Entwicklung von Erasmus+ in seiner zweiten Halbzeit und Ausgestaltung der nachfolgenden Programmgeneration ( )

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Transkript:

Entwicklung von Erasmus+ in seiner zweiten Halbzeit und Ausgestaltung der nachfolgenden Programmgeneration (2021 2027) Positionspapier der Nationalen Erasmus+ Agentur für EU- Hochschulzusammenarbeit im DAAD 30. Mai 2017

Die NA DAAD setzt sich nachdrücklich für Fortsetzung von Erasmus+ in der erprobten Programmarchitektur und unter Beibehaltung der übergeordneten Zielsetzungen und Einbeziehung aktueller thematischer Prioritäten mit einem vergrößerten, bedarfsgerechten Budget ein. Das laufende Erasmus+ Programm soll mit Rücksicht auf die notwendige Beständigkeit optimiert werden. Der Übergang in ein robustes Nachfolgeprogramm soll von Konsolidierung und Stabilität gekennzeichnet sein. 1 Zur Steigerung der Wirkung des Programms und seiner Wahrnehmung in der Öffentlichkeit empfiehlt die NA DAAD für die neue Programmgeneration darüber hinaus folgende zusätzliche Maßnahmen: 1. Die Wirkung von Erasmus+ durch virtuelle Formate stärken Der Bildungs-, Wissenschafts- und Forschungsbereich macht sich die fortschreitende Digitalisierung zunutze und gestaltet sie aktiv mit. Daher ist es erforderlich, dass Digitalisierung auch in Erasmus+, einem Programm der realen europäischen und weltweiten Begegnungen, eine wichtige Rolle spielt. Durch die Einbindung weiterer digitaler Komponenten in das gesamte Portfolio des Programms werden Internationalisierungsprozesse der Hochschulen weiter ausgebaut und der Bildungssektor modernisiert. Hochschulen bringen ihr kreatives Potential gestaltend ein und befördern die europäische und internationale Zusammenarbeit und Vernetzung im Bildungsbereich durch digitale Innovationen und den Auf- und Ausbau eigener digitaler Angebote. Die beschäftigungsrelevanten und interkulturellen Kompetenzen junger Europäer können dadurch gestärkt und europäische Werte vermittelt werden. Digitale Formate erreichen durch den Abbau von Hemmschwellen zusätzliche potentielle Teilnehmerinnen und Teilnehmer und verbessern so die Breitenwirkung von Erasmus+. Durch mehr Blended Learning -Formate können Auslandsaufenthalte noch besser sprachlich, inhaltlich und kulturell vor- und nachbereitet sowie begleitet werden. Digitale Komponenten im Rahmen von Blended Learning -Angeboten ermöglichen beispielsweise eine längere Vorbereitung von weniger mobilen Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Form von Propädeutika und Buddy-Programmen. Die Vernetzung mit der Heimathochschule während des Auslandsaufenthalts mittels digitaler Medien kann die Hemmschwelle zur Ausreise senken. Auf diese Weise trägt die Digitalisierung zum Erreichen der Mobilitätsziele bei. Zudem spricht sich die NA DAAD dafür aus, für die Zielgruppe der Studierenden, die aus verschiedenen Gründen keine längeren Auslandsaufenthalte durchführen können, speziell konzipierte, reale Auslandskurzaufenthalte wie Sommerschulen, Exkursionen, Blended Learning -Praktika etc. einzuführen. Auch nicht mobile Studierende profitieren von den Möglichkeiten einer (digitalen) Internationalisation@home. Die Einbindung digitaler Komponenten in Erasmus+ führt so insgesamt zu einer erhöhten Sichtbarkeit und Verbreitung des Programms in der Öffentlichkeit. 1 Die NA DAAD unterstützt das Positionspapier der Direktoren europäischer NA der Bereiche der allgemeinen und beruflichen Bildung vom 15. März 2017 2

2. Förderung der Hochschulen in ihrer Rolle für die Gesellschaft im lokalen und regionalen Bereich Der Hochschulsektor ist ein Motor von Innovation und Dialog. In dieser Funktion hat er den Auftrag, für die Gesellschaft zu wirken, konkret mit seiner Internationalität in die Gesellschaft hinein- und an der europäischen Idee mitzuwirken. In diesem Zusammenhang dürfen nicht nur wirtschaftliche und wissenschaftliche Innovationen als Kernaufgabe gesehen werden. Vielmehr gilt es einen gesamtgesellschaftlichen Bildungsauftrag zu erfüllen: Eine offene, demokratische, integrative, leistungsstarke und zukunftsfähige Wissensgesellschaft braucht starke und verantwortungsbewusste Hochschulen. Eine Hochschule hat neben dem Auftrag in Forschung und Lehre auch weitergehende gesellschaftliche Verpflichtungen. Die letzteren werden oft gegenüber der Wirtschaft und der Region/Kommune als Third Mission definiert. Es ist eine Stärkung dieser Third Mission hinsichtlich der Verbreitung der europäischen Idee durch die Hochschulen zu verfolgen. Durch ihre internationalen Kontakte und Netzwerke ist eine Hochschule in der Lage, den Mehrwert einer europäischen Dimension in die lokalen Debatten und Herausforderungen einzubringen. Umgekehrt kann sie auch lokale Phänomene auf die europäische Ebene transportieren. In Zukunft muss deshalb, wie auch in der aktualisierten Modernisierungsagenda für Hochschulen gefordert, stärker auf die systematische Einbeziehung der Hochschulen in die Entwicklung integrierter kommunaler und regionaler Entwicklungspläne geachtet werden. So kann das Interesse der Bevölkerung an Europa und seinen Vorzügen von einer abstrakten auf eine praktische und erlebbare Ebene gebracht werden. Für die Förderung einer starken Rolle innerhalb einer europäischen Gesellschaft im lokalen und regionalen Bereich sind die Hochschulen zusätzlich strukturell zu unterstützen und mit zusätzlichen Programmmitteln auszustatten. Eine gesonderte Projektförderung für Kurzzeitmaßnahmen wie Sommerschulen, International Staff Weeks und Personalmobilität mit kommunalem und regionalem Umfeld soll in die neue Programmgeneration integriert werden. Auf diese Weise kann im Rahmen des Siebenjahreszyklus flexibler auf aktuell auftretende (gesellschafts-) politische Ereignisse reagiert werden. Den Hochschulen (und anderen Bildungsbereichen) wird so die Möglichkeit gegeben, zielgerichtete und wirksame Maßnahmen zu planen und umzusetzen (z.b. Projekte für Geflüchtete, Projekte zur Förderung der europäischen Idee etc.). Um diesen Effekt auf nationaler Ebene zu verstärken, spricht sich die NA DAAD für die dezentrale Administration einiger Jean Monnet-Aktivitäten (z.b. Module und Projekte) zur Integration der europäischen Idee auf lokaler und regionaler Ebene aus. Hochschulen sind mit Fördermitteln auszustatten, damit sie sich an die unabhängigen Gruppen von Studierenden oder Graduierten wenden und diese in ihrem lokalen Engagement für gesellschaftliche Belange, u. a. für Europa, weiter stärken können (oder die Förderung wird von den NA direkt an die Gruppen auf dem grassroot level vergeben) 3. Nutzung des Potenzials der Alumni 3

Das Potenzial der Alumni wird auch nach 30 Jahren Erasmus noch nicht optimal genutzt. Zwar nehmen sich die Bildungseinrichten meist ihrer eigenen Absolventen an, aber die Einbeziehung der ausländischen Gäste, die mittels Erasmus+ in großer Zahl kommen, in die Internationalisierungsaktivitäten der Hochschulen ist noch ausbaubar. Für ehemalige Erasmus-Teilnehmer ist es auch nach Abschluss der Ausbildung höchst attraktiv, Wiedereinladungen an die ehemalige Gasthochschule zu erhalten. In erweiterten Wochenendseminaren oder Sommerschulen kann so gemeinsam mit weiteren Alumni ein gewinnbringender Diskurs zu fachlichen und gesellschaftspolitischen/europäischen Themen etabliert werden. Damit wird eine beständige Identifikation der Alumni mit dem Programm Erasmus+ und mit der europäischen Idee geschaffen. Darüber hinaus eröffnen sich den Erasmus Teilnehmerinnen und Teilnehmern Möglichkeiten der langfristigen, auch beruflichen Vernetzung untereinander, von der auch die Hochschulen und weitere Bildungssektoren profitieren können. Diese Alumni-Maßnahmen haben das Potential, auch sektorenübergreifende Kooperationen zu befördern. Den Hochschulen bietet sich hier ein weiteres wichtiges Instrument für die Internationalisation@home und die Wahrnehmung ihrer Rolle in der Gesellschaft im lokalen und regionalen Bereich. Die NA DAAD schlägt vor, bestehende Programmlinien durch regulatorische und budgetäre Möglichkeiten der Betreuung von Erasmus Alumni in zu ergänzen. Hochschulen müssen hierfür strukturell und mit Programmmitteln unterstützt werden. 4. Zielgruppengerechte Ansprache und vereinfachter Zugang Das Erreichen der Zielsetzung von Erasmus+ ist in erster Linie von der Erreichung potentieller Teilnehmerinnen und Teilnehmer abhängig. Die Kenntnis des Programms und seine Akzeptanz bei möglichen Geförderten ist deutlich ausbaufähig. Mit Erasmus+ wurden alle Bildungsbereiche und Zielgruppen unter einem Dach zusammengeführt. Dem Programm gelang diese Integration zwar auf der Ebene der Programmarchitektur, nicht aber mit Blick auf die notwendige differenzierte Ansprache der heterogenen Zielgruppen. Im Fokus von Erasmus+ stehen Jugendliche, Schüler, Auszubildende, Studierende, Lehrer, Dozenten oder fortbildungsinteressierte Erwachsene. In der Perspektive des Bildungsprogramms der Europäischen Union werden sie nicht gezielt angesprochen, sondern in einer technischen Funktion zu Endbegünstigten. Dadurch stehen aus Sicht der Zielgruppen nicht deren gewünschte persönliche Entwicklung, ihre Perspektiven und ihre Bedürfnisse im Mittelpunkt einer möglichen Mobilität. Für die nächste Generation der europäischen Bildungsprogramme wird es entscheidend sein, die Zielgruppen in das Zentrum der Kommunikation zu stellen und sie in ihren jeweiligen Lebenswelten individuell abzuholen, ohne dabei den gemeinschaftlichen Wert von Erasmus+ preiszugeben. Erasmus+ und sein Nachfolgeprogramm müssen aus der Sicht der Individuen und Bildungseinrichtungen als zielgruppengerechter wahrgenommen werden. Die Darstellung der Nutzungsmöglichkeiten muss auf die unterschiedlichen Zielgruppen besser zugeschnitten sein, ohne dabei von der notwendigen Einheitlichkeit der 4

Verfahren abzuweichen. Dies gelingt, wenn Kommunikation verständlich wird, Zugänge erleichtert werden und so die aktive Zugehörigkeit zu einer europäischen Wertegemeinschaft vermittelt wird. Zum Beispiel sind Internetauftritt, Handbücher, Leitfäden, Datenbanken, Kommunikationswege und Prozesse komplett neu und aus der Sicht der Nutzer zu gestalten. 5. Ausbau und Flexibilisierung der Fördermaßnahmen Die oben genannten Punkte erfordern neue und angepasste Regelwerke und, damit einhergehend, insbesondere eine Flexibilisierung der bisherigen Möglichkeiten in den Leitaktionen. Zu ihrer Realisierung sind weitere finanzielle Mittel notwendig. Darüber hinaus plädiert die Nationale Agentur für folgende Modifikationen bzw. Erweiterungen: A. Strategische Partnerschaften Die Strategischen Partnerschaften sind weiterhin dezentral durch die Nationalen Agenturen, und somit nahe den Zielgruppen zu administrieren. Eine solche Förderung bringt klare Vorteile: Der Zugang für kleinere und neue Organisationen wird erleichtert. Beratung und Betreuung können zielgruppengerecht organisiert werden und nationale Prioritäten oder thematische Aspekte werden effektiver adressiert. Die Strategischen Partnerschaften sind finanziell und quantitativ weiter auszubauen. Sie haben sich als sehr flexibles und effektives Instrument der Internationalisierung von Hochschulen erwiesen. Auf Grund des geringen Budgets konnten in Deutschland von 2014-2016 nur 41 strategische Partnerschaften im Hochschulbereich (von europaweit 25.000 in allen Sektoren) gefördert werden. Fünf davon wurden nur dank zusätzlicher nationaler Finanzierung durch das BMBF realisiert. Die Wissensallianzen sollen aufgrund des geringen Budgets nicht als eigenständige zentrale Maßnahme weitergeführt, sondern in die Förderlinie der Strategischen Partnerschaften integriert werden. Durch die Integration in die Strategischen Partnerschaften (Bereich Hochschule-Wirtschaft) kann der administrative Aufwand für die NA und die Hochschulen reduziert werden, ohne den Hochschulen das Budget und die inhaltlichen Möglichkeiten der Wissensallianzen vorzuenthalten. B. Einstellung des Programms Master Loans Die im Rahmen von Erasmus+ erstmals eingeführten Master Loans werden bisher kaum genutzt. Von einer stärkeren Nachfrage in der Zukunft ist nicht auszugehen. Hierfür vorgesehene finanzielle Mittel können gewinnbringend für die Verstärkung des Budgets der dezentral administrierten Mobilitätsprojekte und Strategischen Partnerschaften genutzt werden. Bis heute kommen lediglich 1,5 % aller deutschen Studierenden in den Genuss einer Mobilitätserfahrung mit Erasmus+. Auch 2017 übersteigt das Antragsvolumen der deutschen Hochschulen für die Erasmus-Mobilität in Europa das verfügbare Budget wieder um das Doppelte. Sehr gute Projekte, die bisher abgelehnt werden mussten, können nur bei einer Mittelverstärkung in die Förderung aufgenommen werden. Höhere Stipendienraten verstärken den Anreiz für bisher nicht motivierte Studierende, einen Auslandsaufenthalt zu absolvieren. Auch Interessierte aus benachteiligten Gruppen werden so besser unterstützt. C. Verstärkung der Internationalen Dimension im Hochschulbereich: 5

Die internationale Dimension von Erasmus+ (International Credit Mobility, Capacity Building in Higher Education, Erasmus Mundus Joint Master Degrees, Jean Monnet) hat sich als wichtiges und sinnvolles Instrument im Programm etabliert. Dies ist besonders vor dem Hintergrund einer notwendigen Stabilisierung von Strukturen im Bildungsbereich und einer Unterstützung der Modernisierungsbemühungen in Partnerländern notwendig. Insbesondere sind die Budgets der International Credit Mobility erheblich aufzustocken, um der großen Nachfrage nach allen Weltregionen zu entsprechen. Besonders attraktive Regionen sind extrem überzeichnet und die ausgeprägte Konkurrenz behindert die von den kooperierenden Hochschulen erwartete Kontinuität in der Förderung. Auch stehen die kurzen Förderzeiträume in der International Credit Mobility der vom Programm geforderten Nachhaltigkeit entgegen. D. Integration von Europa macht Schule in das Nachfolgeprogramm von Erasmus+ Auf Grund seiner Zielsetzungen und Wirksamkeit hinsichtlich ehrenamtlichen Engagements, der praktischen Erlebbarkeit Europas und seiner Brückenfunktion zwischen dem Schul- und Hochschulbereich spricht sich die NA DAAD für die Integration des nationalen Programms Europa macht Schule (Europe meets school) in das Nachfolgeprogramm von Erasmus+ aus. Um seine Ziele zu erreichen, bedarf Erasmus+ im laufenden Programm der früher angekündigten Mittelaufwüchse und ab 2021 einer adäquaten Finanzierung, die über das Volumen der bisherigen Programmgeneration deutlich hinausgeht 2. 2 Positionspapier der Direktoren europäischer NA der Bereiche der allgemeinen und beruflichen Bildung vom 15. März 2017 6