Ist die Bewertung von Unternehmen eine Wissenschaft, eine Fachkunde oder eher ein Bauchgefühl? Vortrag im Rahmen der Veranstaltungsreihe Erfolg ist die beste Existenzsicherung am 7. Juni 2018 in den mediadocks Lübeck Von Kai-Uwe Steding, Betriebsberater bei der Handwerkskammer Lübeck, 0451 1506-252. kusteding@hwk-luebeck.de Lutz von Majewsky, Steuerberater und Partner von BTR SUMUS, 0451 480020, Lutz.vonMajewsky@btrsumus.de Erfolg ist die beste Existenzsicherung Seite 1
Wer wir sind? - Wirtschaftsmacht. Von nebenan. - Ca. 20.500 Mitglieder, 100.000 Beschäftigte, 11.000 Azubis - Standorte: Lübeck, Travemünde, Kiel, Elmshorn - Gremien im Ehrenamt und hauptamtliche Mitarbeiter - Interessenvertretung und Öffentlichkeitsarbeit, Selbstverwaltung des Handwerks, Berufsausbildung und Weiterbildung, Beratung und Betreuung Erfolg ist die beste Existenzsicherung Seite 2
Wer wir sind? Ihre Individualität ist unsere Stärke www.btrsumus.de Erfolg ist die beste Existenzsicherung Seite 3
Warum? - Verkauf - Familiäre Gründe (Tod, Scheidung) - Steuerrechtliche Gründe Erfolg ist die beste Existenzsicherung Seite 4
Wert des Unternehmens? - Aus Sicht des Abgebers ein Schloss, aus Sicht des Übernehmers eine Hundehütte? Erfolg ist die beste Existenzsicherung Seite 5
Was ist wird die Herausforderung der Verhandlung? Käufer Verkäufer + Wertsteigerung + Emotion + Synergien (Bauchgefühl, Baby) - Eingliederung- - Handlingkosten Unternehmenswert KP Akzeptanz Unternehmenswert KP Akzeptanz Erfolg ist die beste Existenzsicherung Seite 6
Unternehmensbewertung = Preis? Preis ist der Wert, auf den sich Anbieter und Nachfrager auf einem Markt einigen. Ein solcher Markt ist allerdings meist bei Anlässen einer Unternehmensbewertung (z. B. Verkaufssituation) nicht vorhanden Unternehmensbewertung liefert zwar Anhaltspunkte für einen möglichen Kaufpreis. Der Kaufpreis bleibt aber folglich das Ergebnis von Verhandlungen. Erfolg ist die beste Existenzsicherung Seite 7
Bewertungsverfahren Substanzwertverfahren Multiplikatorverfahren Ertragswertverfahren Discounted-Cashflow- Verfahren (DCF) Erfolg ist die beste Existenzsicherung Seite 8
Substanzwertverfahren - Alles, was ich anfassen kann Was kostet es, das Unternehmen mit seinen Immobilien, Gebäuden, Anlagen, Maschinen, Fahrzeugen, Lagerbestände nachzubauen? Verkehrswerte ( 194 BauGB) des betrieblichen Anlagevermögens und stofflichen Umlaufvermögens Erfolg ist die beste Existenzsicherung Seite 9
Multiplikatorverfahren Die einfache Lösung? Marktpreis vergleichbarer Unternehmen (Peer Group) Preise für Transaktionen vergleichbarer Unternehmen oder / = Preis Kennzahl Multiplikator Kennzahl X Multiplikator = Unternehmens wert EBIT= TEUR 300 5 TEUR 1.500 Erfolg ist die beste Existenzsicherung Seite 10
Ertragswertverfahren War das alles? Unternehmen sind zweckgerichtete Kombinationen von materiellen Werten, durch deren Wirken finanzielle Überschüsse erwirtschaftet werden sollen. Der Wert eines Unternehmens wird deshalb nicht nur durch die Werte der einzelnen Bestandteile des Vermögens und der Schulden bestimmt, sondern durch das Zusammenwirken aller Werte. 4.2. des IDW S1 i.d.f 2008 Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. frei nach Aristoteles (384 v.chr. -322 v.chr.) Erfolg ist die beste Existenzsicherung Seite 11
Grundsätze des IDW S1 Grundsätze zur Durchführung von Unternehmensbewertungen IDW = Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland e.v. Das immer noch am meisten verwendete Verfahren in Deutschland IDW S 1 ist gerichtsfest und allgemein anerkannt vereinfachtes Ertragswertverfahren nach 199-203 BEWG für steuerliche Zwecke / Bis zum 30. Juni 2016 deutlich überhöhter Kapitalisierungszins Fehlbewertungen? Gutachten Aufwendig/teuer/schwer nachvollziehbar Erfolg ist die beste Existenzsicherung Seite 12
Grundsätze des IDW S1 Grundsätze zur Durchführung von Unternehmensbewertungen 1. Vergangenheitsanalyse = Grundpfeiler Einschätzung Zukunft 2. Objektivierter Unternehmenswert = neutrales Gutachten (kein Parteigutachten) 3. Zukunftserfolgswert = zukünftige finanzielle Überschüsse (Fair Value Market Gedanke = Akzeptabler Wert für Verkäufer und Käufer) 4. Planungsrechnung = Detailphase 3 5 Jahre, danach Trendentwicklung 5. Nicht betriebsnotwendiges Vermögen (Boot, Immobilie) wird in Aufwendungen/Erträgen herausgefiltert 6. Kapitalisierungszins Ausgangslage=risikolose Alternativanlage am Kapitalmarkt (Basiszins) Marktrisiko / Immobilität / Inflation 7. Ertragswertverfahren / Discounted cash flow (Ertragswert einfacher/keine Umwandlung in Liquiditätsströme) Beispiel Erfolg ist die beste Existenzsicherung Seite 13
Allgemeine Grundsätze des AWH-Verfahrens 1. Ertragswertverfahren, ggfs. in Kombination mit Substanzwertverfahren 2. Bewertung der wirtschaftlichen Unternehmenseinheit; Unternehmen als intakte Einkommensquelle 3. Stichtagsprinzip 4. Bewertung unabhängig von der Rechtsform 5. Verwendung korrigierter Betriebsergebnisse der letzten 4 Jahre 6. Annahme einer kontinuierlichen Unternehmensentwicklung 7. Kapitalisierungszinsatz berücksichtigt vor allem die Abhängigkeit vom Inhaber Erfolg ist die beste Existenzsicherung Seite 14
Aus der Praxis Maschinenbau GmbH mit einem geschäftsführenden Gesellschafter (GF) und 9 Angestellten (ca. 8 Vza), wovon 6 im gewerblich-technischen Bereich tätig sind. Bilanz zum 31.12.2017 in T (Schema) Aktiva Passiva TA / Maschinen und BGA 110Stammkapital 35 Vorräte 58Gewinnvortrag 40 Halb- und Fertigerzeugnisse 40Jahresüberschuss 165 Forderungen 95 Liquide Mittel 60Rückstellungen 25 langfristige Darlehen 20 erhaltene Anzahlungen 30 Verbindlichkeiten LuL. 30 sonstige Verbindlichkeiten 18 363 363 Erfolg ist die beste Existenzsicherung Seite 15
Aus der Praxis GuV in in T (Schema) (Schema) 2014 2015 2016 2017 Umsatz 1.845 2.350 1.925 1.814 - Material-/ Wareneinsatz/ Fremdleistung 922 1.345 900 885 = Rohgewinn I 923 1.005 1.025 929 - Personalkosten 332 385 432 396 - GF-Gehalt 110 110 110 110 = Rohgewinn II 481 510 483 423 - Miete 30 30 30 30 - - Abschreibungen 15 15 15 15 - - Zinsen 8 8 8 8 - = Jahresüberschuss 153 220 163 165 Erfolg ist die beste Existenzsicherung Seite 16
Anlage 1 Seite 1 Muster GmbH Berechnung des IST Werte 2015-2017 und Unternehmenswertes nachhaltiger Ertrag aus Mittel IST 2015-2017 06.06.18 IST IST IST Schnitt in TEUR 2015 2016 2017 15-17 Betriebsleistung 2.350 100,0% 1.925 100,0% 1.814 100,0% 2.030 100,0% Materialaufwand -1.340-57,0% -905-47,0% -871-48,0% -1.039-51,2% Bruttoertrag (DB I) 1.010 43,0% 1.020 53,0% 943 52,0% 991 48,8% Sonstige betr. Erträge 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% Personalaufwand inkl. Tantiemen -486-20,7% -553-28,7% -509-28,1% -516-25,4% Abschreibungen -15-0,6% -15-0,8% -15-0,8% -15-0,7% Raumkosten inkl. Mieten -30-1,3% -30-1,6% -30-1,7% -30-1,5% Verwaltungs und sonstige inkl. Instandh. -145-6,2% -224-11,6% -198-10,9% -189-9,3% Zinsergebnis -8-0,3% -8-0,4% -8-0,4% -8-0,4% Summe Aufwendungen -684-29,1% -830-43,1% -760-41,9% -758-37,3% Ergebnis 326 13,9% 190 9,9% 183 10,1% 233 11,5% Neutrale Erträge / Aufwendungen -50-2,1% 15 0,8% 24 1,3% -4-0,2% Ergebnis vor Steuern (EBT) 276 11,7% 205 10,6% 207 11,4% 229 11,3% Steuern -56-2,4% -42-2,2% -42-2,3% -47-2,3% Jahresüberschuss / fehlbetrag (-) 220 163 165 182 Jahresergebnis / Betriebsleistung 9,4% 8,5% 9,1% 9,0% Ergebnis =Einnahme Überschuss 220 9,4% 163 8,5% 165 9,1% 182 9,0% Kapitalisierungszins 6,8% Unternehmenswert Phase I bis 2022 462 Phase II bis 2030 573 Phase III danach 712 Abrundung Gesamtwert ( Barwert) in TEUR 1.740
Anlage 1 Seite 2 Muster GmbH Berechnung des Unternehmenswertes 06.06.18 in TEUR Betriebsleistung Materialaufwand Bruttoertrag (DB I) Sonstige betr. Erträge Personalaufwand inkl. Tantiemen Abschreibungen Raumkosten inkl. Mieten Verwaltungs und sonstige inkl. Instandh. Zinsergebnis Summe Aufwendungen Ergebnis Neutrale Erträge / Aufwendungen Ergebnis vor Steuern (EBT) Steuern Jahresüberschuss / fehlbetrag (-) Jahresergebnis / Betriebsleistung Ergebnis =Einnahme Überschuss Kapitalisierungszins Unternehmenswert Phase I bis 2022 Phase II bis 2030 Phase III danach Abrundung Gesamtwert ( Barwert) in TEUR Plan Plan Plan Plan Plan Plan Plan Plan Plan Plan Plan Plan Plan Plan Plan 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 2031 100,0% 1.700 1.800 1.900 1.900 1.900 1.900 1.900 1.900 1.900 1.900 1.900 1.900 1.900 1.900-50,0% -850-900 -950-950 -950-950 -950-950 -950-950 -950-950 -950-950 50,0% 850 900 950 950 950 950 950 950 950 950 950 950 950 950 0,0% 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0-25,4% -469-509 -524-524 -524-524 -524-524 -524-524 -524-524 -524-524 -0,7% -15-25 -35-35 -35-35 -35-35 -35-35 -35-35 -35-35 -1,5% -30-30 -30-30 -30-30 -30-30 -30-30 -30-30 -30-30 -9,3% -200-190 -190-190 -190-190 -190-190 -190-190 -190-190 -190-190 -0,4% -3-3 -3-3 -3-3 -3-3 -3-3 -3-3 -3-3 -37,3% -717-757 -782-782 -782-782 -782-782 -782-782 -782-782 -782-782 11,5% 133 143 168 168 168 168 168 168 168 168 168 168 168 168-0,2% 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 11,3% 143 153 178 178 178 178 178 178 178 178 178 178 178 178-46 -49-57 -57-57 -57-57 -57-57 -57-57 -57-57 -57 97 104 121 121 121 121 121 121 121 121 121 121 121 121 5,7% 5,8% 6,4% 6,4% 6,4% 6,4% 6,4% 6,4% 6,4% 6,4% 6,4% 6,4% 6,4% 6,4% 97 104 121 121 121 121 121 121 121 121 121 121 121 121 Nachhaltiger Ertrag ab 2032 121 Mittel 3 Jahre vorh. ----- 121
Kapitalisierungszinsatz Zur Erinnerung: Das AWH-Verfahrens ist für die Anwendung auf kleine bis mittlere (Handwerks-)Betriebe konzipiert. Daher scheiden standardisierte, kapitalmarktbezogene Risikoprämien aus. Der Kapitalisierungszinsatz setzt sich aus 3 Komponenten zusammen: Basiszinssatz (zurzeit 0,87%) Risikozuschläge (z.b. Kundenabhängigkeit, Betriebsausstattung, Personenabhängigkeit usw.) Inhaberabhängigkeit (zwischen 0-30%) Inhaberabhängigkeit: Die Ertragslage mittelständischer Handwerksunternehmen wird sehr stark durch die Person des Inhabers bestimmt. Auch nach dem Betriebsverkauf wirken die unternehmerischen Entscheidungen noch eine bestimmte Zeit fort, bis sie sich völlig verflüchtigen.
Kapitalisierungszinssatz KBasiszinssatz 0,87 % Immobilitätszuschlag 1,50 % Kundenabhängigkeit 2,00 % Produkt- und Leistungsangebot 0,50% Branchenentwicklung und Konjunktur 0,70 % Standort und Wettbewerb 1,50 % Betriebsausstattung 0,80 % Beschäftigtenstruktur 1,00 % Personenabhängigkeit 1,30 % Sonstige oder betriebsspezifische Risiken 0,00 % + Summe der Risikozuschläge 9,30 % + Inhaberabhängigkeit 14,40 % = Kapitalisierungszinssatz brutto 24,57 % - Anrechnung der pauschalen Einkommensteuer zzgl. SolZ 26,375% 6,48 % = Kapitalisierungszinssatz netto 18,09 %
Vom Ertragswert zum Unternehmenswert
Vom Ertragswert zum Unternehmenswert
Epilog Bei dem Verkauf eines Unternehmens handelt es sich um ein Geschäft, welches einmalim Leben getätigt wird. Eine Bewertung ist kein reines Zahlenwerk, sondern immer mit Annahmen und Prämissen unterlegt. Diese werden zu Argumenten in den jeweiligen Verhandlungen. Die Bewertung ist nur ein Bestandteil der Unternehmensübergabe. Viel Erfolg! Bewertung Tatsächlicher Verkaufspreis Nachfolgersuche Übergangszeit nach der Übergabe Due Diligence Erfolg ist die beste Existenzsicherung