körperkontaktund Interaktionmit ihr beendet. Hat ein Kind eine Bindungzu einer bestimmten Person aufgebaut, kann diese nicht ausgetauscht werden. Längere Trennungen oder gar der Verlust dieser Bindungsfigur führen zu schweren Trauerreaktionen und großem seelischen Leid. 22.11.2018/Fabienne Becker-Stoll /www.ifp.bayern.de Quelle: Bowlby, 1951,1987/2003; Ainsworth 1964/2003 3

Grundzüge der Bindungstheorie Das Kind bindet sich nicht nur an die Bezugsperson, die es versorgt, sondern auch an andere Personen, die mit ihm spielen und interagieren. Auch wenn das Kind zu mehreren Personen Bindungsbeziehungenentwickelt, sind diese eindeutig hierarchisch geordnet. Das Kind bevorzugt eine Bindungsperson vor den anderen. 22.11.2018/Fabienne Becker-Stoll /www.ifp.bayern.de Quelle: Bowlby, 1951,1987/2003; Ainsworth 1964/2003 4

Grundzüge der Bindungstheorie Komplementär zum Bindungsverhaltenssystem ist das Explorationsverhaltenssystem. Das Explorationsverhaltenssystem bietet die Grundlage für die Erkundungder Umwelt. Explorationsverhaltenist jede Form der Auseinandersetzung mit der Umwelt und damit die verhaltensbiologische Grundlagevon Lernen. Aber auch das Bindungsverhalten dient dem Lernen Es hält das Kind in der Nähe und in der Interaktion zur Bindungsperson von und mit der es am meisten lernen kann. 22.11.2018/Fabienne Becker-Stoll /www.ifp.bayern.de Quelle: Bowlby, 1951,1987/2003; Ainsworth 1964/2003 5

Grundzüge der Bindungstheorie Aktiviert durch Unwohlsein Explorationsverhaltenssystem Bindungsverhaltenssystem Deaktiviert durch Kontakt zur Bindungsperson Aktiviert durch Wohlsein anregende Umwelt Deaktiviert durch Unwohlsein 22.11.2018/Fabienne Becker-Stoll /www.ifp.bayern.de Quelle: Bowlby (1987/2003) 6

Feinfühligkeit und Bindungssicherheit Reagiert die Bindungsfigur feinfühligauf die Signale des Kindes, entwickelt das Kind eine sichere Bindung zu ihr. Feinfühlige Zuwendung bedeutet die Signale des Kindes wahrnehmen Sie richtig interpretieren und prompt und angemessen darauf reagieren. - Die Feinfühligkeit der Bezugsperson hängt von ihren eigenen Erfahrungen und der Unterstützung durch ihr soziales Umfeld ab. - Je sicherer die Bindungsqualität desto flexibler kann das Kind sein Bindungs- und Explorationssystem ausrichten. 22.11.2018/Fabienne Becker-Stoll /www.ifp.bayern.de Quelle: Ainsworth, M. D. (1977). 7

Feinfühligkeit und Bindungssicherheit 22.11.2018/Fabienne Becker-Stoll /www.ifp.bayern.de Quelle: Cooper, Hoffmann, Marvin & Powell (2000). 8

Trennung und außerfamiliäre Betreuung Wann ist die rechte Zeit für Bildung in der Kita? Im ersten Lebensjahr NEIN Weil sich hier erst die Bindungsbeziehungen zu den primären Bindungspersonen entwickeln Im zweiten Lebensjahr je nach Kind Eher ab 18 Monaten, je nach Temperament des Kindes, Tagesmutter ggf. besser max. 6 Std./Tag Ab 24 oder 30 Monaten JA Ab zwei Jahren profitieren Kinder in ihrer Entwicklung von anderen Kindern, bauen Freundschaften auf und lernen voneinander 22.11.2018/Fabienne Becker-Stoll /www.ifp.bayern.de Quelle: Becker-Stoll, Niesel& Wertfein, 2015 9

Ohne Eingewöhnung geht es nicht Eingewöhnungals Qualitätsstandard Den Kindern fällt vielfach der Übergang von der Familie in die Kinderkrippe schwer. Die Umstellung wird durch eine behutsame Vorbereitung durch Schnuppertage längere, fachlich fundierte Eingewöhnungsphase erleichtert. Eingewöhnung erfolgt 1. Elternbegleitet 2. Bezugserzieherinnenorientiert 3. Abschiedsbewusst 4. Zeitraum von 4 bis 6 Wochen (nach Plan) 22.11.2018/Fabienne Becker-Stoll /www.ifp.bayern.de Quelle: Becker-Stoll, Niesel& Wertfein, 2015 10

Ohne Eingewöhnung geht es nicht Ziel einer behutsamen Eingewöhnung das Kind lernt ausgehend von der sicheren Basis seiner primären Bindungsfigur die zunächst fremde Umgebung der Krippe kennen kann und zu seiner Bezugserzieherin Vertrauen fassen kann. Eingewöhnung ist gelungen wenn das Kind aktiv bei seiner Erzieherin Trost sucht und findet. wenn das Kind freudig und aktiv am Kitaalltag teilnimmt. 22.11.2018/Fabienne Becker-Stoll /www.ifp.bayern.de Quelle: Becker-Stoll, Niesel& Wertfein, 2015 11

Die Erzieherin Kind-Beziehung: Grundlage früher Bildung Kinder brauchen feste Bezugspersonen auch in der Kita Kinder lernen vor allem von Menschen, in sozialen Interaktionen und durch emotionale Beziehung zu ihnen. Deshalb hängt der Ertrag früher Bildungsprozesse von Beziehungs- und Bindungsprozessen ab. Bildungsangebotewerden nur dann vom Kind wirklich wahrgenommen, wenn sie in funktionierenden Beziehungen eingebettet sind, die mit denen bestehen, die dem Kind Bildung vermitteln wollen. In einer solchen Beziehung kann das Kindsich als aktiv handelnde und selbstwirksame Person erleben. 22.11.2018/Fabienne Becker-Stoll /www.ifp.bayern.de Quelle: Ahnert, 201012

Die Erzieherin Kind-Beziehung: Grundlage früher Bildung Kinder bringen prägende Bindungserfahrungen aus ihren Familien in die Kindertageseinrichtungen mit. Wenn sie eine sichere Bindungsbeziehung zu ihren Eltern entwickelt haben, fällt es ihnen leichter auch zu anderen Erwachsenen vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen. 22.11.2018/Fabienne Becker-Stoll /www.ifp.bayern.de Quelle: Ahnert, 2010; Eckstein-Madry& Ahnert, 2016 13

Die Erzieherin Kind-Beziehung: Grundlage früher Bildung Bei kleinen stabilen Gruppen und Rahmenbedingungen die es der Fachkraft ermöglichen feinfühligauf die Bedürfnisse der Kinder sowohl individuellals auch gruppenbezogen zu reagieren kann die vertrauensvolle Beziehung zwischen Fachkraft und Kind auch zur weiteren, nachgeordneten Bindungsbeziehung werden. Bei familiärere Belastung kann eine sichere Erzieherin-Kind- Beziehung sogar kompensatorisch wirken. 22.11.2018/Fabienne Becker-Stoll /www.ifp.bayern.de Quelle: Ahnert, 2010; Eckstein-Madry& Ahnert, 2016 14

Die Erzieherin Kind-Beziehung: Grundlage früher Bildung In der Kindertageseinrichtung muss die Fachkraft nicht nur feinfühlig auf die Signale eines Kindes reagieren, sondern die gesamte Kindergruppe im Blick behalten und die gruppendynamischen Prozesse feinfühlig moderieren. Ob es der Fachkraft gelingt, den ihr anvertrauten Kindern im pädagogischen Alltag feinfühlig zu begegnen hängt von ihrer Fähigkeit ab, ihr eigenes Verhalten gegenüber den Bedürfnissen der Kinder immer wieder zu reflektieren und mit den anderen Fachkräften abzustimmen. 22.11.2018/Fabienne Becker-Stoll /www.ifp.bayern.de Quelle: Ahnert, 2010; 15

Die Erzieherin Kind-Beziehung: Grundlage früher Bildung Verschiedene Zugänge zur Erzieherin-Kind-Beziehung Beziehungsqualität wie die Fachkraft ihre Beziehung zu einem bestimmten Kind wahrnimmt(fragebogen) Bindungsqualität Beobachtungen des kindlichen Bindungsverhaltens gegenüber seiner Bezugsfachkraft(Attachment Q-Sort) Interaktionsqualität wissenschaftlich beobachtet und nach bestimmten Dimensionen ausgewertet(class) 22.11.2018/Fabienne Becker-Stoll /www.ifp.bayern.de Quelle: Pianta& Hamre 2009 16

Interaktionsqualität in Kitas Wie kann man Interaktionsqualität in Kitas erheben? z.b. mit nicht teilnehmende Beobachtungen mit CLASS Classroom Assessment Scoring System - Pre-K Emotionale Unterstützung ( Positives Klima, Negatives Klima, Sensibilität der Lehrperson, Orientierung am Kind ) Organisation der Lernsituation ( Verhaltenssteuerung des Kindes, Produktivität, Lernarrangement ) Lernunterstützung( Konzeptentwicklung, Feedbackqualität, Sprachbildung ) 22.11.2018/Fabienne Becker-Stoll /www.ifp.bayern.de Quelle: Pianta& Hamre, 2009 17

Interaktionsqualität in Kitas 22.11.2018/Fabienne Becker-Stoll /www.ifp.bayern.de Quelle: Pianta& Hamre, 2009

Interaktionsqualität in Kitas Somit sind Voraussetzungen für gelingende Bildungsprozesse: eine hohe individuelle Beziehungsqualität, professionelle Responsivität und feinfühlige emotionale Unterstützung sowie eine gute Organisation der Lernsituation. hilft Kindern sich zu orientieren und selbstwirksam und aktiv am Geschehen teilzunehmen. führt zu Stressreduktion im Erleben der pädagogischen Fachkräfte b was wiederum Voraussetzung für eine feinfühlige, kind-und gruppenbezogene Interaktion ist. 22.11.2018/Fabienne Becker-Stoll /www.ifp.bayern.de Quelle: Becker-Stoll, Niesel& Wertfein, 2015 19

Interaktionsqualität wirkt sich auf Kinder aus Forschungsstand Zusammenhang zwischen einer guten Erzieherin-Kind- Beziehung im Kindergartenalter und der kognitiven und sprachlichen Entwicklung, sozial-emotionalen Kompetenzen und Problemverhalten (z.b. Ahnert, Milatz, Kappler, Schneiderwind & Fischer, 2013; Burchinalet al., 2008; Mashburnet al., 2008; O Connor, Brian & Supplee, 2012) Elternunabhängiger Einfluss der Erzieherin-Kind- Beziehungen auf die Entwicklung und unter gewissen Umständen sogar kompensatorische Wirkung (z.b. O Connor et al., 2012; Split, Hughes, Wu & Kwok, 2012; Watamura, Phillips, Morrissey, McCartney & Bub, 2011) 22.11.2018/Fabienne Becker-Stoll /www.ifp.bayern.de 20

Interaktionsqualität wirkt sich auf Kinder aus Der Besuch einer Kita wirkt sich auf die Entwicklung von Kindern nur dann günstig aus wenn die Kita eine sehr gute pädagogische Qualität aufweist und wenn das Kind dort sehr gute Beziehungsund Interaktionsqualität erfährt Wie kann man die Interaktionsqualität zwischen Erzieherinnen und Kindern verbessern? 22.11.2018/Fabienne Becker-Stoll /www.ifp.bayern.de Mayer, Beckh, Berkic, & Becker-Stoll, 21 2013

Interaktionsqualität weiter entwickeln Pädagogische Qualitätsbegleitung mit dem Ziel die Interaktionsqualitätin den Kindertageseinrichtungen sichtbar zu machen und nachhaltig weiterzuentwickeln. Erfolgreiche Bildungsprozesse in Kitas brauchen gute Beziehungen zwischen Fachkräften und Kindern. Die Qualität ihrer Interaktionen ist entscheidend für die gute Gestaltung von Lern-und Entwicklungsprozessen der Kinder. Die Qualitätsbegleitungenunterstützen Leitungen und Teams über dabei fachkompetent und praxisnah. 22.11.2018/Fabienne Becker-Stoll /www.ifp.bayern.de Quelle: www.ifp.bayern.de/pqb 22

Interaktionsqualität weiter entwickeln PQB ist ein Angebotan bayerische Kindertageseinrichtungen, das folgende Elemente umfasst: systematische Beratung und Begleitung von Kindertageseinrichtungen bei der Qualitätsentwicklungund-sicherung, insbesondere im Bereich der Interaktionsqualität Stärkungvon Kindertageseinrichtungen in ihrer professionellen Lern- und Weiterentwicklungsfähigkeit Vernetzungvon PQB mit bestehenden Systemen (z.b. Träger, Fachberatung, Fortbildung) und in einem Qualitätsnetzwerk auf Landesebene 22.11.2018/Fabienne Becker-Stoll /www.ifp.bayern.de Reichert-Garschhammer, 2017 23

Interaktionsqualität weiter entwickeln In der Broschüre Feinfühligkeit für Eltern und Erzieherinnen wird erklärt, worauf es bei der feinfühligen Interaktion im Kindergarten ankommt. In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass Feinfühligkeit nicht nur bei (belasteten) Eltern durch Coaching nachhaltig verändert werden kann sondern dass auch Fachkräfte ihre Feinfühligkeit durch Video-Feedback basierte Beratung mit erstaunlich geringem Aufwand nachhaltig verbessern können und dies bei diesen Fachkräften zu höherer Arbeitszufriedenheit führt. http://www.bkkbayern.de/uploads/media/ IFP_BKK_Broschuere_Feinfuehligkeit_von _Eltern_und_ErzieherInnen.pdf 22.11.2018/Fabienne Becker-Stoll /www.ifp.bayern.de Quelle: Beckh, Berkic& Mayer, 2016; Vermeer et al., 2018 24

Zum Weiterlesen Bindung - eine sichere Basis fürs Leben Dieses Buch informierteltern darüber, warum Bindungsbeziehungen von Geburt an so wichtig sind und wie die Erfahrungen, die Kinder mit ihren Eltern machen, sich auf ihre Entwicklung bis ins Erwachsenenalter auswirken. Mit diesem Buch wollen wir Eltern ermutigen, auf die Bindungssignale Ihres Kindes von Geburt an zu achten und diese als Ausdruck von Bedürfnissen zu verstehen Gleichzeitig ermutigen wir Eltern, auch auf sich und ihre eigenen Bedürfnisse zu achten und sich falls nötig-rechtzeitig Hilfe zu holen. Wir möchten mit diesem Buch Eltern durch die verschiedenen Phasen der Bindungsentwicklung begleiten- ganz besonders in Situationen von emotionalem Stress, wenn das Kind sich nicht beruhigen lässt oder beim Thema Schlafen oder beim Übergang in die Kita. 22.11.2018/Fabienne Becker-Stoll /www.ifp.bayern.de Quelle: Becker-Stoll, Beckh, Berkic, 25 2018.

Weitere Informationen unter www.ifp.bayern.de Ahnert, L. (2010). Wie viel Mutter braucht das Kind? Bindung Bildung Betreuung: öffentlich und privat. Heidelberg: Spektrum. Ainsworth, M. D. (1977). Feinfühligkeit versus Unempfindlichkeit gegenüber den Signalen des Babys. Skalen zur Erfassung mütterlichen Verhaltens von Mary D.S. Ainsworth, 98-107. (K. E. Grossmann, Hrsg.) München: Kindler Verlag. Becker-Stoll, F., Niesel, R. & Wertfein, M. (2015). Handbuch Kinderkrippe. So gelingt Qualität in der Tagesbetreuung. Freiburg im Breisgau: Herder. Beckh, K., Mayer, D., Berkic, J. & Becker-Stoll, F. (2013) Qualität in Kindertageseinrichtungen Ergebnisse der NUBBEK-Studie. In TPS Theorie und Praxis der Sozialpädagogik, 9/2013, 44-48. Beckh, K., Mayer, D., Berkic, J. & Becker-Stoll, F. (2014) Der Einfluss der Einrichtungsqualität auf die sprachliche und sozial-emotionale Entwicklung von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund. Frühe Bildung Schwerpunkt: NUBBEK, 3 (2), 73-81. HogrefeVerlag, Göttingen 2014. Bowlby, J. (1987/2003) Bindung. In: K.E. Grossmann & K. Grossmann (2003). Bindung und menschliche Entwicklung. John Bowlby, Mary Ainsworth und die Grundlagen der Bindungstheorie. Stuttgart: Klett-Cotta, S.22-28. Bowlby, J.(1987/2003) Bindung. In K.Grossmann& K.E. Grossmann (Hrsg.). Bindung und menschliche Entwicklung (S. 22 28), Stuttgart: Klett-Cotta. Cooper, G., Hoffmann K., Marvin, R. & Powell, B. (2000). The Circle of Security project: Attachment-based intervention with caregiver pre-school child dyads Attachment & Human Development, Vol 4 No 1, 2002, 107 124. Eckstein-Madry, T., Piskernik, B., & Ahnert, L. (submitted). Deficits in attachment security and stress regulation of disadvantaged children: Can public child care compensate? Attachment & Human Development. Mayer, D., Beckh, K., & Becker-Stoll, F. (2014) Erzieherin-Kind-Beziehungen Die Bedeutung für die kindliche Entwicklung. In TPS Theorie und Praxis der Sozialpädagogik, 1/2014, 28-31. Pianta, R. C. & Hamre, B. K. (2009). Conzeptualization, measurement, and improvement of classroompprocesses: Standardized observation can leverage capacity. Educational Researcher, 38, 109 119. Vermeer, H. J., Linting, M., Van IJzendoorn, M. H. (2018).The Video-feedbackIntervention topromote Positive ParentingandSensitive Discipline for Child Care Professional caregivers. Early Childhood Research Quarterly 42 (2018) 93 104. 22.11.2018/Fabienne Becker-Stoll /www.ifp.bayern.de 26