Bewegungsanalyse am Instrument 05.06.2013 Hochschule für Musik und Theater München Alexandra Türk
Wiederholung vom 15.5.13 Was wurde trainiert? Wie wurde trainiert? Was war das Ziel der Übungen? Warum sind diese Übungen speziell für Musiker wichtig?
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Diagnosen: Tendinose Tendopathie Myopathie Repetitive Strain Injury (RSI) muskuläres Überlastungssyndrom Fälschlicherweise auch oft: Tendinitis (Sehnenentzündung) Tendovaginitis (Sehnenscheidenentzündung) Karpaltunnelsyndrom können aber alle als Folge eines muskulären Ü.last.syndroms auftreten
Prädisponierende Faktoren für Überlastungssyndrome inadäquate körperliche Voraussetzungen, ungünstige anatom. Varianten plötzliche Steigerung der Gesamtspieldauer Fehler in den musikalischen Übegewohnheiten und Übekonzepten Fehler in der Instrumental- oder Gesangstechnik Veränderung des Instruments oder Repertoires unzureichende Rehabilitation nach früheren Gesundheitsschäden fehlerhafte Körperbewegungen und Körperhaltung beim Spielen oder Singen belastende außermusikalische Aktivitäten geschlechtsbezogene Faktoren mit einer Benachteiligung von Musikerinnen nicht optimale Qualität des Instruments ungünstige Umweltfaktoren nach Norris und Dommerholt (1995)
Wie fühlt sich ein muskuläres Überlastungssyndrom an?
Stadien der Symptomentwicklung I II III IV V Akut bis subakut, reversible Symptome, d.h. lokal begrenzte und isolierte Schmerzen während des Musizierens Schmerzen auf weitere Regionen ausgedehnt, deutliche Koordinationsstörungen während des Musizierens Beschwerden, die über das eigentl. Musizieren hinaus gehen, deutli. Überempfindlichkeit in den betroffenen Regionen Aktivitäten des tägl. Lebens verursachen an gleichen Stellen Schmerz, auch Nacht- und Ruheschmerz Endstadium. Alle Aktivitäten verursachen Schmerz an den betroffenen Stellen. Gebrauchsverlust im Unterarm und der Hand. nach Fry (1986)
Diagnostik Anamnese, Gespräch, Bewegungsanalyse mit und ohne Instrument Im Allgemeinen KEIN Labor, Röntgen, CT, Kernspin notwendig. Behandlung Ärztliche und physiotherapeutische Behandlung in mehreren Phasen.
Behandlungsphasen I Erkenntnis und Akzeptanz der Behandlungsbedürftigkeit II Reduktion prädisponierender Faktoren (1) III Erlangung der Schmerzfreiheit IV Reduktion prädisponierender Faktoren (2) V VI Aufbau von Feinmotorik und musikalischer Technik, Retraining Durchführen geeigneter Präventionsmaßnahmen nach Blum (in Spahn et al. 2011)
Behandlungsphasen I Erkenntnis und Akzeptanz der Behandlungsbedürftigkeit II Reduktion prädisponierender Faktoren (1) III Erlangung der Schmerzfreiheit IV Reduktion prädisponierender Faktoren (2) V VI Aufbau von Feinmotorik und musikalischer Technik, Retraining Durchführen geeigneter Präventionsmaßnahmen nach Blum (in Spahn et al. 2011)
Retraining schrittweise Wiedererlangung der vollen Spielfähigkeit Phase von hoher Rezidivgefahr! schrittweiser Konditionsaufbau begleitet durch Physiotherapie u/od Körpertechniken Start vom Nullpunkt ist schwierig zu verkraften kaum fixe Zeitangaben zur Dauer des Retrainings möglich. Grob 6-8 Wochen. schriftlicher Übeplan ist hilfreich
Faktoren, von denen ein erfolgreiches Retraining abhängt: Disziplin und Geduld Tägliche Gesamtspieldauer Dauer der einzelnen Übeeinheiten Art der Stücke Allgemeine Spieltechnik Spezielle Spieltechnik (Vibrato, Doppelgriffe, Oktaven, Barré etc.) Tempo, Dynamik Intelligenter Übeplan
Beispielplan nach Norris, R. Free download: www.musicianssurvivalmanual.com Etc. 30 20 45 50 50 50 20 30 35 40 50 50 9 15 40 25 15 30 15 45 50 8 50 15 25 25 20 40 40 7 35 20 30 35 15 35 6 5 45 15 40 25 20 30 5 50 20 30 20 4 5 60 15 40 15 3 50 2 5 60 5 1 Play Rest Play Rest Play Rest Play Rest Play Levels 3-7 days each
Prävention Verbesserung der Körperwahrnehmung Optimierung der 5 motorischen Grundeigenschaften, dadurch Verbesserung der Gewebedurchblutung und höhere Resistenz gegenüber Belastungen Regelmäßige Dehnungs- und Aufwärmübungen zur Verbesserung der Gewebeelastizität Erlernen einer Körpertechnik (Feldenkrais, Alexandertechnik, etc.) Vermeiden prädisponierender Faktoren
Übungen Theorie: Übungen zum Aufwärmen vor dem Spielen (praktische Durchführung am 12.6.13) Übungen zur Verbesserung der Körperwahrnehmung (z.b. durch Erlernen einer Körpertechnik) Übungen Praxis: Übungen zur Verbesserung der Dehnfähigkeit und Elastizität Fallbeispiele mit Instrument
Dehnübungen Ziel: Verbesserung der Gewebedurchblutung Verbesserung der Elastizität Durchführung: Statische Dehnung: Vorsichtig bis in die Dehnposition gehen, mind. 30 Sek. halten, weiteratmen. Dynamische Dehnung: In die Dehnposition gehen, dann langsam heraus gehen, wieder in die Dehnung, etc. für mind. 30 Sek. Zeitpunkt: Zum Auf- und Abwärmen, aber dann nicht bis in die endgültige Dehnposition gehen. Zwischen den Übeeinheiten.
Dehnübungen Grundsätzlich können fast alle Yoga-Positionen auch als Dehnübung durchgeführt werden. 1. Unterarmbeuger 2. Unterarmstrecker 3. Finger 4. Schulter-Nacken-Bereich (M.Trapezius p.desc.) 5. Dreieck 6. Brustmuskulatur (M.Pectoralis major und minor) 7. Drehdehnlage
Abschluss Musikertypischen Faktoren, die Überlastungssyndrome begünstigen, bzw. ihre Heilung erschweren: Übermotivation Zeitdruck zuviel Muggen zusätzlich zum Studium oder Dienst Konkurrenzdruck falsche Zeitplanung (v.a. vor Prüfungen, Probespielen und Konzerten) materieller/finanzieller Druck fehlende Reflexion des eigenen Übe-/Spielverhaltens ( Übe-Traditionen )
Ausblick: Mittwoch, 11. Juni 2013 Thema: Physiologisch sinnvolles Üben Erstellen von Übe- und Trainingsplänen Bitte daran denken: 1. Einen Tennisball mitbringen. 2. Zwei Fallbeispiele werden benötigt. Wenn möglich 1x hohes Blech und 1x hohe Streicher oder Klavier.