Vorlesung BWL IIa: Investition und Finanzierung Priv.-Doz. Dr. Dr. Aurelio J. F. Vincenti Vertretungsprofessur BWL, Unternehmensfinanzierung Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Universität Kassel Wintersemester 2012/13 Investition und Finanzierung Aurelio J. F. Vincenti 1
Kapitel 01 Grundlagen: Konzept Vermittlung von (Grund)Kenntnissen der (Unternehmens)Finanzierung: Fremd- und Eigenkapital. Bewertung dieser Instrumente. Vermittlung von (Grund)Kenntnissen der Investitionsrechnung: Auf vollkommenen und unvollkommenen Märkten. Einbeziehung von Unsicherheit. Investition und Finanzierung Aurelio J. F. Vincenti 2
Kapitel 01 Grundlagen: Ziel Gegenstand der Betrachtung privatwirtschaftliches Unternehmen: Erwerbswirtschaftliches Prinzip: Langfristiges Gewinnstreben. Wirtschaftstheorie: Nutzenmaximierung. I.d.R. Operationalisierung durch Gewinn- bzw. Vermögensmaximierung als monetäres Ziel. [Nichtmonetäre Ziel (Prestige, Macht, etc.) unberücksichtigt.] Problem der Maximierung unter Unsicherheit. Nebenziel Erhalt der Liquidität: Alle Zahlungsverpflichtungen jederzeit erfüllen zu können. Investition und Finanzierung Aurelio J. F. Vincenti 3
Kapitel 01 Grundlagen: Güter- / Finanzströme im Unternehmen Arbeitsmärkte Arbeitsleistungen Lohn- und Gehaltszahlungen UNTERNEHMENS- FINANZIERUNG Produktionsmittel Zahlungen an die Lieferanten/Hersteller Bezug der Produktionsmittel Staat: Vorgaben und Rahmenbedingungen Unternehmen Finanz- und Kapitalmärkte Kredite Beteiligungen Börse Finanzierungsentscheidungen Investitionsentscheidungen Absatzmärkte Einnahmen (Umsatzerlöse) Dienstleistungen/Güter Investition und Finanzierung Aurelio J. F. Vincenti 4
Kapitel 01 Grundlagen: Begriffliches I In der (modernen) finanzwirtschaftlich orientierten BWL wird das Unternehmen anhand seiner Zahlungsströme (Ein- und Auszahlungen) analysiert. Cash Flows stehen im Vordergrund der Betrachtung: Stromgrößen sind stets zeitraumbezogen (Periode). [Gegensatz zu zeitpunktbezogenen Bestandsgrößen.] Investition und Finanzierung Aurelio J. F. Vincenti 5
Kapitel 01 Grundlagen: Unternehmen als System von Cash Flows Einzahlungen Steuern Auszahlungen Löhne Rohstoffe Waren etc. Betriebsmittel Unternehmen Bestand an Liquidität Erlöse aus Umsatz und Liquidation Ausschüttungen Tilgungen Zinsen Kredite etc. Einlagen Investition und Finanzierung Aurelio J. F. Vincenti 6
Kapitel 01 Grundlagen: Begriffliches II Investition: Auszahlung zur Beschaffung von Gütern (Sachgüter oder Rechte): I.d.R. auf eine längere Frist ausgerichtet. Mit einer oder mehreren zukünftigen (unsicheren) und erwartungsgemäß höheren Einzahlungen aus der Verwertung der beschafften Güter verbunden. Finanzierung: Beschaffung von Zahlungsmitteln als Gewährleistung der Verfügung über finanzielle Mittel durch: Generierung/Vorziehen (zusätzlicher) Einzahlungen. Vermeidung/Verschiebung von Auszahlungen. Investition und Finanzierung Aurelio J. F. Vincenti 7
Kapitel 01 Grundlagen: Begriffliches III Ziel jeder Investitions- / Finanzierungsentscheidung: (Sichere oder unsichere, bedingte oder unbedingte) Einkommensströme über die Zeit zu verschieben und ein höheres Konsumniveau zu erreichen. Investitions- und Finanzierungsentscheidungen führen zur Umwandlung der Vermögensstruktur. Investitions- und Finanzierungsentscheidungen sind (i.d.r.) gemeinsam zu betrachten: Zwei Sichtweisen eines einzigen Prozesses: Investition Mittelverwendung Finanzierung Mittelherkunft. Jede Investition bedingt zugleich eine Finanzierung. Investition und Finanzierung Aurelio J. F. Vincenti 8
Aufgabe der Investitionsrechnung Die Sicherung der Ertragskraft (Gewinne) und damit des Bestands eines Unternehmens erfordert Investitionen. Aufgabe der Investitionsrechnung: Quantitative Abwägung (mathematisches Modell), inwieweit eine Investition vorteilhaft ist. Relativität der Vorteilhaftigkeit einer Investition: Vorteilhaftigkeit gegenüber der Unterlassungsalternative. Vorteilhaftigkeit gegenüber anderen Investitionen. Vergleich anhand einer geeigneten quantitativen (operationalisierten) Zahlungsgröße als Kriterium: Maximierung des (Total)Gewinns bzw. (Total)Vermögens! Investition und Finanzierung Aurelio J. F. Vincenti 9
Formen der Investitionsrechnung Statische Investitionsrechnungsverfahren (Praktikerverfahren): Keine Berücksichtigung des Zeitfaktors bei den einzelnen Zahlungsströmen grundsätzlich für Vorteilhaftigkeitsanalysen ungeeignet! Dynamische Investitionsrechnungsverfahren: Berücksichtigung des Zeitfaktors bei den einzelnen Zahlungsströmen Methode der Wahl für eine entscheidungsorientierte BWL! Investition und Finanzierung Aurelio J. F. Vincenti 10
Marktmodelle 1 1. Vollkommenheit des Kapitalmarktes: a) Merkmale vollkommener Märkte: Einheitlicher fester Marktzins i für Kapitalanlage und Kapitalaufnahme (Sollzins = Habenzins). Beliebige Verfügbarkeit von Kapital zum Zinssatz i (keine Anlage- und Kreditlimits). Keine Steuern, Transaktionskosten. b) Unvollkommene Märkte als Gegenteil: (Etwa unterschiedliche Soll- und Habenzinsen.) 2. Berücksichtigung von Unsicherheit: a) Zukunft wird als sicher und planbar vorausgesetzt. b) Zukunft ist unsicher (Cash Flows und/oder Zins). Investition und Finanzierung Aurelio J. F. Vincenti 11
Marktmodelle 2 4 Grundkonzepte der Investitionsrechnung: Investitionsrechnung auf einem vollkommenen Markt unter Sicherheit (VMS) Investitionsrechnung auf einem unvollkommenen Markt unter Sicherheit (UMS) Investitionsrechnung auf einem vollkommenen Markt unter Unsicherheit Investitionsrechnung auf einem unvollkommenen Markt unter Unsicherheit (UMU) Investition und Finanzierung Aurelio J. F. Vincenti 12
Zeitwert des Geldes I Zeitwert des Geldes (Zeitpräferenz des Geldes) als konstitutives Kennzeichen jeder dynamischen Investitionsrechnung: Grundidee: Annahme, dass ein Wirtschaftssubjekt Güter lieber in der Gegenwart als in der Zukunft konsumieren bzw. nutzen möchte sowie umgekehrt lieber in der Zukunft als in der Gegenwart bezahlen möchte. Investition und Finanzierung Aurelio J. F. Vincenti 13
Zeitwert des Geldes II Der Zins i ist folglich Entgelt für die befristete Überlassung von Kapital! (Ausdruck des Zeitwertes dieses Kapitals.) Um Zahlungsströme zu unterschiedlichen Zeitpunkten miteinander vergleichen zu können, müssen diese auf einen gemeinsamen Bezugspunkt (i.d.r. die Gegenwart) bezogen werden. Vorgehensweise: Zahlungsströme verschiedener Perioden werden durch Abzinsen (bzw. Aufzinsen) vergleichbar. Investition und Finanzierung Aurelio J. F. Vincenti 14
Zeitwert des Geldes III Zeitwert des Geldes Beispiel: Heute Zukunft t=0 t=1 t=2 Gegenwart In 1 Jahr In 2 Jahren 1000 <=> 1100 <=> 1210 bei einem Zins i (Jahres- bzw. Periodenzeitwert) von 10%. Jede dynamische Investitionsrechnung benötigt einen geeigneten Kalkulationszins i! Investition und Finanzierung Aurelio J. F. Vincenti 15
Zeitwert des Geldes IV Investition und Finanzierung Aurelio J. F. Vincenti 16
Zeitwert des Geldes V Investition und Finanzierung Aurelio J. F. Vincenti 17