Ein Haus für den Architekten! Ein Haus für sich und die Familie zu planen, bedeutet für jeden Architekten eine besondere Herausforderung. Ein gelungenes Beispiel zeigt dieses Einfamilienhaus im Dortmunder Süden. Es schafft Raum für eine vierköpfige Familie. Autor: Berto Gussek, Bücker und Gussek, Architekten, Dortmund Das Grundstück liegt in einem Neubaugebiet für ca. 50 Wohneinheiten. Als Ergebnis eines öffentlichen Wettbewerbes ist ein Konzept entstanden, dass die optimale Ausrichtung aller Häuser nach Süd-Westen ermöglicht. Das Gelände steigt in diese Richtung leicht an. Das mit 15,50 m recht schmale Grundstück liegt am Ende des Baugebietes in einer Sackgasse. Der fast würfelförmige Kubus ist mit großen Öffnungen auf den Garten aus- gerichtet. Dies wird durch das in diese Richtung ansteigende Pultdach unterstrichen. Als ausgewogene Komposition wird Torfbrandklinker mit weißem Putz kombiniert. Der massive, verklinkerte Teil schneidet sich ins Gelände, der leichte, verputzte Teil liegt oben. Mit den Wittmunder Torfbrandklinkern ist die Entscheidung für ein Produkt gefallen, dass noch nach traditionellen Methoden in einem mit Torf befeuerten Rundofen hergestellt wird. Dadurch ist der Stein zum einen sehr hart und nimmt kaum Wasser auf und zum anderen entsteht ein sehr interessantes und schönes Farbenspiel der Steine in Rot- und Lilatönen. Der Stein wurde mit anthrazitfarbenem Mörtel verarbeitet. Durch die 15 mm tief ausgekratzte Fuge entsteht ein lebhaftes Fassadenbild - die Individualität jedes einzelnen Steines wird hervorgehoben. An der Grenzlinie zwischen oben und unten schneidet sich ein über die gesamte Hausbreite reichender Balkon in den verklinkerten Kern des Erdgeschosses und betont so den Übergang von Mauerwerk zu Putz. Im Gegensatz zu den Brüstungswänden innen, ist das Brüstungsgeländer außen, filigran gehalten, um die Sicht vom Obergeschoss zum Garten nicht einzuschränken. 1/2008 9
Architektur Süd-West Nord-Ost Süd-Ost Die Raumkomposition im Innern geht neue Wege im Einfamilienhausbau, so sind das Wohnzimmer mit dem Schlafbereich der Eltern im Obergeschoss und die Kinderzimmer und die Küche im Erdgeschoss untergebracht. Die einzelnen Lebensbereiche einer vierköpfigen Familie werden neu sortiert. Der Kinderbereich liegt im Erdgeschoß. Er wird über einen Nebeneingang erschlossen, hat einen direkten Gartenzugang und ist über die Kellertreppe mit dem Spielzimmer verbunden. Der Elternbereich liegt im Obergeschoß. Ein Schlafzimmer, das Bad und ein Arbeitsraum bilden eine getrennte Einheit. Nord-West Schnitt 10 1/2008
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Erdgeschoss Als kommunikativer Mittelpunkt liegt die Küche an der Schnittstelle dieser Zonen. Die meisten familiären Aktivitäten finden hier statt. Sie verbindet den Kinder- und den Elternbereich und dient als Übergang von Innen und Außen. Die Küche ist über einen Luftraum mit dem Wohnzimmer im Obergeschoss verbunden. Das Raumgefüge ist bis in den First offen und imponiert mit einer Raumhöhe von bis zu acht Metern. Das Wohnzimmer wurde bewusst ins Obergeschoss gelegt. So bleibt trotz der topographischen Gegebenheiten des Gartens die Möglichkeit der weiten Aussicht erhalten. Außerdem ergibt sich so ausreichend Platz, die Kinder mit direktem Zugang zum Garten im Erdgeschoss unterzubringen. Der Garten wurde terrassenförmig angelegt. Die unterschiedlichen Ebenen steigen vom Haus hin an und sind so optimal einsehbar. Vor der Küche entsteht eine großzügige Terrasse, deren begrenzende Stützmauer als Sitzbank ausgeführt wurde. Die nächste Ebene wird durch eine Rasenfläche, die von Pflanzstreifen begrenzt wird, gebildet. Das Haus wurde in Holzständerbauweise auf einem Betonkeller errichtet. Zur Verwirklichung hat sich der Architekt und Bauherr das ihm vertraute Fertighausunternehmen Gussek Haus an die Seite geholt. Obergeschoss Kellergeschoss 12 1/2008
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Architektur Ökologische Gesichtspunke des Bauens wurden konsequent durchgesetzt: Das 10 geneigte Pultdach ist extensiv begrünt. Dies gewährleistet eine reduzierte Ableitung des Regenwassers, bedingt aber auch optimalen sommerlichen Wärmeschutz durch die Abkühlung der Dachebene mittels Feuchtigkeit und Verdunstung. Geheizt wird mit Geothermie. Durch zwei Sondenbohrungen von ca. 95 m Tiefe wird als regenerative Ressource Erdwärme, also letztendlich Sonnenenergie genutzt. Eine Wärmepumpe komprimiert die entzogene Energie auf Betriebstemperatur der angeschlossenen Fußbodenheizung. Das Verhältnis von investierter Stromenergie und entzogener Heizenergie liegt dabei ungefähr bei 1:3. Warmwasser wird ebenfalls mit der Wärmepumpe erzeugt. Die Nutzung der installierten Elektroheizpatrone ist bislang nicht erforderlich gewesen. So ergibt sich eine Anlagenaufwandzahl von 0,926. Perfekter Wärmeschutz, die optimale Ausrichtung der Fensterflächen und der kompakte Baukörper ergeben unterm Strich kfw-60- Standard. Die U-Werte der Außenwände betragen 0,20 W/m 2 K für die verputzte Wand und 0,19 W/m 2 K für die verklinkerte Wand. Das Dach schafft einen Wert von 0,22 W/m 2 K. Der gemittelte Gesamtwert der Außenhülle liegt bei 0,34 W/m 2 K, was einen Gesamtjahresprimärenergiebedarf von 59,8 kwh/m 2 a ergibt. Technische Daten: Wohnfläche Erdgeschoss: 79 m 2 Wohnfläche Obergeschoss: 67 m 2 Wohnfläche Kellergeschoss: 22 m 2 Gesamtwohnfläche: 168 m 2 Nutzfläche: 61 m 2 Umbauter Raum: 933 m 3 Abmessung: 11,50 m x 9,10 m Planung & Bauleitung: Bücker & Gussek GbR Architekten Köln-Berliner-Straße 6 44287 Dortmund T: 0231/18830270 F: 0231/18830299 info@buecker-gussek.de www.buecker-gussek.de Ausführung: Gussek Haus Euregiostraße 7 48529 Nordhorn Fotos: Marcus Gloger Bonn 14 1/2008