Kinder aus suchtbelasteten Familien Weiterbildung für ErzieherInnen in Kindertagesstätten Eine Veranstaltung der Referentin: Annedore Haufschild Annett Kohlhoff
Familie und Sucht - Fakten Kinder suchtkranker Eltern = größte bekannte Suchtrisikogruppe sechsfach erhöhtes Risiko, als Erwachsene selbst suchtkrank zu werden etwa ein Drittel wird im Erwachsenenalter alkohol-, drogenoder medikamentenabhängig ein Drittel entwickelt psychische oder soziale Störungen Depressionen, Ängste, psychosomatische Störungen haben eine starke Neigung, sich süchtige/n Partner/in zu suchen
Familie und Sucht - Fakten Kinder suchtkranker Eltern = größte bekannte Suchtrisikogruppe WARUM? Entwicklung und Erziehung beeinträchtigt Modelllernen (Stress-/Konfliktbewältigung durch Alkohol) ( Jungen Genetische Disposition (v.a. bei Alkoholkonsum in der Schwangerschaft als häufigste nicht-genetische Ursache geistiger Entwicklungsverzögerungen
Allgemeine Definition Sucht Sucht ist das unabweisbare Verlangen nach einem bestimmten Gefühls-, Erlebnis- und Bewusstseinszustand. Man wird nicht von einer Droge abhängig, sondern von dem Gefühls-, Erlebnis- oder Bewusstseinszustand.
Definition Sucht / Abhängigkeit nach ICD 10 1. Ein starker bzw. gelegentlich übermächtiger Wunsch, ein Suchtmittel zu konsumieren 2. Eine verminderte Kontrolle bezüglich der Konsummenge bzw. Konsumstils 3. Fortgesetzter Konsum zur Verhütung von Entzugssymptomen 4. Toleranz- und Dosissteigerung 5. Zunehmende Ausrichtung des Verhaltens auf Substanzkonsum / Vernachlässigung anderer Interessen 6. Konsum fortgesetzt trotz schädlicher körperlicher, psychischer und sozialer Folgen Diagnose bei mind. 3 Symptomen über 1 Jahr
Co-Verhalten/ Beziehungsverhalten Familienangehörige und andere Personen stabilisieren ungewollt das Suchtmuster Konsument wird nicht mit Auswirkungen seines Trinkens konfrontiert Er wird geschützt bzw. unterstützt Professionelles Handeln kann auch Co-Verhalten sein
Lisa ist fleißig. Nach der Schule räumt sie die Küche auf, entsorgt die leeren Flaschen, leert die Aschenbecher und lüftet die Wohnung. Dann bereitet sie das Abendbrot für ihre beiden jüngeren Brüder vor. Lisa ist zwölf Jahre alt. Ihre Mutter ist alkoholkrank.
Woran könnten Sie merken, dass ein Kind von einer Suchtbelastung in der Familie betroffen ist?
Signale und Hinweise Unzufriedenheit des Kindes Kind hat zu viel Geld in der Tasche Kind nässt ein Sprachauffälligkeiten Entwicklungsrückstände in allen Bereichen Verhaltensänderungen Ständige Krankheit über längeren Zeitraum Kindliche Verhaltensauffälligkeiten Mädchen: internalisierende Störungen Jungs: externalisiernde Störung Spuren von Gewalt Kind möchte nicht nach Hause Müde und unausgeschlafen Verletzungen und Unfälle häufen sich Vernachlässigung Häufiges zu spät kommen oder Fehlen Distanzlosigkeit Keine Freundschaften außerhalb der Kita
Was tun in der Kita? Empathie vermitteln Aktiv zuhören Humor gehört zur Kommunikation Alle Kinder fühlen sich willkommen und wertgeschätzt so wie sie sind Besondere Anlässe, Traditionen Realistische Erwartungen (individuell für jedes Kind) Erfolgserfahrungen schaffen, Freude zeigen, Stärken sehen und fördern Was tun Sie bereits?
Was tun in der Kita? Aus Fehlern wird man klug! Verantwortung und Mitgefühl fördern, Helfer sein ermöglichen Problemlösefähigkeit + Entscheidungskompetenz fördern - vormachen, wie man Probleme und Konflikte angeht - Frühzeitige Wahlmöglichkeiten - Bestimmter Ablauf für Lösungsversuche Selbstdisziplin fördern, konsequent, aber nicht starr - Klare Grenzen - Natürliche + logische Konsequenzen - Ermutigung + positive Rückmeldungen Was tun Sie bereits? Eltern und ErzieherInnen sind Partner Leitgedanke = Erziehung zur Resilienz
Vielen Dank!
Mögliche Auswirkungen der Suchtbelastung Betroffene Kinder erleben häufig Disharmonie im Familienleben Unzuverlässigkeit und unberechenbares Verhalten der Eltern Unklare Regeln und Strukturen Gebrochene Versprechen Mehr Streit, extreme Stimmungsschwankungen Loyalitätskonflikte zwischen den Elternteilen Trennungsszenarien in der Familie Ängste und Sorgen um Gesundheit und Leben der Eltern Scham- und Schuldgefühle Soziale Isolation
Was Kinder fühlen Angst um, aber auch Angst vor dem betroffenem Elternteil Wechsel von Vorwürfen an und Mitgefühl für den suchtkranken Elternteil Scham und Ekel angesichts der suchtbedingten Entgleisungen Loyalitätskonflikte Schuldgefühle beim Kind, die elterlichen oder familiären Probleme verursacht zu haben Wechsel von Liebe und Zuneigung einerseits sowie Enttäuschung und verletzt sein andererseits Gefühl eigener Wertlosigkeit, Mangel an Freude bis hin zu kindlichen Formen von Depression