Datenreport Auszug aus Teil 2. Statistisches Bundesamt (Hrsg.) Zahlen und Fakten über die Bundesrepublik Deutschland

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Transkript:

Statistisches Bundesamt (Hrsg.) In Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und dem Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen, Mannheim (ZUMA) Datenreport 2004 Zahlen und Fakten über die Bundesrepublik Deutschland Zweite, aktualisierte Auflage Auszug aus Teil 2 Bundeszentrale für politische Bildung

F Deutschland und Europa 21 Lebensbedingungen und Wohlbefinden in Europa Die Verbesserung der Lebensbedingungen in Europa und die Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse in den verschiedenen Ländern gehört zu den Hauptzielen der europäischen Vereinigung. Im vorliegenden Kapitel soll gezeigt werden, inwieweit dieses Ziel bisher erreicht wurde. Es werden aktuelle Daten zu den objektiven Lebensbedingungen und dem subjektiven Wohlbefinden im Hinblick auf verschiedene Lebensbereiche und -aspekte für die Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) vorgestellt. 21.1 Lebensstandard und Wohnen Die Betrachtung verschiedener Merkmale des Lebensstandards zeigt, dass noch immer ein erhebliches Wohlstandsgefälle in der EU vorhanden ist (vgl. Tab. 1). Die südeuropäischen Länder, insbesondere Griechenland und Portugal, fallen gegenüber den übrigen Ländern deutlich ab. Bei nahezu allen Indikatoren des Lebensstandards, ob es sich nun um den Besitz langlebiger Gebrauchsgüter, um Konsumgewohnheiten oder um subjektive Einschätzungen handelt, gehören Griechenland und Portugal zu den Schlusslichtern der EU. Besonders krasse Unterschiede findet man beispielsweise im Hinblick auf die Frage, ob man sich eine einwöchige Urlaubsreise im Jahr leisten kann oder ob man abgenutzte Möbelstücke durch neue ersetzen kann. Nur 39 % der Haushalte in Portugal und 49 % in Griechenland geben an, es sich leisten zu können, einmal im Jahr für wenigstens eine Woche in Urlaub zu fahren, gegenüber 89 % in Dänemark und jeweils 87 % in Deutschland und in den Niederlanden. Neue Möbel können sich nur etwas mehr als ein Viertel der Haushalte in Griechenland und in Portugal leisten, während es in Irland, Luxemburg, den Niederlanden und Dänemark wenigstens vier Fünftel sind. Auch in der Sicht der Betroffenen schlagen sich diese Unterschiede nieder. So meinen nur 8 % der Portugiesen und 10 % der Griechen, aber fast zwei Drittel der Dänen und mehr als die Hälfte der Luxemburger, der Niederländer und der Schweden, dass sie bequem mit ihrem gegenwärtigen Einkommen leben können. In der Bewertung des Lebensstandards zeigen sich ebenfalls entsprechende Differenzen. Deutschland ist bei den meisten Indikatoren auf einer im europäischen Vergleich mittleren Position zu finden. 658

Tab. 1: Ausgewählte Merkmale des Lebensstandards in europäischen Ländern 1 A B D DK E F FIN GR I IRL L NL P S UK in % Haushalt besitzt... Farbfernseher 98 98 97 99 99 97 96 97 98 98 99 98 97 97 98 Videorecorder 71 75 68 82 75 75 70 50 67 82 72 78 62 74 86 Geschirrspüler 56 41 53 51 28 45 49 25 30 35 63 35 28 44 27 PKW 77 81 78 71 74 84 68 63 80 74 83 70 68 74 76 PC 46 46 42 66 27 36 54 33 16 31 44 64 43 45 42 Haushalt kann sich leisten... Einwöchige Urlaubsreise 79 81 87 89 59 75 71 49 61 75 84 87 39 69 neue Möbel zu kaufen 62 78 75 80 55 74 74 27 39 85 82 80 28 68 neue Kleidung zu kaufen 91 94 87 96 94 95 90 77 87 97 94 89 60 89 mind. einmal im Monat ins Restaurant zu gehen 89 92 87 98 94 95 90 62 82 94 93 94 82 88 Haushalt kann bequem mit seinem Einkommen leben 2 31 41 30 64 30 21 10 34 38 56 53 8 54 42 Haushalt betrachtet Lebensstandard als sehr/ ziemlich gut 3 90 86 86 97 86 78 80 66 83 91 95 93 53 93 87 Haushalt kommt leicht/ sehr leicht mit dem Einkommen aus 3 81 73 83 88 68 63 73 48 67 73 84 74 44 83 65 1 A: Österreich, B: Belgien, D: Deutschland, DK: Dänemark, E: Spanien, F: Frankreich, FIN: Finnland, GR: Griechenland, I: Italien, IRL: Irland, L: Luxemburg, NL: Niederlande, P: Portugal, S: Schweden, UK: Vereinigtes Königreich. 2 European Social Survey 2002/03 3 Eurobarometer 56.1, 2001. Daten liegen nicht vor. Datenbasis: Europäisches Haushaltspanel 2000 (D, L, UK: 1996); European Social Survey 2002/03; Eurobarometer 2001. Erhebliche Unterschiede zwischen den Ländern der EU bestehen auch im Hinblick auf die Wohnqualität. Dies betrifft Merkmale der Wohnung und Merkmale der Wohngegend (vgl. Tab. 2). Beeinträchtigungen der Wohnqualität findet man ebenfalls vermehrt in den südeuropäischen Ländern, doch konzentrieren sie sich in geringerem Maße als bei den allgemeineren Aspekten des Lebensstandards auf diese Regionen, sondern sind auch in anderen Teilen Europas häufiger zu finden. Dänemark, Schweden, das Vereinigte Königreich, die Niederlande und Österreich sind die einzigen Mitgliedstaaten der EU, in denen sich die Wohnqualität im Hinblick auf fast alle Indikatoren als vergleichsweise gut oder zumindest durchschnittlich erweist. In drei weiteren Ländern, nämlich Belgien, Luxemburg und Irland, gestalten sich zwar die Merkmale der Wohnung recht positiv, doch gibt es Defizite in der Qualität der Wohngegend, in Belgien bezüglich Luftverschmutzung und Lärmbelästigung, in Luxemburg und Irland bezüglich der Infrastruktur. In Deutschland findet man eine sehr gemischte Situation vor. Die Belegungsdichte der Wohnungen, die Ausstattung mit Bad und Zentralheizung und die Verfügbarkeit über Balkon, Terrasse oder Garten liegt im europäischen Vergleich auf einem durch- 659

Tab. 2: Ausgewählte Merkmale der Wohnqualität A B D DK E F FIN GR I IRL L NL P S UK in % Merkmale der Wohnung Mehr als ein Raum (o. Küche) pro Haushaltsmitglied 76 79 73 78 64 74 59 44 56 71 79 92 53 76 85 Bad vorhanden 98 98 99 99 99 97 98 95 99 98 99 99 91 99 99 Zentralheizung 86 82 92 99 42 92 98 65 87 86 100 90 12 92 Eigentümerquote 54 73 43 65 85 62 68 84 75 82 71 53 65 60 70 Einfamilienhaus 48 79 40 64 40 63 56 50 35 95 68 68 65 51 81 Balkon/Terrasse/Garten 81 91 86 90 78 66 91 97 90 97 82 97 78 89 95 Bewertung der Wohnung als sehr gut 1 53 51 37 65 45 52 37 19 38 58 68 58 9 64 51 Merkmale der Wohngegend Zu Fuß erreichbar 2 Geschäfte 82 60 80 78 92 61 69 92 76 55 47 90 82 72 76 öffentliche Verkehrsmittel 84 70 87 81 92 70 74 94 81 47 32 90 82 76 77 Grund zur Klage über 2 : Lärmbelästigung 27 35 31 15 39 37 16 47 40 25 31 18 24 17 21 Luftverschmutzung 32 47 37 18 41 46 25 60 55 36 39 20 27 31 35 Bewertung der Wohngegend als sehr gut 1 49 52 31 65 36 54 38 17 31 52 68 52 8 65 38 1 Eurobarometer 56.1, 2001. 2 Eurobarometer 52.1, 1999. Datenbasis: Europäisches Haushaltspanel 2000; Eurobarometer 2001; Eurobarometer 1999. schnittlichen Niveau, doch ist die Eigentümerquote die niedrigste in Europa. Entsprechend ist auch der Anteil der Haushalte, die in einem Einfamilienhaus wohnen, vergleichsweise niedrig, ebenso sind bei der subjektiv wahrgenommenen Qualität der Wohnung häufiger Einschränkungen festzustellen als in den meisten anderen Ländern. Auch die Wohngegend wird relativ selten als sehr gut betrachtet, obwohl Infrastrukturmerkmale und Umweltbeeinträchtigungen sich nicht besonders negativ gestalten. 21.2 Arbeitsmarktlage und Arbeitsbedingungen Die Situation am Arbeitsmarkt hat sich in den letzten 10 Jahren in einigen Ländern der EU merklich entspannt. Insbesondere in Irland, darüber hinaus aber auch in Spanien und Finnland ist ein erheblicher Rückgang der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen, und auch in mehreren anderen Ländern ist die Arbeitslosigkeit gesunken. Insgesamt ist es zu einer Angleichung der Arbeitslosenquoten gekommen. Trotzdem gibt es immer noch markante Unterschiede zwischen den Ländern (vgl. Teil I, Kap. 20), die sich auch in den persönlichen Erfahrungen und Einschätzungen der Betroffenen widerspiegeln. In Ländern mit hoher, weit über dem Durchschnitt der EU liegender Arbeitslosigkeit das sind Spanien, Griechenland, Deutschland, Frankreich und Finnland werden hö- 660

here faktische und wahrgenommene Risiken des Arbeitsplatzverlustes und schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt berichtet als in den Ländern mit geringer Arbeitslosigkeit. Zu den Letzteren gehören insbesondere Luxemburg, die Niederlande, Österreich und Irland. So geben nur 3 % der Luxemburger und nur 12 % der Niederländer an, in den letzten 5 Jahren von Arbeitslosigkeit betroffen gewesen zu sein, gegenüber 34 % der Finnen und 26 % der Griechen (vgl. Tab. 3). In Luxemburg haben nur 9 % der Erwerbstätigen einen befristeten Arbeitsvertrag, während in Spanien ein mehr als dreimal so hoher Anteil der Erwerbstätigen eine Arbeitsstelle von begrenzter Dauer und damit ein höheres Arbeitslosigkeitsrisiko hat. In keinem Land der EU werden die Arbeitsmöglichkeiten am Wohnort so selten als gut beschrieben und die Schwierigkeiten, eine andere, gleichwertige Stelle zu finden, als so groß wie in Griechenland. Beispielsweise betrachtet nur ein Viertel der Griechen ihre Arbeitsmöglichkeiten am Wohnort als sehr gut oder gut, gegenüber mehr als vier Fünftel der Niederländer, 70 % der Iren und zwei Dritteln der Österreicher. Darüber hinaus werden die Arbeitsmarktchancen auch in Deutschland, Finnland und Portugal vergleichsweise negativ eingeschätzt. Im Hinblick auf die Arbeitsbedingungen und die Zufriedenheit mit der Arbeit können drei Länder genannt werden, die sich fast durchgehend positiv von den übrigen Ländern abheben: Dänemark, Luxemburg und die Niederlande (vgl. Tab. 4). Vergleichsweise negativ stellt sich die Situation dagegen in Griechenland, Spanien und Portugal dar. In Griechenland findet man beispielsweise die höchste faktische Wochenarbeitszeit und entsprechend den höchsten Anteil der Erwerbstätigen, der häufig Überstunden leistet. Im Durchschnitt arbeiten Männer in Griechenland 50 Stunden in der Woche, während in Luxemburg und in den Niederlanden die Wochenarbeitszeit nur Tab. 3: Arbeitsmarktchancen und -risiken A B D DK E F FIN GR I IRL L NL P S UK in % Chancen Sehr/ziemlich gute Arbeitsmöglichkeiten in der Wohngegend 66 65 53 63 60 52 38 25 44 70 62 81 39 44 59 Schwierigkeit, eine neue gleichwertige Arbeitsstelle zu finden 1, 2 3,8 4,5 2,9 5,0 4,0 4,2 4,8 2,7 4,2 5,1 3,3 5,4 2,9 5,5 5,5 Risiken Arbeitslosigkeit in den letzten 5 Jahren 14 15 15 21 20 17 34 26 17 18 3 12 14 23 18 Befristeter Arbeitsvertrag 2 10 11 11 14 28 19 17 20 11 19 9 15 18 13 14 Arbeitsplatz wird als sicher betrachtet 64 67 61 84 60 54 78 66 71 64 76 70 66 59 62 1 Mittelwert auf einer Skala von 0 (äußerst schwierig) bis 10 (äußerst leicht). 2 European Social Survey 2002. Datenbasis: Eurobarometer 56.1, 2001; European Social Survey 2002. 661

Tab. 4: Arbeitsmerkmale und Arbeitszufriedenheit A B D DK E F FIN GR I IRL L NL P S UK in % Häufig Überstunden 43 35 44 44 43 41 41 57 42 55 36 34 34 43 49 Einfluss auf Entscheidungen 63 47 54 87 58 61 70 61 65 57 69 61 50 64 56 Abwechslung bei der Arbeit 69 61 64 87 47 63 80 56 59 63 68 73 50 67 62 Arbeit ist interessant 74 68 70 91 59 78 84 73 78 71 84 77 71 73 70 Mittelwert Tatsächliche wöchentliche Arbeitszeit der Männer in Stunden 1 45 42 45 41 43 42 44 50 48 46 39 40 48 43 44 Arbeitszufriedenheit 2 5,3 5,3 5,3 5,7 4,9 4,9 5,0 4,8 4,9 5,1 5,6 5,7 4,9 5,4 5,1 1 European Social Survey 2002. 2 Mittelwert auf einer Skala von 1 (vollständig unzufrieden) bis 7 (vollständig zufrieden). Datenbasis: Eurobarometer 56.1, 2001; European Social Survey 2002. 39 bzw. 40 Stunden umfasst. Verschiedene Merkmale der Arbeit wie Entscheidungsmöglichkeiten, Abwechslung und Interessantheit, werden insbesondere in Dänemark und darüber hinaus in Finnland und in Luxemburg positiv beurteilt, während die Erwerbstätigen in Spanien, in Portugal und auch in Belgien häufiger Defizite in diesen Aspekten wahrnehmen. Entsprechend ist die Zufriedenheit mit der Arbeit insgesamt in Dänemark, in den Niederlanden und in Luxemburg am höchsten, während sie in allen südeuropäischen Ländern, aber auch in Frankreich vergleichsweise gering ist. Deutschland nimmt bei den meisten Aspekten eine im europäischen Vergleich mittelmäßige Position ein. 21.3 Öffentliche Bereiche Die Lebensverhältnisse in Europa stellen sich auch in Bezug auf öffentliche Bereiche wie die Gesundheitsversorgung, die soziale Sicherung und die öffentliche Sicherheit disparat dar. Folgt man den Beurteilungen der Bürger, so findet man eine Konzentration von Defiziten auf wenige Länder, während sich günstige Einschätzungen auf relativ viele Länder verteilen. Griechenland und Portugal sind die beiden Länder, in denen verschiedene Aspekte der Gesundheitsversorgung mit Abstand am schlechtesten bewertet werden. Beispielsweise betrachtet jeweils nur etwa die Hälfte der Bevölkerungen dieser beiden Länder die medizinische Versorgung im Wohngebiet als sehr gut oder ziemlich gut, gegenüber mehr als 90 % in den meisten anderen Ländern (vgl. Tab. 5). Auch das Vertrauen in das Gesundheitswesen ist in diesen beiden Ländern gering. Darüber hinaus wird in Italien die Gesundheitsversorgung vergleichsweise negativ beurteilt. 662

Über die soziale Sicherung in ihrem Land urteilen ebenfalls die Bürger Griechenlands mit Abstand am schlechtesten. Nur ein Drittel halten die soziale Absicherung bei Krankheit, Invalidität, Arbeitslosigkeit und im Alter für sehr oder ziemlich gut, während in den meisten anderen Ländern positive Bewertungen der sozialen Sicherung überwiegen. Die günstigsten Einschätzungen findet man in Luxemburg, wo fast 90 % der Bürger die soziale Absicherung als gut betrachten und fast 80 % sehr viel oder ziemlich viel Vertrauen in die Sozialversicherung haben, was etwa das Vierfache des entsprechenden Anteils in Griechenland darstellt. Neben den Griechen bewerten die Bürger Italiens, Portugals, Irlands und des Vereinigten Königreichs die soziale Siche- Tab. 5: Beurteilung öffentlicher Bereiche A B D DK E F FIN GR I IRL L NL P S UK in % Gesundheitsversorgung Erreichbarkeit des Hausarztes innerhalb von 20 Min. 3 80 88 81 91 90 89 74 56 89 76 86 91 61 88 87 Sehr/ziemlich gute medizinische Versorgung im Wohngebiet 4 91 96 93 94 92 93 87 50 67 87 91 95 49 79 90 Beurteilung der Gesundheitsdienste 6,7 7,0 4,9 6,3 5,4 5,6 6,6 4,0 4,7 4,0 7,1 5,6 3,3 5,1 4,9 Sehr/ziemlich viel Vertrauen in das Gesundheitswesen 6 86 83 53 70 66 77 84 26 37 57 78 76 44 76 59 Soziale Sicherung Sehr/ziemlich gute soziale Absicherung 2, 4 78 81 72 81 63 81 73 33 43 56 89 80 36 72 62 Sehr/ziemlich viel Vertrauen in die Sozialversicherung 6 67 69 44 67 63 67 71 19 34 56 79 65 51 51 38 Öffentliche Sicherheit Vandalismus, Diebstahl oder Gewalt in der Wohngegend 4 15 25 14 30 13 27 34 31 34 20 23 23 35 20 39 Im Dunkeln sehr/ziemlich sicher im Wohngebiet 7 78 68 65 85 66 65 81 57 56 63 74 77 68 79 57 Subjektives Risiko, Opfer eines Verbrechens zu werden 7 28 44 24 40 34 57 55 64 40 50 56 40 43 51 54 Haushaltsmitglied in den letzten 5 Jahren Opfer eines Einbruchs oder Angriffs auf die Person 5 10 26 9 24 24 30 34 18 23 19 25 20 23 27 29 1 Mittelwert auf einer Skala von 0 (äußerst schlecht) bis 10 (äußerst gut). 2 Soziale Absicherung bei Krankheit, Invalidität, Arbeitslosigkeit und im Alter. 3 Eurobarometer 52.1, 1999. 4 Eurobarometer 56.1, 2001. 5 European Social Survey 2002. 6 Europäische Wertestudie 1999/2000. 7 Eurobarometer 58.0, 2002. Datenbasis: Eurobarometer 1999; Eurobarometer 2001; European Social Survey 2002; Europäische Wertestudie 1999/2000; Eurobarometer 2002. 663

rung in ihrem Land schlechter als die Angehörigen der meisten anderen Länder. Dänemark, Frankreich, Belgien und die Niederlande gehören neben Luxemburg zu den Ländern, in denen die soziale Sicherung vergleichsweise positiv wahrgenommen wird. Griechenland stellt nicht nur im Hinblick auf die Gesundheitsversorgung und die soziale Sicherung, sondern auch im Hinblick auf die öffentliche Sicherheit, d. h. dem Schutz vor Kriminalität, eines der Schlusslichter Europas dar. Doch in gleichem Maße werden hier Defizite im Vereinigten Königreich, Finnland und Italien empfunden. In Deutschland und Österreich wird die öffentliche Sicherheit insgesamt am besten beurteilt. Fast 40 % der Haushalte in Großbritannien und rd. ein Drittel in Finnland, Griechenland und Italien berichten von Vandalismus, Diebstahl oder Gewalt in der Wohngegend. In Deutschland liegt der entsprechende Anteil nur bei 14 %. Und während fast zwei Drittel der Griechen für sich persönlich ein Risiko wahrnehmen, Opfer eines Diebstahls, eines Einbruchs, eines Raubüberfalls oder eines Angriff auf die Person zu werden, sind es in Deutschland nur ein knappes Viertel der Bürger das ist der niedrigste Anteil in der EU. Deutschland hat nicht nur das geringste wahrgenommene Opferrisiko, sondern weist auch die mit Abstand niedrigste faktische persönliche Betroffenheit durch Kriminalität auf. So geben nur 9 % der Deutschen an, dass sie selbst oder ein Mitglied ihres Haushalts in den letzten fünf Jahren Opfer eines Einbruchs oder eines Angriffs auf die Person geworden sind. Dieser Anteil ist in Finnland fast viermal und in Schweden und Großbritannien etwa dreimal so hoch. 21.4 Aspekte des sozialen Zusammenhalts Die Lebensqualität in einer Gesellschaft bemisst sich nicht nur am Lebensstandard, den Merkmalen der Arbeitswelt und der Versorgung mit öffentlichen Gütern, sondern auch an der Qualität der sozialen Beziehungen wie sie in der Pflege sozialer Kontakte, Vertrauen und Hilfsbereitschaft gegenüber anderen Menschen zum Ausdruck kommt. Dies sind Aspekte des sozialen Zusammenhalts, dessen Stärkung als eines der erklärten Ziele der Europäischen Union gilt. Wie Tabelle 6 zeigt, bestehen zwischen den europäischen Gesellschaften auch erhebliche Unterschiede in den zwischenmenschlichen Beziehungen. Dabei lassen sich recht eindeutig sowohl Gesellschaften identifizieren, die sich durch eine ausgesprochen positive Situation auszeichnen, als auch Gesellschaften, in denen sich relative Schwächen häufen. Zu den Ersteren gehören insbesondere Schweden, Dänemark und in geringerem Maße Irland. Zu den Letzteren gehören in erster Linie Griechenland und in zweiter Linie Deutschland und Portugal. In Dänemark findet man insbesondere intensive soziale Kontakte und eine große Hilfsbereitschaft im privaten Bereich sowie eine hohes Ausmaß an Vertrauen in andere Menschen. So treffen sich fast vier Fünftel der Dänen gegenüber nur etwas mehr als zwei Fünftel der Griechen mindestens einmal in der Woche mit Freunden, Verwandten oder Kollegen, und 95 % der Dänen, aber nur 74 % der Griechen sind mit ihren 664

Tab. 6: Aspekte des sozialen Zusammenhalts A B D DK E F FIN GR I IRL L NL P S UK in % Soziale Kontakte Mind. einmal pro Woche Treffen mit Freunden, Verwandten 4 67 68 60 79 73 67 69 43 63 75 66 71 74 69 71 Sehr/ziemlich zufrieden mit sozialen Kontakten 3 90 87 88 95 89 86 87 74 79 89 92 91 85 89 84 Gefühle der Einsamkeit 3 26 22 23 21 16 26 29 31 28 29 20 23 31 26 23 Vertrauen Man kann den meisten Menschen vertrauen 34 31 35 67 39 22 58 24 33 35 26 60 10 66 31 Ausnutzung durch andere 1, 4 5,6 5,6 5,8 7,3 5,2 5,6 6,9 3,7 4,6 6,0 5,5 6,2 5,3 6,7 5,6 Hilfsbereitschaft anderer 2, 4 5,2 4,4 4,8 6,1 4,4 4,4 5,7 3,0 4,1 6,0 4,5 5,3 3,9 6,0 5,4 Hilfsbereitschaft Ehrenamtlich tätig 31 39 22 38 18 26 55 40 26 32 32 50 14 56 44 Bereit, aktiv etwas zu tun für... ältere Menschen 58 67 50 67 57 59 72 66 80 81 61 62 58 85 55 Kranke/Behinderte 57 68 49 70 55 62 73 71 82 81 66 66 65 88 59 Hilfe außerhalb des Haushalts erreichbar... 3 bei Depressivität 79 79 76 88 89 85 81 66 80 86 83 89 78 89 86 bei Geldschwierigkeiten 65 59 57 85 84 73 80 67 72 80 72 75 72 86 75 1 Mittelwert auf einer Skala von 0 (= die meisten Menschen würden versuchen, mich auszunutzen) bis 10 (= die meisten Menschen würden versuchen, fair zu sein). 2 Mittelwert auf einer Skala von 0 (= die Menschen achten meistens auf sich selbst) bis 10 (= die Menschen versuchen meistens, hilfsbereit zu sein). 3 Eurobarometer 56.1, 2001. 4 European Social Survey 2002. Datenbasis: Eurobarometer 2001; European Social Survey 2002; ansonsten Europäische Wertestudie 1999/2000. außerhäuslichen Kontakten zufrieden. Darüber hinaus setzt man in keinem anderen Land der EU so viel Vertrauen in andere Menschen wie in Dänemark, während in Griechenland und auch in Portugal Misstrauen weit verbreitet ist. In Schweden ist wie in Dänemark eine hohe Bereitschaft zu Hilfeleistungen im privaten Kreis vorhanden, und man bringt anderen Menschen relativ viel Vertrauen entgegen. Die Schweden zeichnen sich jedoch außerdem durch ein hohes Maß an bürgerschaftlichem Engagement aus. Mehr als die Hälfte der Schweden sind ehrenamtlich in einer Organisation oder einem Verein tätig, und in keiner der hier betrachteten Gesellschaften ist der Anteil der Bürger, die sich aktiv für Alte, Kranke oder Behinderte in ihrem Land einsetzen würden, so groß wie in Schweden. Deutschland stellt in dieser Hinsicht das Schlusslicht in Europa dar. Nur etwa die Hälfte der Deutschen sind bereit, etwas für ältere Menschen, Kranke oder Behinderte zu tun, während es in Schweden, aber auch in Irland und Italien mehr als vier Fünftel sind. 665

Eine besondere Konstellation lässt sich in Spanien beobachten. Hier bestehen einerseits enge soziale Bindungen und Hilfebeziehungen auf privater Ebene, was sich insbesondere auch in dem sehr niedrigen Anteil von Personen, die sich einsam fühlen, niederschlägt. Andererseits ist jedoch das Potenzial eines Engagements für andere, das über den unmittelbaren persönlichen Bereich hinausgeht, vergleichsweise gering. So üben nur 18 % der Spanier ein Ehrenamt aus und nur 55 57 % wären bereit, sich für hilfebedürftige Bevölkerungsgruppen zu engagieren. 21.5 Subjektives Wohlbefinden Neben einzelnen Bereichen und Aspekten spiegeln auch zusammenfassende Bewertungen der Lebenssituation die Unterschiedlichkeit der Lebensverhältnisse in Europa wider. Das globale subjektive Wohlbefinden liegt, gemessen an Äußerungen darüber, wie zufrieden und glücklich man mit seinem Leben insgesamt ist, in Portugal, Griechenland und Italien auf dem niedrigsten Niveau in der Europäischen Union, während die Menschen in Dänemark, Schweden, Luxemburg und den Niederlanden insgesamt die günstigsten Bewertungen abgeben (vgl. Abb. 1). Die Portugiesen Abb. 1: Lebenszufriedenheit und Glück im europäischen Vergleich Lebenszufriedenheit Durchschnitt auf einer Skala von 0 bis 10 Glück Sehr oder ziemlich glücklich Anteile in % 0 20 40 60 80 10 8 6 4 2 0 100 7,0 8,4 7,1 7,9 6,3 6,9 7,4 7,8 7,7 5,9 7,8 7,1 A B D DK E F FIN GR I IRL L NL P S UK 91 93 85 95 88 91 90 76 80 96 94 95 84 94 96 Datenbasis: European Social Survey 2002 (Zufriedenheit); Europäische Wertestudie 1999/2000 (Glück). 666

Abb. 2: Zufriedenheit mit dem Leben und mit der Gesellschaft im europäischen Vergleich Lebenszufriedenheit Zufriedenheit mit der Gesellschaft Sehr oder ziemlich zufrieden Anteile in % 100 80 60 40 20 0 0 20 40 60 80 100 93 A 63 86 86 B D 46 49 97 88 85 88 DK E F FIN 33 46 69 85 75 GR 35 83 I 25 93 94 IRL L 73 63 94 NL 60 78 P 48 92 S 63 89 UK 58 Datenbasis: Eurobarometer 2001 (56.1). weisen mit einem Durchschnittswert von 5,9 (auf einer Skala von 0»ganz und gar unzufrieden«bis 10»ganz und gar zufrieden«) die geringste allgemeine Lebenszufriedenheit auf, gefolgt von den Griechen (6,3) und den Italienern (6,9). Dem steht eine sehr hohe Lebenszufriedenheit in Dänemark (8,4), den übrigen skandinavischen Ländern, Luxemburg und den Niederlanden gegenüber. Dass sie zurzeit»sehr glücklich«oder»ziemlich glücklich«sind, können rd. drei Viertel der Griechen und vier Fünftel der Italiener von sich behaupten, aber rd. 95 % der Dänen, der Schweden, der Luxemburger, der Niederländer, der Briten und der Iren. Deutschland liegt bei beiden Aspekten des Wohlbefindens an viertletzter Position. In der Zufriedenheit mit der persönlichen Lebenssituation gibt es zwar erhebliche Unterschiede in Europa, dennoch kann allen Ländern ein hohes absolutes Zufriedenheitsniveau bescheinigt werden, sind doch in jedem Land mindestens drei Viertel der Bürger mit dem Leben, das sie führen, zufrieden (vgl. Abb. 2). In viel geringerem Maße als mit ihren persönlichen Lebensumständen sind die Bürger mit der Gesellschaft, in der sie leben, zufrieden. Darin dokumentiert sich die bekannte Tendenz, private Bereiche, auf die man selbst Einfluss nehmen kann, weniger kritisch zu beurteilen als öffentliche Bereiche, für die man keine unmittelbare Verantwortlichkeit bei sich selbst 667

sieht. Trotzdem gibt es auch hier erhebliche Unterschiede zwischen den Ländern, sowohl was das Niveau der Zufriedenheit mit der Gesellschaft als auch was die Diskrepanz zur Zufriedenheit mit der persönlichen Situation betrifft. Die Bürger Italiens sind mit ihrer Gesellschaft mit Abstand am wenigsten zufrieden und der Kontrast zur Bewertung der persönlichen Lebensumstände ist hier am größten, gefolgt von den Franzosen und den Griechen. Nur ein Viertel der Italiener und nur rd. ein Drittel der Franzosen und der Griechen sind mit der Gesellschaft, in der sie leben, zufrieden. Das bei weitem höchste Zufriedenheitsniveau lässt sich in Dänemark festzustellen. Hier sind 85 % der Bürger mit ihrer Gesellschaft zufrieden und damit nur 12 Prozentpunkte weniger als es im Hinblick auf den unmittelbaren privaten Bereich der Fall ist. Darüber hinaus wird die irische und die finnische Gesellschaft vergleichsweise positiv bewertet. Deutschland gehört zu den sieben Ländern der EU, in denen weniger als die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung mit ihrer Gesellschaft zufrieden ist. Versucht man zusammenfassend Lebensbedingungen und wahrgenommene Lebensqualität in Deutschland im europäischen Vergleich zu beurteilen, so kann man für die meisten Lebensbereiche eine mittelmäßige Position Deutschlands in Europa feststellen. Defizite zeigen sich jedoch im Hinblick auf verschiedene Aspekte des sozialen Zusammenhalts und dadurch bedingt auch im globalen subjektiven Wohlbefinden, wo sich die Mehrheit der EU-Länder besser stellt. (Regina Berger-Schmitt) Weitere Informationen zum Thema Sozialleistungen siehe Teil I, Kap. 20. 668