Theorie und Praxis des Trainings der Schnelligkeit und der Schnelligkeitsausdauer im leichtathletischen Mittelstreckenlauf

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Theorie und Praxis des Trainings der Schnelligkeit und der Schnelligkeitsausdauer im leichtathletischen Mittelstreckenlauf Alexander Seeger DLV-Disziplintrainer 100 m, 200 m, 4 x 100 m C-Kader, Frauen

Motorische Grundeigenschaften Schnell- Kraft Kraft Ausdauer Schnelligkeit Beweglichkeit Kraftausdauer Schnelligkeitsausdauer Koordinative Fähigkeiten Rhythmus Kopplung Differenzierung Orientierung Gleichgewicht Reaktion Umstellung

Dimensionen der Schnelligkeit im Mittelstreckenlauf Schnelligkeit: ist die Fähigkeit des Nerv-Muskel-Systems, motorische Aktionen in einem minimalen Zeitabschnitt maximal schnell zu vollziehen Schnelligkeitsausdauer: bezeichnet die Widerstandsfähigkeit gegen Geschwindigkeitsabfall bei zyklischen Schnelligkeitsleistungen zwischen 7 und 120 Sekunden wettkampfspezifisches Renntempo: Training der im Wettkampf erforderlichen Geschwindigkeiten über Teilstrecken

Einflussgrößen der Schnelligkeit anlage-, lern und entwicklungsbedingt sensorisch, kognitiv, psychisch neuronal muskulär Geschlecht Konzentration Intramuskuläre Koordination Talent Informationsaufnahme und Verarbeitung Intermuskuläre Koordination Fasertypen Energiebereitstellung Konstitution Motivation Vorinnervation Dehnbarkeit Sehnenelastizität Technikbild Reflexinnervation Anzahl FT-Fasern Alter Willenskraft Reizleitungsgeschwindigkeit Bewegungsantizipation Muskeltemperatur

Leistungsbestimmende Faktoren im Mittelstreckenlauf (konditionell) Kraft Beweglichkeit Kraftausdauer Maximalkraft Explosivkraft Schnellkraft Ausdauer Schnelligkeitsausdauer Schnelligkeit

Technikbild Lauf Laufschritt Stützphase Schwungphase hintere vordere hintere vordere

Technikbild Lauf hintere Schwungphase vordere Schwungphase vordere Stützphase hintere Stützphase Entspannung und Vorbereitung der vorderen Schwungphase Beitrag zur Sicherung der Schrittlänge und Vorbereitung der aktiven Landung Amortisierung des Landedruckes und Aufbau von Vorspannung Entwicklung einer optimalen Abdruckkraft

Bewegungskriterien Beobachtungspunkte aktiver, geradliniger Fußaufsatz auf dem Ballen Fußspitze in der vorderen Schwungphase angezogen kurze Bodenkontakte optimale Streckung in Fuß-, Knie- und Hüftgelenk beim Abdruck zweckmäßiges Anfersen (Unterfersen) geradlinige, parallele Armarbeit aufrechte, unverkrampfte Rumpf- & Kopfhaltung schnellstmöglich, aber locker und entspannt

Grundsätze im Schnelligkeitstraining I neben einer Veranlagung für Schnelligkeit benötigt man für schnellstmögliche Bewegungen insbesondere das Gehirn die richtige Ansteuerung und die koordinativen Fähigkeiten sind von großer Bedeutung im Schnelligkeitstraining gilt: Qualität vor Quantität Schnelligkeit muss abwechslungsreich trainiert werden Laufschnelligkeit ist nur durch spezielle sportartspezifische Übungen erlern- und trainierbar

Grundsätze im Schnelligkeitstraining II schnell laufen muss erst gelernt, dann trainiert werden Rumpf- und Bauchkraft (Beckenstabilisation) sind wesentliche Voraussetzungen Muskuläre Dehnfähigkeit optimiert die Schnelligkeitsleistung Maximal- und Schnellkraft wirken sich positiv auf die Schnelligkeitsleistung aus eine Verbesserung der Schnelligkeitsausdauer erfordert vorher eine Verbesserung des Schnelligkeitsniveaus

Grundsätze im Schnelligkeitstraining III Schnelligkeit ganzjährig trainieren Schnelligkeitstraining aufgewärmt aber ermüdungsfrei durchführen Belastungsdauer bei maximalen Sprints nicht länger als 6-8 Sekunden vollständige Pausen (pro 10 m/1,5 min) wenige maximale Wiederholungen innerhalb einer Trainingseinheit Schnelligkeit- und Schnelligkeitsausdauertraining nicht in derselben Trainingseinheit

Echte Schnelligkeits-Programme Steigerungsläufe bis 50-60 m (später 80 m) Tempowechselläufe bis 60 m (20 m in/out/in) fliegende Läufe bis max. 40 m (20 m-anlauf): z.b.: 30 fl. subm. o. 20 fl. max o. 30 fl. subm. o. 20 fl. max) Bergabläufe bis 60 m (später 80 m) Frequenzläufe über flache Markierungen Läufe über progressive Abstandsmarkierungen Einseitig betonte Läufe (zu Beginn 30 später 60 m)

Sinnvolle Schnelligkeitsausdauer- Programme 15 Jahre: 2 x (3-4 x 60 m) P. 2 SP 8 oder 4-5 x 80 m P. 4-5 16 Jahre: 2 x (3-4 x 80 m) P. 2 SP. 8 oder 3-4 x 120 m P. 5 17 Jahre: 2 x (3-5 x 100 m) P. 3 SP. 8 oder 4-5 x 150 m P. 5-6 18 Jahre: 3 x (60-80 - 120) P. 2-3 SP. 8-10 oder 150-200 - 250-100 - 100 P. 6-8 - 10-4

Wettkampfspezifisches Renntempo (Empfehlung ab 18 Jahre) Bsp. 800 m: Tempo/Zeiten orientiert an Zielzeit 8 x 100 m P. 1-1.5 oder 2-3 x (4 x 200 m) P. 2 SP. 6 oder 2-3 x (200-300 - 200) P. 2/3 SP. 6-8 oder 2-3 x 400 m P. 4-6 oder 1-2 x (600-200) P. 5 SP. 20

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